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vom 03.03.2022, aktuelle Version,

Josef Mayr-Nusser

Gedenktafel für Josef Mayr-Nusser nahe dem Nusserhof im Bozner Boden
Gedenktafel für Josef Mayr-Nusser im Haus Lichtenstern 1–7 auf dem Ritten
Gedenktafel am Haus Lichtenstern 1–7 auf dem Ritten
Gedenktafel am Westeingang des Parkhauses Bozen-Mitte

Josef Mayr-Nusser[1] (* 27. Dezember 1910 in Bozen; † 24. Februar 1945 bei Erlangen) war ein katholischer Laie, der nach seiner Weigerung, den sogenannten Führereid zu leisten, dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel. Er gilt als Südtiroler Leitfigur des Widerstands gegen die NS-Unrechtsherrschaft und ist Ehrenbürger seiner Geburtsstadt. Am 18. März 2017 wurde er als Märtyrer seliggesprochen.

Leben

Josef Mayr wurde 1910 auf dem Nusserhof am Bozner Boden geboren. Sein Vater starb, als er erst fünf Jahre alt war. Seine Mutter erzog in den wirtschaftlich schwierigen Jahren ihre beiden Söhne allein. Da nicht ausreichend finanzielle Mittel für die Ausbildung beider Brüder zur Verfügung standen, verzichtete Josef auf den Besuch des Gymnasiums und ein anschließendes Studium und wurde kaufmännischer Angestellter bei der Firma Eccel in Bozen. In einem frommen Umfeld aufgewachsen, schloss sich Mayr-Nusser den katholischen Jungmännern des Erzbistums Trient an und wurde bald zu ihrem Vorsitzenden gewählt. In jener Zeit begann auch die enge Beziehung zu Josef Ferrari.

Nach dem Optionsabkommen entschied sich Mayr-Nusser am 27. Dezember 1939, seinem 29. Geburtstag, für das Bleiben und schloss sich dem Andreas-Hofer-Bund, einem Südtiroler Widerstandskreis, an.[2]

Am 26. Mai 1942 heiratete er Hildegard Straub (1907–1998) in Bozen in der St.-Nikolaus-Kirche. Der gemeinsame Sohn Albert Mayr wurde 1943 geboren und ist als Komponist in Florenz und Bozen tätig.[3]

Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Errichtung der Operationszone Alpenvorland wurde Mayr-Nusser 1944 zum deutschen Militär eingezogen (die Deutschland-Optanten waren schon vorher zu Wehrdienstleistung und Kriegseinsatz verpflichtet worden). Er wurde dabei der Waffen-SS zugeteilt. Am 4. Oktober 1944 verweigerte er in Konitz (Pommern) aus Glaubensgründen den Führereid und wurde in der Folge zum Tode verurteilt. Auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau starb Mayr-Nusser am 24. Februar 1945 bei Erlangen in einem Viehwaggon an den Folgen der Haft. Er wurde zunächst in Lichtenstern am Ritten begraben, wo früher ein Bildungshaus der diözesanen Jugend stand (heute Haus der Familie). Im Zuge seiner Seligsprechung wurde Mayr-Nusser in den Bozner Dom umgebettet.

Seligsprechung

Im Jahr 2005 eröffnete die Diözese Bozen-Brixen den Seligsprechungsprozess. Als Postulator wurde Josef Innerhofer eingesetzt. Papst Franziskus bestätigte das Martyrium Josef Mayr-Nussers am 8. Juli 2016.[4] Am 18. März 2017 fand im Dom zu Bozen die Seligsprechung statt. Sein Gedenktag ist der 3. Oktober, der Vortag seiner Eidesverweigerung.[5] Von historischer Seite wurde kritisch moniert, dass im Prozess der Seligsprechung die politische Dimension von Mayr-Nussers Widerständigkeit gegen das NS-Regime ausgeblendet worden sei, da diese Frage auch das Versagen der eigenen Kirche berühre.[6]

Ehrungen

  • In Bozen, Meran, Ritten, Truden, Innsbruck und Erlangen sind Straßen nach Mayr-Nusser benannt.
  • Die Mittelschule von Vintl im Pustertal und die Fachakademie der Caritas in Baiersdorf tragen seinen Namen.
  • 2010 wurde Mayr-Nusser vom Bozner Gemeinderat gemeinsam mit Franz Thaler postum zum Ehrenbürger ernannt.
  • 2017 wurden bei der Weihe des neuen Altars im Linzer Dom die Reliquien von Engelmar Unzeitig und Josef Mayr-Nusser unter dem Altar beigesetzt.[7]
  • 2019 wurde das neue Zentrum der kirchlichen Jugendarbeit am Bozner Silvius-Magnago-Platz nach ihm benannt.

Literatur

Commons: Josef Mayr-Nusser  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eigentlich Josef Mayr, bei Nusser handelt es sich um einen Hofnamen.
  2. Hannes Obermair: Josef Mayr-Nusser (1910–1945), die Option des Widerstands. In: Stadtarchiv Bozen (Hrsg.): Das Exponat des Monats im Stadtarchiv Bozen. Nr. 63, März 2017 (online [PDF; abgerufen am 3. März 2017]).
  3. Alexander Rausch: Mayr, Albert. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.
  4. Promulgazione dei Decreti della Congregazione delle Cause dei Santi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, abgerufen am 8. Juli 2016 (italienisch).
  5. Josef Mayr–Nusser: Bald ein Seliger unserer Kirche. In: bz-bx.net. Abgerufen am 9. März 2017
  6. Hannes Obermair, Heinrich Schwazer: Josef Mayr-Nusser: Ärgernis für die Kirche. In: Neue Südtiroler Tageszeitung. 26. März 2017, abgerufen am 1. April 2017.
  7. Neuer Mittelpunkt für den Linzer Dom. Bischof Manfred Scheuer weihte den neuen Altar, einen sieben Tonnen schweren Quader. In: OÖN, 8. Dezember 2017.