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vom 04.06.2020, aktuelle Version,

Befestigungsanlage Am Winterhafen (Linz)

Luftschutzbunker
Zugang zum Luftschutzbunker
Ein Zugang zum Luftschutzbunker des Ruderbootvereins Ister

Die Befestigungsanlage Am Winterhafen in Linz im Ortsteil Lustenau ist Teil von Schutzanlagen vor Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg. Diese wurden in den Deich zwischen Winterhafen und Donau eingebaut. Der zentral sichtbare Bunker am Beginn des Winterhafens ist ein Luftschutzbunker und die ganze Anlage ist denkmalgeschützt.[1] Die Anlage besteht aus einem Luftschutzbunker, mehreren Treibstoff- und Schmierölbunkern, Werkstätten sowie Bewachungseinrichtungen (Gebäude) der ehemaligen Donauflottille.[2] Die Geschichte dieser Befestigungsanlagen in Linz ist noch weitgehend unerforscht und es wurde nur wenig hierzu publiziert.

Lage

Der Winterhafen und die Befestigungsanlage befindet sich in einem ehemaligen Seitenarm südlich der Donau[3], knapp unterhalb der VÖEST-Brücke, und ist Teil des Hafenviertels des Stadtteils Lustenau der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Der Winterhafen hat eine Länge von rund einem Kilometer und eine Breite von zwischen etwa 60 und 150 Metern. Gesamt etwa 6,5 Hektar Wasserfläche. Die Befestigungsanlagen sind zum Winterhafen ausgerichtet und auf die ganze Länge zwischen der Donau und dem Hafenbecken des Winterarms verteilt.

Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der Regulierung der Donau der Winterhafen weitgehend in seiner heutigen Form geschaffen, um die Donauschiffe vor Eis zu schützen. Sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg war der Winterhafen ein Marinestützpunkt. Die heute noch sichtbaren Befestigungsanlagen wurden im Zweiten Weltkrieg errichtet.[3] Zum Bau der Befestigungsanlagen wurden auch bestehende Gebäude abgerissen. Inwieweit Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge für den Bau eingesetzt wurden, wurde noch nicht vertieft untersucht. Es wurden solche zum Bau anderen Befestigungsanlagen in Linz nachweislich gezwungen.[4][5]

In der 1840 gegründeten Schiffwerft im Winterhafen wurden während des Zweiten Weltkriegs U-Boote, Schnell-, Räum- u. Minensuchboote nach deren Überstellung von Nord- und Ostsee für den Einsatz im Schwarzen Meer aus- und aufgerüstet (waffentechnische Einsatzfähigkeit).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Befestigungsanlagen von Ruderklubs und Motorsportvereinen verwendet und unter anderem zu Bootshäusern adaptiert, die heute noch bestehen.[6]

Zweck

Diese Befestigungen dienten während des Zweiten Weltkriegs der Lagerung bzw. Verladung von Treibstoffen und Schmiermitteln für die Kriegsschiffe und hier war der Hauptliegeplatz der Donauflottille, die ein kleiner Teilverband der deutschen Kriegsmarine war (siehe: Donauflottille der Kriegsmarine). Im Winterhafen war auch ein Teil des Kommandos dieser Einheit untergebracht:

  • Marinestandortverwaltung
  • Marine Baudienststelle
  • Kieler Marineintentant

Das Kommando selbst samt Liegeplätzen an der Lände soll sich in der ehemaligen Marinekaserne an der "Oberen Donaulände" im Linzer Stadtteil St. Margarethen befunden haben.

Die Bunker selbst sind als Hochbauanlagen in den Damm integriert und konnten vermutlich wegen eines möglichen Hochwassers der Donau bzw. dem Wasserdruck nicht sehr in den Untergrund vertieft werden. Auf dem Straßenniveau war bis zum Hafenspitz ein Normalspurgleis für die Versorgung der Marineeinrichtungen verlegt.

Luftangriffe der Alliierten auf Linz

Die Bunkeranlagen in Linz waren erforderlich, weil es zu mehreren Luftangriffen durch die Alliierten kam. Von Juli 1944 bis 25. April 1945 wurde Linz 22-mal bombardiert. Hauptangriffsziel war dabei das Gelände der Hermann-Göring-Werke in Linz.[7] Trotz der Luftschutzvorkehrungen fanden in Linz durch die Bombenangriffe 1944 und 1945 1679 Menschen den Tod.[8]

Beispiele:

  • 25. Juli 1944, Angriffe auf Linz (Stahlwerk)
  • 16. Oktober 1944, Angriffsziel Benzolherstellung in Linz.
  • 4., 11. bis 15., 25., 30. November 1944, Angriffsziel Benzolherstellung in Linz (485 BG[9] und 32 BS[10]).
  • 16. Dezember 1944, Angriffsziel Benzolherstellung in Linz.
  • 8. Januar 1945, Angriffe auf Linz (South Main Marshalling Yard).
  • 20. Januar 1945, Angriffe auf Linz (464 BG).
  • 17. Februar 1945, Angriffsziel Benzolherstellung in Linz (32 BS).
  • 25. Februar 1945, Angriffe auf Linz und die Benzolherstellung (North Main Marshalling Yard, 485 BG).
  • 31. März 1945, Angriffe auf Linz (North Main Marshalling Yard).
  • 25. April 1945, Angriffe auf Linz (464 BG) und letzter schwerer Bombenangriff mit Flugzeugen auf Österreich. Am 4. Mai 1945 wird Linz von der Nazidiktatur befreit.

Aus diesem Grund befinden sich diese Vielzahl an Stollen- und Bunkeranlagen in Linz, die als Luftschutzeinrichtungen ab Jahresbeginn 1944 ausgebaut wurden. Zum Teil wurden dafür vorhandene Kelleranlagen genutzt. Sie boten mehr als 20.000 Menschen Schutz bei Flieger-Bombardements.[11]

Bekannte Stollenanlagen in Linz sind z. B.:[12] Cembrankeller, Verbindung Cembrankeller, Kapuzinerkeller (in der Kapuzinerstraße, gegenüber Steingasse), Märzenkeller[13], Verbindung Märzenkeller, Limonikeller[14], Sandgassenstollen, Aktien(brau)keller, Jungbauernstollen, Lasingerkeller, Rudolfkeller, Tanklager Margarethen, Turmlager Pöstlingberg, Keller Schweitzerhausgasse, Kapuzinerkeller (unterhalb des Kapuzinerklosters), Kellereien in der Kellergasse, Zentralkeller, Lasingerkeller, Waldkeller und der Schlossbergstollen. Die kilometerlangen unterirdischen Verbindungsgänge zwischen den riesigen Hallenkomplexen der Hermann-Göring-Werke (heute: Voestalpine) sind als Luftschutzstollen ausgebaut bzw. verstärkt. Bekannte Bunkeranlagen sind: Bunkeranlage Andreas-Hofer-Platz (Kapazität: 1120 Personen), der heutige Bernaschek-Platz (420 Personen), Hochbunker Hermann-Göring-Werke (Voestalpine), Hochbunker Hermann-Göring-Werke (Sportplatz Voestalpine).[15][11]

Die Stollenanlagen waren teilweise bereits zuvor bestehende umfangreiche Wein-, Bier- und Eiskeller, die während der Kriegsjahre ab 1944 zu einem umfangreichen Stollensystem ausgebaut und durch Stollengänge miteinander verbunden wurden.

Literatur

  • Marcello La Speranza: Brisante Architektur. Ares Verlag, Graz 2016, ISBN 978-3-902732-40-8.
  • Michael Ellenbogen: Gigantische Visionen:Architektur und Hochtechnologie im Nationalsozialismus. Ares-Verlag, Graz 2006, ISBN 978-3-902475-25-1.
  • Fritz Mayrhofer, Walter Schuster: Nationalsozialismus in Linz. Linz 2001, ISBN 3-900388-81-4.
Commons: Bunker Am Winterhafen, Linz-Lustenau  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ObjektID: 110958.
  2. Umfasst gemäß der Verordnung des Bundesdenkmalamtes vom 15. Oktober 2009 betreffend die Statutarstadt Linz in Oberösterreich (Linz 2), § 1, die EZ 1995, GSt 1423/10 (Luftschutzbunker) und gemäß § 1 der Verordnung („2. Nachtragsverordnung“) des Bundesdenkmalamtes vom 15. Dezember 2009, betreffend die Bundesländer Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Vorarlberg, Wien, die Befestigungsanlage, Gebäude und Bunker der ehemaligen Donauflottille, EZ 141, mit der Adresse Am Winterhafen 21 (GSt 1423/9) und 27 (1423/7), die GSt 1423/1 und 1423/8 (Gebäude ohne Hausnummer).
  3. 1 2 Künftige Nutzung und Gestaltung des Winterhafen-Areals, Presseaussendung des Magistrats der Landeshauptstadt Linz vom 24. September 2014.
  4. Als Außenlager des KZ-Mauthausen bestand seit 1944 das Lager Linz II mit einem Höchststand an Häftlingen von 285 Personen, die vor allem für den Stollenbau eingesetzt wurden (Die Außenlager des KZ-Mauthausen, Webseite des Mauthausen Komitee Österreich). Das Lager II befand sich im Märzenkeller unter dem Bauernberg (Linz unter dem Hakenkreuz).
  5. Bertrand Perz: Konzentrationslager in Linz
  6. Die Geschichte des RV Wiking. In: wikinglinz.at. Webseite des Rudervereins Wiking in Linz, abgerufen am 6. Februar 2020.
  7. Christa Kochendörfer: DAS ZEITGESCHICHTE MUSEUM DER VOESTALPINE AG.
  8. Oberösterreich 1918 bis 2008, Vom Erzherzogtum zur Zukunftsregion, Geschichtsorte Oberösterreichs, Eine Auswahl markanter Orte der Landesgeschichte, S. 16.
  9. Eine Bombardment Group bzw. Bomb Group (BG) war eine Gruppe von Bombern der United States Army Air Forces (USAAF).
  10. Bomber Squadron.
  11. 1 2 Ernst Gansinger: Die dunkle Geschichte unter der Erde von Linz. In: kirchenzeitung.at. 14. November 2012, abgerufen am 6. Februar 2020.
  12. Ernst Kollros: Der Linzer „Führerbunker“. Düsteres Relikt urbaner Zeitgeschichte. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 2012, S. 67, PDF auf land-oberoesterreich.gv.at
  13. Im Märzenkeller war auch ein Teil der Linzer Luftschutzpolizei untergebracht.
  14. In einem separaten Teil dieser Anlage waren Befehlsstellen für die Gauleitung, Partei (NSDAP), Polizei und Stadtverwaltung.
  15. LS - Stollen und Bunker in Linz. In: unterirdisch.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.