Caspar Neher
Caspar Neher (* 11. April 1897 in Augsburg; † 30. Juni 1962 in Wien) war ein deutsch-österreichischer Bühnenbildner. Er ist unter anderem wegen seiner lebenslangen Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht bedeutend.
Leben
Neher, auch Cas genannt (nach einem henokischen Engel), wuchs in Augsburg als Sohn eines Lehrers auf und besuchte ab 1911 das dortige Realgymnasium, das später den Namen Peutinger-Gymnasium erhielt. Er besuchte dieselbe Schulklasse wie Bertolt Brecht. Cas freundete sich mit Brecht an, der ihn auch später in einigen seiner Gedichte erwähnte. Im Jahr 1914 ging Neher auf eine Kunstschule nach München und ab Juni 1915 nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Ab 1918 war er Offizier. Während des Kriegs stand er mit Brecht in regem Briefkontakt.
Ab 1919 studierte er bis 1922 an der Kunstgewerbeschule München und wandte sich danach der Bühnenmalerei zu. Brechts Baal mit Zeichnungen von Neher erschien kurz darauf im Berliner Musarion-Verlag. Im Jahr 1921 entwarf er die Bühnengestaltung für Brechts Trommeln in der Nacht, die aber von den Münchner Kammerspielen zurückgewiesen wurde, und 1923 die für Heinrich von Kleists Käthchen von Heilbronn. Er gab seine Versuche als Drehbuchautor auf und konzentrierte sich auf die Szenographie.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 blieb er in Deutschland, erhielt für kurze Zeit ein Arbeitsverbot und arbeitete dann in Frankfurt, Berlin und Wien. Er wandte sich mehr und mehr dem Musiktheater zu. Er schrieb auch Libretti für Opern von Kurt Weill, mit dem er 1933 nach Paris fuhr, und Rudolf Wagner-Régeny. Er arbeitete am Düsseldorfer Schauspielhaus unter Walter Bruno Iltz. Ab 1946 nahm er wieder Kontakt mit Brecht auf. Seit 1948 war Neher österreichischer Staatsbürger und arbeitete unter anderem für die Salzburger Festspiele, daneben in Zürich, München und Berlin. Im Jahr 1954 wurde er technischer Direktor bei den Münchner Kammerspielen und von 1958 an war er bis zu seinem Tod Professor für Bühnenbild an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er starb 1962 in Wien und liegt in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe 37, Reihe 5, Nummer 1) in Wien begraben.
Sein Schwiegervater war der Grazer Geologe Alexander Tornquist. Teile des grafischen Nachlasses liegen in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln.
Literatur
- Gottfried von Einem, Siegfried Melchinger (Hrsg.): Caspar Neher. Bühne und bildende Kunst im XX. Jahrhundert. Friedrich Verlag, Velber bei Hannover 1966.
- Vana Greisenegger-Georgila: Neher, Rudolf Ludwig Caspar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 37–39 (Digitalisat).
- Christian Jauslin: Caspar Neher. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1312 f.
- Oskar Pausch (Hrsg.): Caspar Neher 1987–1962. Katalog des Österreichischen Theatermuseums und der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1987.
- Susanne de Ponte (Hrsg.): Caspar Neher – Bertolt Brecht. Eine Bühne für das epische Theater. Henschel Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89487-554-2.
- Christine Tretow: Caspar Neher – Graue Eminenz hinter der Brecht-Gardine und den Kulissen des Musiktheaters. Eine Werkbiographie. Trier 2003, ISBN 3-88476-576-0.
- John Willett: Caspar Neher – Brecht’s Designer. Methuen, London 1986, ISBN 0-413-41240-7.
Weblinks
- Literatur von und über Caspar Neher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Caspar Neher in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Digitalisierte Dekorationsmappen des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart im Landesarchiv Baden-Württemberg: Bühnenbilder von Neher zu Xerxes (1959) und Oedipus der Tyrann (1959).
- Eintrag zu Caspar Neher im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Informationen zu Neher (englisch)
- Neher, Rudolf Ludwig Caspar. Hessische Biografie. (Stand: 11. April 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Neher, Caspar im Frankfurter Personenlexikon
Personendaten | |
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NAME | Neher, Caspar |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-österreichischer Bühnenbildner |
GEBURTSDATUM | 11. April 1897 |
GEBURTSORT | Augsburg |
STERBEDATUM | 30. Juni 1962 |
STERBEORT | Wien |
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Grabstätte von Caspar Neher auf dem Grinzinger Friedhof in Wien | Eigenes Werk | Wellano18143 | Datei:Neher Caspar.jpg |