Johann Puch

Johann Puch, slowenisch Janez Puh, (* 27. Juni 1862 in Sakušak bei Georgendorf bei Pettau, Untersteiermark, damals Österreich, heute Slowenien; † 19. Juli 1914 in Agram) war ein Handwerker, Industrieller und Begründer der Puch-Werke.
Jugend
Janez Puch wurde als siebtes Kind eines Kleinbauern (Keuschler) geboren. Mit acht Jahren verließ er sein Elternhaus und begann mit zwölf Jahren eine Lehre als Schlosser in Pettau. Nach Abschluss seiner Lehre im Jahre 1877 ging er auf Wanderschaft, und ab 1882 leistete er seinen dreijährigen Militärdienst ab, bei dem er als Schlosser im Zeugdepot in Graz eingesetzt wurde. Ab 1885 wechselte er mehrfach den Arbeitgeber, um sich im Fahrradbau weiterzubilden, und wurde bald zur gefragten Fachkraft. Er war auch selbst als Radsportler aktiv und zählte zur Mannschaft des Grazer Radfahrer-Clubs.
Erste Firmengründung
1889 reiste Puch zu einer Fahrradausstellung nach Leipzig und übernahm in der Folge die Vertretung der englischen Humber-Werke und des deutschen Unternehmens Winkelhofer & Jännicke. Nach mehreren Anläufen erhielt er im September 1889 die Betriebserlaubnis für eine Fahrrad-Werkstatt auf dem Gelände der Gärtnerei seiner Schwiegereltern. Schon im selben Jahr wurde das erste Puch-Rad, ein Sicherheitsniederrad, unter dem Markennamen Styria (lat.= Steiermark) ausgeliefert. Zudem machte er Werbung für seine Fahrschule, in der er gezielt weibliche Kunden ansprach. Schon Mitte 1890 erwies sich die Werkstatt als zu klein, und Puch zog, mit finanzieller Unterstützung eines Partners, in ein größeres Gebäude um. 1891 wurde die Handelsgesellschaft „Johann Puch & Comp.“ eingetragen und beschäftigte 34 Arbeiter.
Den Durchbruch für das Styria-Rad brachte der dritte Platz des Rennfahrers Franz Gerger bei der Distanzradfahrt Wien–Berlin 1893; Puch hatte auch den Sieger des ersten Rennens Paris-Roubaix, Josef Fischer sowie den mehrfachen Hochrad-Meister und Wien-Berlin-Teilnehmer Bruno Büchner unter Vertrag. Styria-Räder wurden bis nach England und Frankreich exportiert.
Johann Puch selbst erkrankte 1893 am Herzen und musste kürzer treten; da die Nachfrage nach Rädern jedoch weiterhin groß war, stieg die Bielefelder Maschinenfabrik als Kommanditistin mit ein. 1895 beschäftigte Puch schon 330 Arbeiter, die jährlich rund 6000 Fahrräder produzieren. Im selben Jahr kam es aber auch zu Streiks und blutigen Demonstrationen der Arbeiter, als deren Resultat kürzere Arbeitszeiten und Lohnerhöhungen standen.
Gründung der Puch-Werke
1897 schied Puch wegen Unstimmigkeiten mit den neuen Partnern aus der Firma, die inzwischen Johann Puch & Comp., Styria Fahrradwerke hieß, mit einer Abfindung aus, unter der Bedingung, zwei Jahre lang keinen Konkurrenzbetrieb zu eröffnen; diese Regelung umging er, indem er eine neue Firma zunächst unter dem Namen eines seiner Mitarbeiter aufmachte. 1899 wurde das neue Unternehmen dann als Johann Puch – Erste steiermärkische Fahrrad-Fabriks-Actien Gesellschaft in Graz in das Handelsregister eingetragen. Dort wurden neben Fahrrädern auch Motorräder und Automobile hergestellt. Im Ersten Weltkrieg war das Unternehmen Lieferant des k. u. k. Heeres.
1912 zog sich Puch nach neuerlichen Herzproblemen aus der Leitung der Puch-Werke zurück und widmete sich hauptsächlich seinen Rennpferden, kehrte aber im Frühjahr 1914 in den Verwaltungsrat zurück. Bei einem Pferderennen in Zagreb, damals Agram, erlitt er einen tödlichen Gehirnschlag.
Ehrungen
Nach Johann Puch ist in Graz, im V. Bezirk Gries, die Puchstraße benannt, die zum ehemaligen Puch-Werk (Einserwerk), heute ein Gewerbepark, und dann weiter zur Puntigamer Straße führt. Im Jahr 1972 wurde in Wien Donaustadt (22. Bezirk) die Puchgasse nach ihm benannt. Ein Förderungspreis für Diplomarbeiten der Magna Holding AG, die Teile der Puch-Werke übernommen hat, wurde im Gedenken an Johann Puch benannt.[1] In Bad Radkersburg erinnert das Puchhaus daran, dass Johann Puch in diesem Gebäude einen Teil seiner Ausbildung absolvierte.
Grabmal
Johann Puch, der Begründer der steirischen Fahrradindustrie, wurde am Grazer Zentralfriedhof (Feld 13b II 5) begraben.[2][3]
Siehe auch
Literatur
- H.Seper: Johann Puch. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 320 f. (Direktlinks auf S. 320, S. 321).
- Das große Buch der Österreicher, 1987, Kremayr & Scheriau ISBN 3 218 00455 1
- Wolfgang Wehap: frisch, radln, steirisch. Eine Zeitreise durch die regionale Kulturgeschichte des Radfahrens. Steirische Verlags-Gesellschaft, Graz 2005, ISBN 3-85489-126-1, S. 103 ff.
Bibliografie
- F. F. Ehn: Das große Puch-Buch. Die Zweiräder von 1890 bis 1987 (5. Auflage 2000)
- F. F. Ehn: Die Puch-Automobile 1900–1990 (2. Auflage 2000)
- Hermann Rinner: Vom Fahrradmechaniker zum Motorpionier; in: Sendbote des heiligen Antonius; April 2003. (online, abgefragt am 16. Jänner 2010)
Weblinks
- Eintrag zu Johann Puch im Austria-Forum
- Puchmuseum Judenburg
- Johann-Puch-Museum
- PUCH-Motorrad-Klub-Graz
- Johann-Puch-Museum: Eintrag im Kulturserver Steiermark
- Janez Puh slow. Seite (abgefragt am 16. Jänner 2010)
- Puchmuseum: Puch-Biografie (abgefragt am 16. Jänner 2010)
- Puch-Club Hamburg (abgefragt am 16. Jänner 2010)
Einzelnachweise
- ↑ Johann Puch Award 2009, (abgefragt am 16. Jänner 2010)
- ↑ Karin Derler, Ingrid Urbanek: Planung für die Unendlichkeit – Der Grazer Zentralfriedhof. Steirische Verlagsgesellschaft m.b.H 2002, ISBN 3-85489-086-9
- ↑ Puch-Projektarbeit (abgefragt am 16. Jänner 2010)
Personendaten | |
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NAME | Puch, Johann |
ALTERNATIVNAMEN | Janez Puh (slowenische Schreibweise) |
KURZBESCHREIBUNG | Ingenieur und Industrieller |
GEBURTSDATUM | 27. Juni 1862 |
GEBURTSORT | Sakušak bei Georgendorf bei Pettau, Untersteiermark |
STERBEDATUM | 19. Juli 1914 |
STERBEORT | Zagreb |