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vom 21.01.2016, aktuelle Version,

Hans von Aachen

Selbstbildnis, um 1574, Eichenholz, 51,2×36,5  cm, Wallraf-Richartz-Museum, Köln

Hans von Aachen (* 1552 in Köln; † 4. März 1615 in Prag), auch Johann von Aachen (nach der Geburtsstadt seines Vaters) oder Jan van Achen, Aken oder Janachen genannt[1], war ein deutscher, aus dem Rheinland stammender Maler mit der internationalen Laufbahn eines erfolgreichen Wanderkünstlers und Hofmalers.

Hans von Aachen lebte und arbeitete in Italien, Bayern und Prag. Zu seinen Werken gehören neben zahlreichen Porträts vor allem allegorische, mythologische und religiöse Gemälde sowie eine große Anzahl von Kupferstichen und Zeichnungen.

Leben

Ausbildung

In seinem 1604 veröffentlichten Schilder-Boeck berichtet der Maler und Schriftsteller Karel van Mander, dass der junge Hans von Aachen bereits früh durch zeichnerisches Talent auffiel. Sein Lehrer in Köln war ein nicht näher bekannter, wohl aus Antwerpen stammender Maler, bei dem von Aachen eine Ausbildung nach flämischer Tradition genoss.[2]

Italienreise

Bereits kurz nach dem Ende seiner Lehrzeit verließ von Aachen seine Heimatstadt und reiste im Jahr 1574 südwärts nach Italien. Dort zog es ihn zunächst nach Venedig und er fand Arbeit bei dem aus Antwerpen stammenden Maler und Kunsthändler Gaspar Rem sowie Unterstützung in der lokalen Gemeinschaft nordeuropäischer Händler und Künstler. Noch binnen Jahresfrist reiste von Aachen weiter nach Rom. Er kam im Hause des Anthonis Santvoort unter, wo er im Austausch mit anderen Malern wie Bartholomäus Spranger und Hans Speckaert seine Technik verfeinerte und zu seinem eigenen Stil fand. Obwohl bei van Mander überliefert ist, dass von Aachen in dieser Zeit viel gemalt hat, sind aus dieser Periode vor allem Zeichnungen erhalten geblieben.

Junges Paar mit Börse, um 1596, Lwd., 63×50 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien

Währenddessen knüpfte von Aachen in Italien ein breites Netz aus Kontakten zu anderen Künstlern, Händlern und Auftraggebern. Er entwickelte sich im Laufe der 1580er Jahre zu einem geschätzten Maler, der bedeutende Aufträge erhielt. 1585 arbeitete er in Florenz am Hofe des Großherzogs der Toskana Francesco I. de’ Medici. Der Auftrag, den Großherzog zu porträtieren war entscheidend für seinen Aufstieg zum Hofmaler. Von Aachens frühe Bildnisse sind mit ihren lockeren Pinselstrichen und der bräunlichen Farbpalette noch stark durch die nordeuropäische Malerei geprägt. Das heute im Kölner Wallraf-Richartz-Museum ausgestellte Selbstbildnis von circa 1574 ist ein gutes Beispiel dafür. Die Kombination von nord- und südeuropäischen Einflüssen, die sich in von Aachens Arbeiten zum Ende seiner italienischen Periode zeigt, ist charakteristisch für seine spätere Malerei. Ein weiteres Thema, das sich durch von Aachens gesamte Karriere zieht, ist die Genremalerei. Dabei verwendet er oft sein eigenes, lachendes Gesicht, meist gut erkennbar an den schlechten Zähnen, in Darstellungen von ausgelassenen Paaren oder Kuppeleiszenen.

In Bayern

Der Raub der Proserpina durch Pluto, 1589, Lwd., 109×150 cm, Brukenthal-Museum, Sibiu

Um 1588 kehrte Hans von Aachen zurück nach Deutschland und ließ sich in München nieder. Dort arbeitete er für die Familie des Herzogs Wilhelm V. von Bayern, für die Fugger in Augsburg und erstellte Altarbilder für den Münchener Jesuitenorden. Obwohl von Aachen schon in Italien an religiösen Gemälden gearbeitet hatte, entwickelte er gerade in München, geprägt durch die strenge katholische Ausrichtung des herzoglichen Hofes, für seine Darstellungen eine Ikonografie, die stark von den Ideen der Gegenreformation beeinflusst war.[3] Durch die Zusammenarbeit mit der Stecherfamilie Sadeler und dem Miniaturenmaler Joris Hoefnagel begann er sich hier zum ersten Mal mit Kupferstichen zu beschäftigen. Gemeinsam fertigten sie eine Reihe von Stichen mit religiösen und allegorischen Motiven, die teilweise auf von Aachens bisherigen Gemälden beruhten, teilweise aber auch Erstentwürfe waren. Die Verbreitung dieser Stiche über ganz Europa trug wesentlich zu Hans von Aachens Ruhm bei.

Während er noch in München arbeitete, wurde von Aachen 1592 von Rudolf II., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, zu seinem Kammermaler ernannt. Im Jahr 1594 erhob ihn der Kaiser in den Adelsstand und nach von Aachens Heirat in München mit Regina di Lasso, der Tochter des berühmten Komponisten Orlando di Lasso, zogen die beiden 1596 zusammen nach Prag um.

Bildnis von Kaiser Rudolf  II., um 1600, Lwd., 60×48 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien
Allegorie der Gerechtigkeit, 1598, Kupfer, 56×47 cm, Alte Pinakothek, München
Bacchus, Ceres und Amor, um 1600, Lwd., 163×113 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien
Allegorie auf den Ausbruch des Langen Türkenkrieges (Die Kriegserklärung vor Konstantinopel HGM)

Am kaiserlichen Hof in Prag

Von Aachens Arbeiten in Prag können als Höhepunkt seines Schaffens angesehen werden. Der Kaiser schätzte allerdings nicht nur seine künstlerischen Talente: Van Mander schreibt, dass von Aachen „täglich mit diesem Alexander eine apellisch freundschaftliche Gemeinschaft“ habe, und bei dem Kaiser in „Achtung und Wertschätzung“ stehe. Deutlich wird dieses Vertrauen an den diplomatischen Aufgaben, mit denen der Kaiser seinen Hofmaler betraute. So entsandte Rudolf II. ihn bevorzugt als Unterhändler, wenn es darum ging, die kaiserliche Kunstsammlung zu ergänzen. Dabei erwiesen sich von Aachens Sachverstand und die Fülle seiner Kontakte als wertvolle Hilfe. Auch bei der Suche nach einer passenden Braut bediente sich der Kaiser seines Kammermalers. Unter dem Vorwand, dass er die jungen Prinzessinnen porträtieren sollte, schickte er von Aachen an die europäischen Fürstenhöfe, um sich dann von ihm ausführlich über die dortigen Gegebenheiten und mögliche Mitgiften unterrichten zu lassen.[4] In diesen Zusammenhang gehört auch eine der seltenen direkten Charakterisierungen, die über von Aachen überliefert sind. Der Gesandte der d’Este, Girolamo Manzuolo, schrieb 1603: „Er ist ein Mann von grösserer Einfachheit als Klugheit, er tut nichts, spricht nicht, gibt und nimmt nicht das Geringste, es sei denn, dass er sofort seinem Herrn bei Heller und Pfennig von Allem benachrichtige; er ist katholisch, spricht ein wenig italienisch und ist ein wahrheitsliebender Mann, der den Wein und Fröhlichkeit liebt.“[5]

In Prag entstanden, wie zuvor, eine Reihe von Porträts und religiösen Gemälden. Wichtiger aber sind die Gemälde mit allegorischen und mythologischen Sujets, die großteils direkt für die kaiserlichen Sammlungen geschaffen wurden. Zwei besondere Beispiele seines Malstils dieser Zeit sind die „Allegorie auf die Gerechtigkeit“ (München, Alte Pinakothek) und „Bacchus, Ceres und Amor“ (Wien, Kunsthistorisches Museum). Beide Bilder zeigen ein großes Interesse an Details und Pastellfarben, obwohl die Untergründe variieren: Das erste wurde auf eine kleine Kupferplatte und das zweite auf relativ große Leinwand gemalt. Von Aachen beherrschte die Techniken, auf verschiedensten Materialien zu arbeiten. So sind von ihm Gemälde auf Holz, Leinwand, Kupfer, Alabaster und schwarzem Marmor bekannt.

Nach dem Tode seines Patrons Rudolf II. am 20. Januar 1612 blieb von Aachen am kaiserlichen Hof und setzte seine Arbeit für dessen Bruder und Nachfolger Matthias fort. Seine Hauptbeschäftigung in den folgenden Jahren war das Malen von Porträts des kaiserlichen Paares. Hans von Aachen starb drei Jahre später, am 4. März 1615, in Prag. Seine Frau und seine fünf Kinder zogen wieder zurück nach München.

Bedeutung zu seiner Zeit

Von Aachen gewann die Anerkennung der europäischen Höfe, der reichen Händler und Kaufleute. Auch die Erhebung in den Adelsstand und seine herausgehobene Anstellung am kaiserlichen Hof brachten ihm Einfluss und Ansehen. Bereits während seiner Zeit in Italien hatte er Schüler und Assistenten in seiner Werkstatt. Dazu zählten u. a. Pieter Isaacsz, Hans Holzmayer und Joseph Heintz der Ältere.[6] Nur wenige Jahre nach Hans von Aachens Tod fiel der Schatten des Dreißigjährigen Krieges über sein Schaffen.

Neuere Rezeption

Im 19. Jahrhundert dominierte ein nationaler Blickwinkel auf die Kunstgeschichte, sodass Hans von Aachens Erfolg als internationaler „Wanderkünstler“ an den verschiedenen Höfen Europas nicht gewürdigt wurde. Einige Kommentatoren stellten von Aachens Existenz in Frage. Seine Werke wurden bis ins 20. Jahrhundert immer wieder anderen Künstlern wie Elsheimer, Caravaggio, Peter Paul Rubens oder Annibale Carracci zugeschrieben.[7]

In jüngerer Zeit führte gerade die weite Spanne seiner Themen und Ausdrucksmittel zu einer neuen und intensiveren Auseinandersetzung mit seinem Werk. Seine Reiselust und sein Stilpluralismus gelten heute als Ausdruck einer Epoche des europäischen Kulturtransfers.

Verschiedene Ausstellungen haben in den letzten Jahrzehnten das Werk Hans von Aachens gezeigt, jedoch jeweils im Kontext der Rudolfinschen Hofkultur. Die beiden wichtigsten waren die Ausstellungen „Prag um 1600 – Kunst am Hofe Rudolfs II.“ (Essen, Villa Hügel, 1988) und „Rudolf II and Prague - The Court and the City” (Prag, Burggalerie, 1998).

Seit 2010 fand die erste Ausstellung statt, die einen Überblick über das gesamte Oeuvre Hans von Aachens bot. Sie wanderte, wie der Maler selbst, durch Europa, und war in drei verschiedenen Museen zu sehen: Vom 11. März – 13. Juni 2010 zunächst im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen, vom 1. Juli – 3. Oktober in der Burggalerie in Prag und vom 19. Oktober – 9. Januar 2011 im Kunsthistorischen Museum in Wien.

Werke (Auswahl)

  • Fünf Allegorien auf den Langen Türkenkrieg Kaiser Rudolfs II., um 1603/04, Kunsthistorisches Museum (Wien), als Dauerleihgabe im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien:[9]
    • Schlacht bei Sisseck am 22. Juni 1593 (Victoria bekrönt die sitzende Croatia), Öl auf Leinwand, 34,5×42 cm
    • Schlacht bei Hermannstadt (Verherrlichung des Sieges über den gefesselten Aufstand), Öl auf Leinwand, 34,5×42 cm
    • Schlacht bei Kronstadt, Öl auf Leinwand, 34,5×42 cm
    • Die Kriegserklärung vor Konstantinopel, Öl auf Leinwand, 34,5×42 cm
    • Die Eroberung von Stuhlweißenburg, Öl auf Leinwand, 34,5×42 cm

Literatur

  • Benninghoff, Nora: Aachen, Hans von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 1 (Digitalisat).
  • Eliška Fučíková: Das Leben. In: Hans von Aachen, Hofkünstler in Europa – Ausstellungskatalog, Deutscher Kunstverlag, 2010.
  • Joachim Jacoby (Bearbeitung): The New Hollstein German Engravings, Etchings and Woodcuts 1400–1700 – Hans von Aachen (Hrsg.: Ger Luijten, Robert Zijlma), Sound & Vision Interactive, Rotterdam 1996.
  • Joachim Jacoby: Hans von Aachen 1552–1615, Deutscher Kunstverlag, München & Berlin 2000.
  • Claudia Reichl-Ham: Der „Lange Türkenkrieg“ Rudolfs II. und seine Rezeption im Heeresgeschichtlichen Museum. In: Viribus Unitis. Jahresbericht 2007 des Heeresgeschichtlichen Museums, Wien 2008, S. 11–34.
  • Karel Van Mander: Het Schilder-Boeck, Amsterdam 1604, fol. 289v-291r.
  • Julius Meyer: Achen, Johann von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 29.
  Commons: Hans von Aachen  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Müller, Die Künstler aller Zeiten und Völker (1857) auf textlog.de Historische Texte & Wörterbücher, abgerufen am 26. Mai 2013
  2. Van Manders Schilder-Boeck ist eine der wichtigsten Quellen für das Leben Hans von Aachens, deren Aussagen in weiten Teilen durch anderes Archivmaterial bestätigt und ergänzt werden können. Bezüglich von Aachens Jugend, zu der es keine anderen Quellen gibt, sind van Manders Ausführungen leider äußerst spärlich und nicht immer ganz verlässlich.
  3. Vgl. Jacoby: Hans von Aachen, 2000, S. 25f.
  4. Vgl. Fučíková: Das Leben 2010 (Manuskript S. 7f).
  5. Zitiert nach: A. Venturi: Zur Geschichte der Kunstsammlungen Kaiser Rudolf II. In: Repertorium für Kunstwissenschaft 8, 1885, S. 1–23, S. 10.
  6. Vgl. Fučíková: Das Leben, 2010 (Manuskript S. 4).
  7. Vgl. Jacoby: Hans von Aachen, 2000, S. 65f.
  8. Bild (197 × 142 cm) zeno.org
  9. Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal I – Von den Anfängen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, Salzburg 1982 S. 24.