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vom 19.02.2020, aktuelle Version,

Eckart Witzigmann

Eckart Witzigmann (2008)

Eckart Witzigmann (* 4. Juli 1941 in Hohenems, Vorarlberg) ist ein österreichischer Koch, Gastronom und Kochbuchautor. Er etablierte in den 1970er Jahren die französische Nouvelle Cuisine in Deutschland und entwickelte sie weiter.

Damit hat er eine neue Schule des Kochens im deutschsprachigen Raum begründet; zahlreiche seiner früheren Mitarbeiter gehören heute selbst zur ersten Garde der Köche. Er wird deshalb als einer der einflussreichsten Köche des deutschsprachigen Raums angesehen.[1]

Leben

Frühe Jahre

Eckart Witzigmann 2008 in seinem damaligen Drei-Sterne-Restaurant Aubergine in München

Er wuchs in Bad Gastein auf und absolvierte von 1957 bis 1960 eine Kochlehre im Hotel Straubinger bei Ludwig Scheibenpflug.[2] Nachdem er die Gesellenprüfung wiederholen musste,[3] war er in zahlreichen Stationen in Spitzenküchen der Welt tätig.

Vom Grand Hotel Axelmannstein in Bad Reichenhall, dem Schlosshotel Pontresina in Pontresina, dem Hotel Petersberg in Königswinter bei Bonn, dem Villars Palace in der Schweiz, dem Hotel National in Davos und dem Grand Hotel Hof Ragaz in Bad Ragaz führte ihn sein Weg 1965 zu den Gebrüdern Haeberlin in Illhäusern im Elsass.[4] Deren Auberge de l’Ill war ein Wendepunkt in seiner Karriere als Koch, kam es doch bei ihnen zu seiner ersten Annäherung an die seinerzeit in Deutschland noch unbekannte Nouvelle Cuisine.

Es folgten Tätigkeiten bei Paul Bocuse, Roger Vergé und den Gebrüdern Michel und Pierre Troisgros. Weitere Stationen außerhalb Frankreichs waren unter anderem das Operakällaren in Stockholm, das Cafe Royal in London, die Villa Lorraine in Brüssel und der Jockey Club in Washington, USA. Sein Aufstieg in der deutschen Spitzengastronomie begann 1971 als Küchenchef im Münchner Restaurant Tantris, für das er 1973 den ersten und 1974 den zweiten Michelin-Stern erkochte,[5] die damals höchste Auszeichnung in Deutschland.

„Aubergine“ (1978–1995)

1978 öffnete er sein eigenes Restaurant Aubergine am Münchner Maximiliansplatz im Haus Regina. 1979 wurde es als erstes deutsches Restaurant mit drei Sternen im Guide Michelin 1980 ausgezeichnet. Die Auszeichnung behielt das Restaurant 15 Jahre bis zur Schließung Ende 1994.[6][7]

Im März 1993 wurde Witzigmann wegen Kokainbesitzes zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.[8] Kurz darauf wurde ihm die Konzession für das Aubergine entzogen, die Alfons Schuhbeck übernahm.[9][10] Trotz der kulinarischen Reputation und hohen Auslastung der Aubergine blieb Witzigmann der große wirtschaftliche Erfolg versagt, da zeitweise 18 Köche für maximal 45 Gäste arbeiteten.[11]

Seit 1995

Seit Aufgabe der Aubergine ist Witzigmann unter anderem als Unternehmensberater in der Gastronomie, Kochbuchautor und Leiter von Kochkursen tätig. Ferner ist er Herausgeber des Feinschmecker-Magazins apéro.[12] Bei seinen mehr als 40 Kochbüchern hat er zum Teil auch mit anderen prominenten Köchen oder Fernsehköchen zusammengearbeitet, etwa Alfred Biolek oder Tim Mälzer.

Von 1997 bis 2001 ging er mit seinem Schüler Roland Trettl nach Mallorca, wo er diesen beim Aufbau des Restaurants Ca’s Puers unterstützte.[13] Witzigmann konzipierte und berät das Restaurant Ikarus im Hangar-7 des Salzburger Flughafens. Auch hier war Roland Trettl von 2003 bis 2013 Executive Chef. Im Ikarus sind jeden Monat internationale Köche als Gastköche verpflichtet.

Seit 2004 wird jährlich der Eckart Witzigmann Preis an Persönlichkeiten vergeben, die sich für das Kochen und die Esskultur in besonderer Weise verdient gemacht haben.[14]

Bis Ende 2005 bewirtete er im Witzigmann Palazzo etwa 150.000 Gäste, das in verschiedenen Städten auf Tournee ging. Diesen wurde jeweils ein mehrgängiges Abendessen mit Showeinlagen und Schauspielern geboten, die die Gäste in ein interaktives Theaterstück verwickelten.[15][16] Das Anschlussprojekt, der „Witzigmann-Roncalli-Bajazzo“ bestand bis 2008.

„Eine wirtschaftlich erfolgreiche Spitzenküche ist die Quadratur des Kreises.“

Eckart Witzigmann (2018)[17]

2019 trat Eckart Witzigmann in der deutschen Version der Fernsehshow Top Chef bei Sat.1 erstmals als Juror auf.[18]

Privates

Eckart Witzigmann war mit Monika Witzigmann verheiratet, die bis zur Trennung 1988 im Restaurant Aubergine die Gäste empfing.[19] Seine Tochter Véronique (* 1970) ist Autorin und betreibt ein Unternehmen, das Brotaufstriche und Feinkost vertreibt, und sein Sohn Max (* 1974) ist als Journalist tätig.[20]

Seine Lebensgefährtin ist seit einigen Jahren Nicola Schnelldorfer, Tochter von Manfred Schnelldorfer.[21][22]

Ehrungen

Der Gault-Millau verlieh ihm 1994 die Auszeichnung Koch des Jahrhunderts, die bislang sonst nur noch an Paul Bocuse, Joël Robuchon und Frédy Girardet vergeben wurde.

Im Februar 2007 wurde Witzigmann zum Professor und Dr. ehrenhalber der schwedischen Universität Örebro berufen, der einzigen staatlichen Gastronomie-Universität Europas. An der dortigen Restaurant-Akademie in Grythyttan führt Witzigmann den Titel „Professeur de la Cuisine“. Von 2007 bis 2010 war er Präsident der Deutschen Akademie für Kulinaristik.

Die New York Times ehrte ihn mit dem Titel „Koch der Könige und Götter“, nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass er für zahlreiche gekrönte Häupter tätig war, darunter Königin Elisabeth II. und Prinz Philip, König Hassan von Marokko, König Harald von Norwegen, König Carl-Gustav und Königin Silvia von Schweden und den Maharadscha von Jaipur. Zu den Bewunderern seiner Kochkunst zählen auch die Präsidenten Michail Gorbatschow, George Bush und Valéry Giscard d’Estaing.

2003 benannte der französische Züchter Delbard eine Rose nach ihm.[23] Er war der erste Deutsche, dem diese Ehre zuteilwurde.

Auszeichnungen

Schüler (Auswahl)

  • Weitere:

Publikationen

Literatur

Filme

  • Eckart Witzigmann – Mein Leben. Dokumentarfilm, Österreich, Deutschland, 2010, 45 min, Buch und Regie: Lutz Reitemeier, Produktion: avanti media, ZDF, arte, Erstsendung: 29. August 2010 bei arte, Film-Informationen von ARD.
  • Zu Gast im Ikarus. Eckart Witzigmann präsentiert Spitzenköche im Hangar 7 in Salzburg. Reportage-Reihe, Österreich, 2009ff., 24 min, Produktion: ServusTV, Internetseite von ServusTV.
  • Eckart Witzigmann – Der Jahrhundertkoch. Dokumentarfilm, Deutschland, 2008, 60 min, Buch und Regie: Mica Stobwasser, Produktion: megaherz, moviepool, BR, Reihe: Köpfe in Bayern, Inhaltsangabe von megaherz mit Video-Ausschnitt.
  • Witzigmanns Köche. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2007, 30 min, Buch und Regie: Michaele Scherenberg, Produktion: hr, Film-Informationen von ARD. (Memento vom 31. Januar 2013 im Internet Archive)
    „Die Crème de la Crème der deutschen und österreichischen Spitzenköche trifft sich im Witzigmann & Roncalli Bajazzo Frankfurt. Dabei geht es um die kulinarische Auslese 2007. Mit dabei sind Eckart Witzigmann, Harald Wohlfahrt, Dieter Müller, Johann Lafer und Juan Amador. Erstmals wird das geheime Viergang-Menü des Roncalli verraten und vor Kameras zubereitet.“
  • Kulinarische Weltreise. Chefs around the World. Reportage-Reihe in zwölf Teilen, Österreich, 2006, 25 min, Produktion: ORF, Film-Informationen von fernsehserien.de.
  • Dinner auf dem Dampfer mit Eckart Witzigmann. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2006, 14 min, Buch und Regie: Denise J. Blasczok und Stefan Quante, Produktion: WDR, Reihe: Die kulinarische Reportage, Film-Informationen von ARD.
Commons: Eckart Witzigmann  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bernd Matthies: Spitzenküche: Topfs Schlager. In: Der Tagesspiegel, 20. November 2009, aufgerufen 5. Oktober 2011
  2. „Kässpätzle von Tante Fanny.“ In: Vorarlberg Online, 9. Juli 2008, Interview
  3. Artikel in golfwelt online vom 26. November 2010: „Ich gebe niemals auf“ – Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann: Das Leben eines Künstlers. Abgerufen am 25. September 2013 (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive)
  4. Eva Gesine Baur: Hamlet am Herd. Das Leben des Eckart Witzigmann. 2006, S. 49
  5. Porträt Witzigmanns auf der Gastrowebsite rollingpin.de: Die Mutter aller Köche. Abgerufen am 24. September 2013
  6. tagesspiegel.de: Topfs Schlager
  7. Eva Gesine Baur: Hamlet am Herd. Das Leben des Eckart Witzigmann. 2006, S. 180
  8. Manager Magazin: Dirigent der Kochtöpfe
  9. Süddeutsche Zeitung: Lehrmeister der TV-Köche
  10. Focus: Gastronomie: Ein Künstler gibt den Löffel ab, abgerufen am 23. September 2013
  11. zeit.de: Trüffel aus, Küche zu
  12. apero-magazin.de
  13. welt.de: Witzigmanns Mallorca
  14. eckart-witzigmann-preis.de: Der Preis
  15. Eva Gesine Baur: Hamlet am Herd. Das Leben des Eckart Witzigmann. 2006, S. 206
  16. Christian Mayer: Ende der Koch-Show. Witzigmann zieht aus seinem Palazzo aus (Memento vom 3. Juni 2009 im Internet Archive) In: Süddeutsche Zeitung, 26. Januar 2006
  17. restaurant-ranglisten.de: Eckart Witzigmann hält erfolgreiche Spitzenküche für Quadratur des Kreises
  18. https://www.sat1.de/tv/top-chef-germany/juroren
  19. books.google.de: Franz Brandl: Der Barmixer: Erinnerungen an ein verrücktes Leben.
  20. Frühstück mit drei Sternen. Bericht in der Welt am Sonntag vom 27. Mai 2007, abgerufen am 23. September 2013.
  21. nikos-weinwelten.de: Buchbesprechung: Das erste Ma(h)l
  22. tz.de: Der Hit meines Lebens
  23. Eckart Witzigmann Rose. Abgerufen am 19. Januar 2020.
  24. du/rr: Ehrung für Sterne-Koch Witzigmann. In: Stadt Wien, 29. Januar 2007
  25. APA: Witzigmann ist „Kulinarischer Botschafter“. In: Die Presse vom 11. Jänner 2011
  26. warsteiner-preis.de: Preisträger 2012
  27. km.bayern.de: Wissenschafts- und Kunstminister Dr. Spaenle verleiht die Auszeichnung "Pro meritis scientiae et litterarum" an Eckart Witzigmann
  28. Wirtschaftsforum Niederrhein
  29. Frank Heppner verlässt die Villa Flora (2. August 2003)

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Witzigmann in seinem Restaurant Aubergine Engl. Wikipedia Rainer Maria Latzke
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Eckart Witzigmann im Restaurant Ikarus (Hangar-7, Salzburg). selbst fotografiert. Michael Holly
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