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vom 18.04.2016, aktuelle Version,

August Macke

Selbstporträt mit Hut (1909)
Signatur von August Macke

August Robert Ludwig Macke (* 3. Januar 1887 in Meschede, Hochsauerland; † 26. September 1914 bei Perthes-lès-Hurlus, Champagne) war einer der bekanntesten deutschen Maler des Expressionismus. Er beteiligte sich an den beiden Ausstellungen des Blauen Reiters.

In rund zehn Jahren schuf Macke ein Werk, das sich unter dem Einfluss der vielfältigen Kunstströmungen der Zeit zunächst stilistisch rasch wandelte. Der persönliche Stil, zu dem er schließlich fand, und der heute als typisch für Macke empfunden wird, ist geprägt durch die Beschäftigung mit der Wirkung des Lichts und durch die Verwendung reiner, leuchtender, harmonierender Farben. Die Gemälde wirken heiter und leicht, alles Tragische ist ihnen fremd. „Seine Bilder befriedigen die Sehnsucht nach positiven Bildern einer intakten Welt, dem Gleichklang des Menschen mit den Dingen, die ihn umgeben.“[1]

Leben

Herkunft und Schulzeit

Porträt mit Äpfeln: Frau des Künstlers (1909)
Tegernsee-Landschaft (1910)
Tegernsee-Landschaft, 1910, Germanisches Nationalmuseum
Marienkirche in Bonn mit Häusern und Schornstein (1911)
Gartenbild (1911)
Indianer auf Pferden (1911) war in der ersten Ausstellung des Blauen Reiters vertreten.
Walterchens Spielsachen, 1912, Städelsches Kunstinstitut
Persiflage auf den Blauen Reiter (1913)
Kairouan (III) (Aquarell, 1914)
Abschied (1914)

August Macke wurde am 3. Januar 1887 im sauerländischen Meschede geboren. Sein Vater August Friedrich Macke (1845–1904), ein Tiefbauingenieur und mäßig erfolgreicher Bauunternehmer, zeichnete in seiner Freizeit und sammelte alte Stiche und Münzen. Die Mutter Maria Florentine Macke, geborene Adolph (1848–1922) entstammte einer bäuerlichen Familie. Nach seinen zwei älteren Schwestern Ottilie und Auguste war August das dritte Kind der Familie.[2]

Bald nach Augusts Geburt zog die Familie nach Köln, wo er ab 1897 das Gymnasium besuchte. Nach einem erneuten Umzug nach Bonn wechselte er 1900 auf das dortige Realgymnasium. Während der Schulzeit bewies August Macke Begabung im Zeichnen und Malen und ein lebhaftes Kunstinteresse.

1903 lernte er seine spätere Frau Elisabeth Gerhardt, die Tochter des Bonner Fabrikanten Carl Gerhardt kennen. Elisabeth wurde von nun an sein wichtigstes Modell; er porträtierte sie mehr als zweihundertmal.[3] Ihr Onkel, der wohlhabende Berliner Unternehmer, Kunstsammler und -mäzen Bernhard Koehler, sollte Macke später mehrfach unterstützen.

Ausbildung

1904 verließ er gegen den Willen des Vaters die Schule in der Unterprima und begann eine Ausbildung an der Königlichen Kunstakademie Düsseldorf. Schon bald kritisierte er den starren Lehrplan und vor allem das fortwährende Zeichnen nach Gipsabgüssen. Er besuchte die Akademie nur noch gelegentlich und verließ sie vorzeitig im November 1906. Parallel belegte er 1905 Kurse an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, die ihm mehr Anregungen vermittelte.

Über den mit ihm befreundeten Wilhelm Schmidtbonn kam er in Kontakt mit Louise Dumont und Gustav Lindemann, die am Düsseldorfer Schauspielhaus eine Reformierung des Theaters anstrebten. Mit großer Begeisterung entwarf August Macke 1906 Bühnendekorationen und Kostüme für eine Reihe von Aufführungen. Schmidtbonn beschrieb den damals 19-jährigen Macke: „Er war breit und groß, mit gesundem und lachendem Gesicht. Seine Gestalt, Gesicht, Stimme füllten unser Zimmer ungewohnt aus. […] Mit Kraft und Lebenslust, deren wir selbst genug zu haben dachten, hat er uns überschüttet …“[4]

Auf einer Reise nach Paris 1907 lernte Macke Gemälde des Impressionismus kennen, die ihn tief beeindruckten. Er beschloss daraufhin, bei einem deutschen Impressionisten seine Ausbildung zu ergänzen. Seine Wahl fiel auf Lovis Corinth, der an einer privaten Kunstschule in Berlin Kurse gab. Während des sechsmonatigen Studienaufenthaltes besuchte Macke zudem viele Berliner Museen.

1908 folgte eine Reise nach Italien sowie, zusammen mit Elisabeth Gerhardt und Bernhard Koehler, eine zweite Parisreise. Anlass für diese Reise war der Wunsch Koehlers, seine Sammlung mit Werken des französischen Impressionismus zu ergänzen, wobei August Macke als Berater fungierte.

Militärdienst und Heirat

Ab Oktober 1908 leistete er seinen einjährigen Militärdienst ab, was sein künstlerisches Schaffen fast völlig unterbrach. Nach Beendigung des Militärdienstes heiratete er im Oktober 1909 Elisabeth Gerhardt. Die Existenz des Paares war durch Einkünfte gesichert, die Elisabeth Macke aus ihrem väterlichen Erbe erhielt und die ein zwar nicht luxuriöses, aber doch sorgenfreies Dasein ermöglichten.[5] 1910 bzw. 1913 wurden die Söhne Walter und Wolfgang geboren.

Malerei und Ausstellungstätigkeit

Die Hochzeitsreise führte wiederum nach Paris, wo August Macke Werken der Fauves und der Futuristen begegnete. Im Anschluss daran zog das Ehepaar Ende Oktober auf Einladung Schmidtbonns nach Tegernsee. Das in der Ruhe und Abgeschiedenheit Oberbayerns verbrachte Jahr wurde für August Macke zu einer besonders produktiven Schaffensphase.

Anlässlich einer Ausstellung lernte er Anfang 1910 Franz Marc kennen. Mit dem sieben Jahre Älteren verbanden ihn bald eine enge Freundschaft und ein reger Gedankenaustausch zu künstlerischen Fragestellungen. Im September 1910 besuchte er eine Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München, wo unter anderem Werke der Fauves und des beginnenden Kubismus gezeigt wurden. Anders als Marc, der der Vereinigung beitrat, hegte Macke Vorbehalte gegen die Malerei der Mitglieder: „[…] es schüttelt mich nicht. Es interessiert mich stark. […] Aber die Ausdrucksmittel sind zu gross für das, was sie sagen wollen.“[6]

Da die Wohn- und Arbeitsverhältnisse in Tegernsee beengt waren und Macke insbesondere ein Atelier vermisste, zog die Familie Ende 1910 zurück nach Bonn; hier konnte in einem Mackes Schwiegermutter gehörigen Haus für ihn ein Atelier ausgebaut werden. In der Bonner Zeit entstanden mehr als 330 Gemälde.[7] Der Bonner Student Max Ernst befreundete sich 1911 mit Macke und beschloss im folgenden Jahr, ermutigt durch die Anerkennung und Förderung durch Mackes Freundeskreis, Maler zu werden.[8]

Mitte 1911 beschlossen zwei Mitglieder der Neuen Künstlervereinigung, Wassily Kandinsky und Franz Marc, eine eigene Publikation herauszubringen, den allerdings nur einmal erschienenen Almanach Der Blaue Reiter. Aufgefordert durch Marc beteiligte Macke sich an der Redaktion des Almanachs und steuerte den Aufsatz Die Masken bei; er veranlasste zudem Bernhard Koehler, die Finanzierung sicherzustellen. Als Ende 1911 die Redakteure des Almanachs aus der Künstlervereinigung austraten, um unter dem Namen Der Blaue Reiter eigene Ausstellungen durchzuführen, schloss Macke sich an. In der ersten Ausstellung des Blauen Reiter, die 1911/12 zunächst in München, dann in Köln, Berlin, Hagen und Frankfurt gezeigt wurde, war Macke mit nur drei Gemälden vertreten, durch die er sich unzureichend repräsentiert fühlte. Sein Verhältnis zum Blauen Reiter war immer ambivalent gewesen; zwar war er zeitweise von Kandinskys Malerei tief beeindruckt, hatte aber Vorbehalte gegen den hohen geistigen Anspruch der Künstler ebenso wie gegen Kandinskys dominante Persönlichkeit. Zwar beschickte er die zweite, von Februar bis April 1912 stattfindende Ausstellung des Blauen Reiter, auf der grafische Arbeiten gezeigt wurden, hatte sich zu diesem Zeitpunkt aber künstlerisch von der Gruppe bereits distanziert.[9] Gemeinsam mit Franz Marc bemalte er nach dessen Vorschlag 1912 eine Wand seines Ateliers mit dem Paradies, das Adam und Eva darstellt.[10]

Die drei Bonner Jahre waren für Macke eine Zeit lebhafter Ausstellungstätigkeit. Ausstellungen in namhaften Galerien sorgten dafür, dass sein Ruf über Deutschland hinauswuchs, unter anderem durch Teilnahme an einer Ausstellung von Karo-Bube in Moskau. Darüber hinaus trat er als Organisator bedeutender Ausstellungen in Erscheinung. Er zeigte im Kölner Gereonsklub Werke dort bisher kaum bekannter, avantgardistischer Künstler und setzte sich im Rheinland für die Präsentation des Blauen Reiter ein. 1912 war er Mitglied im Arbeitsausschuss für die Sonderbund-Ausstellung in Köln. Von ihm ging die Initiative aus für die Ausstellung Rheinischer Expressionisten 1913 in Bonn. An der Organisation des Herbstsalons im September 1913 in Berlin war er maßgeblich beteiligt.

In seiner Distanz zum Blauen Reiter riet er seinem Freund Marc, „zu arbeiten, ohne an den ‚Blauen Reiter‘ und an blaue Pferde zu denken.“ Er malte 1913 ein Bild mit dem Titel Persiflage auf den Blauen Reiter. Das Aquarell zeigt links von der Mitte Marc auf dem Kutschbock, Kandinsky rechts daneben vornehm in der Kutsche sitzend sowie rechts oben das Profil von Herwarth Walden. Rechts unten stellt sich Macke klein und unbedeutend dar. Das Bild ist bedeckt von fließenden Linien und Farbflecken und karikiert Kandinskys abstrakten Stil.[11]

Um Abstand zum Kunstbetrieb zu gewinnen und sich in Ruhe auf sein eigenes Werk konzentrieren zu können, übersiedelte Macke mit seiner Familie im Herbst 1913 nach Hilterfingen am Thunersee. In unmittelbarer Nachbarschaft wohnte der Maler Louis Moilliet, den Macke bereits 1909 in der Schweiz kennengelernt hatte.[12] Auch Paul Klee war nicht weit entfernt. In Hilterfingen entstanden die wichtigsten Bilder seines Œuvres.[13]

Im April 1914 wurde der Aufenthalt durch eine gut vierzehntägige Reise gemeinsam mit Paul Klee und Louis Moilliet nach Tunesien unterbrochen. Die Reise kam auf Betreiben von Klee zustande. Dieser wünschte sich eine Studienfahrt, auf der die Maler sich gegenseitig anregen sollten. In Tunesien besuchten sie unter anderem die Orte Karthago, Hammamet und Kairouan. Macke kam von dieser Reise mit einer Fülle von Fotos, Zeichnungen und Aquarellen zurück; einige davon benutzte er in Hilterfingen bzw. später in Bonn als Grundlage für Gemälde.

In der zweiten Junihälfte kehrte das Ehepaar nach Bonn zurück, wo August Macke sechs Wochen intensiver Arbeit blieben.

Tod im Ersten Weltkrieg

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Macke am 1. August 1914 [14][15] zum Infanterie-Regiment Nr. 160 eingezogen.[16] Seine Briefe aus dem Feld stehen unter dem Eindruck der Schrecken und der Grausamkeit des Krieges.[17][18] Er fiel am 26. September 1914 im Alter von 27 Jahren als Offizierstellvertreter an der Westfront bei Perthes-lès-Hurlus in der Champagne.[19] Macke ist auf dem Soldatenfriedhof von Souain in einem Sammelgrab begraben.

Werk

Einflüsse und Entwicklung

Porträt Hans Thuar (1903)
Am Rhein bei Hersel (1908)
Stillleben: Hyazinthenteppich (1910)
Der Sturm (1911)
Spaziergänger am See I (1912)
Mädchen unter Bäumen (1914)

August Macke war offen für die vielfältigen künstlerischen Strömungen seiner Zeit und experimentierte in seinen Bildern mit den neuen Malstilen. Aufgrund der wechselnden Einflüsse weist sein Werk trotz der kurzen Schaffenszeit von rund zehn Jahren einen raschen stilistischen Wandel auf.

Frühwerk

Zunächst orientierte Macke sich vor allem an der beobachteten Umwelt. Die im Frühwerk sehr zahlreichen Porträts zeigen sein Bestreben, die Persönlichkeit der porträtierten Personen zum Ausdruck zu bringen. Einige seiner frühen Gemälde stehen unter dem Einfluss von Arnold Böcklin, dessen symbolistische Malerei mit bildnerischen Mitteln Ideen, Gedanken oder Stimmungen auszudrücken sucht. So scheint Mackes Gemälde Herbst (1905) durch Böcklins Herbstgedanken inspiriert. Als Vorbild aus dieser Phase wird Hans Thoma genannt, auf dessen Einsamkeit Mackes Spaziergänger von 1907 zurückgehen.[20]

Impressionismus

1907 lernte er, zunächst durch Schwarz-Weiß-Abbildungen sowie Publikationen des Kunsthistorikers Julius Meier-Graefe, auf seiner ersten Parisreise dann im Original, Bilder des französischen Impressionismus kennen. Dies bewirkte einen Schub in seiner künstlerischen Entwicklung. „Ich begreife nicht, dass ich so lange an Böcklin, Thoma’scher Gefühlsmalerei hängen konnte. […] Ich bin sie für immer los“, schrieb er 1907 an seine Freundin Elisabeth.[21] Er wandte nun seine Aufmerksamkeit vom Motiv ab und der Bildwirkung selbst zu, wobei ihn Licht und Farbe, deren Wirkung Zusammenklang besonders interessierten. Vorübergehend, beispielsweise in dem Gemälde Am Rhein bei Hersel, verwendete er die typisch impressionistische Maltechnik der kleinen, verwischten Pinselstriche. Vor allem aber wirkte sich der Einfluss des Impressionismus auf seine Motivwahl aus. Macke bevorzugte nun alltägliche Motive ohne Symbolgehalt: seine eigene häusliche Umgebung, Gärten, Landschaften, Spaziergänger, Tiere im Zoo.

Mackes besondere Bewunderung unter den impressionistischen Malern galt Édouard Manet. Dessen Vorbild war bei Motivwahl und Bildkomposition dann noch wirksam, als Macke die impressionistische Malweise bereits wieder hinter sich gelassen hatte; so lässt sich das Staudacherhaus am Tegernsee von 1910 auf Manets Landhaus in Rueil zurückführen.

Expressionismus

Im Verlauf des Tegernseer Jahres änderte sich Mackes Malweise erneut, diesmal unter dem Einfluss der französischen Fauves, aber auch der deutschen Expressionisten, darunter Mitglieder der Neuen Künstlervereinigung München, wie Franz Marc und Gabriele Münter. Seine Gemälde weisen nun eine leuchtende Farbigkeit und vereinfachte Formen auf, die häufig mit einer dunklen Linie umrandet sind. Die Raumtiefe tritt zugunsten einer flächigen Wirkung zurück, und häufig ist ein Interesse am Ornamentalen zu erkennen. Die zahlreichen Stillleben, die Macke von nun an bis etwa 1912 malte, zeigen den Einfluss des von ihm bewunderten Henri Matisse.

Während seines Kontaktes mit dem Blauen Reiter experimentierte Macke bisweilen mit einer abstrahierenden Malweise nach dem Vorbild von Wassily Kandinsky und Franz Marc. Unter anderem entstand das Gemälde Der Sturm, das im Almanach des Blauen Reiters abgebildet wurde. Macke gab diesen innerhalb seines Gesamtwerks untypischen und ihm nicht gemäßen Malstil im Lauf des Jahres 1912 wieder auf.

Reifer Stil

Das Gemälde Spaziergänger am See I (1912) markiert eine entscheidende Wende in Mackes Werk. Scharfkantige, spitzwinklige Formen sind hier in ruckartiger Dynamik gegeneinandergesetzt, die Geschlossenheit der Bildfläche ist aufgelöst. Macke reagierte damit auf die Eindrücke des Frühkubismus mit seinen Vorreitern Pablo Picasso und Georges Braque. Anfänglich übernahm er sogar die für ihn ganz untypische, dunkel-gedämpfte Farbigkeit dieses Malstils. Dagegen sind die prismatischen, sich überlagernden und überschneidenden Elemente, die ebenfalls seit 1912 in Mackes Gemälden und Zeichnungen auftauchen, auf Einflüsse des Futurismus zurückzuführen. Dessen Anliegen war es unter anderem, durch die simultane Darstellung aufeinanderfolgender Vorgänge Geschwindigkeit auszudrücken. Ein Beispiel dafür ist das Große helle Schaufenster von 1912. In der Schaufensterscheibe spiegelt sich das Gewirr der Straße, darunter ein nach links laufendes Pferd, ein nach rechts sich bewegender Droschkenkutscher und oben rechts ein Revolver (möglicherweise ein Plakat).[22] Stark beeindruckt war Macke darüber hinaus von den rhythmisch gegliederten, durch Licht und Farbe bewegten Bildern des mit ihm persönlich bekannten Robert Delaunay. Dessen Einfluss ist von nun an in vielen Gemälden Mackes zu erkennen, so im Modegeschäft (1913).

August Macke schloss sich keiner dieser Kunstrichtungen vollständig an, sondern entnahm ihnen jeweils die ihm gemäßen Elemente und entwickelte daraus seinen persönlichen, unverwechselbaren Stil. Die Gegenstände werden nun vereinfacht (häufig als geometrische Formen) und der Farbkomposition untergeordnet, dabei wird jedoch die Gegenständlichkeit nicht völlig aufgegeben. Die Farben leuchten, es gibt keine harten Konturen mehr. Beispielhaft zeigt dies der Garten am Thuner See von 1913, eins von Mackes wenigen reinen Landschaftsbildern. Seine wichtigsten Themen hatte der Maler nun gefunden: Frau(en) vor Schaufenster, Spaziergänger im Park, Tiere im Zoo. In vielen der Gemälde herrscht Bewegungslosigkeit; die Menschen sind vom Betrachter abgewandt, oft halten sie den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen wie in Meditation. Häufig haftet den Bildern etwas Träumerisches an. Sie zeigen Mackes Vision von einer paradiesischen Welt.

Macke als Zeichner

Das Zeichnen begleitete August Macke während seiner gesamten künstlerischen Laufbahn. Er hinterließ rund 6000 Skizzenbuch- und ca. 3000 Einzelblattzeichnungen.[23] Zunächst war das Zeichnen für ihn ein Mittel zum Erlernen der Malerei; die Zeichnung half ihm, gestalterische Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. „Fast immer habe ich auf der Straße das Skizzenbuch zur Hand, um Bewegungen von Menschen und Tieren allmählich voll beherrschen zu können, denn das lehrt einen kein Professor“,[24] schrieb er 1904 an seine Eltern. Ebenfalls zu Studienzwecken zeichnete er in dieser Zeit zahlreiche Werke anderer Künstler nach. Später nutzte er gezeichnete Vorstudien zur Vorbereitung von Gemälden. Dabei war ihm die Zeichnung ein wichtiges Medium zur Herausbildung seiner malerischen Ausdrucksweise. Hervorgehoben wird Mackes Begabung als Karikaturist.[25]

Rezeption

Das August-Macke-Haus

Seit 1911 werden Werke von August Macke regelmäßig auf Ausstellungen gezeigt. Eine Unterbrechung brachte die Zeit des Nationalsozialismus, in der Mackes Gemälde unter das Verdikt der „entarteten Kunst“ fielen und aus öffentlichen Sammlungen entfernt wurden. 1937 wurden Bilder von ihm auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt, nach einem Protest des Deutschen Offiziersbundes jedoch wieder entfernt (Macke war im Weltkrieg Offizier gewesen und mit dem EK 1 ausgezeichnet worden). Um welche und welche Anzahl von Bildern es sich handelte, lässt sich nicht mehr feststellen.[26] 1939 wurde das beschlagnahmte Gemälde Gartenrestaurant (1912) im Rahmen einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Auktion ins Ausland verkauft.[27]

Nach dem Krieg waren Werke von August Macke unter anderem auf der documenta 1 (1955) und der documenta III (1964) vertreten sowie im Ausland auf Gemeinschaftsausstellungen.

1959 stiftete seine sauerländische Heimatregion den August-Macke-Preis; seit 1989 vergibt die Stadt Bonn alle zwei Jahre die August-Macke-Medaille. Preisträger der August-Macke-Medaille waren unter anderen:

1991 wurde in Mackes ehemaligem Wohnhaus in Bonn das Museum August-Macke-Haus eingerichtet.

Loki Schmidt mit Nachfahren August Mackes, 1977 im Bundeskanzleramt

Bedeutende Macke-Sammlungen befinden sich im Kunstmuseum Bonn sowie im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster, wo der Nachlass betreut und durch ein Digitalisierungsprojekt online zugänglich gemacht wird.[29]

Literatur

  • Mathias T. Engels: August Macke. Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart 1. Bongers, Recklinghausen 1958.
  • Städtisches Kunstmuseum Bonn: August Macke und die Rheinischen Expressionisten. Bonn 1973.
  • Aurel Bongers, Joachim Heusinger von Waldegg, Dierk Stemmler (Hrsg.): Die Rheinischen Expressionisten – August Macke und seine Malerfreunde. Bonn 1984, ISBN 3-7647-0323-7.
  • Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen. Katalog zur Ausstellung 1987 in Münster, Bonn und München. Bruckmann, München 1986, ISBN 3-7654-2081-6.
  • Rosel Gollek: Macke, August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 617 f. (Digitalisat).
  • Astrid von Friesen: August Macke: ein Maler-Leben. Ellert & Richter, Hamburg 1989, ISBN 3-89234-144-3.
  • Peter Dering, Margarethe Jochimsen (Hrsg.): Kontemplation und Glück. August Mackes Menschenbild. Ausstellungskatalog, 12. März – 28. Mai 2000. Verein August-Macke-Haus, Bonn 2000, ISBN 3-929607-31-X (Schriftenreihe Verein August-Macke-Haus. 32).
  • Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Kunstmuseum Bonn (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa. Katalog zur Ausstellung 2001/02 in Münster und Bonn. Cantz, Ostfildern 2001, ISBN 3-7757-1146-5.
  • Elisabeth Erdmann-Macke: Erinnerungen an August Macke. Fischer, Frankfurt am Main 1987 und weitere Auflagen, ISBN 3-596-25660-7.
  • Hansestadt Stade, Kunsthaus Stade, Museum für neue Kunst, Städtische Museen Freiburg, Verein August Macke Haus Bonn e. V. (Hrsg.): August Macke – ganz privat. Eine Reise durch das Leben von August Macke. Wienand, Köln 2009, ISBN 978-3-86832-007-7.
  • Hildegard Reinhardt: August und Elisabeth Macke. Spuren ihrer Beziehung (1903–1914). In: Mein zweites Ich. August und Elisabeth Macke. Bonn 2009 (Schriftenreihe Verein-August-Macke-Haus. 56).
  • Josef Niesen: A. Macke. Biographie in: Bonner Personenlexikon. 3. Auflage. Bouvier, Bonn 2012.
  • Birgit Poppe: Eine himmelstürmende Liebe – August Macke und seine Frau Elisabeth. Parthas, Berlin 2013, ISBN 978-3-86964-078-5.
  • Birgit Poppe: Macke und seine Zeit. Seemann Henschel, Leipzig 2014, ISBN 978-3-86502-331-5.
  • Johannes Wilkes: August Macke – ein Farbenroman. Bernstein, Siegburg 2014, ISBN 978-3-939431-87-9.
  • Annegret Hoberg: August Macke, Franz Marc – der Krieg, ihre Schicksale, ihre Frauen. Wienand, Köln 2015, ISBN 978-3-86832-255-2.
  Commons: August Macke  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster u. a. (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa, S. 27.
  2. August Mackes Lebensweg, August Macke Haus, Bonn, 2009/10. Abgerufen am 13. September 2011
  3. Website zur Ausstellung „Mein zweites Ich“, August Macke Haus, Bonn, 2009/10.
  4. Zitiert nach: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 155.
  5. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 159/160.
  6. Zitiert nach: Ursula Heiderich: August Macke – der hellste und reinste Klang der Farbe, S. 50.
  7. Katharina Schmidt: August Macke in Bonn – 1910 bis 1913, in: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 49.
  8. Lothar Fischer: Max Ernst, Rowohlt, Reinbek 1969, S. 18–21
  9. Rosel Gollek: Indianer, Sturm und Masken – August Mackes Beitrag zum Blauen Reiter, in: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 47.
  10. LWL-Landesmuseum Münster Das Wandbild wurde 1980 abgenommen und in das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte aufgenommen.
  11. Helmut Friedel, Annegret Hoberg: Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München. Prestel, München 2013, S. 69.
  12. s. Macke, August in: Harald Olbrich (Hrsg.): Lexikon der Kunst. Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. Band IV: Kony–Mosa, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2004, ISBN 3-86502-084-4. (S. 441f)
  13. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster u. a. (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa, S. 336
  14. Bonn im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918, siehe Abschnitt 2. August, bonn1914-1918.de, abgerufen am 15. Februar 2016; Elisabeth Erdmann-Macke, Erinnerungen, 2004, S. 319
  15. deutschlandradio zum 26. September 2004
  16. Susanna Partsch: Franz Marc, Taschen, Köln 2005, S. 88.
  17. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 178/179.
  18. Hermann Löns und August Macke fallen im Ersten Weltkrieg, Sendung von DeutschlandRadio Berlin vom 26. September 2004
  19. Offizierstellvertreter, Infanterie-Regiment 160, 5. Kompagnie; Preußische Verlustliste Nr. 73 vom 10. November 1914, S. 2450/| Deutsche Verlustliste.
  20. Z. B. Westfälische Landesmuseum u. a. (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa, S. 70–72
  21. Zitiert nach: Ursula Heiderich: August Macke – der hellste und reinste Klang der Farbe, S. 24.
  22. Astrid von Friesen: August Macke: ein Maler-Leben, S. 88.
  23. Ursula Heiderich: Zur Zeichenkunst August Mackes. In: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 115.
  24. Zitiert nach: Ursula Heiderich: Zur Zeichenkunst August Mackes, in: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 117.
  25. Klaus Lankheit: Karikaturen von der Hand August Mackes aus dem Nachlaß Franz Marc, in: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 133.
  26. Stephanie Barron (Hrsg.): „Entartete Kunst“ – Das Schicksal der Avantgarde in Nazi-Deutschland (Ausstellungskatalog), München 1992, S. 64.
  27. Stephanie Barron (Hrsg.): „Entartete Kunst“ – Das Schicksal der Avantgarde in Nazi-Deutschland (Ausstellungskatalog), München 1992, S. 162.
  28. August-Macke-Medaille, auf kulturpreise.de
  29. Hermann Arnhold und Tanja Pirsig-Marshall: Der Künstler spricht mit sich selbst., in: forschung. Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Heft 3/2014, S. 4–9.