Innere Energie
Die innere Energie – auch thermodynamische Energie genannt – ist die gesamte in einem ruhenden thermodynamischen System enthaltene Energie. Die Innere Energie setzt sich aus der thermischen Energie, der chemischen Energie, der Kernbindungsenergie sowie Wechselwirkungen zwischen Dipolen und äußeren Feldern zusammen. Ihre Änderung ist gleich der Summe der Wärme , die einem System zugeführt wird, und der Arbeit , die am System verrichtet wird.[1] Dies besagt der erste Hauptsatz der Thermodynamik:
(Obige Gleichung gilt nur, falls das System in einem Inertialsystem ruht. Andernfalls setzt sich die Gesamtenergie des Systems aus der inneren und den äußeren Energie zusammen).
Vorzeichen: Die Gleichung besagt, dass sich die innere Energie eines Systems erhöht , wenn ihm Wärme oder Arbeit zugeführt wird , da die von außen aufgebrachte Energie im System gespeichert wird.
Die innere Energie ist eine extensive Zustandsgröße und ein thermodynamisches Potential. Wie jede thermodynamische Größe lässt sie sich mittels zweier beliebiger anderer Zustandsgrößen (z. B. Druck und Temperatur, Entropie und spezifisches Volumen, etc.) bestimmen.
Definition
Die innere Energie umfasst die Gesamtheit aller kinetischen und potentiellen Einzelenergien der Teilchen des Systems. Gemeint sind dabei die kinetischen Energien der ungeordnete Bewegung der Teilchen, sowie die potentiellen Energien aufgrund von Wechselwirkungen der Teilchen untereinander. Die Energie, die sich aus der Bewegung und der Lage des Gesamtsystems ergibt, wird per Definition nicht zur inneren Energie gezählt und könnte ihr daher als äußere Energie gegenüber gestellt werden.[2]
Ein Vielteilchensystem besitzt eine abzählbare Folge von Energiewerten, . Die innere Energie ist der Erwartungswert der Summe dieser Energiewerte:
wobei die massenspezifischen Häufigkeiten sind.
Die innere Energie setzt sich aus folgenden Anteilen zusammen:
- Der physikalisch-thermische Anteil (thermische Energie) beruht auf den gesamten ungeordneten Bewegungen der Moleküle – d. h. auf deren Translationsenergie plus Rotationsenergie plus Schwingungenergie – sowie auf intermolekularen Wechselwirkungen.
- Der chemische Anteil ist die potentielle Energie der Bindungskräfte bzw. die Bindungsenergie, die in den Molekülen enthalten ist und zum Beispiel bei einer Verbrennung freigesetzt wird.
- Der kernphysikalische Anteil bezeichnet die potentielle Energie, die in den Atomkernen vorhanden ist und die bei Kernzerfällen, Kernspaltungen und Kernfusionen freigesetzt werden kann.
- Zudem können noch die Wechselwirkungen von magnetischen und elektrischen Elementardipolen und induzierter Polarisation mit elektrischen und magnetischen äußeren Feldern einen Beitrag leisten.
Änderung in thermodynamischen Prozessen
Eine Stoffsorte (K = 1)
Der Erste Hauptsatz der Thermodynamik beschreibt eine Änderung der inneren Energie als Summe der Wärmezufuhren und -entzüge sowie der verrichteten Arbeit am entsprechenden (geschlossenen) System:
mit
- der absoluten Temperatur
- der Entropie
- dem Druck und
- dem Volumen .
Auf der rechten Seite schreibt man jeweils statt , weil es sich nicht wie bei der Zustandsgröße um totale Differentiale handelt, sondern um die partiellen Differentiale der Prozessgrößen und . Der letzte Term hat ein negatives Vorzeichen, weil eine Vergrößerung des Volumens mit einer Abgabe von Arbeit verbunden ist.
Integriert:
Auf jedem geschlossenen Weg gilt:
wie immer man die Differentiale und wählt.
Daher gilt für stationäre Kreisprozesse:
wobei die mit 1 indizierten Energien zugeführt werden (positiv) und die mit 2 indizierten abgeführt (negativ) (vergl. Energiebilanz für Kreisprozesse).
Bei variabler Stoffmenge bzw. Teilchenzahl gehört auch das chemische Potential zum totalen Differential hinzu (Fundamentalgleichung):
Mehrere Stoffsorten (K > 1)
Innere Energie und ihre natürlichen Variablen (Entropie , Volumen und Stoffmenge ) sind allesamt extensive Zustandsgrößen. Die innere Energie ändert sich bei einer Skalierung des thermodynamischen Systems proportional zur entsprechenden Zustandsgröße (S,V) mit dem Proportionalitätsfaktor :
mit ( ) : Stoffmenge der Teilchen vom Typ .
Eine solche Funktion wird homogene Funktion ersten Grades genannt.
Mit dem Euler-Theorem und dem ersten Hauptsatz folgt die Euler-Gleichung für die innere Energie:[3]
Gleichverteilungssatz für ideales Gas
Für ein ideales Gas gilt der Gleichverteilungssatz (innere Energie verteilt auf jeden Freiheitsgrad mit je ).
Für ein ideales Gas mit drei Freiheitsgraden und Teilchen ergibt sich:
oder für Mol eines idealen Gases:
jeweils mit
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zu internal energy. In: IUPAC Compendium of Chemical Terminology (the “Gold Book”). doi:10.1351/goldbook.I03103 .
- ↑ K. Stierstadt: Thermodynamik: Von der Mikrophysik zur Makrophysik, Springer, Heidelberg 2010, S. 218, bei Google-Books
- ↑ Greiner, Theor. Physik Bd. 9, Gleichung 2.57.
Weblinks