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vom 01.03.2020, aktuelle Version,

Bernhard von Langenbeck

Bernhard von Langenbeck

Bernhard Rudolf Konrad Langenbeck, ab 1864 von Langenbeck, (* 9. November 1810 in Padingbüttel, Königreich Hannover; † 29. September 1887 in Wiesbaden) war ein deutscher Chirurg. Von 1848 bis 1882 leitete er als Professor die II. Chirurgische Klinik in Berlin. Er gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der Chirurgie seiner Zeit.

Leben

Langenbecks Eltern waren der Pastor Georg Langenbeck (* 26. September 1766; † 12. Dezember 1844) und Johanna Charlotte Elisabeth Sussmann. Nach der Ernennung des Vaters zum Superintendenten in Sandstedt im Jahr 1827 wurde Langenbeck, zuvor nur von seinem Vater unterrichtet, Schüler am Andreas-Gymnasium in Hildesheim und am dortigen Internat untergebracht. Nach Erwerb des Reifezeugnis begann er 1830 das Medizinstudium an der Georg-August-Universität Göttingen, wo sein Onkel Konrad Johann Martin Langenbeck als Professor Anatomie und Chirurgie lehrte. Der Neffe promovierte 1835 mit der Dissertation De retinae structura penitiore (Über die innere Struktur der Netzhaut). Ein Jahr später veröffentlichte er die Untersuchung De retina observationes anatomica-pathologicae (Über die Netzhaut - anatomisch-pathologische Beobachtungen). Für diese Untersuchung erhielt Langenbeck ein Stipendium, das ihm eine zweijährige Studienreise nach England, Frankreich, Holland und Belgien möglich machte. Seit 1829 war er Mitglied des Corps Hassia Göttingen.[1] Später wurde er Ehrenmitglied des Corps.

Nach der Studienreise habilitierte sich Langenbeck 1838 in Göttingen als Privatdozent der Physiologie und pathologischen Anatomie. Die Ernennung zum außerordentlichen Professor erfolgte im Sommersemester 1841. Bereits 1842 wurde er als Ordinarius für Chirurgie an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel berufen, die sich bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Schlossgarten befand. Langenbeck leitete in Kiel zugleich das nahegelegene Friedrichshospital in der Flämischen Straße.

Acht Tage nach dem Tode von Johann Friedrich Dieffenbach als Nachfolger vorgeschlagen, übernahm Langenbeck am 13. Mai 1848 die Leitung der Charité-Chirurgie in Berlin. Sein Nachfolger in Kiel wurde Louis Stromeyer. In der Zeit von 1848 bis 1882 machte Langenbeck die chirurgische Klinik der Charité zum Zentrum der Chirurgie Europas. Außerdem war er am Jüdischen Krankenhaus tätig. 1866/67 amtierte er als Rektor der Universität.

Gründungen

Langenbeck gründete 1860 zusammen mit seinen Schülern Theodor Billroth und Ernst Julius Gurlt die Zeitschrift Archiv für klinische Chirurgie, die heute noch besteht als Langenbeck's Archives of Surgery. Von ihm ging die Initiative aus, die im Jahr 1872 zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie führte, deren Präsident er bis 1885 war.

Bernhard von Langenbeck als Generalstabsarzt im Deutsch-Dänischen Krieg 1864.

Trotz seiner Spezialisierung zur Chirurgie innerhalb der Medizin war ihm – ähnlich wie Rudolf Virchow – der intensive Kontakt zur allgemeinen Ärzteschaft und deren weitgefächerten Fortbildung sehr wichtig. Aus diesem Grund gründete er 1860 mit R. Virchow und Albrecht von Graefe die Berliner Medizinische Gesellschaft (vergl. Link), zu deren Vorsitzendem er von 1872 bis 1882 gewählt wurde. Beiden Gesellschaften gehört heute wieder das Langenbeck-Virchow-Haus in der Berliner Luisenstraße, an dessen Fassade und in dessen Räumen an von Langenbeck erinnert wird (s. u.).

Militärkarriere

Als Sanitätsoffizier der Preußischen Armee nahm Langenbeck an allen deutschen Einigungskriegen teil. Im Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) der Herzogtümer gegen Dänemark und im Deutsch-Dänischen Krieg (1864) wurde er als Generalstabsarzt eingesetzt. Für seine Verdienste erhob ihn König Wilhelm I. am 9. Juli 1864 in den erblichen preußischen Adelsstand.[2]

Als Generalarzt nahm Langenbeck 1866 am Feldzug gegen Österreich und am 1870/71 am Krieg gegen Frankreich teil. Seit dem 24. Dezember 1872 stand Langenbeck à la suite des Sanitätskorps. In dieser Stellung erhielt er 1882 den persönlichen Rang eines Generalleutnants sowie den Titel Wirklicher Geheimer Rat.[3]

Er behandelte Kaiser Wilhelm I. nach dem Attentat Karl Eduard Nobilings am 2. Juni 1878.

Familie

Ehrengrab in Schöneberg

Langenbeck verheiratete sich am 8. April 1840 in Himmelpforten mit Arnoldine Reinbold (* 9. Juli 1817 in Hannover; † 4. Dezember 1886 in Wiesbaden). Aus der Ehe gingen zwei Söhne und drei Töchter hervor:

Die Familiengrabstätte befindet sich, als Ehrengrab der Stadt Berlin gekennzeichnet, auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin.

Wirken

Weltbekannt wurde Langenbeck unter anderem mit Operationen im Gesichts- und Kopfbereich. Er gilt zudem als Pionier der Neurochirurgie.[5] 1858 versuchte er mit einer (transtrochantär eingebrachten) Metallschraube einen nicht verheilten Schenkelbruch zu behandeln.[6]

Instrumente

Langenbeck entwickelte neue Instrumente, die nach ihm benannt sind:

  • Flügelzange zum Fassen einzelner hervorgezogener Hämorrhoiden
  • Amputationsmesser
  • Knochenzange
  • Knorpelmesser
  • Wundhaken: ein breiter, langer und stumpfer Haken mit rechtwinkelig abgebogenem Blatt
  • Nadelhalter

Schüler

Gedenken

  • Gedenktafel in Göttingen, Obere Maschstraße 6, für die Wohnzeit von 1838 bis 1842.
  • Kopfbüste am Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin, Luisenstraße 58 von C.F.E. Hartzer 1882
  • Ölgemälde von Ismaél Gentz im ersten Stock des Langenbeck-Virchow-Hauses, Berlin, Luisenstr. 58 anlässlich der Begründung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Hier steht von Langenbeck mit Billroth gegenüber von Victor von Bruns (1812–1883) Chirurg und Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (noch ohne Abb. siehe hierzu Lit. Peiper, H.J.)
  • Kopfbüste B. von Langenbeck. Originalskulptur am Langenbeck-Virchow-Haus des Potsdamer Bildhauers Golter (2004), gestiftet von der Firma Aeskulap.
  • Wandbildnis, Chir. Klinik Universitätskliniken Heidelberg, EG-Halle.
  • Der Langenbeckplatz und die Langenbeckstraße in Wiesbaden wurden nach ihm benannt.
  • Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie verleiht seit 1954 zweijährlich, seit 1968 jährlich den renommierten Von-Langenbeck-Wissenschaftspreis für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Chirurgie.

Literatur

Bilder

Commons: Bernhard von Langenbeck  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kösener Korpslisten 1910, 73/74a.
  2. Marcelli Janecki, Preußischer Heroldsamt (Hrsg.): Handbuch des Preußischen Adels. Erster Band, E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1892, S. 331.
  3. Militär-Wochenblatt. Nr. 4 vom 13. Januar 1883, S. 59.
  4. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser, 1876, S. 733
  5. Barbara I. Tshisuaka: Langenbeck, Bernhard Rudolf Konrad von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 824.
  6. Thomas Schlich: Osteosynthese. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 1083 f.; hier: S. 1083.

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Bernhard von Langenbeck (1810-1887) als Generalstabsarzt im Deutsch-Dänischen Krieg, carte de visite 1864. carte de visite 1864 Autor/-in unbekannt Unknown author
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Marmorbüste Bernhard von Langenbeck (1810 - 1887) im Langenbeck-Virchow-Haus Berlin, Luisenstr. 58-59, gefertigt 1882 von C.F.E. Hartzer. Langenbeck gründete die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und war Mitbegründer der Berliner Medizinischen Gesellschaft (deren Vorsitzender von 1872 - 1882 Eigenes Werk Neumann-Meding
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Steinskulptur von Überkopfgröße außen am Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin, Luisenstr. 58-59. Sie stellt den Chirurgen Bernhard Langenbeck (1810 - 1887)dar, der Begründer der Gesellschaft für Chirurgie und Mitbegründer der Berliner Medizinischen Gesellschaft war. Werk des Potsdamer Bildhauers M. Golter (2004); Spende der Fa. Aesculap Eigenes Werk Neumann-Meding
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