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vom 17.05.2022, aktuelle Version,

Mensch sein in Österreich

Kundgebung in Wien
Von der Mariahilfer Straße zum Parlament,
31. August 2015

Mensch sein in Österreich war eine Demonstration am 31. August 2015 in Wien, auf der sich über 20.000 Teilnehmer für eine Änderung der Flüchtlingspolitik in Europa aussprachen.

Forderungen

Der Aufruf zur Demonstration in Wien beinhaltete als Hauptforderung menschliche Verhältnisse im Flüchtlingslager Traiskirchen, wo es in den Wochen zuvor aufgrund des außergewöhnlich hohen Zuzuges von Asylwerbern, der Nichterfüllung der Quotenregelungen seitens der Bundesländer und des Missmanagements des Innenministeriums zu einem dramatischen Überbelag und katastrophalen hygienischen Zuständen gekommen war. Die österreichische Bundesregierung wurde konkret aufgefordert:

  • „diese menschenunwürdigen Zustände zu ändern“,
  • feste Quartiere zu schaffen, die vor Hitze, Kälte und Regen schützen,
  • sichere, abgetrennte Räume für Frauen und Mädchen bereitzustellen,
  • ärztliche und psychologische Versorgung sicherzustellen,
  • die Kooperation mit engagierten Vereinen und Sozialarbeitern zu suchen,
  • nicht länger freiwillige Spender und Helfer abzuweisen,
  • für ausreichend Verpflegung (Wasser, Lebensmittel, Babynahrung) zu sorgen.

Als Begründung wurde im Aufruf angegeben: „Menschen mit Fluchterfahrung haben häufig ihre Familie, FreundInnen, Häuser und Besitztümer verloren und suchen in Österreich Schutz und Sicherheit und befinden sich aufgrund der traumatischen Erfahrungen oft in keinem guten Zustand.“ Es wurde auch die Forderung erhoben, „die Definition von Grenzen bewusst [zu] hinterfragen“. Ziel der Veranstaltung war, die Verantwortung von Politik und Bevölkerung für eine humanen Maßstäben gerecht werdende Unterbringung der Asylwerber einzufordern.

Die Demonstration fand am Vorabend des in Deutschland ausgerufenen Weltfriedenstages statt und erhielt durch die wenige Tage zuvor bekannt gewordene Flüchtlingstragödie bei Parndorf zusätzliche Aktualität. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, in weißer Kleidung zu erscheinen und weiße Fahnen – als Zeichen des Friedens – mitzubringen.[1][2]

Anmeldung, Route, Reaktion

Die polizeiliche Anmeldung und die Ankündigung der Demonstration erfolgte durch die Privatperson Nadia Rida, die mehrfach Hilfsgüter nach Traiskirchen gebrachte hatte: „Dabei ist mir bewusst geworden, wie engagiert viele Menschen sind. Dann kam die Idee zur Demonstration.“[3] Mensch sein in Österreich sollte laut Veranstalterin „unpolitisch“ sein. Einige Organisationen und NGOs – SOS Mitmensch, Asyl in Not, Volkshilfe und Diakonie – unterstützten jedoch die Demonstration.[4][5][6] Die Gruppe no-racism.net organisierte einen No-Border-Block und brachte als eigene Forderungen den Aufruf zur Abschaffung aller Grenzen, sowie zum Ende von globaler Ausbeutung, Waffenhandel und Krieg ein.[7] Auch die Initiative Gegen Unmenschlichkeit der Initiatoren Ernst Löschner und Michael Kerbler unterstützte den Demonstrationsaufruf.[8]

Die Demonstration verlief friedlich, die Sicherheitskräfte trugen ihre Helme unterm Arm.[3] Der Polizeisprecher betonte, es habe „keine sicherheitsrelevanten Vorfälle“ gegeben.[9] Während des Marsches schlossen sich zahlreiche weitere Sympathisanten an, praktisch die gesamte Innere Mariahilfer Straße war durch die Kundgebung gefüllt. Teilweise unter Applaus von Passanten zogen die Demonstranten Richtung Innenstadt, es wurden Songs wie Es fangt genauso an von S.T.S. und A Mensch mecht i bleibn von Wolfgang Ambros gespielt. Die Route musste aufgrund des großen Zustroms mehrmals geändert werden. Ursprünglich war der Abschluss der Kundgebung vor dem Marcus-Omofuma-Denkmal beim MuseumsQuartier geplant. Wegen der unerwartet großen Teilnehmerzahl wurde der Abschluss jedoch vor dem Parlamentsgebäude gefeiert. Dort wurde auch der Flüchtlingstragödie bei Parndorf gedacht. Zu Georg Danzers Lied Gebt uns endlich Frieden wurde ein Lichtermeer entzündet.[3][10]

Die Demonstration war begleitet von praktischer Solidarität. Als am 31. August bekannt wurde, dass die ungarischen Behörden Flüchtlinge von Budapest aus weiterreisen lassen würden, brachten dutzende Österreicher Verpflegung zu den Wiener Bahnhöfen, wo am Abend 3.650 Menschen auf der Flucht ankamen.[11]

Die Demonstration wurde international wahrgenommen,[12][13][14] österreichische Medien berichteten ausführlich und durchwegs unterstützend.[15][16][9] Die Grüne Nationalrätin Alev Korun dankte am Tag darauf im Rahmen einer parlamentarischen Debatte den Demonstranten.[17]

Zitat

„Angesichts der Situation dürfen wir nicht in Resignation und Ohnmacht verfallen. Wir dürfen nicht abstumpfen, sondern müssen uns zusammentun, denn gemeinsam sind wir stärker. Wir können alle etwas tun, sonst haben wir als Mensch versagt.“

Nadia Rida : Laut ORF, 31. August 2015

Weitere Veranstaltungen

Am 31. August 2015 fand eine friedliche überparteiliche Demonstration bzw. Kundgebung „Mensch sein in Österreich“ in Steyr statt. In Linz nahmen rund 2.500 Menschen an der Demonstration in Weiß teil[18], zu der die Plattform Solidarität aufgerufen hatte. In Wels startete eine Mahnwache zum Gedenken der in einem Lkw im Burgenland aufgefundenen toten Flüchtlinge.[19][20][21]

Bestärkt durch die Demonstration „Mensch sein in Österreich“ rief eine Gruppe ehemaliger syrischer Flüchtlinge auf Facebook unter dem Hashtag #Danke Österreich zu einem Marsch am 28. September in Wien vom Christian-Broda-Platz bis zum MuseumsQuartier auf, „um ein Zeichen des Friedens zu setzen und Refugees und Österreicher näher zusammen zu bringen“.[22] Die rund 100 Teilnehmer der Demonstration dankten den Flüchtlingshelfern und verteilten Rosen und Nelken.[23][24]

Commons: Mensch sein in Österreich  – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Facebook: Aufruf zur Demonstration, abgerufen am 6. September 2015
  2. Sarah Wetzlmayr, Erli Grünzweil: Einfach Mensch sein, Interview mit der Initiatorin. In: thegap.at vom 1. September 2015.
  3. 1 2 3 ORF: 20.000 Menschen bei Flüchtlingsdemo, 31. August 2015
  4. SOS Mitmensch: Demonstration am 31. August: Menschlichkeit muss wieder an erster Stelle stehen!, 24. August 2015
  5. Asyl in Not: Mensch sein in Österreich abgerufen am 6. September 2015
  6. Volkshilfe Österreich: Volkshilfe ruft Plattform „solidART for refugees“ ins Leben (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stmk.volkshilfe.at, abgerufen am 6. September 2015
  7. no-racism.net: Stand up to fight the murderous and racist border regime!, abgerufen am 6. September 2015
  8. Gegen Unmenschlichkeit: HINKOMMEN ++ MITMACHEN ++ EIN ZEICHEN SETZEN!, abgerufen am 6. September 2015
  9. 1 2 20.000 demonstrierten in Wien gegen unmenschlichen Umgang mit Flüchtlingen, Der Standard, 31. August 2015
  10. Mensch sein in Österreich. 20.000 bei Demo in Wien, Kleine Zeitung, 31. August 2015 (Memento des Originals vom 15. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kleinezeitung.at
  11. Simon Loidl: Das andere Österreich, Junge Welt, Ausgabe vom 2. September 2015, Seite 6/Ausland
  12. The Guardian: Vienna stages protest welcoming refugees, 1. September 2015
  13. Raidió Teilifís Éireann: Thousands demonstrate in Vienna against ill-treatment of migrants, 31. August 2015
  14. Noticias terra: Miles se manifiestan en Viena a favor de los refugiados, 31. August 2015
  15. Die Presse: Demo in Wien: „Menschenwürde steht an erster Stelle“, 31. August 2015
  16. Die Presse: Mensch sein in Österreich: 20.000 bei Demonstration für Flüchtlinge in Wien, 1. September 2015
  17. Alev Korun in der Nationalratssitzung am 1. September 2015
  18. "Mensch sein in Österreich " – Rund 2.500 demonstrieren in Linz, lt1.at, 1. September 2015 (Video)@1@2Vorlage:Toter Link/www.lt1.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  19. Mehrere Demos gegen Asylpolitik ab Montag, derstandard.at, 30. August 2015
  20. Mehrere Demos für Flüchtlinge in Österreich, heute.at, 31. August 2015 (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)
  21. Demonstration “Mensch sein in Österreich” am 31. August in Linz. Am 31. August 2015 fand in Wien, Linz, Steyr und Wels die Demonstration „Mensch sein in Österreich“ statt. Radio FRO, veröffentlicht am 1. September 2015 (cultural broadcasting archive). Abgerufen am 8. August 2015
  22. Flüchtlinge wollen Österreich Danke sagen, Kurier, 24. September 2015
  23. Betroffene sagten bei Demo „Danke, Österreich!“, Der Standard, 28. September 2015
  24. Weitere Berichte: Die Presse, der Kurier und die Kronenzeitung

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Aufnahme von der Demo "Mensch sein in Österreich" am 31. August 2015, an der über 20.000 Menschen teilnahmen. Trauriger Anlass war die Flüchtlingstragödie bei Parndorf . Die Demo wurde von Privatpersonen initiiert und von verschiedenen Organisationen unterstützt, die sich für ein Öffnen der Grenzen der Festung Europa einsetzen, um dem Sterben auf den Fluchtrouten ein Ende zu bereiten und den Schleppern die Grundlage für ihre Geschäfte zu entziehen. Eigenes Werk Haeferl
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Aufnahme von der Demo "Mensch sein in Österreich" am 31. August 2015, an der über 20.000 Menschen teilnahmen. Trauriger Anlass war die Flüchtlingstragödie bei Parndorf . Die Demo wurde von Privatpersonen initiiert und von verschiedenen Organisationen unterstützt, die sich für ein Öffnen der Grenzen der Festung Europa einsetzen, um dem Sterben auf den Fluchtrouten ein Ende zu bereiten und den Schleppern die Grundlage für ihre Geschäfte zu entziehen. Eigenes Werk Haeferl
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Aufnahme von der Demo "Mensch sein in Österreich" am 31. August 2015, an der über 20.000 Menschen teilnahmen. Trauriger Anlass war die Flüchtlingstragödie bei Parndorf . Die Demo wurde von Privatpersonen initiiert und von verschiedenen Organisationen unterstützt, die sich für ein Öffnen der Grenzen der Festung Europa einsetzen, um dem Sterben auf den Fluchtrouten ein Ende zu bereiten und den Schleppern die Grundlage für ihre Geschäfte zu entziehen. Eigenes Werk Haeferl
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