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vom 04.04.2021, aktuelle Version,

Jacobowsky und der Oberst (Bühnenstück)

Daten
Titel: Jacobowsky und der Oberst. Komödie einer Tragödie in drei Akten
Originalsprache: Deutsch
Autor: Franz Werfel
Uraufführung: 17. Oktober 1944
Ort der Uraufführung: Basel
Ort und Zeit der Handlung: zwischen Paris und der französischen Atlantikküste im Juni 1940[1]
Personen

Jacobowsky und der Oberst. Komödie einer Tragödie in drei Akten ist ein Bühnenstück von Franz Werfel, das zwischen 1941 und 1942 entstand.[5] Es wurde am 14. März 1944 in New York City[6] und in deutscher Sprache am 17. Oktober 1944 in Basel[7] uraufgeführt.

Inhalt

Juni 1940. Die deutsche Wehrmacht fällt während des Westfeldzugs in Frankreich ein und stößt gegen den Atlantik vor. Die Gestapo, unterstützt von der SS und französischen Polizisten[8], sucht „aus den Lagern von Angers und Agde“ geflüchtete Angehörige der „polnischen Armee in Frankreich“[9] – darunter den Oberst Stjerbinsky. Doch dessen Geliebte Marianne, „Madame la France“,[10] sowie seine beiden Landsleute, der aus dem Deutschen Reich ausgebürgerte „Vielverfolgte“[11] Jude Jacobowsky und der „Aushilfsirrenwärter“[12] Szabuniewicz, retten dem Oberst im Verein mit einem dubiosen Würfelspieler das Leben.

Roadmovie
In einem Pariser Hotel[13] begegnen sich Jacobowsky, der Oberst und dessen Ordonanz. Alle drei sind auf der Flucht vor den Deutschen in Frankreich gelandet und müssen nun erneut die Flucht ergreifen. Jacobowsky gelingt es, ein Automobil zu kaufen, doch er kann selbst nicht Auto fahren. Der „ausgemergelte“ Oberst lässt sich herab, das Automobil Jacobowskys als gemeinsames Fluchtfahrzeug zu steuern. Szabuniewicz befindet sich mit an Bord. Jacobowsky bewährt sich auf der Flucht – im Gegensatz zum schnoddrigen, unbekümmerten, ja lebensuntüchtigen Oberst – z. B. bei der Sprit- und Lebensmittelbeschaffung. Der Oberst flüchtet – im „grauen Zivilanzug“ – nicht direkt nach England, wo er seiner Exilregierung angeblich Geheimpapiere übergeben soll, sondern steuert zunächst den Aufenthaltsort seiner Geliebten Marianne an. Die hält sich in der Bretagne in der Nähe von Pontivy auf.[14] Die schöne Frau wartet auf ihn inmitten anrückender Wehrmacht. Jacobowsky gefällt das gar nicht. Das Verhältnis zwischen dem Oberst und Jacobowsky wird gespannter.

Dreiecksbeziehung
Dann wenden sich die „Réfugiés“ – gemeinsam mit Marianne – nach Bayonne. Das letzte Schiff ist dummerweise gerade ausgelaufen. Unterwegs zum nächsten Hafen – Saint Jean-de-Luz, der Endstation dieser Tour – macht Jacobowsky mit Erfolg – ganz selig vor Glück – Marianne Avancen. Der Oberst, dieser sich aufplusternde Kampfhahn, fordert den immer bescheidenen, zurückhaltenden, „durch kriechende Sanftmut“[15] bestechenden Jacobowsky zum Duell auf „Armee-Revolver, Modell 1938“.[16] Doch urplötzlich kommen die Deutschen dazwischen. Die Flüchtlinge werden von einer deutschen Patrouille (siehe unten) aufgegriffen.

Blitzkrieg
In der Schlüsselszene des Stücks stellt eine „deutsche Patrouille auf Motorrädern während des blitzhaften Vormarsches[17] die vier Flüchtlinge. Alle können sich vor der Gestapo ausweisen, nur der gesuchte Oberst nicht. In dieser scheinbar ausweglosen Situation erfindet Jacobowsky eine Lügenmär. Der Oberst sei ein Franzose, der nach einem deutschen Bombardement aus der Irrenanstalt bei Nantes ausgebrochen sei und sich nun – den Umständen entsprechend ohne Papiere – zusammen mit seiner Gattin Marianne und dem Irrenwärter Szabuniewicz auf dem Heimwege befinde. Das Märchen wird geglaubt. Die vier Flüchtlinge dürfen passieren.

Résistance
Die Komödie zeichnet das sich wandelnde Bild von der wartenden Geliebten Marianne zur angehenden Kämpferin gegen die deutsche Besatzungsmacht im Lande. Während Jacobowsky und der Oberst flüchten, bleibt Marianne in Frankreich.

Allegorie

Der allegorische Charakter des Stücks wird dem Zuschauer spätestens bewusst beim Auftritt des Ewigen Juden (er hat zwei Jahre Dachau hinter sich)[18] zusammen mit dem Heiligen Franziskus.[15] Damit wird der tiefere Sinn des Stücks zusammen mit dem Charakter der eigentlichen Hauptfigur der Komödie – Marianne – schlaglichtartig erhellt: Marianne – Symbol des französischen Freiheitswillens – wird im eigenen Lande gegen die Eindringlinge kämpfen und ist unbesiegbar. Dazu passt der sprechende Name des Juden Jacobowsky. Dieser Jakob ist die zweite Hauptfigur. Gegen jene beiden Helden ist der Oberst weiter nichts als ein mit ziemlich allen menschlichen Schwächen behafteter geschlagener Krieger.

Entstehungsgeschichte

Werfel verarbeitete in diesem Stück seine eigene Flucht nach Spanien sowie die Fluchterlebnisse des polnischen Bankiers Stephan S. Jakobowicz, die ihm dieser 1940 während des Aufenthaltes in Lourdes erzählte.[19]

Zitate

„Das Radio ist nicht für die Wahrheit erfunden worden.“[20]

„Zwischen zu früh und zu spät liegt immer nur ein Augenblick.“[21]

„Es ist immer Zeit für Damen!“[22]

Rezeption

  • Solch ein Stück kann nur nach eigenem Erleben entstehen.[23]
  • Der Oberst ist der typische polnische Adelige, wie er aus dem Aufstand von 1830 gegen Russland bekannt ist.[24]

Adaptionen

Hörspiele:

Literatur

Quelle

Sekundärliteratur

  • Deutsche Literaturgeschichte. Band 10. Paul Riegel und Wolfgang van Rinsum: Drittes Reich und Exil 1933–1945. S. 280–284. dtv München im Februar 2004. ISBN 3-423-03350-9
  • Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A – Z. S. 662. Stuttgart 2004. ISBN 3-520-83704-8

Einzelnachweise

  1. Werfel S. 162
  2. Werfel S. 21
  3. Werfel S. 24,25
  4. Werfel S. 141
  5. Werfel S. 4
  6. Jacobowsky and the Colonel in der Internet Broadway Database (englisch)
  7. Weblink k2 kultur
  8. Werfel S. 132
  9. Werfel S. 111
  10. Werfel S. 105
  11. Werfel S. 136
  12. Werfel S. 112
  13. Werfel S. 7
  14. Werfel S. 56
  15. 1 2 Werfel S. 101
  16. Werfel S. 106
  17. Werfel S. 109
  18. Werfel S. 103
  19. Klaus-Gunther Wesseling: Werfel, Franz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 786–832.
  20. Werfel S. 35
  21. Werfel S. 60
  22. Werfel S. 65
  23. Riegel und van Rinsum S. 282 u.
  24. Riegel und van Rinsum S. 284 u.

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