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vom 03.07.2014, aktuelle Version,

Isidor Wozniczak

Isidor Wozniczak (* 1. März 1892 in Wien; † 2. Mai 1945 in Mödring) war ein österreichischer Hotelier und sozialdemokratischer Widerstandskämpfer, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Leben und Werk

Zwischen 1906 und 1909 absolvierte Isidor Wozniczak im Rahmen einer Mechanikerlehre die Berufsausbildung zum Werkzeug- und Orthopädiemechaniker. 1910 war er als sozialdemokratischer Vertrauensmann tätig, 1915 wurde er während des Ersten Weltkrieges zum Kriegsdienst eingezogen.

Im Frühjahr 1920 heiratete Wozniczak Gisela Laferl, die seit 1919 in Wien als sozialdemokratische Gemeinderätin tätig war. Trauzeuge war der Wiener Vizebürgermeister Georg Emmerling. Im selben Jahr übersiedelte das Ehepaar nach Kamegg, wo es nach dem Victor Adler zugeschriebenem Motto „Der denkende Arbeiter trinkt nicht und der trinkende Arbeiter denkt nicht“[1] eine alkoholfreie Urlaubspension betrieb. Zu den Gästen gehörten namhafte Wiener Sozialdemokraten wie Adler, Deutsch, Kautsky und Rosa Jochmann, mit denen das Paar befreundet war.

Isidor Wozniczak nahm zahlreiche politische Funktionen wahr: Er war unter anderem Hauptvertrauensmann und Leiter der Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Organisation Gars-Thunau sowie – bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Partei 1934 – Gemeinderat in Kamegg.

1935 kaufte die Familie Wozniczak die Waldpension in Gars, wodurch Gars ein beliebtes Urlaubsziel der Wiener Sozialdemokraten wurde:

„Unter den Gästen der vom sozialdemokratischen Funktionär Isidor Wozniczak und seiner Gattin Gisela, geborene Laferl, geführten Pension in Kamegg bzw. später der "Waldpension" in Gars [befanden sich] zahlreiche Parteifunktionäre. Der gelernte Werkzeugmacher war u.a. mit Viktor Adler, Otto Bauer, Robert Danneberg und Julius Deutsch befreundet. Der Schutzbundführer verbrachte ebenso wie seine Gattin Emma und sein Bruder Leo Deutsch seit den zwanziger Jahren Urlaube in Gars, und als Julius Deutsch 1934 nach Brünn bzw. später nach Schweden flüchten musste, wurden seine Bücher in Gars in Sicherheit gebracht. Da die Marktgemeinde Gars am 1. Juni 1938 Juden amtlich als unerwünscht erklärte, wurde der Pensionsinhaber 1938 von der Gemeinde mehrfach zu antisemitischen Maßnahmen aufgefordert und schließlich mit Entzug des gepachteten Kampbades bestraft.“[2]

Nach dem Anschluss Österreichs und der damit verbundenen Ausrufung der arischen Sommerfrische Gars geriet die Familie Wozniczak wegen ihrer sozialdemokratischen Überzeugung und ihres sozialdemokratischen sowie jüdischen Freundes- und Gästekreises ins Visier der Nationalsozialisten, weil die Waldpension trotz des amtlichen Verbotes weiterhin jüdische Gäste beherbergte und diesen den Zugang zum eigenen Badeplatz am Kamp erlaubte, der deshalb von der Gemeinde Gars gekündigt wurde.

In der Folge wurde Wozniczak wiederholt verhaftet, inhaftiert, freigelassen und dienstverpflichtet. Nachdem Wozniczak zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 in Wien inhaftiert war, kehrte er Ende März 1945 nach Gars zurück, wo er am 24. April 1945 in Schutzhaft genommen und ins Gefangenenhaus Horn eingeliefert wurde. Anschließend wurde er am 2. Mai 1945 von Volkssturmmännern übernommen, in Mödring erschossen und seine Leiche verscharrt. Nach einjähriger Suche wurde sein Grab am 24. August 1946 entdeckt, sein Leichnam am 9. September 1946 exhumiert und am 15. September 1946 unter großer öffentlicher Anteilnahme in Wozniczaks Heimatgemeinde Gars am Kamp bestattet.

Wozniczak jüngerer Sohn Gregor kam 1943 in Stalingrad ums Leben, sein älterer Sohn Walter 1947 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Wozniczaks Frau Gisela sowie die gemeinsame Tochter Mathilde leiteten die Waldpension ab 1949.

Auszeichnungen

Literatur

  • Alois Mück: Isidor Wozniczak. Garser Kulturbriefe. Nr.1. 1988. S.4f.
  • Thomas Winkelbauer: Widerstand im Waldviertel 1938 bis 1945. Am Beispiel von Julius Scheidl (Germanns) und Isidor Wozniczak (Gars). In: Friederich Polleroß (Hrsg.): 1938 davor - danach. Beiträge zur Geschichte des Waldviertels. S.51-70. S.61-70.
  • Anton Mück: Vom Denkmal zum Mahnmal. Gedenkschrift zum 65. Todestag des Freiheitskämpfers Isidor Wozniczak. Horn 2010.

Einzelnachweise

  1. Das rote Wien: Arbeiter-Abstinentenbund.
  2. Friedrich Polleroß: Einleitung. In: Friedrich Polleroß: "Die Erinnerung tut zu weh". Jüdisches Leben und Antisemitismus im Waldviertel. Horn 1996. S.7-58. S.22.