Glasgraben (Gemeinde Purkersdorf)
Glasgraben (Weiler) | ||
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Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Sankt Pölten-Land (PL), Niederösterreich | |
Gerichtsbezirk | Sankt Pölten | |
Pol. Gemeinde | Purkersdorf | |
Ortschaft | Purkersdorf | |
Koordinaten | 48° 11′ 25″ N, 16° 11′ 57″ O | |
Höhe | 310 m ü. A. | |
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS |
Glasgraben ist ein Weiler in der Gemeinde Purkersdorf in Niederösterreich.
In alten Karten ist an der Stelle nur die Glasgrabenwiese eingezeichnet, an deren östlichen Ende der Holzhackerhof lag. Die Innere Glasgrabenwiese liegt heute im Lainzer Tiergarten und gehört zu Wien, die Äußere Glasgrabenwiese liegt außerhalb und gehört zur Gemeinde Purkersdorf.
1901 kaufte der CA Bankdirektor Dr. Mansfeld die Wiese Glasgraben Nr. 1, weil ein Bach hindurch lief. 1903 ließ er von allen zu speisenden Quellen das Wasserrecht auf die Liegenschaft eintragen. Er baute das erste Objekt, ein kleines Haus mit Steinfundament, das Kernstück des noch heute vorhandenen Objektes. Die Trinkwasserversorgung wurde mittels einer offenen Holzrinne von einer der Quellen bis zum Haus gesichert.
Den Bachlauf verlegte er an den Rand des Grundstückes und ließ 3 Teiche ausheben und mit einem Schleusensystem mit dem Bach verbinden. Sein Ziel war eine Fischzucht. Doch von Beginn an zeigte sich, dass im Sommer das Wasser für 3 Teiche nicht reichte. 1919 wurde in diesem Haus sein Sohn Claus geboren. Der besuchte zu seinem 60. Geburtstag den Ort seiner Geburt, freute sich, dass sein Geburtshaus noch stand und berichtete aus seiner Kindheit. Schließlich musste Dr. Mansfeld den Glasgraben 1929 verkaufen, weil das feuchte Klima seine rheumatischen Beschwerden verschlechterte.
Der Nachfolger war die Familie Heidl, die das Haus ausbauten und die sehr bekannte „Glasgrabenhütte“ Jahrzehntelang betrieben. Ihre Spezialität war ihr selbstproduzierter Ribiselwein. Es war ein sehr beliebtes Ausflugsziel der Wiener – mit der Bahn nach Wurzbachtal oder Purkersdorf und von dort wanderte man über die Rudolfshöhe in den Glasgraben. Die obere Glasgrabenwiese wurde von hunderten Menschen als Liegewiese bevölkert. In den 1950er Jahren kam da an manchem Wochenende schon Mal ein Umsatz von 1000.- S zusammen, obwohl sich die Einzelpreise im Groschenbereich bewegten. Dies berichtete eine alte Dame, die als Kellnerin in den Sommern 1953 und 54 dort kellnerierte. Vom Dreihufeisenberg wurde im Winter entlang der Lainzer Tiergartenmauer gerodelt und mit den Skiern abgefahren.
In den Kriegsjahren war sie geheimer Treffpunkt für politische Randgruppen. Westlich davon auf der Wiese, war im 2. Weltkrieg eine Bunkeranlage. Der Feldwebel Otto, aus Berlin, hatte die Aufgabe bei Luftangriffsalarm in Blechtonnen Rauchbomben zu zünden, um den Tiergarten einzunebeln. Dies sollte die Flieger dazu bringen, den Bombenabwurf schon frühzeitig auszulösen, in dem Glauben, sie wären schon über der Stadt Wien. Zur Fleischversorgung züchtete er in dem Bunker Hasen. Spuren von der Anlage sind bis heute zu finden.
Fam. Heidl bekam 4 Töchter, die fleißig im Betrieb mithalfen. Einmal in der Woche kam der Getränkehändler mit dem Pferdefuhrwerk und brachte Limonade und Eisblöcke. In den 1950er Jahren wurde auch der Kern des zweiten Objektes – eines Wohnhauses errichtet. Die jüngste Tochter besuchte hoch betagt mit ihren Enkeln die Jausenstation Glasgraben, um ihnen den Ort ihrer Jugend zu zeigen und aus dieser Zeit zu erzählen (die Arbeitsverteilung unter den Geschwistern – wer den Abwasch machte und wer besser mit den Gästen umgehen konnte). Deutlich heraus zu hören war der große Arbeitsaufwand in dieser Zeit. Die Teiche gerieten in Vergessenheit.
Mit der Planung und dem späteren Bau des letzten Abschnittes der Westautobahn von Pressbaum nach Auhof (Neueröffnung 1966) sah die Familie Heidl eine so massive Veränderung der Landschaft des Tales und den Untergang ihrer Lebensgrundlage – der Glasgrabenhütte – voraus und verkauften 1960 die Liegenschaft an Benno Polatschek, den Inhaber der Firma Radio Weltspiegel am Lerchenfeldergürtel. Er war der Erste, der Ratenkauf von Elektrogeräten für den kleinen Mann anbot, dies mit eigenem Kapital finanzierte und damit sehr groß wurde.
Er selbst bewohnte seine Villa in Purkersdorf, Hans Buchmüller Gasse, und wollte sich seinen Traum einer Landwirtschaft erfüllen. Er ließ einen Stall errichten, pachtete 9 ha Wiesen dazu, die teils als Koppeln und teils zur Futterversorgung dienten und kaufte Kuh und Pferd und meldete 1963 eine Landwirtschaft/ Meierei an. Den Rechten, der zwei kleinen Teiche ließ er zuschütten und legte darauf einen Acker an.
Mit der Dammschüttung für die Autobahn musste auch eine neue Wasserleitung zum Grundstück gebaut werden. Dazu wurde ein 350 m langes Betonrohr mit 6 Putzschächten unter der Autobahn verlegt, Die Quellen wurden neu gefasst und in ein Reservoir geleitet, von dort führt ein Polokalrohr das Wasser direkt auf das Grundstück zum Hauptschacht. Oberhalb der Liegenschaft wurde zum Schutz vor Hochwasser ein Retentionsbecken angelegt. Während der gesamten Bauzeit bestand Hr. Polatschek auf die freie Zufahrt zu seinem Anwesen, was sich zeitweise als sehr schwierig gestaltete, da berichtet wird, dass er dabei auch einmal seinen Pkw umwarf.
Mit der Anschaffung eines Benzinaggregates wurden die Häuser mit 12 V und 220 V doppelt elektrifiziert. Die Betreuung übernahmen Angestellte von ihm, während er selber seine Freizeit vor Ort verbrachte, oft begleitet von seinem Enkel, den er als Erben vorsah.
Zur Wasserversorgung der Straßenmeistereihalle an der Landesgrenze Wien NÖ wurde die östlichste Quelle gefasst und zur Halle geleitet. Um dieses Wasserrecht prozessierte Hr. Polatschek jahrelang, um wenigstens das Überwasser für die Teichanlage zu bekommen.
Februar 1975 suchte er über eine Anzeige in der Tageszeitung nach einem Mieter für das Wohnhaus. Auf diese meldete sich Hr. Oppitz und er wurde der erste, nicht bezahlte Bewohner im Glasgraben. Seine einzige Bedingung im Mietvertrag lautete: er musste seinen Hauptwohnsitz da haben und die Tiere versorgen. Zu diesem Zeitpunkt gab es zwei Haflinger mit den Namen "Strauss" und "Strom". An den Wochenende leitete weiterhin Hr. Polatschek die Landwirtschaft und brachte für die groben Arbeiten auch einen Helfer mit, den er sehr herabwürdigend behandelte, sodass sich dieser zu dem Ausspruch genötigt sah: " Hr.Polatschek behandeln sie mich nicht so demütigend, sonst muss ich sie noch erschießen!" Dieser Arbeiter wohnte im Eckhaus Anton Wenzl Prager-Gasse und Wienerstrasse, an der sein Chef täglich bei der Fahrt in die Arbeit vorbei fuhr. Und da die Beleidigungen nicht aufhörten, wurde eine rote Ampel im Februar 1977 zum Schicksal – da erschoss er Benno Polatschek aus dem Fenster seiner Wohnung in dessen Auto. Die Firma übernahm sein Schwiegersohn, einem Werbefachmann, von dem er schon zu Lebzeiten keine hohe Meinung hatte. Den Glasgraben erbte der Enkel Erich Patzelt. der studierte in dieser Zeit Biochemie.
Nun brach im Glasgraben eine goldene Zeit der Freiheit aus. Am See errichtete Hr. Oppitz mit seinen engsten Freunden eine Saunahütte und zusammen mit Hans Aitenbichler, einem Jugendfreund, wurde das Projekt "Windrad" gestartet. Auch nahm Hr.Oppitz sein Studium der Vermessung wieder auf, dass er 1967 unterbrochen hatte, weil durch den Tod seines Vaters (1963) die finanzielle Unterstützung weggebrochen war.
In Ermangelung einer geeigneten Werkstatt im Glasgraben wurde in der Sturzgasse im 15. Bezirk ein Kellerlokal, eine Werkstatt einer ehemalige Schlosserei, voll eingerichtet mit Drehbank, Kaltsäge, Bohrständer und Werkbänken angemietet. Die diente auch als Lager für Surfbretter, da Hans mit seiner Freundin Ingrid Gauf (Architekturstudentin) im Sommer in Pörtschach und Krumpendorf Surfschulen betrieben.
Nun wurde Nächtelang gerechnet und Pläne gezeichnet, dabei half auch der Umstand, dass Hr. Oppitz am Anwesen von Viktor Schauberger (Schloss Engleithen, Bad Ischl) aufgewachsen war und schon in der Kindheit mit Strömungslehre vertraut wurde, obwohl er nie ein Anhänger von seinen Thesen war. Bald standen auf einem windexponierten Hügel auf der Koppel die ersten Versuchsobjekte. Zu der Zeit gab es nur holländische kleine Windräder, die für starke Meereswinde ausgelegt waren. Flügelform und auch der Generator (Permanentmagnete) musste neu entwickelt werden. Ein Jahr später 1978 war ein funktionierendes Windrad mit 1 Meter Durchmesser entwickelt. In Petronell stand eine Versuchsanlage, und in der Ruster Bucht wurden die ersten Badehütten damit ausgestattet. Sie gründeten die Firma Windagg und Hans war der beste Verkäufer dafür. Eine größere Version mit 2,60 m Durchmesser stand im Glasgraben zur Hausversorgung, eingespeist wurde in Batterien und es reichte für Beleuchtung, Radio und TV. Der Generator wurde nur noch in zu langen Windstillen Zeiten zum Batterienachladen gestartet.
Hr. Oppitz führte ein offenes Haus, die Tür war nie versperrt, jeder wurde herzlich empfangen und konnte seine Freunde mitbringen. Der Haushalt war spartanisch, junggesellenhaft, so brachte jeder seine Verpflegung selber mit. Alkohol war reichlich vorhanden, Nachschub gab es in der Mooswiesengasse bei Fr. Muckenhuber, einer Winzerin. Sie feierten rauschende, riesen Feste am Lagerfeuer.
Mit dem Studium kam er gut voran, nur die Rattenplage nahm überhand. So holte er den Cockerspaniel der Mutter „Wuzi“ aus Bad Ischl auf den Grund und damit war das Problem beseitigt. Sie brachte jährlich einen Wurf junger, hübscher Welpen zur Welt.
Am Samstag, den 18.3.78 besuchte zum ersten Mal die junge Medizinstudentin Aurelia Lindau den Glasgraben, mitgebracht von ihrem Bruder, der schon des Längeren zum Freundeskreis gehörte.
Glasgraben Nr.3
Auf diesem befand sich ein Wirtschaftshof – eine Holzbaracke unterhalb der späteren Straßenmeistereihalle. Ende der 1970er Jahre war es ein verfallendes Objekt. Hr. Segner, der eine Tischlerei in Hitzing betrieb, stellte da Jahrelang seine Bienen auf. Erst 1992 musste er sie wegsiedeln und das Objekt wurde vom Bundesheer geschliffen und auf die ebene Fläche wurden stattdessen Panzersperren abgelegt. Nach EU-Beitritt wurden diese jedoch wieder entfernt.
Glasgraben Nr.2
Gartensiedlung
In den Hungerjahren Ende der 1920er Jahre wurde die an Glasgraben Nr.1 östlich angrenzende Wiese in 10 ca. 1600 m² große Parzellen und einer Stichstraße geteilt und als Gartenland verkauft. Trinkwasser bezogen sie von einer öffentlichen Entnahmestelle von Glasgraben Nr.1. Ursprünglich standen auf wenigen nur kleine Holzschuppen zur Geräteaufbewahrung. Sie bekamen ein Gehrecht auf der verlängerten Leischinggasse eingetragen.
Nach 30 Jahren wurde die Gartensiedlung offiziell als solche gewidmet. 1960 erfolgte teilweise daher ein Eigentümerwechsel und die meisten stellten nun ein richtiges Gartenhaus auf. Regenwasser wurde gesammelt und Senkgruben angelegt.
Anfang der 1980er vollzog sich ein Generationenwechsel, nur zwei Parzellen wechselten neuerlich den Eigentümer. Das Verlangen nach Strom wurde so groß, dass 1989 eine Stromgemeinschaft gegründet wurde und im Frühjahr 1990 wurde von der Straßenmeistereihalle eine Oberleitung zu jeder Parzelle geleitet. Glasgraben Nr.1 wurde erst am 17. August 1990 angeschlossen. Schwimmbecken wurden von der Feuerwehr jährlich aufgefüllt.
10 Jahre später schlossen sie sich erneut zusammen, diesmal um eine Wasserleitung von der Baunzen bis in den Glasgraben zu finanzieren. Diese wurde 2002 dann auch gebaut.
Mit mehr Wasser wurde natürlich auch das Abwasserproblem größer. Und da die Jausenstation Glasgraben mit den Jahren zu einem Landgasthaus gewachsen war, entwickelte Aurelia Lindau – Oppitz 2003 das Projekt „Pflanzenkläranlage für die gesamte Siedlung Glasgraben“.
Nach 4 Jahren Bauverhandlungen mit 9 Behörden und 8 000.-€ Projektkosten hielt sie am 27. Juli 2007 die Baubewilligung in Händen. Sie brauchte nur 150 m² von ihrem Grund zur Verfügung zu stellen, 80 % der Bausumme würde das Land NÖ tragen, da es sich bei der Siedlung um eine Einschichtlage handelt. Doch ihr Miteigentümer Hr. Dipl. Ing. Oppitz, verweigerte seine Unterschrift.
So wendete sie sich ab und begann weit weg ein neues, glückliches Leben, noch dazu in ihrer ursprünglichen Berufung der Medizin.
Einzelnachweise
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