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vom 21.02.2020, aktuelle Version,

Andreas Maislinger

Andreas Maislinger und Branko Lustig in Los Angeles (2009)

Andreas Maislinger (* 26. Februar 1955 in Sankt Georgen bei Salzburg) ist ein österreichischer Politikwissenschaftler.

Leben und Wirken

Andreas Maislinger wuchs in einem Landgasthaus in Sankt Georgen bei Salzburg auf. Sehr geprägt wurde er von seinem Vater Andreas Maislinger sen.[1] sowie seinem Nachbarn, dem Schriftsteller Georg Rendl.

Von 1982 bis 1991 war Maislinger am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck, an der University of New Orleans, an der Humboldt-Universität zu Berlin, an der Johannes Kepler Universität Linz und an der Hebräischen Universität Jerusalem tätig.

Bürgermeister Gerhard Skiba, Andreas Maislinger und Gedenkdiener erinnern vor dem Adolf-Hitler-Geburtshaus an Gerechte unter den Völkern. (2002)

Andreas Maislinger ist der Initiator des österreichischen Gedenkdienstes. Er setzte sich seit seinem Studium[2] für die gesetzliche Verankerung dieser Art des Militärersatzdienstes ein, der die Aufklärung über den Holocaust zum Ziel hat[3]. Unterstützt wurde er dabei vor allem von Simon Wiesenthal, Teddy Kollek[4], Ari Rath, Herbert Rosenkranz, Gerhard Röthler und Karl Pfeifer.[5] Am 10. Oktober 1980 hatte Maislinger auf Einladung von Anton Pelinka die Möglichkeit in der von Dolores Bauer geleiteten ORF-Sendung "Kreuzverhör" den "Zivildienst in Auschwitz"[6] vorzustellen. Nach der Realisierung konnte am 1. September 1992 der erste Gedenkdiener seinen Dienst im Museum Auschwitz-Birkenau antreten. Als Vorsitzende des Vereins Gedenkdienst wurden Maislinger und Andreas Hörtnagl allerdings 1997 abgewählt.[7] So gründeten sie, nach einer längeren Auseinandersetzung mit dem neuen Vorstand des Vereins Gedenkdienst, den Verein für Dienste im Ausland, 2005 umbenannt auf Verein Österreichischer Auslandsdienst.[8] Dabei wurde der Gedenkdienst um die Bereiche Sozialdienst und Friedensdienst erweitert.

Engagement

Während seines Studiums in Salzburg war er Mitglied der Österreichischen Studentenunion und versuchte eine österreichische Beteiligung an der Internationalen Jugendbegegnungstätte Auschwitz zu erreichen. Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hatte dies jedoch mit der Begründung ein Österreicher hat in Auschwitz nichts zu sühnen abgelehnt. Später anerkannte Kirchschläger das positive Ergebnis des von Maislinger durchgesetzten Gedenkdienstes[9]. Den Sommer 1978 verbrachte er im Kibbuz Kfar HaHoresh in der Nähe von Nazareth.[10] 1980 promovierte er bei Anton Pelinka zum Dr. phil. mit einer Dissertation über Probleme der österreichischen Verteidigungspolitik. Der Auschwitz-Überlebende Jerzy Adam Brandhuber war während dieser Zeit sein Vertrauter. Hermann Langbein klärte ihn über den Antisemitismus beim Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie in Polen auf.[11] Auf Anregung von Jan Parcer rief er in Österreich zur Unterstützung des Baus der Maximilian-Kolbe-Kirche in Oswiecim auf.[12]

1986 war er Gründungsmitglied der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft Tirol und 1988 im Auftrag der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte in der DDR. Dieser und frühere DDR-Aufenthalte Maislingers wurden von dem Ministerium für Staatssicherheit beobachtet. Mit Bischof Kurt Scharf setzte er sich für die Freilassung politischer Häftlinge in der DDR ein.[13] Die von Maislinger erstmals 1984 organisierte Fahrt zum Museum Auschwitz-Birkenau wird von der Gesellschaft für politische Aufklärung bis heute angeboten.[14] Gemeinsam mit Yaacov Lozowick realisierte er 1992 das erste deutschsprachige Seminar in Yad Vashem.[15]

Von 1992 bis 2012 war Maislinger der wissenschaftliche Leiter der Braunauer Zeitgeschichte-Tage in Braunau am Inn. Bürgermeister Gerhard Skiba hatte diese von Maislinger bereits 1987[16] vorgeschlagene Tagung ermöglicht.

Bis 1996 veröffentlichte Andreas Maislinger Kolumnen in der Jüdischen Rundschau.[17] Nach der FPÖ-Regierungsbeteiligung im Jahr 2000 schlug Maislinger der Stadt Braunau am Inn vor, im Geburtshaus von Adolf Hitler ein „Haus der Verantwortung[18] einzurichten.

Ab 2006 leitete Maislinger das in Bürmoos stattfindende Ignaz-Glaser-Symposion. Im August 2006 verlegte Gunter Demnig auf Einladung Maislingers im Bezirk Braunau am Inn 13 Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus. Bereits 1997 wurden zwei Stolpersteine für die hingerichteten Zeugen Jehovas Johann und Matthias Nobis in Maislingers Heimatgemeinde verlegt.[19]

Als Tierschützer engagierte sich Andreas Maislinger 2007 mit Johann Maier für ein Schweizerkracher-Verkaufsverbot.[20]

Veröffentlichungen

Herausgeberschaft

  • Costa Rica. Politik, Gesellschaft und Kultur eines Staates mit ständiger aktiver und unbewaffneter Neutralität. Inn-Verlag, Innsbruck 1986, ISBN 3-85123-091-4.
  • Der Putsch von Lamprechtshausen. Zeugen des Juli 1934 berichten.[22] Eigenverlag, Innsbruck 1992, ISBN 3-901201-00-9.
  • Handbuch zur neueren Geschichte Tirols. Band 2: Zeitgeschichte. (gemeinsam mit Anton Pelinka), Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1993.

Filme

Auszeichnungen

Literatur

  • Joana Radzyner: Einsam unter Friedensengeln: Wehrdienstverweigerer Andreas Maislinger lebt alternativen Friedensdienst vor. In: Profil, 12. Juli 1982.[33]
  • Herbert Rosenkranz: Ein österreichischer Historiker, der gegen den Strom schwimmt: Dr. Andreas Maislinger. In: Ausweg – Jüdische Zeitschrift für Aufklärung und Abwehr, Juni 1992.
  • Thomas Trescher: Der unbedankte Narziss. In: Datum 7–8/2008.[34]
  • Anton Legerer: Andreas Maislinger: Überzeugungsarbeit gegen den „Opfermythos“. In: Ders.: Tatort: Versöhnung. Aktion Sühnezeichen in der BRD und in der DDR und Gedenkdienst in Österreich. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02868-9, S. 421–440.
  • Hans Kratzer: Visionen eines Wirtsbuben. In: Süddeutsche Zeitung 21./22. April 2012
Commons: Andreas Maislinger  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andreas Maislinger über seinen Vater Andreas Maislinger sen. (2007)
  2. Pressearchiv und Briefarchiv (Memento vom 21. Mai 2011 im Internet Archive) dokumentieren Engagement für den Gedenkdienst seit 1977.
  3. "Zivildienst in Holocaust Gedenkstätten": Peter Huemer und Andreas Maislinger, ORF Moment - Leben Heute, 9. März 1988
  4. Teddy Kollek zum Projekt Gedenkdienst (Tiroler Tageszeitung, 12. Jänner 1993)
  5. Interview mit Dr. Andreas Maislinger, Die GEMEINDE, 22. Dezember 1982 (Memento vom 9. März 2001 im Internet Archive)
  6. Andreas Maislinger: "ZIVILDIENST" in Auschwitz (Memento vom 9. März 2001 im Internet Archive), Stattblatt – Linzer Programm- und Belangzeitschrift 22/1980
  7. Gerhard Marschall: "Keine Spielwiese", Oberösterreichische Nachrichten vom 18. Juni 1997 (Memento vom 23. April 2001 im Internet Archive)
  8. "Einem Obmann zum Gedenken", KURIER, Tirol, 5. Dezember 1997
  9. Brief von Dr. Rudolf Kirchschläger an Dr. Andreas Maislinger, Wien 3. Februar 1995
  10. Andreas Maislinger: "Kreiskys Interview und Israel" (Memento vom 18. Januar 2005 im Internet Archive), Salzburger Nachrichten, 24. Oktober 1978
  11. Brief von Hermann Langbein an Andreas Maislinger, Wien 20. Dezember 1980 (Memento vom 7. Juli 2002 im Internet Archive)
  12. Kirchenbauer für Auschwitz gesucht. Salzburger Nachrichten 31. Juli 1981 (Memento des Originals vom 9. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hrb.at
  13. Brief von Andreas Maislinger an Bischof Kurt Scharf vom 21. Januar 1981. (Memento vom 2. Juli 2003 im Internet Archive)
  14. http://www.uibk.ac.at/gfpa/ablage/dokumente/studienfahrt2010_1.pdf
  15. Herbert Rosenkranz: Ein österreichischer Historiker, der gegen den Strom schwimmt. (Memento vom 9. März 2001 im Internet Archive), Israel Nachrichten, 10. April 1992
  16. Alfred Jungraithmayr: "Chance für Braunau" (Memento des Originals vom 27. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hrb.at, Braunauer Rundschau 11. Mai 1989.
  17. Kolumnen von Andreas Maislinger in der Jüdischen Rundschau
  18. Haus der Verantwortung (HRB)
  19. „Stolpersteine“ zur mahnenden Erinnerung (19. Juli 1997) (Memento vom 7. Juli 2009 im Internet Archive)
  20. Mail an die Abgeordneten zum Österreichischen Nationalrat vom 24. Dezember 2007. (Memento des Originals vom 1. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hrb.at
  21. „Den Nationalsozialisten in die Hände getriebe“n – Zur Geschichtspolitik der SPÖ von 1970 bis 2000. In: Europäische Rundschau, Heft 3/2001
  22. Zeugen des Juli 1934 berichten auf Maislinger.net
  23. Bauern gegen Hitler. Eine Dokumentation von Andreas Maislinger. Informations- und Pressedienst der Österreichischen Widerstandsbewegung Nr. 1/199 (Memento des Originals vom 23. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hrb.at
  24. Dokumentarfilm „Keine gebrochenen Frauen“ (Österreich 1986). (Memento des Originals vom 2. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hrb.at
  25. Maislinger: Auszeichnung für Lebenswerk
  26. Auszeichnung durch den Weltmenschverein
  27. Verleihung Großes Verdienstzeichen des Landes Salzburg (Memento des Originals vom 25. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.salzburg.gv.at (MS Word; 26 kB) am 19. Oktober 2010 (salzburg.gv.at)
  28. John-Rabe-Preis für Andreas Maislinger, 2. November 2010 (salzburg.orf.at)
  29. Urkunde: 10 Bäume in den Bergen Jerusalems (Memento vom 16. September 2011 im Internet Archive), IKG-Innsbruck an Andreas Maislinger, Januar 2011
  30. Welser Antifa verlieh Elfriede-Grünberg-Preis (Memento vom 20. Oktober 2005 im Internet Archive), antifa.at, November 2011
  31. Gedenkdienst: Maislinger Edelritter ORF Salzburg, 3. Oktober 2012
  32. Universität Innsbruck: Verdiente Persönlichkeiten geehrt. Artikel vom 19. Oktober 2018, abgerufen am 20. Oktober 2018.
  33. Joana Radzyner: Einsam unter Friedensengeln: Wehrdienstverweigerer Andreas Maislinger lebt alternativen Friedensdienst vor. Profil, 12. Juli 1982.
  34. Thomas Trescher: Der unbedankte Narziss. (Memento des Originals vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.datum.at Datum (Zeitschrift), 7–8/2008

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Andreas Maislinger beim 2nd Annual Dinner des LA Museum of the Holocaust Andreas_Maislinger_and_Branko_Lustig_at_the_LAMOTH_2nd_Annual_Dinner_(2).jpg Andreas_Maislinger_and_Branko_Lustig_at_the_LAMOTH_2nd_Annual_Dinner_(2).jpg : Jörg Reitmaier. Original uploader was Joerg reitmaier at de.wikipedia derivative work: M AURILBERT (discuter)
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Datei:Andreas Maislinger and Branko Lustig at the LAMOTH 2nd Annual Dinner (2) cropped.jpg
Bürgermeister Gerhard Skiba , Andreas Maislinger (Gründer des Vereins Österreichischer Auslandsdienst ) und Gedenkdiener stehen anlässlich der der 11. Braunauer Zeitgeschichte-Tage „Wenige Gerechte?“ in Braunau am Inn ( Österreich ) vor dem Geburtshaus von Adolf Hitler und halten die Namen der österreichischen Gerechten unter den Völkern (Menschen, die Juden während des Holocausts gerettet haben) in den Händen. http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Braunau.jpg Österreichischer Auslandsdienst
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