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vom 04.01.2022, aktuelle Version,

Loibes

Loibes (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Loibes
Loibes (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Waidhofen an der Thaya (WT), Niederösterreich
Pol. Gemeinde Groß Siegharts
Koordinaten 48° 50′ 1″ N, 15° 23′ 18″ Of1
Höhe 528 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 39 (1. Jän. 2022)
Fläche d. KG 7,44 km²
Postleitzahl 3812f1
Vorwahl +43/02847f1
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 06443
Katastralgemeinde-Nummer 21022
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
f0
39

BW

Loibes ist eine Katastralgemeinde von 7,44 km² im Waldviertel, die zur niederösterreichischen Stadt Groß-Siegharts gehört.

Ortsname

Etymologisch geht der Ortsname auf slawisch *L'ubuša zurück, das sich vom 13. bis zum frühen 15. Jahrhundert über Lewbusch und Levbes zum heutigen Loibes entwickelte.[1] Diese Herleitung wird auch durch das außer Gebrauch gekommene tschechische Exonym Libuš für Loibes gestützt.[2]

Geographie

Der Ort liegt eben eingebettet in bewaldete Hügel, im Westen der Losberg (651 m), im Südwesten die Pyhringer Höhe (683 m), im Westen der Hohe Stein (658 m) und im Nordwesten der Jungfrauenberg (612 m). Die höchste Erhebung der Umgebung ist der Predigtstuhl (718 m) im Süden. Durch das Dorf fließt der Loibesbach, der heute im Ortsgebiet unterirdisch verläuft. Außerhalb des Dorfs fließt der Amerexelbach, der 1,5 km südlich des Orts einen künstlichen Teich, den Amerexelteich, speist. Eine geologische Besonderheit bei Loibes sind gefaltete Granulite.[3] Die unmittelbare Umgebung von Loibes war durch das Vorkommen des Acker-Leinkrauts (Linaria arvensis) bekannt.[4]

Geschichte

Kapelle im Zentrum von Loibes
Der Heilige Florian in der Wegkapelle

Die Schul- und Pfarrzugehörigkeit ist traditionell das heute der politischen Gemeinde Waidhofen an der Thaya zugehörige Dorf Puch. Man unterstand der Ortsobrigkeit der Herrschaft Karlstein.

Im Jahr 1840 bestand das Dorf aus 33 Häusern, in denen 49 Familien lebten, darunter 77 Männer, 99 Frauen und 44 Schulkinder. Als Viehbestand wurden „6 Pferde, 64 Ochsen, 36 Kühe, 82 Schafe, 11 Ziegen und 33 Schweine“ angegeben. Die Menschen waren als Bauern oder in der lokalen Uhrenindustrie tätig.[5]

Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Loibes ein Gastwirt, ein Schmied, ein Tischler und das Gut Sittmannshof ansässig.[6]

Auf dem Gebiet des heutigen Loibes befand sich das 1230 urkundlich erwähnte untergegangene Dorf Sitmars[7], an das noch der Name der Meierei Sittmannshof erinnert.[8]

Sehenswürdigkeiten

Im Zentrum des Dorfs gegenüber der Kapelle und Leichenhalle befindet sich eine denkmalgeschützte barocke Wegkapelle aus dem frühen 18. Jahrhundert. In ihrer Segmentbogennische finden sich stuckierte und kolorierte Reliefdarstellungen des Gnadenstuhls, des Florian von Lorch und des Johannes Nepomuk.

Internierungslager

Johannes Nepomuk in der Wegkapelle

Auf dem Gemeindegebiet von Loibes befand sich im Ersten Weltkrieg eines der Internierungslager für Staatsbürger aus mit Österreich-Ungarn im Krieg befindlichen Staaten. Es wurde zwischen 1915 und 1916 in der der Adelsfamilie van der Straten-Ponthoz gehörenden Meierei Sittmannshof eingerichtet.

Alexander Ritter Bosizio von Thurnberg und Jungenegg, der Bezirkshauptmann von Waidhofen an der Thaya quartierte hier etwa 100 Personen ein, die auf dem Meierhof und den umliegenden Äckern in der Landwirtschaft arbeiteten. Verwalter des Lagers und der Gelder der Internierten war Anton Schild, der Bürgermeister der damals selbständigen Gemeinde Loibes. Im November 1915 stieg die Zahl der Internierten auf mehr als 4.000, was Versorgungsprobleme auslöste.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung in Loibes [9]
Jahr Anzahl Häuser Einwohnerzahl Jahr Anzahl Häuser Einwohnerzahl
1590 20 1910 172
1732 19 1923 206
1751 20 1934 192
1794 28 151 1939 186
1822 30 1951 31 153
1830 33 176 1961 31 144
1846 209 1971 32 114
1869 34 197 1981 34 84
1880/90 187 1991 33 60
1900 171 2001 32 59

Persönlichkeiten

  • Johannes Seld de Leubs („aus Loibes“), Rektor der Wiener Universität von 1422 bis 1428[10]
  • Anton Schild, Bürgermeister von Loibes während des Ersten Weltkrieges
  • Birgit Zotz (* 1979), Ethnologin und Autorin, wuchs in Loibes auf

Trivia

  • In Loibes, Haus 6, hat die Zentrale der Österreichischen Religionsgesellschaft der Rastafari ihren Sitz, die von Wilhelm Friesenbiller und Andrea Unzeitig geleitet wird.[11]
  • Nördlich von Loibes befindet sich auf 6 Hektar Fläche eine Motocross-Strecke von 1.560 Metern Länge, auf der immer wieder Wettbewerbe für die österreichischen Staatsmeisterschaften gefahren werden.

Literatur

  • Robert Kurij: Geschichte von Loibes und Weinern: Daten, Photos, Zusammenhänge. Groß-Siegharts 1999.
  • Reinhard Mundschütz: Internierung im Waldviertel. Die Internierungslager und -stationen der BH Waidhofen an der Thaya 1914–1918. Dissertation, Universität Wien, 2002.
  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens. Band V: Viertel Ober-Manhardsberg. Wien 1840.

Einzelnachweise

  1. Angela Bergermayer: Glossar der Etyma der eingedeutschten Namen slavischer Herkunft in Niederösterreich. Wien 2005, ISBN 9783700133308, S. 148.
  2. Stefan Michael Newerkla: Slavische und slavisierte Toponyme in Österreich am Manhart und unter der Enns. In: Wiener Slavistisches Jahrbuch. Band 52. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2006, ISSN 0084-0041, S. 123 (Download [abgerufen am 4. Januar 2021]).
  3. Leo Waldmann: Umformung und Kristallisation in den moldanubischen Katagesteinen des nordwestlichen Waldviertels. In: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien. Band 20, 1927, S. 50, 68 und 95 (zobodat.at [PDF]).
  4. Verhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, Band 59, 1909, S. 66.
  5. Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens. Band V: Viertel Ober-Manhardsberg. Wien 1840, S. 110–111.
  6. Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, S. 343.
  7. Gundhild Winkler: Genetivische Ortsnamen in Ostmitteldeutschland und in angrenzenden Gebieten. Berlin 2007 (ISBN 9783050042503), S. 25, Anm. 65
  8. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. Band 17, 1883, S. 166, 174 und 202.
  9. Kurt Klein: Historisches Ortslexikon – Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Niederösterreich, 4. Teil: Waidhofen an der Thaya, Wiener Neustadt (Land), Wien-Umgebung, Zwettl. (PDF; 840 KB) In: oeaw.ac.at. ÖAW, 31. August 2016, S. 117, abgerufen am 5. Mai 2019.
  10. Alfred Hölder (Hrsg.): Zeitschrift für die deutsch-österreichischen Gymnasien, Band 38 (1887), S. 7.
  11. Angaben nach Zentrales Vereinsregister unter ZVR-Zahl 843173799 (Österreichische Religionsgesellschaft der Rastafari).