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vom 11.09.2012, aktuelle Version,

Orden vom Goldenen Vlies

Collane eines Ritters vom Orden vom Goldenen Vlies, Schatzkammer (Wien)
Ordenskette, Schatzkammer der Münchener Residenz
Die Potence (Wappenkette) für den Herold des Ordens vom Goldenen Vlies
Das Schwurkreuz des Ordens in der Wiener Schatzkammer
Collane eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies
Graf Peter Ernst I. von Mansfelds Wappen mit dem Orden vom Goldenen Vlies wurde für ihn um 1546 gemalt; Kathedrale St. Bavo in Gent

Der Orden vom Goldenen Vlies ist ein 1430 gegründeter Ritterorden, also eine nach dem Vorbild der Mönchsorden gebildete Gemeinschaft von Rittern. Später wurde eine Zugehörigkeit immer mehr zu einem vom Kaiser verliehenen Privileg als Belohnung für Verdienste. Das Ordensabzeichen, ein an einer Collane hängendes goldenes Widderfell, erhielt selbständige Bedeutung und wurde zum Urbild des modernen Verdienstordens. Insofern stellt der Orden vom Goldenen Vlies das Bindeglied zwischen den beiden heutigen Bedeutungen des Wortes „Orden“ dar.

Geschichte

Der Orden vom Goldenen Vlies wurde am 10. Januar 1430 von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund anlässlich seiner Vermählung mit Isabella von Portugal in Brügge (7. Januar 1430) den angesehensten Adligen seiner Länder gestiftet, nachdem er die Mitgliedschaft im Hosenbandorden abgelehnt hatte. Es wurden 24 der bedeutendsten burgundischen Adeligen in den Orden aufgenommen. Die Statuten wurden wenige Tage vor der ersten Sitzung des Ordens am 27. November 1431 von Philipp dem Guten in Lille erlassen und am 3. Dezember 1431 zu Rysell (Lille) bei der ersten Sitzung vom Greffier den anwesenden Mitgliedern vorgelesen.[1]

Der Orden wurde auch Ordre de la toison d’or, el Toyson de oro, el Tusan, in frühesten Zeiten auch der Ritterorden des güldenen Lämbleins von Burgund oder des belgischen Schäpers, genannt.

Nach dem Aussterben der Burgundischen Herzöge 1477 ging der Orden auf die spanische Linie der Habsburger über. Als im Jahre 1700 der letzte spanische König aus dem Hause Habsburg starb, teilte sich der Orden in zwei Linien auf. Sowohl der spanische, der Zweig der Bourbonen, als auch der deutsche Familienzweig der Habsburger existieren noch heute. Die Republik Österreich erkannte am 23. Juli 1953 dem Familienvorstand des Hauses Habsburg das Verleihungsrecht des Ordens auf ihrem Staatsgebiet zu.

Ordensgrundsätze und Privilegien

Der Orden hält alle seine Mitglieder wie ein unzertrennliches Band zusammen. Alle Ordensmitglieder sind gleichberechtigt und sollen sich brüderlich verhalten. Die Zahl der Ritter war ursprünglich auf 30 begrenzt. Neben dem Orden des Goldenen Vlieses durften die Ritter keinem anderen Orden angehören. Diese Regeln wurden jedoch im Laufe der Zeit gelockert.

Die Ordensritter wurden von allen Abgaben freigestellt und unterlagen nur einer Gerichtsbarkeit, der des Ordens selbst. Diese setzte sich aus den 30 Ordensrittern und dem Ordenssouverän bzw. dessen Stellvertreter zusammen. An allen Feierlichkeiten bei Hofe hatten sie Vorrang und Vortritt mit Ausnahme von gekrönten Häuptern. Die spanischen Ordensritter erhielten von König Philipp das Recht, jederzeit unangemeldet in die Gemächer des Palastes einzutreten und ihr Haupt vor dem König bedeckt zu halten.

Das Ziel des Ordens war die Erhaltung des katholischen Glaubens, der Schutz der Kirche und die Wahrung der unbefleckten Ehre des Rittertums. Er war der Jungfrau Maria gewidmet und hatte den Apostel und Märtyrer Andreas zum Schutzpatron. Außerdem konnte das Oberhaupt des Ordens ohne die Zustimmung der anderen Ritter keinen Krieg beginnen.

Am 30. November ist Ordenstag, an dem noch heute in einer feierlichen heiligen Messe neue Mitglieder in den Orden aufgenommen werden.

Mythologischer Hintergrund

Es gibt zwei Quellen zur Herkunft des Ordens:

  • Eine der Ableitungen stammt von Gideons Begnadungswunder.
  • Die andere stammt aus der griechischen Mythologie, aus der Sage vom Goldenen Vlies.

Aussehen des Ordens

Das Ordenszeichen ist das Bild eines Widderfells mit einem blauemaillierten Feuerstein und den Worten: Pretium laborum non vile (Kein geringer Preis der Arbeit).

Aussehen und Bedeutung der Kette

Die Kette besteht symbolisch aus den 31 Gliedern, für jeden Ordensritter ein Glied, wobei der Ordenssouverän durch zwei Glieder repräsentiert wird. Wie eine Kette nur dann hält, wenn jedes Glied hält, so soll auch der Orden durch jedes einzelne Glied an Zusammenhalt gewinnen. Die Glieder bestehen aus Feuereisen und Feuerstein und tragen ein daran hängendes Vlies.

Großmeister des Ordens

  • 1. Philipp der Gute; Herzog von Burgund 10. Januar 1430 – 15. Juni 1467
  • 2. Karl der Kühne; Herzog von Burgund 15. Juni 1467 – 5. Januar 1477
  • 3. Maximilian I.; Römisch-deutscher König und Kaiser 30. April 1478 – 27. März 1482
  • 4. Philipp I. der Schöne; König von Kastilien, Herzog von Burgund 27. März 1482 – 25. September 1506
  • 5. Karl V.; Römisch-deutscher Kaiser, König von Spanien 25. September 1506 – 22. Oktober 1555
  • 6. Philipp II.; König von Spanien, Portugal und England 22. Oktober 1555 – 13. September 1598
  • 7. Philipp III.; König von Spanien und Portugal 13. September 1598 – 31. März 1621
  • 8. Philipp IV.; König von Spanien und Portugal 31. März 1621 – 17. September 1665
  • 9. Karl II.; König von Spanien 17. September 1665 – 1. November 1700

Großmeister des Ordens (Spanien)

König Ferdinand VII. von Spanien im Königsornat mit der Collane des Goldenen Vlieses, Porträt von Goya
  • 1. Philipp V.; König von Spanien, erster Souverän des Hauses Bourbon des Ordens vom Goldenen Vlies (1700–1724)
  • 2. Ludwig I.; König von Spanien (1724)
  • 1. Philipp V.; König von Spanien, zweite Amtszeit (1724–1746)
  • 3. Ferdinand VI.; König von Spanien (1746–1759)
  • 4. Karl III.; König von Spanien (1759–1788)
  • 5. Karl IV.; König von Spanien (1788–1808)
  • 6. Ferdinand VII.; König von Spanien (1808–1833)
  • 7. Isabella II.; Königin von Spanien (1833–1841)
  • General Baldomero Espartero als Regent (1841–1843)
  • Joaquin Marie Lopez, provisorisches Gouvernement (1843)
  • 7. Isabella II. (1843–1868)
  • Francisco Serrano y Domínguez Duc Du Torre (1868–1870)
  • Amadeus I.; König von Spanien (1870–1873)
  • 8. Alfons XII.; König von Spanien (1874–1885)
  • 9. Alfons XIII.; König von Spanien (1886–1941)
  • 10. Don Juan de Bourbon; Graf von Barcelona (1941–1977)
  • 11. Juan Carlos I.; König von Spanien (1977–)

Großmeister des Ordens (Österreich)

Zeremonienmantel des Großmeisters des Ordens, Wiener Schatzkammer
Kaiser Karl VI. im Ornat als Großmeister des Goldenen Vlieses, Gemälde von Johann Gottfried Auerbach
Kaiser Franz Joseph I. von Österreich mit der Halsdekoration vom Vlies
  • 10. Karl VI.; römisch-deutscher Kaiser, König von Spanien 1. November 1700 – 20. Oktober 1740
  • 11. Franz I.; römisch-deutscher Kaiser, Herzog von Lothringen 20. Oktober 1740 – 18. August 1765
  • 12. Joseph II.; römisch-deutscher Kaiser 18. August 1765 – 20. Februar 1790
  • 13. Leopold II.; römisch-deutscher Kaiser 20. Februar 1790 – 1. März 1792
  • 14. Franz II./I.; römisch-deutscher Kaiser, Kaiser von Österreich 1. März 1792 – 2. März 1835
  • 15. Ferdinand I.; Kaiser von Österreich 2. März 1835 – 2. Dezember 1848
  • 16. Franz Joseph I.; Kaiser von Österreich 2. Dezember 1848 – 21. November 1916
  • 17. Karl I.; Kaiser von Österreich 21. November 1916 – 1. April 1922
  • 18. Otto von Habsburg; Oberhaupt des Hauses Habsburg-Lothringen 1. April 1922 – 30. November 2000
  • 19. Karl Habsburg-Lothringen; Oberhaupt des Hauses Habsburg-Lothringen seit 30. November 2000

Ritter des Ordens

Bis 1961 gab es 1282 Verleihungen des Ordens, unter anderem für:

Literatur

  • Hermann Fillitz: Der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies. ISBN 3-7017-0541-0
  • Wulf Gordian Hauser: Der Orden vom Goldenen Vlies, in: Deutsches Adelsblatt: Mitteilungsblatt der Vereinigung der Deutschen Adelsverbände 38 (1999), S.122–128. Kirchbrak: Deutsches Adelsblatt. ISSN 0012-1193 [enthält Ordensstatuten und Übersichten dieses nur Edelleuten verliehenen Ordens mit Archivhinweisen]
  • Les chevaliers de l’ordre de la Toison d’or au XVe siècle: notices bio-bibliographiques, hg. von Raphael de Smedt, (Kieler Werkstücke, D 3), 2., verbesserte Auflage, Frankfurt 2000 (ISBN 3-631-36017-7). [Biographien der zwischen 1430 und 1491 aufgenommenen Mitglieder in französischer Sprache, mit umfangreichen Literaturhinweisen]
  • Österreichisches Staatsarchiv: Vergänglicher Glanz …: Altösterreichs Orden. Fassbaender Verlag, Wien (2005). ISBN 3-900538-84-0
  • Sonja Dünnebeil (Hrsg.): Die Protokollbücher des Ordens vom Goldenen Vlies, Bd. 1: Herzog Philipp der Gute (1430-1467), (Instrumenta 9) Thorbecke, Stuttgart 2002 (ISBN 3-7995-7273-2); Bd. 2: Das Fest im Jahr 1468 unter Herzog Karl dem Kühnen, (Instrumenta 12) Ostfildern 2003 (ISBN 3-7995-7912-5); Bd. 3: Das Fest im Jahr 1473 in Valenciennes unter Herzog Karl dem Kühnen (Instrumenta 19) Ostfildern 2009 (ISBN 978-3-7995-7919-3).
  • Das Haus Österreich und der Orden vom Goldenen Vlies. Hg. von der Ordenskanzlei. Leopold Stocker Verlag, Graz/Stuttgart 2007. ISBN 978-3-7020-1172-7.
  • Mathias F. Müller, Der Orden vom Goldenen Vlies und das Haus Habsburg im Heiligen Römischen Reich - Ein (kultur-) geschichtlicher Rückblick (mit einem Geleitwort von Karl Habsburg-Lothringen). In: Mitteilungen der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung in Wien 61/3 (2009), S. 1-21.

Einzelnachweise

  1. Dünnebeil, Protokollbücher Orden vom Goldenen Vlies, Bd. 1, 146., zitiert aus Renate Holzschuh-Hofer, Feuereisen im Dienst politischer Propaganda von Burgund bis Habsburg
  Commons: Orden vom Goldenen Vlies  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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