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vom 01.02.2022, aktuelle Version,

Heinrich von Ferstel

Heinrich von Ferstel, um 1880, Lithographie von Schubert
Votivkirche Wien
Grabmal Ferstels auf dem Grinzinger Friedhof

Heinrich Ferstel, seit 1879 Freiherr von Ferstel (* 7. Juli 1828 in Wien; † 14. Juli 1883 in Grinzing, heute Wien 19) war österreichischer Architekt und Hochschullehrer. Er gilt als herausragender Vertreter des Historismus.

Leben und Werk

Als Sohn Ignaz Ferstels, eines Bankdirektors aus Prag, und Neffe des Architekten Friedrich August von Stache (1814–1895) studierte er an der Wiener Kunstakademie unter Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg (1812–1868) Architektur. Seine besondere Begabung ermöglichte es ihm, kleinere, prämierte Concurrencen zu gewinnen, so auch Studienreisen nach Deutschland, ab 1855 nach Italien und abschließend nach Frankreich.[1]

Für den Wettbewerb um die Votivkirche, das erste Bauprojekt der damals noch projektierten Wiener Ringstraße, reichte Ferstel einen neugotischen Entwurf im Stil der französischen Kathedralgotik ein. Dies tat er, kurz bevor er seine Italienreise antrat, und er war gerade in Neapel, als ihn die Nachricht erreichte, dass der erste Preis auf seinen Entwurf gefallen sei und er 4000 Gulden gewonnen habe, die den Grundstock eines später beachtlichen Vermögens bildeten. Durch den Sieg in diesem Wettbewerb gelangte er 1855 zu schlagartiger Bekanntheit, hatte er sich doch gegen 74 Konkurrenten aus dem In- und Ausland durchgesetzt.

Er baute einige weitere öffentliche Gebäude in der Inneren Stadt (1. Bezirk) Wiens und an der Ringstraße. Nach Anfängen in einem romantisierenden Historismus (namentlich im Bank- und Börsengebäude an der Freyung in Wien, heute Palais Ferstel genannt, das auch das bekannte Kaffeehaus Café Central beherbergt) wandte er sich einem strengeren Stil zu und wurde nicht zuletzt durch seine Professorenstelle, die er von 1866 bis zu seinem Tod am Polytechnikum (ab 1870 Technische Hochschule Wien) innehatte, stilistisch sehr einflussreich. 1880 war er Rektor der Technischen Hochschule.[2]

Auf seine Initiative hin wurde 1872 der Wiener Cottage-Verein ins Leben gerufen, der das Cottageviertel gründete, mit dem Ziel, „den Bürgern ein Leben in gesunder frischer Luft“ zu ermöglichen. Die daraus entstehenden Villenbauten waren allerdings nur für Begüterte erschwinglich.

Ferstel wohnte mit seiner Frau Lotte († 8. April 1922)[3] sowie mit den sechs Kindern der beiden in einer Villa in Grinzing nördlich des dicht verbauten Stadtgebiets. Der Ort wurde erst 1892 nach Wien eingemeindet und war zu Ferstels Lebzeiten ein Dorf. Seine Tochter Marianne ehelichte Zdenko von Forster zu Philippsberg, den der Kaiser von 1908 bis 1917 dreimal mit der Funktion des k.k. Eisenbahnministers betraute.

1879 wurde Ferstel in Wien zum Ehrenbürger ernannt und von Kaiser Franz Joseph I. in den erblichen Freiherrenstand erhoben. 1881 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Académie des Beaux-Arts aufgenommen. 1882 wurde ihm vom königlichen Institut der britischen Architekten die Royal Gold Medal verliehen.[4]

Er stand jahrelang im persönlichen Kontakt mit Hermann von der Hude (1830–1908), der am 3. September 1883 in der Versammlung des Architekten-Vereins Berlin über sein Leben und Schaffen berichten wollte.[5]

Tod und Erinnerung

Ferstel war verheiratet und hatte 6 Kinder, der älteste Sohn, Max, wurde wie sein Vater nicht nur ein erfolgreicher Architekt, sondern auch Professor, später Dekan und Rektor der Technischen Hochschule in Wien. Ab dem Jahr 1883, als sich bereits Heinrich Ferstels Krankheit bemerkbar machte, war Max im Atelier seines Vater tätig und vollendete nach dessen Tod die Universität in Wien. Heinrich Ferstel starb nach einem überaus arbeitsreichen Leben infolge einer Tuberkulose bereits mit 55 Jahren in seiner von ihm selbst erbauten Villa in Grinzing und wurde am Grinzinger Friedhof beigesetzt.[6]

Am 14. Juli 1883, im Alter von nur 55 Jahren, starb also Heinrich Freiherr von Ferstel in Grinzing. Er wurde auf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe MA, Nummer 46) in einer ehrenhalber gewidmeten Gruft beigesetzt; sein Mausoleum ist einer gotischen Kapelle nachempfunden. Die Inschrift auf der Gruftplatte nennt nur seinen Namen sowie den seiner Ehefrau Lotte geb. Fehlmann. Erbaut wurde die Familiengruft 1891 von Heinrich von Ferstels Sohn, Max von Ferstel, der ebenfalls Architekt, Hofrat, Professor und Rektor an der Technischen Hochschule in Wien war und wie weitere Familienmitglieder ebenfalls dort bestattet wurde.

Im Jahr 1886 wurde in Wien-Alsergrund (9. Bezirk) unmittelbar hinter der Votivkirche die Ferstelgasse nach Heinrich von Ferstel benannt. Um 1980 wurde das von ihm erbaute Bank- und Börsengebäude an der Freyung im Zuge der Revitalisierung vom Eigentümer Palais Ferstel benannt.

Er wurde 1872 Ehrenmitglied des Lesevereins der Deutschen Studenten Wiens und 1879 der Lesehalle an der Technischen Hochschule in Wien.[7]

Einer seiner Enkel, Baron Wolfgang Ferstel, war als Prokurist bei den Kronenbrotwerken tätig und beging am 6. Dezember 1937 im Alter von 36 Jahren Suizid.[8]

Bauten

Hauptgebäude der Universität Wien
Gartenpalais Liechtenstein, Sommerpalais an der Alserbachstraße, Ansicht von der Gartenseite

Ferstel baute weitere Palais und Villen.

Mitarbeiter

Literatur

Commons: Heinrich von Ferstel  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Biografie, Centralblatt der Bauverwaltung, 21. Juli 1883, S. 259–260, abgerufen am 19. Dezember 2012.
  2. Heinrich von Ferstel. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
  3. Lotte Ferstel †.. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, 12. April 1922, S. 7, Mitte links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  4. Die königliche goldene Medaille des „Royal Institute of British Architects“, Centralblatt der Bauverwaltung, 1. Juli 1882, S. 235, abgerufen am 11. Dezember 2012.
  5. Ankündigung im Centralblatt der Bauverwaltung, 1. September 1883, S. 320, abgerufen am 20. Dezember 2012.
  6. Heinrich Ferstel. Inge Scheidl. 15. Dezember 2012. Abgerufen am 11. Oktober 2021.
  7. P. Krause, „Katholisches Farbstudententum in Österreich 1933 – 1983“, Hg. Wiener Stadtverband des MKV. S. 6.
  8. Selbstmord des Barons Wolfgang Ferstel.. In: Kleine Volks-Zeitung, 7. Dezember 1937, S. 3 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/kvz, abgerufen am 21. Dezember 2020.

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Heinrich von Ferstel (1828-1883) Eigenes Foto einer Originallithographie in eigenem Besitz von Peter Geymayer ( Diskussion · Beiträge ) ursprünglich auf de.wikipedia hochgeladen (18. Januar 2009, 15:33). Der Dateiname war Ferstel Litho.jpg . August Anton Schubert (Austrian, 1853-1937) Foto: Peter Geymayer
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Mausoleum der Familie Ferstel am Grinzinger Friedhof (Gruppe:MA, Nummer 46) im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling . Die neogotische Gruftkapelle wurde nach einer Skizze von Heinrich von Ferstel von seinem Sohn Max von Ferstel entworfen und lt. Architekturlexikon vom Baumeister Heinz Gerl 1891 errichtet. Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Grinzing (Wien) - Ferstel-Mausoleum.JPG
Fassade des Hauptgebäudes der Universität Wien am Universitätsring in der österreichischen Bundeshaupstadt Wien . Das Universitätsgebäude wurde von 1877 bis 1884 nach Plänen des Architekten Heinrich von Ferstel errichtet. Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Wien - Universität (1).JPG
Südsüdostansicht der Votivkirche am Rooseveltplatz bzw. im Votivpark im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund. Die Votivkirche wurde nach den Plänen von Heinrich von Ferstel im neogotischen Stil ab 1856 errichtet und zur Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares am 24. April 1879 feierlich geweiht. Sie wurde als „Dankgeschenk“ (eine sogenannte Votivgabe, daher kommt der Name) errichtet, weil das Attentat am 18. Februar 1853 auf Kaiser Franz Joseph misslang: 1 . Ab 2001 wurde sie um rd. 38 Mio. Euro über 20 Jahre lang generalsaniert. Erst im April 2023 war zum ersten Mal seit Anfang der 2000er-Jahre ein freier Blick auf das Gebäude möglich. Hier ein Foto vor der Sanierung (1999): 2 . Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Wien - Votivkirche (a).JPG
Palais Liechtenstein (Alserbachstraße) in Wien 9 Eigenes Werk Gugerell
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