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vom 30.03.2020, aktuelle Version,

Besenheide

Besenheide

Besenheide (Calluna vulgaris)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Gattung: Besenheide
Art: Besenheide
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Calluna
Salisb.
Wissenschaftlicher Name der Art
Calluna vulgaris
(L.) Hull

Die Besenheide (Calluna vulgaris), auch Heidekraut genannt, ist die einzige Art der monotypischen Pflanzengattung Calluna, die zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) gehört. Sie ist eine prägende Pflanzenart der Heidelandschaft.

Die Besenheide ist Blume des Jahres 2019.

Beschreibung

Illustration
Habitus und Blätter
Stängel mit Laubblättern
Blütenstand
Blüten im Detail
Geöffnete Blüte
Fruchtstand, die jeweils vier Kronblätter vertrocknen und fallen nicht von den Blüten ab.

Vegetative Merkmale

Die Besenheide ist ein verholzender und immergrüner Zwergstrauch, der relativ langsam wächst und etwa 40 Jahre alt werden kann. Seine Wuchshöhe beträgt 30 bis 100 Zentimeter, letztere setzt eine ungestörte Entwicklung voraus. Die Besenheide ist ein Tiefwurzler mit einer endotrophen Mykorrhiza vom Ericaceen-Typ. Sie unterscheidet sich von den verwandten und teilweise recht ähnlichen Erika-Arten durch schuppenförmig an den Ästchen anliegende und nach oben eingerollte, ledrige gegenständige Blätter, die nur wenige Millimeter lang sind. Spaltöffnungen befinden sich nur an der Blattunterseite und sind von Haaren geschützt.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht vom Spätsommer bis Herbst. Die nickenden Blüten stehen in einem dichten, traubigen Blütenstand. Die zwittrigen, vierzähligen, weißen und rosa- bis purpurfarbenen Blüten haben eine Länge von 1 bis etwa 4 Millimetern. Die jeweils vier Kron- und Kelchblätter sind gleich gefärbt; letztere sind doppelt so lang wie die eher unscheinbare Krone. Es sind acht Staubblätter vorhanden. Die Staubbeutel besitzen jeweils zwei hornartige Anhängsel. Um den Pollen zu entlassen, öffnen sie sich mittels endständiger Poren.[1] Bei der Besenheide beginnt die Blühreife mit vier Jahren.

Es wird eine vielsamige Kapselfrucht gebildet.

Die Chromosomengrundzahl beträgt × = 8; es liegt Diploidie vor, also ist die Chromosomenzahl 2n = 16.[2][3]

Ökologie

Lebensweise

Es lassen sich charakteristische Lebenszyklen von Calluna vulgaris unterscheiden, die jeweils eigene Lebensgemeinschaften beherbergen: In der Pionierphase wächst die Besenheide sehr lückig und erreicht nur selten Wuchshöhen von 10 bis 15 cm. In der Aufbauphase wird nach und nach eine fast vollständige Deckung erreicht, die Blüte ist sehr üppig, die Pflanzen werden bis zu 40 cm hoch. Diese Phase ist für Schafhaltung, Imkerei und Tourismus am günstigsten. In der Reifephase verholzt die Calluna zunehmend und wird von Schafen nicht mehr verbissen. Sie wird (bei ungestörter Entwicklung) nun 60 bis 100 cm hoch und lichter, Moose und Gräser dringen zunehmend ein. In der Degenerationsphase sterben die Pflanzen von der Mitte her ab, können sich aber gleichzeitig an aufliegenden Zweigen neu bewurzeln. Es entstehen typische ringförmige Strukturen mit zentraler Lücke.

Anpassungen

Die ledrigen Rollblättchen, deren Spaltöffnungen auf der Blattunterseite durch Haare geschützt sind, werden als Anpassungsleistung an stickstoffarme Böden gedeutet (Peinomorphose).

Bestäubungsökologie

Die Blüten sind „Glockenblumen mit Streueinrichtung“ (allerdings ohne Streukegel). Ihre Schauwirkung geht auf die lange erhalten bleibenden Kelchblätter zurück; die unscheinbaren Kronblätter sind in dieser Hinsicht bedeutungslos. Die Staubblätter sind bereits in der Knospe geöffnet. Der Nektar ist leicht zugänglich, und es findet ein reger Besuch von Insekten statt; besonders häufige Besucher sind der Ockergelbe Blattspanner, die Honigbiene (Heidehonig) und Schmetterlinge. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Insektenbestäubung). Bestäubung ist auch durch die winzige Blasenfuß-Art Taeniothrips ericae („Gewitterwürmchen“) möglich. Die Weibchen fliegen auf der Suche nach den ungeflügelten Männchen von Blüte zu Blüte und bestäuben dadurch die Blüten. Auch Windbestäubung ist möglich. Wenn der Insektenbesuch unterbleibt, verlängern sich die Staubfäden und es wird reichlich Pollen mit dem Wind übertragen.

Ausbreitungsökologie

Die fachspaltigen, vielsamigen Kapselfrüchte bleiben im Kelch verborgen. Die winzigen, nur 1,5 mm langen, aber trotzdem langlebigen Samen werden vom Wind ausgeschüttelt und breiten sich als Körnchenflieger (Meteorochorie) aus. Fruchtreife ist von März bis April des Folgejahres. Die Samen sind Lichtkeimer und deren Keimung wird durch nicht zu starke Brände besonders gefördert. Vegetative Vermehrung erfolgt gelegentlich durch sich bewurzelnde Zweige (Legetriebe).

Synökologie

Die Besenheide gilt als Futterpflanze für zahlreiche Schmetterlingsarten und deren Raupen, darunter auch gefährdete Arten, wie den Kiefernheidensackträger, die Heidekraut-Bunteule, den grünen Moorheidenspanner oder den Komma-Dickkopffalter.

Der Nektar der Besenheide enthält den Stoff Callulen, der den Darmparasiten Crithidia bombi der Hummeln bekämpft.[4]

Blühende Besenheide in einem Sandheide-Biotop in Norddeutschland

Vorkommen

Natürlich verbreitet ist die Besenheide in ganz Europa mit Schwerpunkt in Mittel- und Nordeuropa, im Osten kommt sie bis Westsibirien vor. Besonders häufig ist sie in eiszeitlich geprägten Gebieten. Schottische Einwanderer führten die Besenheide im 19. Jahrhundert nach Kanada ein. Seitdem breitet sie sich in Nordamerika aus und gilt dort als Neophyt.

Die Besenheide gilt als Säurezeiger. Sie kommt natürlich auf sonnigen bis lichten Standorten, vornehmlich auf kalkfreien Sanden vor. Sie wächst bevorzugt auf trockenen, aber auch auf wechselfeuchten Böden, beispielsweise in entsprechenden Bereichen von Mooren. Lebensraum sind Heiden, Moore, Dünen, lichte Wälder. Sie ist in Mitteleuropa eine Nardo-Callunetea-Klassencharakterart.[3]

Die Besenheide kommt vom Flachland bis in Höhenlagen von 2700 Metern vor. In den Allgäuer Alpen steigt die Besenheide im Tiroler Teil an der Mutte oberhalb Bernhardseck bis zu einer Höhenlage von bis zu 2100 Meter auf.[5]

Systematik

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Erica vulgaris durch Carl von Linné in Species Plantarum 1: 352. Die Gattung Calluna wurde 1802 durch Richard Anthony Salisbury in Transactions of the Linnean Society of London, Band 6, S. 317 aufgestellt. Die Neukombination zu Calluna vulgaris (L.) Hull wurde 1808 durch John Hull in The British Flora, 1, S. 114 veröffentlicht.[6] Der Gattungsname Calluna leitet sich vom griechischen Wort kallyno für „ich reinige, fege“ ab. Das Artepitheton vulgaris bedeutet gewöhnlich.

Calluna vulgaris ist die einzige Art der monotypischen Gattung Calluna aus der Tribus Ericeae in der Unterfamilie Ericoideae innerhalb der Familie Ericaceae.[7]

Nutzung

Die Besenheide stellt in der Imkerei eine wichtige Bienenweide dar, denn ihr Nektar enthält 24 % Zucker, überwiegend Saccharose, und jede einzelne Blüte produziert durchschnittlich 0,12 mg Zucker täglich (Zuckerwert). Der von den Bienen aus ihrem Nektar gewonnene Heidehonig zeichnet sich durch eine gallertartige Konsistenz aus.[8]

Die Besenheide ist für Wildpflanzengärten zu empfehlen und zur Begrünung sandiger Böschungen geeignet. Sie ist auch eine beliebte Zierpflanze, die als „Calluna(heide)“ oder „Sommerheide“ in etwa 10.000 Sorten mit sehr unterschiedlichen Blütezeiten und Färbungen der Blüten und Blätter kultiviert wird. Kultursorten sind beispielsweise ‘Beoley Crimson’ (karminrote Blüten), ‘Boskoop’ (helles lila), ‘Cuprea’ (kupferfarben), ‘Firefly’ (dunkellila) und ‘Long White’ (weiß). Beliebt sind auch „knospenblühende“ Calluna-Züchtungen, deren dauerhaft geschlossene Knospen eine lang anhaltende, farbintensive Blüte vortäuschen, und deren Knospen im Gegensatz zur Blüte frosthart sind. Diese „Knospenheiden“ sind unfruchtbar und nicht als Insektenweide geeignet.

Die Besenheide wird zur Firstverkleidung von reetgedeckten Dächern verwendet. Aufgrund der sehr langen Haltbarkeit im Außenbereich wird sie auch zu Sicht-, Wind- und Lärmschutzelementen zusammengebunden. Besenheide trotzt allen Witterungsverhältnissen und bleibt daher über lange Jahre beständig.

Trivialnamen

Für die Besenheide bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bäsareis (St. Gallen bei Werdenberg), Besenhaide (Bern), Bessenheide (Ostfriesland, Schleswig-Holstein), Bienenheide, Brandheide (Weser), Brauch (Bern), Brauttreue (Lüchow bei Salzwedel), Breinbart (Bayern), Breusch (Schweiz um Solothurn), Brüch (St. Gallen bei Sargans), Brüsch (Bern, St. Gallen), Bruch (Bern), Brui (Graubünden bei Oberhalbstein), Brusch, Bultheide (Unterweser bei Hudemühl), Doppheide (Ostfriesland), Eyden (mittelhochdeutsch), Gaisbrüsch (St. Gallen), Genst (Tübingen), rote Grampen (Tirol), Haadach (Kärnten), Haid (Holstein, mittelhochdeutsch), Haide (Holstein, mittelhochdeutsch), Heede (Osnabrück), Heen (Osnabrück), Hei (Altmark), Heid (Norddeutschland), Heide (althochdeutsch), Heidache (althochdeutsch), Heidahi (althochdeutsch), Heide (Hannover bis Pommern), Heidekraut (Hannover bis Pommern), Heiderer (Österreich), Heie (Hannover) Heude (mittelhochdeutsch), Hey (mittelhochdeutsch), Heyde (mittelhochdeutsch), Hoadach (Tirol), Krankrebbe (Österreich), Monsee, Nivuihtholz (althochdeutsch), Plaggen, Prisi (St. Gallen bei Obertoggenburg), Prog (St. Gallen bei Werdenberg), Rehheide, Ruchabruch (St. Gallen im Rheintal), Sefi (Appenzell, St. Gallen), Sevi (Appenzell, St. Gallen), Sendach (Kärnten), Senden (Tirol), Senfen (Allgäu), Sör (Appenzell bei Walzenhausen), Strahlgras und Tannenmyrthe (Berner Oberland).[9]

Geschichte

Quellen

Gart der Gesundheit 1485[10] --- Hieronymus Brunschwig 1500[11] --- Leonhart Fuchs 1543[12][13] --- Hieronymus Bock 1546[14] --- Mattioli / Handsch / Camerarius 1586[15] --- Nicolas Lémery 1699/1721[16]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  2. Calluna vulgaris bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 734.
  4. Heidekraut als Hummelmedizin – wissenschaft.de. In: wissenschaft.de. 11. Oktober 2019 (wissenschaft.de [abgerufen am 11. Oktober 2019]).
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 301.
  6. Calluna vulgaris bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 18. August 2015.
  7. Calluna vulgaris im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. August 2015.
  8. Helmut Horn, Cord Lüllmann: Das große Honigbuch. 3. Aufl. Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10838-4, S. 30.
  9. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 143 (online).
  10. Gart der Gesundheit. Mainz 1485, Kapitel 264: Mirica, heyde (Digitalisat)
  11. Hieronymus Brunschwig. Kleines Destillierbuch, Straßburg 1500, Blatt 59r: Heid (Digitalisat)
  12. Leonhart Fuchs. New Kreütterbuch … Michael Isingrin, Basel 1543, Kapitel 95 (Digitalisat)
  13. Pedanios Dioskurides. 1. Jh. De Medicinali Materia libri quinque. Übersetzung. Julius Berendes. Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern. Enke, Stuttgart 1902, S. 106 (Buch I, Kapitel 117): (Digitalisat). Galen, 2. Jh. De simplicium medicamentorum temperamentis ac facutatibus, Buch VI, Kapitel V/19 (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band XI, S. 877): De Erice (Digitalisat)
  14. Hieronymus Bock. New Kreütter Bůch. Wendel Rihel, Straßburg 1546, Teil III, Kapitel 4 (Digitalisat)
  15. Pietro Andrea Mattioli: Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 43r–v: Heyde (Digitalisat)
  16. Nicolas Lémery : Dictionnaire universel des drogues simples.,Paris 1699, S. 285 : Erica (Digitalisat); Übersetzung. Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition […] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, […]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 432: Erica (Digitalisat)
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Wiktionary: Besenheide  – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen