Mahnmal Aspangbahnhof
Das Mahnmal Aspangbahnhof wurde im September 2017 in Wien eröffnet – also 75 Jahre nach den letzten Deportationen von diesem Bahnhof im Osten der Stadt. Es erinnert an Menschen, die zwischen 1939 und 1942 von den nationalsozialistischen Machthabern aus Wien deportiert wurden. Es befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Aspangbahnhofes in Wien-Landstraße, dem dritten Wiener Gemeindebezirk. Am 1. Februar 1941 gab der Wiener Gestapo-Chef Karl Ebner dem Amtsdirektor der Kultusgemeinde die ersten 13 Weisungen zur Deportation der jüdischen Bevölkerung Wiens bekannt. Von diesem Bahnhof aus wurden 47.035 Menschen in die Konzentrationslager und Vernichtungslager nach Osteuropa deportiert. Nur 1073 Menschen haben diese Todeszüge überlebt.
Der Großteil der insgesamt mehr als 66.000 österreichischen Shoah-Opfer wurde vor der Deportation zu vier NS-Sammellagern befohlen und von dort aus zugweise „in den Osten“ (meist das Synonym für Tod, Ermordung) geschickt. Die NS-Sammellager befanden sich in der Kleinen Sperlgasse 2a, Castellezgasse 35 und zwei Lager in der Malzgasse Nr. 7 und Nr. 16 in der Leopoldstadt. Von dort wurden je 1000 Menschen in Lastwagen mitten durch die Stadt dann zum Aspangbahnhof gebracht.
Ab 1943 wurden tausende andere jüdische Wienerinnen und Wiener vom Nordbahnhof (Bf Praterstern) aus in die NS-Vernichtungslager deportiert.
Inschriften
Farblich nicht abgesetzte und daher sehr unauffällige Inschriften direkt in dem Mahnmal lauten:
- "1073 Überlebende" (Am Beginn des linken Schienenstrangs)
- "47035 Deportierte" (Beim rechten Schienenstrang)
Auf dem Betonblock an der Stirnseite steht:
-
- "Aspangbahnhof 47035 Deportierte, 47 Transporte 1939 und 1941/42, 1073 Überlebende"
Ergänzende Texte dazu stehen auf Tafeln direkt beim Mahnmal. Sie erklären die Bedeutung der kurzen Inschriften auf den beiden Schienensträngen und nennen neben den Tagen der Deportationszüge die Zahl der Opfer und den Zielort des jeweiligen Deportationszuges.[1]
Eine Liste der Deportationszüge aus Wien zu den Konzentrations- und Vernichtungslagern, damals diffus als in den Osten umschrieben, mit Angaben zur Opferzahl:
- Deportationszug am 20. Oktober 1939
- Deportationszug am 26. Oktober 1939
- Deportationszug am 15. Februar 1941
- Deportationszug am 19. Februar 1941
- Deportationszug am 26. Februar 1941
- Deportationszug am 05. März 1941
- Deportationszug am 12. März 1941
- Deportationszug am 15. Oktober 1941
- Deportationszug am 19. Oktober 1941
- Deportationszug am 23. Oktober 1941
- Deportationszug am 28. Oktober 1941
- Deportationszug am 02. November 1941
- Deportationszug am 23. November 1941
- Deportationszug am 28. November 1941
- Deportationszug am 03. Dezember 1941
- Deportationszug am 11. Januar 1942
- Deportationszug am 26. Januar 1942
- Deportationszug am 06. Februar 1942
- Deportationszug am 09. April 1942
- Deportationszug am 27. April 1942
- Deportationszug am 06. Mai 1942
- Deportationszug am 12. Mai 1942
- Deportationszug am 15. Mai 1942
- Deportationszug am 20. Mai 1942
- Deportationszug am 27. Mai 1942
- Deportationszug am 02. Juni 1942
- Deportationszug am 05. Juni 1942
- Deportationszug am 09. Juni 1942
- Deportationszug am 14. Juni 1942
- Deportationszug am 20. Juni 1942
- Deportationszug am 28. Juni 1942
- Deportationszug am 10. Juli 1942
- Deportationszug am 14. Juli 1942
- Deportationszug am 17. Juli 1942
- Deportationszug am 22. Juli 1942
- Deportationszug am 28. Juli 1942
- Deportationszug am 13. August 1942
- Deportationszug am 17. August 1942
- Deportationszug am 20. August 1942
- Deportationszug am 27. August 1942
- Deportationszug am 31. August 1942
- Deportationszug am 10. September 1942
- Deportationszug am 14. September 1942
- Deportationszug am 24. September 1942
- Deportationszug am 01. Oktober 1942
- Deportationszug am 05. Oktober 1942
- Deportationszug am 09. Oktober 1942
(Jeder dieser Züge wurde mit etwa 1000 Häftlingen „befüllt“. Die exakte Zahlenangabe befindet sich auf einer Tafel am Mahnort. Eine einzige Ausnahme war der 46. Zug am 5. Oktober 1942 in das Vernichtungslager Maly Trostinez, in dem es an diesem Tag nach den Täterangaben 544 Häftlinge gab. Mit dem 44., 45. und 46. Zug wurden jeweils etwa 1300 Wienerinnen und Wiener aus der Stadt deportiert.)
Die Angaben in der Tabelle folgen: Jonny Moser: „Österreich“, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. München 1991, S. 72–92.
Entwurf, Finanzierung
Das Mahnmal wurde vom Künstler-Duo PRINZpod entworfen[2] und von der Stadt Wien mit rund 330.000 Euro finanziert.[3]
Lage
Es befindet sich im Leon-Zelman-Park im Straßendreieck aus Aspangstraße (auf Höhe von Haus-Nr. 29–33) und Adolf-Blamauer-Gasse. Vom Bahnhof selbst sind keine Spuren mehr erkennbar. Der aufgeweitete Straßenraum der Aspangstraße, nördlich angrenzend, trägt erst seit 1995 den Namen Platz der Opfer der Deportation.[4]
Siehe auch
- Mahnmal am Judenplatz (2000)
- Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien (bürokratische Beraubung, Brunners und Eichmanns Dienststelle, Planung und Organisation der Eisenbahneinsätze)
- Zum Prozess der Beraubung: Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens, Arisierung
- Judenkartei bzw. Judenregister
- Ankunftsorte von rassistisch verfolgten Deportierten in Wien:
- Bahnhof Gänserndorf
- Durchgangslager Strasshof (abgekürzt Dulag, auch Zwangsarbeiterlager), in Strasshof an der Nordbahn
Literatur
- Dieter J. Hecht, Michaela Raggam-Blesch, Heidemarie Uhl (Hrsg.): Letzte Orte – Die Wiener Sammellager und die Deportationen 1941/42. Mandelbaum, Wien/Berlin 2019, ISBN 978-3-85476-592-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vermittlungstafeln mit Deportationszielen (PDF-Format)
- ↑ Bericht in der Wiener Zeitung, abgerufen am 8. September 2017
- ↑ Mahnmal Aspangbahnhof im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Das Wien-Wiki gibt auch den Text der Erläuterungstafel wieder.
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Straßenschild am "Platz der Opfer der Deportation" am ehemaligen Aspangbahnhof in Wien-Landstraße | Eigenes Werk | Otto Normalverbraucher | Datei:Strassenschild Aspangbahnhof.jpg |