Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 20.07.2021, aktuelle Version,

Josef Gielen

Josef Gielen (* 20. Dezember 1890 in Köln; † 19. Oktober 1968 in Wien) war ein österreichischer Schauspieler, Regisseur und Direktor des Wiener Burgtheaters von deutscher Herkunft.

Leben

Josef Gielen, Sohn von Johann Gielen und seiner Frau Maria, geb. Kring, studierte an den Universitäten in Bonn und München Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaften und debütierte 1913 als Schauspieler in Königsberg (Preußen) und war anschließend am Landestheater Darmstadt engagiert.

Im Ersten Weltkrieg diente er als Soldat im Deutschen Heer. 1921 begann er auch als Regisseur zu arbeiten und wurde als Oberregisseur nach Dresden berufen. Hier war er von 1924 bis 1934 am Staatlichen Schauspielhaus und danach bis 1936 an der Staatsoper tätig, wo ihm Richard Strauss die Regie der Uraufführungen von Arabella (1933) und Die schweigsame Frau (1935) übertrug.

1936, als Gielen in Dresden von den Nazis denunziert worden war,[Anmerkung 1] nahm ihn Clemens Krauss für die Saison 1936/37 an die Staatsoper Berlin mit. Das Staatstheater Dresden unterstand Goebbels, die Berliner Staatsoper Göring, dessen Frau Emmy die Gielens von der Bühne her kannte und einen gewissen Schutz bieten konnte.[1] 1937 verließen sie jedoch vorsichtshalber Nazi-Deutschland und gingen nach Wien, wo Gielen bis 1939 am Wiener Burgtheater wirkte. Gielen selbst war zwar nicht jüdischer Herkunft,[Anmerkung 2] aber mit einer jüdischen Frau verheiratet: Rosa (1891 Sambor – 1972 Wien; 1922 Heirat mit Josef Gielen), einer geborenen Steuermann und Schwester von Salka Viertel, dem Pianisten Eduard Steuermann und dem polnischen Fußballnationalspieler Zygmunt Steuermann. Der ihr als Jüdin seit dem „Anschluss“ Österreichs drohenden Gefahr entzog sich das Ehepaar durch die Emigration nach Südamerika. Ab 1939 arbeitete Gielen am Teatro Colón in Buenos Aires.

1948 kehrte er nach Wien zurück und war bis 1954 Direktor des Wiener Burgtheaters. Dessen Spielplan bereicherte er um moderne französische und amerikanische Stücke, so um Claudels Der seidene Schuh, Eliots Mord im Dom oder Millers Hexenjagd. Mit gefeierten Aufführungen von Was ihr wollt, Don Karlos (mit Werner Krauß und Oskar Werner) hielt er auch an der Tradition des Hauses fest.

Von 1957 bis 1960 war Gielen Oberspielleiter der Wiener Staatsoper und inszenierte daneben auch bei den Salzburger Festspielen die Opern Der Raub der Lukrezia (1950), Idomeneo (1951), Der Rosenkavalier (1953) und Ariadne auf Naxos (1954 und 1959) sowie an den Opernhäusern von Amsterdam, London, Paris, Mailand und Florenz.

Sein Sohn war der Dirigent und Komponist Michael Gielen.

Josef Gielens ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich bei der Feuerhalle Simmering (Urnengrab; Abt. 1, Ring 1, Gruppe 5, Nr. 8).

Theater (Regie)

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Interview mit Michael Gielen am 4. August 2002
  2. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)

Anmerkungen

  1. „Als einzigen Mozart-Regisseur bezeichnete Staatsrat Tietjen den Spielleiter Gielen, der allerdings wegen seiner nichtarischen Frau und weil er seinerzeit bei der Panzerkreuzabstimmung sich auf eine gegnerische Liste eingetragen hat, als festes Mitglied der Staatsoper ausgeschieden ist, …“ Ministervorlage Dr. Schlösser vom 29. Dezember 1937, Bundesarchiv R 55 / 20459, Blatt 6–7. Zitat nach Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945 Kiel, 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 2214.
  2. „Der Spielleiter Josef Gielen ist arisch, aber mit einer Jüdin verheiratet.“ Bericht der Deutschen Botschaft Buenos Aires vom 26. Februar 1941 über die deutsche Opernspielzeit 1940, Bundesarchiv R 55 / 20553, Blatt 357–361. Zitat nach Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945 Kiel, 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 2308.