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vom 20.01.2022, aktuelle Version,

Johann Puch

Johann Puch gegen Ende des 19. Jahrhunderts
Die Puch Voiturette von 1906
Am Puchhaus in Bad Radkersburg erinnert ein Sgraffito daran, dass Puch in der dortigen Werkstatt von Anton Gerschack arbeitete.
Von Kapellmeister Eduard Wagnes meinem lieben Freunde gewidmet.
An dieser Drehbank, gefunden im Grazer Reinerhof, hat Puch selbst gearbeitet.

Johann Puch, slowenisch Janez Puh, (* 27. Juni 1862 in Sakuschak, Kaisertum Österreich; † 19. Juli 1914 in Zagreb) war ein Handwerker, Industrieller und Begründer der Puch-Werke.

Jugend

Janez Puh wurde als siebtes Kind in eine slowenischsprachige Familie von Kleinbauern (Keuschler) geboren. Mit acht Jahren verließ er sein Elternhaus und begann mit zwölf Jahren eine Lehre als Schlosser in Pettau. Nach Abschluss seiner Lehre im Jahre 1877 ging er auf Wanderschaft, und ab 1882 leistete er seinen dreijährigen Militärdienst ab, bei dem er als Schlosser im Zeugdepot in Graz eingesetzt wurde. Ab 1885 wechselte er mehrfach den Arbeitgeber, um sich im Fahrradbau weiterzubilden, und wurde bald zur gefragten Fachkraft. Er war auch selbst als Radsportler aktiv und zählte zur Mannschaft des Grazer Radfahrer-Clubs.

Erste Firmengründung

1889 reiste Puch zu einer Fahrradausstellung nach Leipzig und übernahm in der Folge die Vertretung der englischen Humber-Werke und des deutschen Unternehmens Winklhofer & Jännicke. Nach mehreren Anläufen erhielt er im September 1889 die Betriebserlaubnis für eine Fahrrad-Werkstatt auf dem Gelände der Gärtnerei seiner Schwiegereltern. Schon im selben Jahr wurde das erste Puch-Rad, ein Sicherheitsniederrad, unter dem Markennamen Styria (lat. für das Bundesland Steiermark, in dessen Landeshauptstadt Puch seinen Betrieb aufbaute) ausgeliefert. Zudem machte er Werbung für seine Fahrschule, in der er gezielt weibliche Kunden ansprach. Schon Mitte 1890 erwies sich die Werkstatt als zu klein, und Puch zog, mit finanzieller Unterstützung eines Partners, in ein größeres Gebäude um. 1891 wurde die Handelsgesellschaft „Johann Puch & Comp.“ eingetragen und beschäftigte 34 Arbeiter.

Den Durchbruch für das Styria-Rad brachte der dritte Platz des Rennfahrers Franz Gerger bei der Distanzradfahrt Wien–Berlin 1893; Puch hatte auch den Sieger des ersten Rennens Paris–Roubaix, Josef Fischer sowie den mehrfachen Hochrad-Meister und Wien-Berlin-Teilnehmer Bruno Büchner unter Vertrag. Styria-Räder wurden bis nach England und Frankreich exportiert.

Johann Puch selbst erkrankte 1893 am Herzen und musste kürzertreten. Da die Nachfrage nach Rädern jedoch weiterhin groß war, stieg die Bielefelder Maschinenfabrik als Kommanditistin mit ein. 1895 beschäftigte Puch schon 330 Arbeiter, die jährlich rund 6000 Fahrräder produzieren. Im selben Jahr kam es aber auch zu Streiks und blutigen Demonstrationen der Arbeiter, deren Resultat kürzere Arbeitszeiten und Lohnerhöhungen waren.

Gründung der Puch-Werke

1897 schied Puch wegen Unstimmigkeiten mit den neuen Partnern aus der Firma, die inzwischen Johann Puch & Comp., Styria Fahrradwerke hieß, mit einer Abfindung aus, unter der Bedingung, zwei Jahre lang keinen Konkurrenzbetrieb zu eröffnen; diese Regelung umging er, indem er eine neue Firma zunächst unter dem Namen eines seiner Mitarbeiter aufmachte. 1899 wurde das neue Unternehmen dann als Johann Puch – Erste steiermärkische Fahrrad-Fabriks-Actien Gesellschaft in Graz in das Handelsregister eingetragen. Dort wurden neben Fahrrädern auch Motorräder und Automobile hergestellt. Im Ersten Weltkrieg war das Unternehmen Lieferant des k.u.k. Heeres.

1912 zog sich Puch nach neuerlichen Herzproblemen aus der Leitung der Puch-Werke zurück und widmete sich hauptsächlich seinen Rennpferden, kehrte aber im Frühjahr 1914 in den Verwaltungsrat zurück. Bei einem Pferderennen in Zagreb, damals Agram, erlag er einem Herzschlag[1].

Ehrungen

  • Der Grazer Kapellmeister Eduard Wagnes widmete ihm einen eigenen Marsch, den Puch-Marsch.[2]
  • In Bad Radkersburg erinnert das Puchhaus daran, dass Johann Puch in diesem Gebäude einen Teil seiner Ausbildung absolvierte.
  • Ein Förderungspreis für Diplomarbeiten der Magna Holding AG, die Teile der Puch-Werke übernommen hat, wurde im Gedenken an Johann Puch benannt.[3]
  • In der slowenischen Stadt Ptuj (Pettau) wurde Johann Puch (Janez Puh) eine Brücke gewidmet. (Fotos[4] Strukturdaten[5])
  • Nach Johann Puch ist in Graz, in den Bezirken Gries (V.) und Puntigam (XVII.), die Puchstraße benannt, die zum ehemaligen Puch-Werk (Einserwerk), heute ein Gewerbepark, und dann weiter zur Puntigamer Straße führt.
  • Im Jahr 1972 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) die Puchgasse nach ihm benannt.
  • 2012 gab die österreichische Post eine Sondermarke mit dem Porträt des Fahrzeugtechnikers heraus.

Grabmal

Johann Puch, der Begründer der steirischen Fahrradindustrie, wurde am Grazer Zentralfriedhof (Feld 13b II 5) begraben.[6][7]

Das Grab des Johann Puch/Janez Puh in Graz

Literatur

  • F. F. Ehn: Das große Puch-Buch. Die Zweiräder von 1890 bis 1987. 5. Auflage, Weishaupt, Graz 2000, ISBN 3-900310-49-1.
  • F. F. Ehn: Die Puch-Automobile 1900–1990. 2. Auflage. Weishaupt, Graz 2000, ISBN 3-900310-54-8.
  • Hilde Harrer: Grazer Fahrradvereine 1882–1900, ein Beitrag zur Geschichte des Steirischen Radfahrwesens Historische Landeskommission für Steiermark, Graz 1998, ISBN 3-901251-12-X (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, Band 41, zugleich aktualisierte, teilweise gekürzte Diplomarbeit an der Universität Graz 1992 unter dem Titel: Fahrradkultur im Spiegel der Grazer Radfahrvereine 1882–1900, Band 41, VIII, 392 Seiten, Illustration, 25 cm).
  • Josef Mentschl: Puch Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 755 f. (Digitalisat).
  • Martin Pfundner: Austro Daimler und Steyr. Rivalen bis zur Fusion. Die frühen Jahre des Ferdinand Porsche. Böhlau, Wien 2007, ISBN 978-3-205-77639-0.
  • Gerhard Pferschy: Johann Puch, ein Pionier des Fahrzeugbaus. in: Ferdinand Tremel (Hrsg.): Steirische Unternehmer des 19. und 20. Jahrhunderts. Eine Sammlung von Lebensbildern. in: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Sonderband 9, Graz 1965, S. 58–65.
  • Hermann Rinner: Vom Fahrradmechaniker zum Motorpionier. In: Sendbote des heiligen Antonius. April 2003, (online).
  • H.Seper: Johann Puch. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 320 f. (Direktlinks auf S. 320, S. 321).
  • Wolfgang Wehap: frisch, radln, steirisch. Eine Zeitreise durch die regionale Kulturgeschichte des Radfahrens. Steirische Verlags-Gesellschaft, Graz 2005, ISBN 3-85489-126-1, S. 103 ff.
  • Walter Kleindel, Hans Veigl: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Kremayr & Scheriau, Wien 1987, ISBN 3-218-00455-1.
Commons: Johann Puch  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. AUTOMOBILISMUS. In: Allgemeine Sport-Zeitung, Heft 25/1914, S. 805 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/asz
  2. sekretaer: Der Puch-Marsch. In: Johann Puch Museum. 31. März 2013, abgerufen am 3. April 2013.
  3. Johann Puch Automotive Awards ausgeschrieben | FFG. Abgerufen am 5. Juli 2018.
  4. http://www.flickr.com/photos/bridgink/5841536964/ Fotos: Puch-Brücke in Ptuj (Slowenien)
  5. http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?id=s0036182/ Strukturdaten der Puch-Brücke in Ptuj (Slowenien)
  6. Karin Derler, Ingrid Urbanek: Planung für die Unendlichkeit – Der Grazer Zentralfriedhof. Steirische Verlagsgesellschaft, 2002, ISBN 3-85489-086-9.
  7. Puch-Projektarbeit (abgefragt am 16. Jänner 2010; PDF; 713 kB)