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vom 08.01.2020, aktuelle Version,

Egon Caesar Conte Corti

Gedenktafel, Wien

Egon Caesar Conte Corti alle Catene, ab 1919 Egon Caesar Corti[1][2] (* 2. April 1886 in Agram, heute Zagreb, Kroatien; † 17. September 1953 in Klagenfurt) war Offizier, Historiker und Schriftsteller; vor allem aber ein Bestsellerautor.

Leben

Corti stammte aus einem alten lombardischen Adelsgeschlecht, das sich bei der Vereinigung Italiens auf die österreichische Seite gestellt hatte. Sein Vater war der spätere k.u.k. Feldmarschalleutnant Hugo Conte Corti (1851–1916), dessen Vater Franz Conte Corti (1803–1890) ebenfalls k.u.k. Feldmarschalleutnant gewesen war. Die Mutter Olga (geb. Müller) kam aus großbürgerlicher Familie. Auch Corti selbst schlug die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein. Nach dem verlorenen Weltkrieg 1918 wurde er jedoch verabschiedet. Auf der Suche nach einem Broterwerb fing Corti an, biographische Arbeiten zu verfassen. Dabei kam ihm die Möglichkeit, an der Universität Wien unter den Auspizien des Historikers Heinrich Srbik arbeiten zu können, sehr zugute. Er verfasste Biographien zur Geschichte des 19. Jahrhunderts und galt seit der Zwischenkriegszeit als Spezialist für biographische Werke über Persönlichkeiten aus der europäischen Hocharistokratie. Corti war, wie auch in seinem umfangreichen Werk ersichtlich, zutiefst monarchistisch orientiert und mit einer jüdischen Ehefrau verheiratet. Dennoch wurde er Mitglied des 1937 gegründeten „Volksbunds“, der als Tarnorganisation für die zu diesem Zeitpunkt illegale NSDAP in Österreich diente.[3] Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 an das Deutsche Reich beteiligte sich Corti mit einem Beitrag am Bekenntnisbuch österreichischer Dichter, das vom Bund deutscher Schriftsteller Österreichs herausgegeben wurde.[4] Ein Beitrittsgesuch Cortis in die NSDAP wurde mit Verweis auf seine jüdische Ehefrau Gertrud Mautner-Markhof, Zwillingsschwester des sogenannten „Senf-Tegethoff“ Manfred Mautner-Markhof sen., von der er sich nicht trennen wollte, abgelehnt.[5][3]

Cortis einziger Sohn Ferrante (9. Februar 1925 – Dezember 1944, vermisst im Zweiten Weltkrieg) wurde 1940 als 15-Jähriger verhaftet und tagelang von der Gestapo unter dem Vorwurf verhört, er habe gegen die Nazis konspiriert. Im späteren Verlauf des Krieges wurde Ferrante Corti einem Strafbataillon zugewiesen.

Cortis Bücher und Biographien heben sich heute noch von anderen Werken ähnlicher Art in spezifischer Weise ab: einerseits enthalten sie zahlreiche Originalaussagen von Zeitzeugen, die zu Cortis Zeit noch lebten. Andererseits beinhalten die Werke historisch einzigartige Quellen: verschiedene adelige und hochadelige Häuser gewährten Conte Corti – als einzigem Autor und ihresgleichen, weil ebenfalls adelig – Zugang zu ihren geheimen Privatarchiven, die mittlerweile wieder verschlossen sind bzw. von denen einige im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Corti starb 1953, wenige Monate vor seiner Frau. An seinem Wohnhaus am Wiener Franziskanerplatz 1 (1010 Wien) findet sich eine Gedenktafel.

Im Jahr 1960 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) die Cortigasse nach ihm benannt.

Werke (Auswahl)

als Autor
  1. Der Aufstieg des Hauses Rothschild. 1770–1830. 1927.
  2. Das Haus Rothschild in der Zeit seiner Blüte. 1830–1871. 1928.
  1. Vom Kind zum Kaiser. Kindheit und erste Jugend Kaiser Franz Joseph I. und seiner Geschwister. 1950.
  2. Mensch und Herrscher. Wege und Schicksale Kaiser Franz Joseph I. zwischen Thronbesteigung und Berliner Kongress. 1952.
  3. Der alte Kaiser. Franz Joseph I. vom Berliner Kongress bis zu seinem Tode. 1955.
als Herausgeber
  • Benito Mussolini: Mein Kriegstagebuch („Il mio diario di guerra“). Amalthea, Wien 1930.

Einzelnachweise

  1. Die Verbürgerlichung des Titels erfolgte aufgrund des „Gesetzes über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritter- und Damenorden und gewisser Titel und Würden“ der Republik Österreich (Adelsaufhebungsgesetz) vom 3. April 1919 mit Wirkung ab dem 10. April 1919.
  2. Corti benutzte seinen ehemaligen Titel nach 1919 allerdings als Künstlernamen, so dass er auch später unter dem Namen „Conte Corti“ veröffentlichte.
  3. 1 2 Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“ (PDF; 4,4 MB), S. 195f, Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013.
  4. Bund Deutscher Schriftsteller Österreichs (Hrsg.): Bekenntnisbuch Österreichischer Dichter. Krystall, Wien 1938.
  5. Roman Roček: Glanz und Elend des P.E.N.: Biographie eines literarischen Clubs, Böhlau Wien, S. 248.

Literatur