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vom 16.06.2020, aktuelle Version,

Albrecht von Preußen (1809–1872)

Prinz Albrecht von Preußen

Albrecht Prinz von Preußen (* 4. Oktober 1809 in Königsberg; † 14. Oktober 1872 in Berlin; vollständiger Name Friedrich Heinrich Albrecht Prinz von Preußen) war der jüngste Bruder von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Kaiser Wilhelm I., der russischen Zarin Alexandra Fjodorowna und der Großherzogin Alexandrine zu Mecklenburg-Schwerin. In der preußischen Armee stieg er bis zum Generaloberst auf. Nach Scheidung von seiner ersten Ehefrau Marianne Prinzessin von Oranien-Nassau und morganatischer Heirat seiner zweiten Ehefrau Rosalie Gräfin von Hohenau geborene von Rauch musste er seinen Wohnsitz von Berlin nach Dresden verlegen. Zu diesem Zweck ließ er dort Schloss Albrechtsberg errichten.

Leben

Prinz Albrecht und seine Schwester Prinzessin Luise (Gemälde von Gerhard von Kügelgen)
Prinz-Albrecht-Palais in Berlin (um 1837)
Prinzessin Marianne
von Oranien-Nassau, erste Ehefrau Albrechts

Albrecht wurde als fünfter Sohn und letztes von zehn Kindern des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise in Königsberg geboren, ihrer Residenz während der französischen Besetzung Berlins. Er war der Bruder der preußischen Könige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I., der ab 1871 auch Deutscher Kaiser war. Seine Mutter starb als er noch nicht einmal ein Jahr alt war. Mit seinen Geschwistern kam Albrecht in die Obhut der Prinzessin Marianne.

Er trat mit 10 Jahren, wie alle preußischen Prinzen, 1819 als Sekondeleutnant in das 1. Garde-Regiment zu Fuß der preußischen Armee ein, in der er bis 1852 zum General der Kavallerie aufstieg, einer Waffengattung, der er sich besonders widmete; 1865 wurde er zum Inspekteur der dritten Armeeabteilung ernannt. Im Krieg gegen Österreich 1866 befehligte er das Kavalleriekorps der 1. Armee und wohnte den Schlachten bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz bei.

Bei Beginn des Kriegs gegen Frankreich 1870 erhielt er das Kommando über die der 3. Armee zugeteilte 4. Kavallerie-Division und nahm aktiv an der Spitze derselben Anteil am Zug der 3. Armee von Weißenburg über Wörth und Sedan nach Paris teil. Anfang Oktober wurde er beauftragt, zur Beobachtung der französischen Loirearmee im Rahmen der Armeeabteilung des Generals von der Tann vorzugehen, seine Kavallerie deckte die Bayern im Gefecht bei Artenay und beim Vorgehen in Richtung auf Orléans.

In der Schlacht bei Loigny und Poupry und bei Beaugency beteiligte sich seine Kavalleriedivision Anfang Dezember erfolgreich an den Operationen des Großherzogs von Mecklenburg Friedrich Franz II. und des Prinzen Friedrich Karl Nikolaus von Preußen bis zur Beendigung des Loirefeldzugs. Albrecht wurde am 31. Dezember 1870 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet.[1]

Nach Beendigung des Kriegs wurde Albrecht zum Generaloberst ernannt. Von 1867 bis 1871 war er als Abgeordneter des Reichstagswahlkreises Regierungsbezirk Gumbinnen 3 Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes. Im Parlament schloss er sich keiner Fraktion an und war ein unabhängiger Konservativer.[2] Er starb am 14. Oktober 1872 und wurde im Mausoleum im Park von Schloss Charlottenburg (in einem Zinnsarg in der Gruft unter dem Vorraum) beigesetzt.

Vom 14. September 1830 bis 28. März 1849 war Albrecht von Preußen mit Marianne Prinzessin von Oranien-Nassau verheiratet (1810–1883), der jüngsten Tochter von König Wilhelm I. der Niederlande. Die Ehe ging auseinander, als er 1845 eine außereheliche, nicht standesgemäße Liebesbeziehung mit Rosalie von Rauch (1820–1879) einging, der Tochter des preußischen Kriegsministers General der Infanterie Gustav von Rauch und Hofdame seiner Ehefrau. Er heiratete Rosalie 1853 morganatisch. Der niederländische und der preußische Hof hatten zuvor der Scheidung Albrechts und Mariannes erst zugestimmt, als Marianne von Oranien-Nassau von ihrem Kutscher und späteren Kabinettssekretär Johannes van Rossum, mit dem sie 1848 eine Liebesbeziehung eingegangen war, ein Kind erwartete.[3] Die nicht standesgemäße Hochzeit von Albrecht und Rosalie musste außerhalb Preußens stattfinden. Gewählt wurde der Hof von Sachsen-Meiningen, denn Albrechts älteste Tochter Charlotte aus der Ehe mit Marianne von Oranien-Nassau war mit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen verheiratet (ab 1866 Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen). Rosalie von Rauch wurde kurz vor der Eheschließung von ihm zur Gräfin von Hohenau erhoben. Ihr neu geschaffener Familienname wirkte wie eine Anspielung auf den Namen Hohenzollern.

Prinz-Albrecht-Denkmal in der Charlottenburger Schloßstraße
Schloss Albrechtsberg bei Dresden

Aufgrund seiner Scheidung von Marianne von Oranien-Nassau und seiner nicht standesgemäßen zweiten Ehefrau Rosalie Gräfin von Hohenau war Albrecht am preußischen Hof nicht erwünscht. Daher ließ er sich von 1850 bis 1854 am Loschwitzhang bei Dresden das prachtvolle Schloss Albrechtsberg durch den Schinkelschüler Adolf Lohse erbauen, wo er mit Rosalie lebte und zwei gemeinsame Söhne geboren wurden. Im Innern des Schloss ließ Albrecht durch Landschaftsmalereien auf den Emporen seine Lieblingsreiseziele festhalten: Kairo, Konstantinopel, Meran und Neapel. Das Maurische bzw. Türkische Bad erinnert an seine Orientreise im Jahr 1843.

In Berlin ließ er ab 1860 ebenfalls von Lohse sein Wohnhaus in der Wilhelmstraße, das Prinz-Albrecht-Palais, nochmals umbauen, nachdem Schinkel es bereits 30 Jahre zuvor seinen Wünschen entsprechend grundlegend verändert hatte.

Ehrungen

Familie

Kinder aus erster Ehe (1830–1849) mit Marianne Prinzessin von Oranien-Nassau (1810–1883):

⚭ 1850 Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826–1914)
Rosalie Gräfin von Hohenau, geborene von Rauch – zweite, morganatische Ehefrau Albrechts
⚭ 1873 Prinzessin Marie von Sachsen-Altenburg (1854–1898)
⚭ 1865 Herzog Wilhelm zu Mecklenburg (1827–1879)

Kinder aus zweiter, morganatischer Ehe mit Rosalie von Rauch (1820–1879), Gräfin von Hohenau:

  • Wilhelm (1854–1930) Graf von Hohenau
⚭ 1. 1878 Freiin Laura Saurma von und zu der Jeltsch (1857–1884)
⚭ 2. 1887 Prinzessin Margarethe zu Hohenlohe-Öhringen (1865–1940)
⚭ 1881 Charlotte von der Decken (1863–1933)

Siehe auch

Literatur

  • Hans Zeidler und Heidi Zeidler: Der vergessene Prinz. Geschichte und Geschichten um Schloß Albrechtsberg. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-7608-0341-5
  • Gorch Pieken/Cornelia Kruse: Preußisches Liebesglück. Propyläen Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-549-07337-7
  • Daniel Schönpflug: Die Heiraten der Hohenzollern. Verwandtschaft, Politik und Ritual in Europa 1640–1918. Verlag Vandenhoeck&Ruprecht. Göttingen, 2013. S. 104.
  • Bernhard von Poten: Albrecht (Prinz von Preußen). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 741 f.
  • Maik Ohnezeit: Militärische Leistungsbilanz. Ein Andenken des Prinzen Albrecht von Preußen aus dem Krieg 1870/71, in: Buck, Meike; Derda, Hans-Jürgen; Pöppelmann, Heike (Hrsg.): Tatort Geschichte. 120 Jahre Spurensuche im Braunschweigischen Landesmuseum, Petersberg 2011 (Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums 113), S. 194–195.
  • Samuel Wittwer: Glastulpen, persische Vasen und maurischer Brokat aus Berlin: Die Orientreise des Prinzen Albrecht von Preußen 1843 und ihre Folgen. Jahresvortrag 2019. Hrsg. v. Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V., Berlin 2019.
Commons: Prinz Albrecht von Preußen (1809–1872)  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite 1740–1918. Biblio Verlag, Bissendorf 1998, ISBN 3-7648-2473-5, S. 406.
  2. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage, Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 9.
  3. Hartmut Heinemann: Prinzessin Marianne der Niederlande (1810-1883) und der Rheingau. Eine Frau zwischen Tradition und Emanzipation. In: Rheingau-Forum. 2/2002, S. 4.