Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 16.06.2020, aktuelle Version,

Gutenachtgeschichte

Ein Vater liest seiner Tochter eine Gutenachtgeschichte vor.

Gutenachtgeschichten (regional umgangssprachlich auch Betthupferl) sind kurze Erzählungen, die Kindern bis zu einem Alter von etwa 12 Jahren vor dem Einschlafen erzählt werden. In der Regel lesen die Eltern ihren Kindern diese Geschichten vor, mittlerweile findet man auch ein breites Angebot in anderen Medien, insbesondere Hörfunk und Fernsehen.

Mündliche Tradition

Die Gutenachtgeschichte, Genrebild von Eduard Geselschap, Mitte des 19. Jahrhunderts
Die Gutenachtgeschichte, Genrebild von Felix Schlesinger, 19. Jahrhundert

Das Lesen einer Geschichte vor dem Einschlafen ist ein festes Abendritual in vielen jungen Familien. 90 % der Eltern lesen ihren Kindern im Alter zwischen vier und sechs Jahren am Abend etwas vor. Bereits vor dem vierten Lebensjahr kommen 71 % der Kinder in den Genuss einer Gutenachtgeschichte. Auch bei älteren Kindern bis 12 Jahre, die selbst bereits lesen können, liegt der Anteil noch bei 60 %.[1] Auch Kinder können nicht „auf Knopfdruck“ abschalten und einschlafen. Feste, vertraute Rituale am Abend helfen ihnen, sich zu entspannen und besser einzuschlafen.

Der Begriff „Gutenachtgeschichte“ wurde durch Jella Lepman geprägt, die solche Geschichten sammelte, und ist etwa seit 1950 gebräuchlich.[2] Im Rahmen einer Studie wurde festgestellt, das abendliches Vorlesen den Grundstein zur optimalen Förderung eines Kindes legt und der entscheidende Beitrag zur Lesesozialisation ist.[3]

Elektronische Medien

Hörfunk

Bereits der Sender Rot-Weiß-Rot hatte eine Gute-Nacht-Sendung für Kinder im Programm, unter Verwendung der Figur des Sandmännchens. („Tante Marga“) Marga Frank (* 1. September 1922 in Wien), ab 1945 bei der Radio Verkehrs AG (RAVAG), schrieb bis in die 1950er Jahre Kinder-, Mädchen- und Märchenbücher (1981 Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst – für ihr Lebenswerk) und entwarf die Figur des Traummännleins. Unter ihrer Verantwortung, doch ohne Nennung von Sprecher oder Autoren, darunter die bekannten Kinderbuchautorinnen Christine Nöstlinger, Mira Lobe und Käthe Recheis, wurden 365 unterschiedliche Geschichten im Jahr gesendet.[4][5][6]

Seit dem 5. September 1955 gibt es, zuerst in der RAVAG, ab dem 1. Januar 1958 im ORF-Hörfunksender Ö Regional um 19:00 Uhr, die Sendung Das Traummännlein kommt. Die bis 1967 verwendete[7] Titelmelodie Wiegenlied („Guten Abend, gut’ Nacht“) stammt von Johannes Brahms, arrangiert von Norbert Pawlicki. Die Geschichten stammen unter anderem von Urs Harnik-Lauris[8], Sigrid Helting[9], Werner Löw, Leo Parthé, Franz Stanzl, Evelyne Stein-Fischer und Jack Unterweger, Eleonore Zuzak. Gesprochen werden die Texte von Schauspielern wie Herbert Lenobel[10] oder Peter Gruber.[11][12][7][13][14]

Ab dem 19. Mai 1956 wurde auf Radio DDR I der Abendgruß „Der Sandmann ist da“ gesendet.[15]

Der Ohrenbär, eine Produktion des Rundfunks Berlin-Brandenburg in Kooperation mit NDR Info und WDR 5, ist eine in Deutschland ausgestrahlte literarische Hörfunksendung für Kinder zwischen vier und acht Jahren. Sie wurde 1987 erstmals ausgestrahlt und wird täglich vor 20 Uhr gesendet, bei den drei Sendern jedoch zu jeweils unterschiedlichen Zeiten.

Fernsehen

Als Klassiker der Gutenachtgeschichte im Fernsehen gelten die beiden Sandmännchen-Sendungen im geteilten Deutschland zwischen 1959 und 1990. Seit 1991 gibt es Unser Sandmännchen in neuer Aufmachung in MDR, RBB und KiKA.

In Österreich sendete das ORF-Fernsehen etwa von Mitte der 1960er Jahre (auf FS1) bis zumindest 1988 (das) Betthupferl, heute umbenannt auf Gutenachtgeschichte.

Im Schweizer Fernsehen wurde von 1986 bis 2006 das zehnminütige Guetnachtgschichtli ausgestrahlt. Seit Ende Februar 2012 wird es wieder ausgestrahlt.[16] Das rätoromanische Pendant Istorgia da buna notg wurde 2009 nach fast 40 Jahren eingestellt.[17]

Literatur

Siehe auch

Wiktionary: Gutenachtgeschichte  – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Quelle: eine repräsentative Umfrage bei 668 Männern und Frauen mit eigenen Kindern im Haushalt, darunter 298 Eltern mit Kindern im Alter bis 12 Jahre, durchgeführt im Auftrag des Apothekenmagazins Baby und Familie von der GfK Nürnberg.
  2. Christiane Schurian-Bremecker: Kindliche Einschlafrituale im Kontext sozialer und kultureller Heterogenität. 2008, S. 71.
  3. Christiane Schurian-Bremecker: Kindliche Einschlafrituale im Kontext sozialer und kultureller Heterogenität. 2008, S. 236.
  4. http://wien.orf.at/radio/stories/2547849/ Marga Frank in "Menschen im Gespräch" mit Bernd Matschedolnig, Radio Wien, 1. September 2012
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 1. März 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/shop.orf.at Das Traummännlein kommt, Die (17) besten Geschichten, CD
  6. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20020829_OTS0052/mutter-des-traummaennleins-feiert-80-geburtstag--bild "Mutter des Traummännleins" feiert 80. Geburtstag
  7. 1 2 An alle Österreicher: Suche Komponist von „Das Traummännlein kommt“ von Radio Wien (2010) vermuteter Komponist: Heinz Sandauer
  8. Schauspieler Urs Harnik-Lauris reisepanorama.at, Unterwegs mit Reinhard A. Sudy, Print in: KunstKulturTipp in Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 57, März 2008. S. 63, upgedatet 22. Oktober 2012, abgerufen 16. März 2017.
  9. Archivlink (Memento des Originals vom 1. Oktober 2004 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/members.chello.at Sigrid Helting, erste Veröffentlichungen
  10. Otto F. Beer: Aus den Hauptstädten der Welt: Wien - Kein Geld für Kultur. Die Zeit, Ausgabe 46/1967, S. 2 unten, vom 17. November 1967. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
  11. http://www.nestroy.at/gruber/ Peter Gruber, Sprecher Traummännlein
  12. http://nyx.at/bikeboard/Board/showthread.php?30171-Das-Traumm%E4nnlein-kommt-Musik-gesucht Mozart A-Dur-Sonate KV331 und Autoren
  13. http://www.amazon.de/Das-Traummännlein-kommt-schönsten-Geschichten/dp/3705850261 Christina Marcik, Das Traummännlein kommt, Die schönsten Geschichten, Buch
  14. http://siela1.wordpress.com/2010/02/08/radiohorerin/ Siela, Radiohörerin, Hinweis auf Brahms
  15. Geburtsstunde. unser Sandmännchen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: sandmaennchen.de. rbb Rundfunk Berlin-Brandenburg, archiviert vom Original am 9. November 2013; abgerufen am 9. November 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sandmaennchen.de
  16. nzz.ch: Das «Guetnachtgschichtli» wird wieder eingeführt, 27. Februar 2012, Zugriff am 10. März 2012
  17. drs.ch: Romanische Gutenachtgeschichte wird abgeschafft, 2. November 2009, Zugriff am 10. März 2012.