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vom 02.04.2022, aktuelle Version,

Erlebnispark Anderswelt

Erlebnispark Anderswelt
Ort Heidenreichstein
Eröffnung 2002
Besucher 108.000 (2002 bis 2004)
Fläche 5,6 Hektar
Baukosten 75 Mio. Schilling (€ 5,5 Mio.)
Erlebnispark Anderswelt (Österreich)
Erlebnispark Anderswelt
Lage des Parks

Die Anderswelt in der Stadtgemeinde Heidenreichstein war der erste Themenpark Österreichs und Europas mit einer authentischen Geschichte über das Waldviertel.[1]

Kurzbeschreibung

Der Erlebnispark Anderswelt wurde am 24. März 2002 eröffnet und im Herbst 2004 mangels ausreichender Besucher wieder geschlossen. Insgesamt haben in diesem Zeitraum rund 108.000 zahlende Personen den Freizeitpark besucht.

Unter den im Jahr 2004 in Österreich bestehenden und geplanten Themenparks befasste sich einzig die Anderswelt mit der Keltenthematik sowie mit der Mystik und den Phänomenen des Waldviertels.[2]

Bereits 2001 musste der ursprünglich nach der keltischen Erdgöttin Ana gewählte Name Ana-Park aus urheberrechtlichen Gründen geändert werden, weil die international tätige japanische Hotelkette bzw. Fluggesellschaft Ana mit einer Klage drohte.[3]

Gründung

Die Initiative zur Schaffung eines regionaltouristischen Highlights ging von der Stadtgemeinde Heidenreichstein aus, die vor dem Hintergrund der durch den Arbeitsplätzemangel verursachten Abwanderungstendenzen aus der Region gemeinsam mit der Betriebsansiedlungsgesellschaft der Niederösterreichischen Landesregierung das Konzept für den Erlebnispark Anderswelt entwickeln ließ.

Regionalpolitische Aspekte überwogen die Bedenken gegen den unter anderem auch auf Grund fehlender Verkehrsanbindungen denkbar ungünstigen Standort. Die Betreibergesellschaft, die Anderswelt Errichtungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H., Heidenreichstein, gehörte zur Hälfte der Stadtgemeinde Heidenreichstein und zur Hälfte mehreren örtlichen Unternehmern. Geschäftsführer waren zunächst Oliver Rath und danach Thomas Hetzendorfer.

Die Besucherpotentialanalyse ging von einem kreisrunden 100 Kilometer Einzugsgebiet aus, wobei man auf die Berücksichtigung von Verkehrswegen, Grenzen, sowie anderer Kriterien, die das Einzugsgebiet beeinflussen, verzichtete. Somit ergab sich in Österreich und Tschechien eine höchst optimistische Gesamtsumme von 5 Millionen Personen innerhalb des Einzugsgebietes.[4]

Die Anderswelt wurde im März 2002 eröffnet und sollte ein touristischer Höhepunkt im oberen Waldviertel werden. Die Förderstellen des Landes Niederösterreich erwarteten sich Impulse für den Tourismus im Waldviertel.[5] Für die künstlerische Gestaltung des Eröffnungsfestes konnte Alf Krauliz gewonnen werden. Er inszenierte im Juni 2002 ein Fest des Feuers mit Feuerartisten, Tänzern und Musikern (Zabine, Deishovida, Bernhard Egger Blues Band u.v.a.).

Gebäude und Landschaftsgestaltung

Der Erlebnispark wurde nach Entwürfen von Architekt Gerhard Macho aus Gmünd und nach Ideen der Explore Erlebnisproduktionen GmbH, Wien, von 2000 bis 2002 im Wesentlichen mit öffentlichen Geldern um rund 75 Millionen ATS (ca. € 5,5 Mio.) errichtet.

Die Architektur des Gebäudes orientiert sich bewusst an der Ästhetik von Kultstätten und Tempelanlagen. Es ist ein scheibenförmiges Gebäude, halb im Wasser, halb am Land.[6]

Ein Blick aus der Luft auf das Areal zeigt seltsame Oberflächenstrukturen. In einem von einem Erdwall umgebenen Feld steht im Zentrum ein zylinderförmiges Bauwerk, eingebettet in eine schnurgerade Bahn, die exakt Ost-West ausgerichtet ist. Am östlichen Ende der Bahn befindet sich eine Rune – das Wahrzeichen der Anderswelt. Nordöstlich des Zylinders ist ein Rabe zu sehen, etwas südlich davon eine Schlange, die aus einem Wasserkörper kriecht, dessen Form eindeutig embryonale Züge trägt. Zwischen Rabe und Zylinder ist noch ein weiteres merkwürdig labyrinthartiges Gebilde zu sehen. Um das Feld verläuft ein ovales Band, das, setzt man es mit der fünfeckigen Struktur in Beziehung, an ein kleines Krebschen aus den Gewässern des Nordwalds erinnert.[7]

Thema, Freizeiteinrichtungen

Den Angaben der Betreibergesellschaft zufolge handelte es sich um einen multimedialen und interaktiven Themenpark, der die Geschichte zweier im Waldviertel verschwundener Naturwissenschaftler aufgriff und sie für den Besucher im Rahmen einer Inszenierung erlebbar machte. Die für die Region typischen Phänomene wie beispielsweise das Hochmoor, Irrlichter und granitene Tempel wurden in die Gestaltung mit eingebunden und damit ein starker regionaler Bezug erzeugt. Gezeigt und erzählt wurde eine mystische Geschichte aus der Zeit der Kelten.

Die Anderswelt war ein In- und Outdoor-Erlebnispark auf einem 5,6 Hektar großen, der Stadtgemeinde Heidenreichstein gehörenden Areal mit einem etwa ein Hektar großen Badeteich samt Liegewiese, einer Beachvolleyball- und Skateranlage samt Funpark sowie einem Kräuter- und Obstgarten mit alten traditionellen Sorten. Die eigentliche Erlebniswelt umfasste nur etwa 900 m², die sich zum Teil unter der Erd- und Wasseroberfläche befanden. Ein angeschlossener Shop beanspruchte etwa 110 m². Der größte Teil der Anlage war die Außenanlage, die frei zugänglich war.

Marketing, Besucherzahlen, Insolvenz

Marketingmaßnahmen umfassten auch Fernsehfilme in den regionalen ARD-Programmen.[8] Man rechnete mit 120.000 Besuchern pro Jahr, gekommen sind im Jahr 2002 55.000, 2003 30.000 und 2004 23.000, das waren insgesamt in drei Jahren nur 108.000 zahlende Besucher. Angesichts der rückläufigen Tendenz war die Schließung nicht zu vermeiden.

Das auf Grund der Rückforderung von Fördergeldern 2006 eröffnete Insolvenzverfahren über die Betreiberfirma wurde 2007 abgewickelt und 2009 beendet. Das Budget der Stadtgemeinde Heidenreichstein wird trotz der abgeschlossenen Insolvenz durch die übernommene Haftung auf Jahre mit jährlich € 250.000 belastet.

Avalon-Anderswelt

2006 hatte der bereits seit 1992 bestehende und in Allentsteig und Krems aktive Jugend- und Kulturverein Avalon das Restaurant und das Freigelände gepachtet und nach eigenen Angaben das größte ganzjährig geöffnete Jugendkulturgelände Österreichs eröffnet. Es wurden Konzert- und Partyveranstaltungen durchgeführt. Um die Verwertungsbemühungen für das Areal nicht zu erschweren wurde der für ein Jahr abgeschlossene Pachtvertrag von der Stadtgemeinde Heidenreichstein nicht verlängert.

Am 19. Oktober 2006 fand zum Abschluss des neu gegründeten Literaturfestivals Literatur im Nebel eine Festveranstaltung in der Avalon-Anderswelt statt. Es spielten Nim Sofyan, die Gewinner des Austrian World Music Awards 2004.

Nach dem Ende der Anderswelt

2012 wurde auf dem 2008 an die Firma Käsemacher, Waidhofen an der Thaya, veräußerten Areal die Eröffnung einer mit € 6,2 Mio. Investitionssumme geplanten Käseerlebniswelt einschließlich einer Produktionsstätte eröffnet, die jährlich 60.000 Besucher in die Region bringen soll.[9]

Literatur

  • Paul Reuber/Peter Schnell (Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume, Neue Angebote im Tourismus, Schriften zu Tourismus und Freizeit der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaften e.v., insbesondere Teil IV: Inszenierungen und künstliche Erlebniswelten: Birgit Pikkemaat, Mike Peters, Kerstin Schoppitsch: Erfolgsfaktoren von Erlebniswelten, S. 159ff, Berlin 2006, ISBN 978-3-503-09307-6
  • Infoblatt des ehemaligen Betreibers: Anderswelt Heidenreichstein, PDF
  • Insolvenzbeschreibung des KSV 1870: Abfrage vom 23. Februar 2010
  • Der Standard vom 27. August 2008: Die Käsemacher im Hexenwald PDF

Einzelnachweise

  1. Birgit Pikkemaat, Mike Peters, Kerstin Schoppitsch: Erfolgsfaktoren von Erlebniswelten, in: Paul Reuber/Peter Schnell (Hrsg.): Postmoderne Freizeitstile und Freizeiträume, Neue Angebote im Tourismus, Schriften zu Tourismus und Freizeit der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaften e.v., S. 175, Berlin 2006
  2. Cornelia Schießel: Kritische Erfolgsfaktoren der Themenparkbranche unter besonderer Berücksichtigung des österreichischen Marktes, Diplomarbeit im Rahmen des Fachhochschulstudienganges Marketing and Sales, Wien 2004, S. 23ff,Fallstudie PDF abgefragt am 26. Februar 2010
  3. Cornelia Schießel: Kritische Erfolgsfaktoren der Themenparkbranche unter besonderer Berücksichtigung des österreichischen Marktes, Diplomarbeit im Rahmen des Fachhochschulstudienganges Marketing and Sales, Wien 2004, S. 116ff,Fallstudie PDF abgefragt am 26. Februar 2010
  4. Cornelia Schießel: Kritische Erfolgsfaktoren der Themenparkbranche unter besonderer Berücksichtigung des österreichischen Marktes, Diplomarbeit im Rahmen des Fachhochschulstudienganges Marketing and Sales, Wien 2004, S. 116ff, Fallstudie PDF abgefragt am 26. Februar 2010
  5. Österreich-Journal: Anderswelt erklärt Phänomene des Waldviertels Pressetext PDF abgefragt am 26. Februar 2010
  6. Andreas Kornprobst, Explore, ErlebnisProduktionen GmbH, Eine Vision wird Wirklichkeit: Der ANA Park im Waldviertel, Projektbeschreibung für ECO Plus, Niederösterreichs Regionale Entwicklungsagentur Gesellschaft mbH, Wien, ANA Park Waldviertel abgefragt am 27. Februar 2010
  7. Beschreibung Veranstaltungsort bei www.Events.at abgefragt am 27. Februar 2010
  8. Saarländischer Rundfunk, 100 % Urlaub, Sendung vom 8. und 14. Mai 2004, Abfrage vom 23. Februar 2010@1@2Vorlage:Toter Link/www.sr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Der Käsemacher auf RegiowikiAT abgerufen am 12. Dezember 2014