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vom 23.12.2021, aktuelle Version,

Isaac Albéniz

Isaac Albéniz, 1901
Albéniz, vom Ramon Casas ( MNAC).

Isaac Manuel Francisco Albéniz [iˈsak alˈβeniθ] (* 29. Mai 1860 in Camprodon, Girona; † 18. Mai 1909 in Cambo-les-Bains, Département Pyrénées-Atlantiques, Frankreich) war ein spanischer Komponist und Pianist.

Leben

Der Steuerverwalter Angel Albéniz und seine Ehefrau Dolores Pascual waren seine Eltern. Am 3. Juni 1860 wurde Isaac Albéniz als Isaac Manuel Francisco getauft. Seine Schwester gab ihm schon im Alter von einem Jahr ersten Klavierunterricht. Er begann seine Karriere als Wunderkind am Klavier mit dem ersten öffentlichen Konzert, bei welchem er improvisierte, im Alter von vier Jahren. Im Alter von sechs Jahren sollte er seine Klavierstudien am Pariser Konservatorium bei Antoine François Marmontel fortsetzen. Obwohl er aus musikalischer Sicht aufgenommen worden wäre, wurde seine Ausbildung wegen Unreife ausgesetzt, nachdem er ein Fenster mit einem Ball zertrümmert hatte. Er kehrte nach Spanien zurück und konzertierte die nächsten drei Jahre ununterbrochen. Seine Eltern präsentierten ihn dabei verkleidet als Musketier mit Rapier an der Seite. Auf dem Klavier führte er verschiedene Kunststücke auf, beispielsweise mit verbundenen Augen, verschränkten Armen, mit dem Rücken zum Klavier sitzend zu spielen oder mit der Oberseite der Finger zu spielen.[1] Als Albéniz acht Jahre alt wurde, verlegte seine Familie den Wohnsitz nach Madrid, damit er das dortige Konservatorium besuchen konnte.[1] Schon bald lief er von zu Hause fort, zunächst innerhalb Spaniens, und finanzierte sich durch spontane Konzerte.

Schließlich floh er im Alter von zwölf Jahren als blinder Passagier auf einem Schiff nach Amerika mit Ziel Puerto Rico. Er versuchte die Überfahrt mit seinem Klavierspiel zu bezahlen, aber trotz Spenden der Mitpassagiere musste er schon in Buenos Aires von Bord. Hier erfuhr er Hunger und Elend, bis ihn ein spanischer Landsmann beim Klavierspielen in einem Café entdeckte. Dieser ermöglichte ihm eine Konzerttournee durch Südamerika. Von da an ging es aufwärts. Als er ein Jahr später in die spanische Kolonie Kuba nach Havanna ging, reiste er schon mit einem kleinen Vermögen von 10.000 Francs. Bei einem Konzert in Santiago wurde er jedoch von der Polizei verhaftet und zu seinem Vater nach Havanna gebracht. Dieser war dort als Beamter tätig. Er erlaubte seinem Sohn seine Tournee fortzusetzen, die ihn als nächstes nach New York führte. Dank seiner Vaudeville-Tricks hatte er einen gewissen Erfolg, der ihn 1874 bis San Francisco, seiner zunächst letzten Station in Amerika führte.

Nach seiner Rückkehr in Europa in Liverpool kam er über London nach Leipzig. Hier wollte er am Konservatorium seine Technik perfektionieren. Er studierte zunächst neun Monate unter anderem Komposition bei Carl Reinecke und Salomon Jadassohn. Geldmangel zwang ihn zurück nach Spanien. Hier wollte er zunächst seine Studien weiterführen, doch die Abenteuerlust führte ihn als Klavierbegleiter wieder nach Amerika. Wieder zurück in Spanien begegnete er dem spanischen Aristokraten und Komponisten Guillermo Morphy (1836–1899). Dieser stellte ihn König Alfons XII. vor, der ihm eine Pension gewährte. Diese ermöglichte es Albéniz, in Brüssel zu studieren, wo er den spanischen Geiger Enrique Fernández Arbós kennen lernte. Albéniz lebte im Haushalt, der von Arbós Mutter geführt wurde. Die beiden jungen Musiker wurden enge Freunde. Sie musizierten zusammen, und Arbos machte die Hauptwerke des Pianisten durch seine Orchestrierungen bekannt. Albéniz geriet aber in schlechte Gesellschaft und vernachlässigte seine Studien. Mit einem Südamerikaner, den er in Brüssel kennengelernt hatte, ersann er gemeinsam die fixe Idee, ihr ganzes Geld zu verprassen und am Ende Selbstmord zu begehen. Arbos konnte, nachdem er davon erfahren hatte, ihn mit anderen Freunden davor bewahren. Albéniz selbst wurde der Ernst der Lage bewusst, als die Leiche des Südamerikaners im Bois de la Cambre aufgefunden wurde, nachdem dieser sich selbst erschossen hatte.

Von da an betrieb er seine Studien wieder mit dem notwendigen Ernst und bereitete sich gewissenhaft auf die in Kürze anstehenden Prüfungen vor, die er mit einem Ersten Preis abschloss. Jetzt trennten sich ihre Wege. Während Arbos zu Joseph Joachim nach Berlin ging, entschloss sich Albéniz, sein Klavierspiel bei Franz Liszt zu perfektionieren.[1] Dieser war von Albéniz’ Klavierspiel derart angetan, dass Albéniz seine Studien bei Liszt weiterführte. Er soll bei Liszt in Weimar gewesen sein und ihn nach Rom begleitet haben. 1880 brach Albéniz wieder zu einer Konzerttournee nach Amerika auf. Diese führte ihn nach Kuba, Mexiko, Argentinien und schließlich wieder nach Spanien. Sein Repertoire dieser Zeit bestand aus Werken von Bach und Händel, Haydn, Mozart und Beethoven, Schubert, Schumann, Weber und Mendelssohn, aber auch aus älterer Musik, beispielsweise wie von Scarlatti, Rameau und Couperin. Auch Werke von Chopin, Moscheles, Ries, Dussek, Rubinstein, Heller, Grieg, Mayer, Liszt und Brassin. Hinsichtlich spanischer Musik spielte er zwei Capricen seines Förderers Morphy, einen Trauermarsch von Bretón und ungefähr fünfzig eigene Kompositionen. Als erste Komposition im Druck erschien ein Marche héroïque beim Verleger Romero, den er in dieser Phase bis 1883 mit Kompositionen, vor allem mit Salonmusik, überhäufte.[1]

Von 1883 bis 1885 lebte Albéniz in Barcelona. Hier war ein Wendepunkt seines Schaffens. Sein Kompositionslehrer Felip Pedrell veranlasste ihn, im nationalspanischen Stil zu komponieren. 1883 heiratete er Rosina Jordana, eine seiner Schülerinnen aus einer musikalischen französisch-pyrenäischen Familie. Mit ihr hatte er drei Kinder. Sein Sohn Alfonso kam 1885, die Töchter Enriqueta 1889 und Laura 1890 auf die Welt. Laura, eine begabte Malerin, begleitete er oft mit dem Klavier beim Tanz. Da sie viele Sprachen erlernte, übernahm sie seine Korrespondenz und wurde seine Sekretärin. Bei Börsenspekulationen verlor er sein gesamtes Vermögen und musste in die Pyrenäen fliehen. Durch seine Konzerttätigkeit kam er wieder auf die Füße, mied aber Barcelona und ging wieder nach Madrid. Hier gab er viele Konzerte und wurde „Spanischer Rubinstein“ genannt. Sein Ruf eilte ihm nach Paris und London voraus. 1889 erhielt er ein Engagement bei dem Klavierbauer Érard. Eine Konzerttournee führte ihn darauf nach London und in mehrere englische Städte. 1893 konzertierte er in London, Brüssel und Berlin. Nach einem längeren Aufenthalt in London ließ er sich schließlich auf Bitten seiner Frau dauerhaft in Paris nieder.[1] Albéniz verstand es, die Rhythmik spanischer und andalusischer Volksmusik in seinen Klavierwerken zu verarbeiten. So gilt Albéniz als der Begründer des spanischen Nationalstils, der folkloristische Elemente mit einem virtuosen Klaviersatz verbindet, der mitunter aber auch zum salonhaften Genre neigt.

1893 kehrte er wieder zurück nach Spanien, um dann 1902 nach Paris zu gehen und bis zu seinem Tode in Frankreich zu bleiben. In Paris vollendete er seine Kompositionsstudien bei Vincent d’Indy und Paul Dukas. Er reifte hier zum fertigen Komponisten heran und fand schließlich zu seinem eigenen Stil.

Cécilia Ciganer-Albéniz, frühere Ehefrau des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, ist eine Urenkelin von Isaac Albéniz.

Werk

Klavierwerke bis 1904

Albéniz komponierte bis zum Jahr 1904 hunderte Salonstücke für Klavier,[2] teilweise „technisch einfach,... mäßig virtuos, von bescheidenem geistigen Rang“.[3] Viele dieser Klavierkompositionen (darunter auch Asturias bzw. Leyenda und Granada (Serenata) aus der Suite española op. 47 sowie Torre bermeja (Serenata) und Zambra granadina aus op. 92) wurden schon bald von namhaften Gitarristen wie José de Azpiazu für die Gitarre transkribiert und beispielsweise durch Andrés Segovia[4] und Julian Bream wegweisend[5] interpretiert. Auch der Gitarrist Konrad Ragossnig bearbeitete diese Stücke. Die harmonischen und rhythmischen Eigentümlichkeiten, der Klang und die Farbe spanischer Musik kamen dabei deutlicher zum Ausdruck als in der Klavierfassung. Vor allem das Timbre der Gitarre kennzeichnet die Quelle musikalischer Inspiration im Stile des Komponisten. Albéniz selbst soll Francisco Tárregas Gitarre-Transkriptionen den Originalen vorgezogen haben. Albéniz’ Musik wurde auch lieber auf der Gitarre gespielt oder gehört, weil man der Ansicht war, dass diese Musik diesem Instrument „auf den Leib geschneidert“ schien und weil der Zuhörer bei den spanischen Tänzen, auch wenn diese auf dem Klavier gespielt wurden, eher eine Gitarre zu hören glaubte.

Iberia

Berühmtheit sicherte sich Albéniz mit dem umfangreichen Klavierzyklus Iberia (1905–08).[6] Diese Suite besteht aus vier „Bänden“ mit je drei Stücken, die größte pianistische Virtuosität erfordern und gemeinhin als das Meisterwerk von Albéniz angesehen werden. „Nichts in Albéniz’ früherem Werk hätte Musik von derartiger Komplexität, Muskularität und Schwierigkeit erahnen lassen“ (Harold C. Schonberg[7]). Die französische Pianistin Blanche Selva (1884–1943), der der zweite Band gewidmet ist, hielt das Werk zunächst für unspielbar, spielte aber dennoch alle 12 Stücke in Uraufführung. An den katalanischen Pianisten Joaquin Malats (1872–1912) schrieb Albéniz 1907: „Ich schreibe Iberia...im wesentlichen wegen Dir und für Dich“. Das von Déodat de Séverac letztlich vollendete Navarra war ursprünglich für den vierten Band geplant; Albéniz schien es dann aber „unverschämt billig“ und er komponierte stattdessen Jerez. Eine gelungene und bis heute häufig gespielte Orchestersuite mit 5 Iberia-Transkriptionen (Evocación, Fête Dieu à Séville, Triana, El Puerto, El Albaicín) erstellte der spanische Dirigent und Komponist Enrique Fernández Arbós. Auch Ravel hatte 1928 im Auftrag von Ida Rubinstein eine Transkription von 6 Iberia-Stücken mit Rondeña begonnen, dann aber festgestellt, dass die exklusiven Transkriptionsrechte an Arbós vergeben waren und dieser bereits 5 Stücke bearbeitet hatte. Als Arbós davon erfuhr, verzichtete er auf dieses Exklusivrecht; Ravel hatte sich allerdings bereits der Komposition des Boléro zugewandt und machte von Arbós Zugeständnis keinen Gebrauch mehr.[8] Die restlichen Iberia-Stücke transkribierte in den 1950er Jahren der spanische Komponist Carlos Surinach im Auftrag der Erben von Albéniz.[9] El Corpus Christi en Sevilla bearbeitete auch Leopold Stokowski sowie eine vollständige Orchester-Transkription von Iberia um die Jahrtausendwende der slowakische Komponist Peter Breiner. Claude Debussy sagte über das letzte Stück aus Iberia, Eritaña: „Niemals hat die Musik so vielfältige, so farbige Impressionen erreicht; die Augen schließen sich, wie vom Anschauen zu vieler Bilder geblendet.“ Ein Faksimile dieses bedeutenden Klavierwerks gab Jacinto Torres heraus (Mainz 2001, Schott).

Bekannte Werke

Als bekanntere Werke Albéniz’ sind die Folgenden hervorzuheben. Alle Werke sind original für Klavier solo.

  • Suite española op. 47 von 1886: bestehend aus 8 Stücken, die eine Hommage an bekannte Regionen und Städte seines Heimatlandes darstellen: Granada, Cataluña, Sevilla (Sevillanas), Cádiz, Asturias, Aragón, Castilla und Cuba[10]
  • Cantos de España op. 232: Preludio Leyenda (identisch mit op. 47, no. 5: Asturias), Oriental, Bajo la palmera, Córdoba, Seguidillas (identisch mit op. 47, no. 7: Castilla (Seguidillas))
  • Recuerdos de Viaje op. 71: En el mar, Leyenda, Alborada, En la Alhambra, Puerta de Tierra, Rumores de la Caleta, (Malagueña), En la playa
  • Suite España op. 165: Preludio, Tango, Malagueña, Capricho, Serenata, Zortzico
  • Doce piezas características op. 92
  • Mallorca (Barcarola) op. 202
  • Iberia:
  • Navarra o. op.
  • Tango op. 164, Nr. 2

Die drei Opern werden dagegen selten gespielt:

  • Merlin – Oper in 3 Akten
  • Henry Clifford – Oper in 3 Akten
  • Pepita Jiménez – Lyrische Komödie in 2 Akten

Quellen

  1. 1 2 3 4 5 Edgar Istel, Frederick H. Martens: Isaac Albéniz. In: The Musical Quarterly. Band 15, Nr. 1, 1929, ISSN 0027-4631, S. 117–148, JSTOR:738310 (englisch).
  2. Harold Schonberg: The Great Pianists. New York 1987, S. 362.
  3. Georgii: Klaviermusik, Zürich 1984, p. 458, über die Suite española; ähnlich Reclams Klaviermusikführer (Stuttgart 1973): „España, op 165..., dann Reiseerinnerungen [op 71], Klänge aus Spanien [op 232] und die achtsätzige Suite española [op 47] sind bis auf wenige Ausnahmen Tanzcharaktere von bescheidener Faktur.“
  4. Andrés Segovia: Isaac Albéniz, Tango opus 165 No. 2. B. Schott’s Söhne, Mainz 1939; Neuausgabe ebenda 1967 (= Gitarren-Archiv. Band 154).
  5. Hannes Fricke: Mythos Gitarre: Geschichte, Interpreten, Sternstunden. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-020279-1, S. 201.
  6. Schonberg ebenda
  7. Schonberg ebenda
  8. Orenstein: Ravel: Man and Musician, New York 1991, p. 98
  9. http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9801E4DD1238F936A25752C1A961958260
  10. Kuba war bis 1898 unter spanischer Herrschaft.
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Isaac Albéniz, Photo Esplugas, Barcelona Die berühmten Musiker Kunstverlag Lucien Mazenod, Genf 1946 Esplugas, upload by Adrian Michael
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Isaac Albéniz. Portrait by Ramon Casas. Museu Nacional d’Art de Catalunya Ramon Casas i Carbó
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