Café Hawelka

Das Café Hawelka ist ein Künstlercafé im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt in der Dorotheergasse 6.
Geschichte

Das Café Hawelka wurde 1939 von Leopold Hawelka eröffnet. Hawelka hatte zuvor seit 1936 das Kaffee Alt Wien in der Bäckerstraße betrieben und übernahm dann im Mai 1939 zusammen mit seiner Frau Josefine das Café Ludwig in der Dorotheergasse. Hier hatte sich ursprünglich die 1912 eröffnete Chatam-Bar befunden. Nach Ausbruch des Krieges musste das Café aber schon wieder schließen, da Leopold Hawelka zur Wehrmacht eingezogen wurde. Im Herbst 1945 wurde es in dem weitgehend noch intakten Gebäude von den Hawelkas wieder eröffnet.[1]
Nach Ende der Besatzungszeit entwickelte sich das Café ab 1955 rasch zum Treffpunkt für Schriftsteller und Kritiker wie Heimito von Doderer, Albert Paris Gütersloh, Hilde Spiel, Friedrich Torberg und Hans Weigel. Nach der Schließung des Café Herrenhof 1961 zogen weitere Künstler hierher um, und es wurde zum wichtigsten Treffpunkt der Kunstszene der Zeit. Zu den Stammgästen gehörten unter anderen Friedrich Achleitner, H. C. Artmann, Konrad Bayer, Ernst Fuchs, Friedensreich Hundertwasser, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Helmut Qualtinger, Gerhard Rühm und Oskar Werner. In den 1960er und 1970er Jahren erlebte das Café mit seiner von Künstlern und Individualisten geprägten Atmosphäre seine Glanzzeit.[1] Bestrebungen, für das Café Denkmalschutz-Status zu erlangen, wodurch das gesetzliche Rauchverbot nicht zur Anwendung gekommen wäre, scheiterten Anfang 2011.[2]
Heimito von Doderer schrieb bereits 1960 über das Hawelka: „Es ist bereits in London bekannt, und es treffen auch Leute aus Paris und den Niederlanden im Café Hawelka ein“ – und warum: „Letzten Endes nur deshalb, weil Herr Hawelka nicht renoviert.“[3] In der Tat ist das Interieur der Räumlichkeiten, das von einem Schüler des Architekten Adolf Loos entworfen worden sein soll, seit 1912 unverändert geblieben.[1][2]
Am Dienstag, dem 22. März 2005, ihrem einzigen Ruhetag in der Woche, starb Josefine Hawelka, nachdem sie das Café 66 Jahre lang mit ihrem Mann Leopold geführt hatte. Sie hatte auch die Spezialität des Lokals, die Buchteln, nach dem Rezept ihrer böhmischen Schwiegermutter gebacken. Bis zu seinem Tod im Dezember 2011 saß Leopold Hawelka oft am Eingang und begrüßte ankommende Gäste.[4] Die Buchteln werden seit dem Tod der Kaffeehausbesitzerin von Sohn Günter nach dem alten Rezept vorbereitet und von Amir Hawelka gebacken. Die Enkel Amir und Michael führen das Café heute erfolgreich weiter.
Kulturelles und Mediales
Das Café Hawelka inspirierte Georg Danzer zu seinem 1976 veröffentlichten Lied Jö schau („ … was mocht a Nockerter im Hawelka?“).[5] Auch die Düsseldorfer Band Kraftwerk bezieht sich in ihrem Song Trans-Europa Express auf das Hawelka, ohne jedoch den Namen konkret zu nennen („In Wien sitzen wir im Nachtcafé“).[6] Im Song Hawelka der niederländischen Band Nits wird das Café ebenfalls erwähnt. In Anlehnung an das Café wählte die Stuttgarter Band Hawelka ihren Namen.[7]
Der 2002 gedrehte Dokumentarfilm Königin Josefine – Die Hawelkas und ihr Café porträtiert das Ehepaar und die Geschichte ihres Cafés. Im Herbst 2009 erschien das Buch Darf man als Nackerta ins Hawelka? – Knigge für Fortgeschrittene von Helmut A. Gansterer.[8]
Siehe auch
- A. Hawelka, ein 1913 von Anton Hawelka (angeblich ein Verwandter von Leopold Hawelka) in Krakau gegründetes Lokal.[9][10]
Einzelnachweise
- 1 2 3 Cafe Hawelka Wien. Geschichte. Abgerufen am 5. Jänner 2012.
- 1 2 Hawelkas Künstlertreff, Buchtelhochburg, Touristenmagnet In: Der Standard, 29. Dezember 2011. Abgerufen am 5. Jänner 2012.
- ↑ Der Stammgast Heimito von Doderer In: DIE ZEIT 40/2001, 27. September 2001. Abgerufen am 5. Jänner 2012.
- ↑ Leopold Hawelka: Ein Leben im Kaffeehaus In: Der Standard, 29. Dezember 2011. Abgerufen am 5. Jänner 2012.
- ↑ Leopold Hawelka: Ein Mythos lebt In: Kleine Zeitung, 30. Dezember 2011. Abgerufen am 5. Jänner 2012. „Ein Künstler allerdings wurde durch das ‚Hawelka‘ bekannt: Georg Danzer, Schöpfer des Liedes Jö schau …, in dem der Nackerte im Hawelka besungen wird.“
- ↑ Skug, Journal für Musik – Interview mit Kraftwerk
- ↑ Die Band Hawelka Abgerufen am 25. Mai 2012.
- ↑ Darf man als Nackerta ins Hawelka? Abgerufen am 7. Oktober 2009.
- ↑ Geschichte von Hawełka, online auf: www.hawelka.pl, abgerufen am 3. Februar 2011.
- ↑ Legendäre Hawelka Cafehaus-Traditionen in Krakau und Wien
Literatur
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4 (Band 1), S. 536.
- Franz Hubmann: Café Hawelka. Ein Wiener Mythos. Christian Brandstätter, Wien 2001, ISBN 3-85498-111-2.
- Sonja Moser: Das Hawelka. Geschichte & Legende. Pichler, Wien 2009, ISBN 978-3-85431-500-1 .
Weblinks
Ein nettes Bild von Hawelka aus dem Jahr 2001. Siehe auch den Beitrag im AEIOU Österreich Lexikon

-- Maurer Hermann, Sonntag, 4. August 2013, 13:46