Martin Johann Schmidt
Martin Johann Schmidt, genannt Kremser Schmidt, (* 25. September 1718 in Grafenwörth; † 28. Juni 1801 in Stein an der Donau) war neben Franz Anton Maulbertsch der herausragendste Maler des österreichischen Spätbarock/Rokoko. Gleichzeitig ist er wohl der einzige aus Niederösterreich stammende Barockmaler internationalen Formats.
Leben und Werk
Er war der Sohn des Bildhauers Johannes Schmidt und Schüler Gottfried Starmayrs. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Kremser Schmidt in Stein, wo er hauptsächlich an Kirchen und Klöstern der Umgebung arbeitete; Einflüsse im Werk finden sich vor allem von Rembrandt van Rijn, Jacob van Schuppen sowie den Freskanten Paul Troger und Daniel Gran.
Obwohl er keine akademische Kunstausbildung genossen hatte, wurde er 1768 (und zwar als Historienmaler) in die Wiener Akademie aufgenommen – die Aufnahmestücke Schiedsspruch des Midas und Die Schmiede des Vulkan befinden sich heute in der Österreichischen Galerie Belvedere. Seine Domäne waren jedoch hauptsächlich Andachts- und Altarbilder (etwa in der Klosterkirche Scheibbs). Anders als übliche Barockmalereien weisen diese recht volkstümliche Züge auf und verhalfen ihm bereits zu Lebzeiten zu großer Beliebtheit. Darüber hinaus war er ein bedeutender Zeichner und hinterließ zahlreiche Radierungen. Darin finden sich Anklänge an Rembrandt van Rijn.
Seine Bilder sind in warmen Hell-Dunkel-Tönen gehalten, ab den 1770er Jahren gewinnen sie ein kräftiges Kolorit und unruhige Farbgebung. Darin erinnern sie an Franz Anton Maulbertsch, und man könnte durchaus von „impressionistisch“ subjektiver Ausstrahlung sprechen, zumal sich seine Bilder zum kurz darauf etablierenden Klassizismus völlig gegensätzlich verhalten. Dies korrespondiert auch mit einer gerade zu dieser Zeit gesteigerten persönlichen Religiosität (wiederum gegen jeden Zeitgeist).
In den 1780er Jahren befasste er sich wieder mit mythologischen Motiven und Genreszenen.
Nicht zuletzt aufgrund seines langen Lebens ist die Liste seiner Werke sehr umfangreich. Die Hauptwerke des Meisters befinden sich in der Gemäldegalerie des Stiftes St. Paul in Kärnten. Es sind dies vor allem großformatige Bilder – darunter das berühmte Abendmahl (227 x 391 cm). Kleinere Arbeiten befinden sich in größerer Zahl in den Stiften Göttweig und Seitenstetten.
Werke
- 1745 Bild Hl. Andreas, der das Kreuz umfängt und 1747 Bild Christus in der Vorhölle in der Kapelle von Schloss Goldegg in Niederösterreich
- 1750 Bild Die Engelweihe von Maria Einsiedeln in der Pfarrkirche Münzbach
- 1756 Hochaltarbild Heilige Sippe in der Filialkirche Moritzreith[1]
- 1762: Altarbilder und Oberbilder der Seitenaltäre in der Basilika Maria Roggendorf
- 1768 Bild Hl. Leopold in der Basilika Maria Dreieichen
- 1770 Oberbild Anna Maria lesen lehrend in der Welsche Kirche in Graz
- 1771 Hochaltarbild Vision der hl. Theresa von Avila in der Karmeliterkirche in Wien-Leopoldstadt
- 1776 Hochaltarbild St. Nikolaus 1777 Seitenaltarbild Johannes Nepomuk in der Pfarrkirche Herrnleis
- 1794 Bild Fußwaschung: Christus im Hause des Simon in der Filialkirche hl. Wolfgang in Kirchberg am Wechsel
- 1795 Hochaltarbild Hl. Dreifaltigkeit in der Pfarrkirche hl. Dreifaltigkeit in Gutenberg an der Raabklamm
- 1796/97 Altarblätter in der Pfarrkirche Mauthausen
- 1799: Hochaltarbild Marter des hl. Mauritius, Fastenbild Kreuzigung, in der Pfarrkirche Spitz
- 1800 Anbetung des Kindes (Heilige Sippe) linkes Seitenaltarbild Pfarrkirche Hafnerbach
- 1800 Christus am Kreuz rechtes Seitenaltarbild Pfarrkirche Hafnerbach
Schüler / Werkstatt
Die Schüler von Martin Johann Schmidt setzen das Oeuvre Ihres Meisters fast ident fort, sodass eine Unterscheidung der Werke für den Laien oftmals schwer ist. Auch fallen Ihre Arbeiten und der Stil in eine für diese Künste weniger günstige Zeit hinein und sind bis heute eher vergessen. [2]
- Anton Mayer (* ca. 1777; † 1852)
- Leopold Mitterhofer
- Andreas Rudroff
- Andreas Kitzberger
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Schmidt, Martin Johann. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 30. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1875, S. 291–299 (Digitalisat).
- Hermann Arthur Lier: Schmidt, Martin Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 3 f.
- Garzarolli-Thurnlackh: Das graphische Werk Martin Johann Schmidt’s (Kremser Schmidt), 1718 – 1801; Zürich, 1925
- Dworschak, Feuchtmüller, Garzarolli-Thurnlackh, Zykan: Der Maler Martin Johann Schmidt genannt „Der Kremser Schmidt“ 1718 – 1801; Wien, 1955
- Feuchtmüller: Der Kremser Schmidt. 1718–1801; Monographie und Werkverzeichnis, Wien, 1989, ISBN 3-7022-1689-8
- Hans Frühwirth: Ihre Liebe galt Krems. Kulturamt der Stadt Krems, Krems 1997, ISBN 3-901664-01-9
Weblinks
- Eintrag zu Martin Johann Schmidt im Austria-Forum (in AEIOU Österreich-Lexikon)
- Literatur von und über Martin Johann Schmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Martin Johann Schmidt in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- Der „Kremser Schmidt“Künstler, Bürger und Familienvater Artikel auf der Seite des Bundesdenkmalamtes
Einzelnachweise
- ↑ Dehio Niederösterreich nördlich der Donau 1990, Moritzreith, Filialkirche Heiligste Dreifaltigkeit, Seiten 758f
- ↑ Krems, Stein und Mauter; Felix Dworschak; 1928; Seite 12
Personendaten | |
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NAME | Schmidt, Martin Johann |
ALTERNATIVNAMEN | Kremser Schmidt; Kremserschmidt; Kremser Schmitt; Kremserschmitt |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Maler des Rokoko |
GEBURTSDATUM | 25. September 1718 |
GEBURTSORT | Grafenwörth, Niederösterreich |
STERBEDATUM | 28. Juni 1801 |
STERBEORT | Stein an der Donau (heute zu Krems) |