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vom 06.05.2021, aktuelle Version,

Salzerbad

Salzerbad (Streusiedlung)
Salzerbad (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Lilienfeld (LF), Niederösterreich
Gerichtsbezirk Lilienfeld
Pol. Gemeinde Kleinzell  (KG Kleinzell)
Ortschaft Kleinzell
Koordinaten 47° 59′ 13″ N, 15° 45′ 6″ Of1
Höhe 463 m ü. A.
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
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Salzerbad ist eine Ortschaft (Dorf) in der Gemeinde Kleinzell (Niederösterreich) samt gleichnamigem Kurbad nächst dem Halbachtal.[1] Die natürliche Solequelle, die Grundlage des Kurbetriebes ist, war vermutlich schon in römischer Zeit bekannt und wurde seit dem 17. Jahrhundert zur Salzgewinnung genutzt.[2]

Geschichte

Die natürliche Solequelle, die zu den wenigen natürlichen Solevorkommen Österreichs zählt,[3] wurde bereits seit dem 17. Jahrhundert genutzt. In einem Sudhaus wurde Salz gesiedet. Franz Vorauer erwarb 1859 das alte „Salzerhaus“ bei Kleinzell und ließ 1861 ein balneologisches Gutachten des Wassers erstellen. Nach dem Tod Vorauers erwarb im Jahr 1886 Maria Rösner das Anwesen sowie die angrenzende Salzquellenwiese. Ihr Ehemann Carl Rösner, Stadtbaumeister von Wien (Baukanzlei: Zimmermanngasse 10, bis 1905 Währing), entwarf und baute den Gutshof zum Kurbad Salzerbad aus, in dem seit 1887 verschiedene Kuren, aber auch Sonnen-, Sand- und Luftbäder sowie Heilgymnastik unter ärztlicher Aufsicht angeboten wurden.

Am 13. Juli 1889 wurde in Salzerbad ein k.k. Postamt eröffnet, das während der jährlichen Kurmonate Mai–Oktober die Post im Weg der durch Botenfahrten erreichten Leobersdorfer Bahn besorgte.[4] (Zustelldienste an: Hotel, Kurhaus, umliegende 14 Villen;[5] Telegrafendienst ab dem 30. Juli 1889).

Nach finanziellen Schwierigkeiten wurde mit Edikt vom 1. Oktober 1894 die auf 421.028 Gulden geschätzte Realität „Salzerbad“ öffentlich feilgeboten[6] und beim letztbestimmten Versteigerungstermin am 9. Februar 1895 von dem aus Királyfalva stammenden Gutsbesitzer Dionys Tihanyi de Ebeczk (Ebeck/Obeckov) erworben,[7] der am 3. Juli 1895 mit seiner Familie die Salzervilla bezog[8] und der die Heilanstalt bis Ende 1897 innehatte: Mit Edikt vom 19. Dezember 1897 wurde die Liegenschaft Salzerbad, nunmehr auf 158.803 Gulden geschätzt, für zwei Termine Anfang 1898 zur öffentlichen Feilbietung bestimmt[9] und kam im April des Jahres an einen Wiener Besitzer, der, nach Renovierungsarbeiten, am 15. Mai 1898 die Kursaison (bei 20 % Begünstigung für Beamte und Militär) eröffnete.

Im Sommer 1900 wurde für den Kurort Salzerbad die Installation einer Acetylengas-Beleuchtung in Aussicht genommen.

Am 30. Juli 1900 fand auf Betreiben der Sparkasse Steyr die Versteigerung von Gut Salzerbad (Kurhaus, Badehaus, Hotel) statt.[10] Ab 1901 bewarb sich Salzerbad als Sommerfrische, ab 1905 als Kaltwasserheilanstalt und stand unter der wirtschaftlichen wie medizinischen Leitung von Josef Rudnik, Gemeindearzt von Kleinzell. Im Juni 1906 wurde das immer noch im Eigentum der Sparkasse Steyr stehende Salzerbad gegen zwei Liegenschaften in Wien abgetauscht (Hillerstraße 6 und 8, Wien-Leopoldstadt).[11]

Nach weiteren Besitzerwechseln konnte sich kein nennenswerter Kurbetrieb mehr etablieren. Der Erste Weltkrieg bedeutete das vorläufige Ende und in Salzerbad wurden vor allem französische Kriegsgefangene interniert.[12] Nach dem Krieg gelangten die Gebäude durch Verkauf ins Eigentum des Evangelischen Vereins für Innere Mission. Im Jahr 1920 wurde ein Erholungsheim des evangelischen Vereins eröffnet, in das vor allem Kinder und Jugendliche zur Erholung geschickt wurden.[13]

Erst 1986 wurde das heutige Kur- und Erholungszentrum errichtet und seit 2008 ist das Kurhotel Salzerbad ein Haus der Dr. Dr. Wagner Gesundheit & Pflege GmbH, in dem Patienten mit Rheuma-, Atemwegs- und Magenerkrankungen behandelt werden.[14] Salzerbad ist heute eine anerkannte Kneippkuranstalt.

Balneologisch wird eine ortsgebundene sulfathaltige Quellsole genutzt.[15][16] Die im Jahr 1936 erfolgte Anerkennung als Heilquelle wurde zum 1. Jänner 2015 erneuert.[17]

Verkehr

  • Im Juli 1895 bestand der Plan, Kleinzell (Salzerbad) mit einer von Eichgraben (Rekawinkel) nach Hainfeld projektierten Lokalbahn zu erschließen.[18]
  • Im Februar 1899 wurde für den Bau einer von Hainfeld nach Salzerbad, Kleinzell und allenfalls darüber hinaus führenden Bahn niederer Ordnung eine Vorkonzession erteilt.
  • Im Juni 1900 wurde für die Verbindung von Hainfeld und Salzerbad der Probeverkehr mit Automobilen aufgenommen.

Literatur

  • Der Curort „Salzerbad Kleinzell“ bei Hainfeld, Niederösterreich. In: Wiener Vorstadt-Presse, Nr. 489/1887 (XIV. Jahrgang), 15. Dezember 1887, S. 8, unten. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wvp.
  • René Jaquemar: Salzerbad – eine evangelische Erholungsstätte in Österreich – 1920 bis 1930. Evangelischer Zentralverein für Innere Mission in Österreich, 1930
  • 50 Jahre Salzerbad. (Festschrift). Evangelischer Verein für Innere Mission in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, Salzerbad-Ausschuß, Wien 1970, OBV.
  • Paul Slezak (Red.): Österreichisches Heilbäder- und Kurortebuch. Amtliches Informations- und Nachschlagewerk. Bohmann, Wien 1975, ISBN 3-7002-0421-3.

Einzelnachweise

  1. Slezak: Österreichisches Heilbäder- und Kurortebuch. S. 31.
  2. Helmuth Barnick: Durch die Gutensteiner Alpen zum Göller. Das Ostende der Nördlichen Kalkalpen. In: Jahrbuch des Österreichischen Alpenvereins. Band 89.1964, ZDB-ID 201035-5, S. 102.
  3. Josef Ottokar von Buschman: Das Salz, dessen Vorkommen und Verwertung in sämtlichen Staaten der Erde. Band 1: Europa. Engelmann, Leipzig 1909, OBV, S. 217;
    Slezak: Österreichisches Heilbäder- und Kurortebuch. S. 39.
  4. Kleine Chronik. (…) Neues Postamt. In: Wiener Zeitung, Nr. 152/1889, 5. Juli 1889, S. 5, unten links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  5. Salzerbad. In: Badener Zeitung, Nr. 31/1898 (XIX. Jahrgang), 22. April 1899, S. 2 (f.) unten. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt.
  6. Licitationen. (…) Realität in Kleinzell. In: Wiener Abendpost. Beilage zur Wiener Zeitung, Nr. 246/1894, 25. Oktober 1894, S. 601, Spalte 3 Mitte. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  7. Kurort Salzerbad. In: Pester Lloyd, Nr. 93/1895 (XLII. Jahrgang), 18. April 1895, S. 8 (unpaginiert), unten rechts. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pel.
  8. Tagesneuigkeiten. (…) Aus Bädern und Sommerfrischen. (…) Man schreibt uns aus Salzerbad: (…). In: Pester Lloyd, Nr. 168/1895 (XLII. Jahrgang), 14. Juli 1895, S. 4 (unpaginiert), Spalte 4 oben. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pel.
  9. Licitationen. (…) Liegenschaft Salzerbad. In: Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Nr. 294/1897, 22. Dezember 1897, S. 919, Spalte 1 unten. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  10. Licitationen. (…) Gut Salzerbad. In: Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Nr. 138/1900, 19. Juni 1900, S. 808, Spalte 1. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  11. Der Belehnungsschwindel. In: Wiener Montags-Journal. Vorm(als) Extrapost. Unparteiische Montags-Zeitung, Nr. 1277/1906 (XXV. Jahrgang), 30. Juli 1906, S. 3 Mitte. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wmj.
  12. Oskar Dohle (Hrsg.), Thomas Mitterecker (Hrsg.): Salzburg im Ersten Weltkrieg: Fernab der Front – dennoch im Krieg. Böhlau, Wien u. a. 2014, ISBN 978-3-205-79578-0, S. 155.
  13. 50 Jahre Salzerbad.
  14. wirtschaftsblatt.at: Salzerbad holt Russen und Japaner zur Kur (Memento vom 23. Dezember 2014 im Internet Archive), abgerufen am 22. Dezember 2014.
  15. Österreichischer Heilbäder- und Kurorteverband: Kochsalzwässer und Sole, abgerufen am 23. Dezember 2014.
  16. Hermann Weber: Eaux Minérales et Stations Climatériques de L'Europe. Steinheil, Paris 1899, archive.org. (Reprint 2013. London, S. 214).
  17. Niederösterreich: Landesgesetzblatt LGBl. 7600/7-9, Anerkennung von Heilquellen
  18. Handel, Industrie, Verkehr und Landwirthschaft. (…) Vorconcessionen. In: Wiener Zeitung, Nr. 164/1895, 17. Juli 1895, S. 16, Mitte. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.