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vom 26.02.2022, aktuelle Version,

Mario Eustacchio

Mario Eustacchio als Grazer Vizebürgermeister bei einer Wahlkampfveranstaltung.

Mario Eustacchio (* 9. Oktober 1964 in Graz) ist ein österreichischer Politiker (FPÖ). Von 4. April 2017 bis 17. November 2021 war er Vizebürgermeister von Graz.

Nach dem Vorwurf missbräuchlicher Verwendung von Parteienförderungsgeld durch die FPÖ-Graz-Spitze trat er als Parteiobmann wie auch Klubobmann Armin Sippel am 31. Oktober 2021 von allen Parteifunktionen zurück und nahm auch sein Gemeinderatsmandat der folgenden Legislaturperiode nicht an.[1]

Ausbildung

Mario Eustacchio lernte von 1980 bis 1983 an der Berufsschule in Feldbach Bürokaufmann. 1988 absolvierte er an der Abendschule die Handelsakademie mit Matura und studierte bis 1990 Betriebswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität. Von 1996 bis 2000 studierte Eustacchio Marketing-Management an der FH für Berufstätige in Graz. Er ist Alter Herr der Akademischen Burschenschaft Stiria Graz.[2]

Eustacchios Schülerverbindung ist die Allemannia et Nibelungia Graz.[3]

Beruflicher Werdegang

Von 1990 bis 1995 war Eustacchio für die Steiermärkische Bank und Sparkassen AG am Schalter tätig. 1995 wechselte er zum Grazer Bankhaus Krentschker, wo er bis zu seiner Wahl zum Stadtrat im November 2008 verblieb.

Politische Karriere

Nachdem die bisherige Stadtparteiobfrau und Stadträtin der FPÖ Susanne Winter in den Nationalrat gewechselt war und sich aus der Grazer Stadtpolitik zurückgezogen hatte, übernahm Eustacchio Winters Funktionen und trat bei der Gemeinderatswahl 2012 als Spitzenkandidat der FPÖ an, die einen Stimmenanteil von 13,75 Prozent erreichte. In der Stadtregierung wurde Eustacchio mit dem Verkehrsressort betraut.[4][5] Für die vorgezogene Gemeinderatswahl 2017 in Graz trat Eustacchio erneut als Spitzenkandidat der FPÖ an.[6] Die neue Grazer Stadtregierung, eine ÖVP/FPÖ-Koalition, wurde am 4. April 2017 gewählt, und Eustacchio wurde Bürgermeister-Stellvertreter. Er übernahm mit dem Vizebürgermeisteramt auch das Wohnbauressort von Elke Kahr.[4][5] Bei der Gemeinderatswahl 2021 verlor Mario Eustacchio als Spitzenkandidat der FPÖ mehr als 5 Prozentpunkte[7] und warnte mit dem Wahlsieg der Grazer KPÖ vor einer „Ideolologie, die im letzten Jahrhundert eigentlich versenkt gehört hätte“.[8] Kurz nach der Wahl kamen Berichte auf, laut welchen die Stadtpartei unter Eustacchios Führung widerrechtlich größere Summen aus den städtischen Partei- und Klubfördergeldern an ihr nahestehende Vereine und Burschenschaften weitergeleitet habe. Landesparteichef Mario Kunasek veranlasste eine Prüfung des Finanzgebarens.[9] Als Reaktion auf die Vorwürfe traten Eustacchio und Gemeinderats-Klubobmann Armin Sippel von allen Funktionen inklusive ihrer Mandate im neugewählten Gemeinderat zurück.[10] Sippel war bereits im Vorfeld wegen angeblicher Sondergagen für Tätigkeiten bei einem der betroffenen Vereine (dem Steirischen Verlagsverein) persönlich unter Druck gestanden.[11]

Im Dezember 2021 wurde sein Austritt aus der FPÖ bekannt.[12]

Privates

Eustacchio lebt mit seiner Ehefrau Ulrike in Graz und hat mit ihr zwei Kinder.

Marios Ururgroßvater Angelo Eustacchio (1837–1918), aus einer Kleinbauernfamilie in Buja bei Udine (heute Italien, damals Kaisertum Österreich) stammend, reiste 1855, 18-jährig, mit dem Pferdewagen mit Käse und Salamiwürsten nach Graz, um hier Ziegelarbeiter aus Italien in der Ziegelproduktionssaison zu beliefern. Dank dem Eisenbahnausbau konnte er seinen Handel rasch monarchieweit ausdehnen und belieferte Ziegelarbeiter bis Siebenbürgen. Angelo Eustacchio stieg in Graz selbst ins Ziegelgeschäft ein und nahm in Graz-Bodendorf und Gösting drei Ziegelwerke und in Waltendorf zwei in Betrieb. Als 1866 Österreich die italienischen Gebiete abtreten musste, zog er mit Familie nach Graz und blieb beiden Geschäftssparten treu.

Kastelmacher bauten die Holzmodeln, die von Sandlern gesandet wurden, damit der Lehm nicht anklebt, wenn Ziegelmacher die Ziegel „schlagen“. Witterung, Staub und Rauch ausgesetzt, wurde bis 18 Stunden gearbeitet. Erst 1883 wurde die tägliche Arbeitszeit rechtlich auf elf Stunden begrenzt. Familien arbeiteten mitsamt Kindern, ein Teil des Lohns floss via Blechmarken in die teure Betriebskantine. Lehmgruben wurden mitunter von Bauern gepachtet.

1898 erzeugte Angelo Eustacchio als größter steirischer Ziegelunternehmer 16 Millionen Mauer- und 1,6 Millionen Dachziegel.[13] Nach seinem Tod betrieb seine Familie die Ziegelwerke weiter bis zur Wirtschaftskrise 1930.

Dann wurden Werke stillgelegt und mit Wohnsiedlungen verbaut. Das Werk Waltendorf I schloss erst 1958 und Waltendorf II als letztes 1967. Hier entstanden GWS-, Terrassenhaus- und Eisteichsiedlung. Am Bezirkssportplatz stehen noch Ziegelarkaden des Fabriksgebäudes. Der heutige Eustacchio-Naturpark dahinter ist Waldgebiet mit Teichen, ehemals Lehmgruben.[14]

Einzelnachweise

  1. Gagen-Enthüllungen; Grazer FPÖ-Spitze tritt zurück, orf.at, 31. Oktober 2021, abgerufen 31. Oktober 2021.
  2. Eustacchio und die Identitären: "Inhaltlich kann ich das alles unterschreiben". In: Futter. 4. April 2019, abgerufen am 24. September 2021 (deutsch).
  3. Erratum (zum berichteten Vorwurf Klubförderung der FPÖ ging an Burschenschaften) Kleine Zeitung, Print, 3. November 2021, S. 18.
  4. 1 2 Colette M. Schmidt: Mario Eustacchio: Ein strammer Rechter als lachender Dritter. In: derStandard.at. 5. April 2017, abgerufen am 6. April 2017.
  5. 1 2 Neue Referatseinteilung April 2017. (Nicht mehr online verfügbar.) In: graz.at. Archiviert vom Original am 6. April 2017; abgerufen am 6. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.graz.at
  6. FPÖ-Spitzenkandidat: „Wir wollen unser Graz zurück.“ Kurier, 7. Dezember 2016.
  7. Gemeinderatswahl 2021. Abgerufen am 27. September 2021.
  8. 07 04 Uhr, 27 September 2021: Graz-Wahl und Co.: Das war der Livestream zum Superwahlsonntag. 27. September 2021, abgerufen am 27. September 2021.
  9. Wirbel um Klubförderung: Grazer FPÖ möbelt mit Steuergeld Burschenschaften auf. In: kleinezeitung.at. 31. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021.
  10. Gagen-Enthüllungen: Grazer FPÖ-Spitze tritt zurück. In: steiermark.orf.at. 31. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021.
  11. Extragage für Klubchef? Unruhe in Grazer FPÖ. In: diepresse.com. 8. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021.
  12. Eustacchio aus FPÖ ausgetreten. In: ORF.at. 17. Dezember 2021, abgerufen am 17. Dezember 2021.
  13. Magdalena Honegger: Ziegel - Baustein seit Jahrtausenden.
  14. Robert Engele: Damals in der Steiermark : Vom Salami-Händler zum Ziegel-Industriellen. Kleine Zeitung, Print, Graz, 12. Mai 2019, S. 30 f.

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Mario Eustacchio bei einer FPÖ Wahlkampfveranstaltung zur steirischen Landtagswahl im November 2019 in Graz. Eigenes Werk Juliano AT
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