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vom 04.05.2022, aktuelle Version,

Schöpfwerk Altmannsdorf

Das Schöpfwerk in Altmannsdorf im 12. Wiener Gemeindebezirk, Meidling, war ein Hebewerk, das der Wasserversorgung eines Eiswerkes diente.

Die beiden kommunalen Siedlungen „Am Schöpfwerk“ haben ihren Namen von dieser Wasserversorgungsanlage.

Eiswerk

Das Eiswerk bestand von der Mitte des 18. Jahrhunderts an; in ihm wurden im Winter Eisblöcke erzeugt, die zur Kühlung von Kellern, aber auch als Kühlmittel in den Vorläufern der Kühlschränke, den Eiskästen, verwendet wurden.[1]

Zur Eisproduktion wurden flache Seen angelegt, deren Wasser im Winterfrost zu Eis fror. Dieses Eis wurde in Blöcke geschnitten, in Kellern verwahrt und in den wärmeren Jahreszeiten verkauft. Für diese Seen wurden auch Flächen des späteren Siedlungsgebietes verwendet. Das Wasser für die Eisproduktion wurde einer Reihe von Schöpfbrunnen und einem kleinen Bach entnommen, der offen durch Altmannsdorf und danach am Eiswerk vorbei[2] ins freie Gelände floss (entlang des Inzersdorfer Wegs, der 1912 amtlich Am Schöpfwerk benannten Straße von Altmannsdorf nach Inzersdorf; siehe die historische Landkarte 1872).

Dass die Flächen des Eiswerkes in der wärmeren Jahreszeit als Gemüsebeete oder Gärten verwendet wurden und dass die Anlage auch als Bewässerungsanlage für Gemüsebeete[3][4] diente, ist durch die Landkarte von 1872 (siehe Bilder) dokumentiert.

1890 / 1892 wurde das Gebiet in die Stadt Wien eingemeindet. Um 1900 waren die Eisteiche auf dem Stadtplan nicht mehr ersichtlich. Die 1912 amtlich festgelegte Straßenbezeichnung „An den Eisteichen“ erinnert an sie.

Kein Schöpfwerk der Hochquellenleitung

Namensdeutungen, wonach das Schöpfwerk seinen Namen von einem Pump- oder Schöpfwerk[5] der 1. Wiener Hochquellenwasserleitung ableiten soll,[6][7][8] treffen nicht zu. Der zeitgenössischen Literatur ist kein Hinweis auf ein Wasserleitungs-Schöpfwerk bei Altmannsdorf zu entnehmen, Landkarten weisen es nicht aus. Die Wasserleitung ist eine Leitung für Quellwasser aus dem Rax- und Schneeberggebiet, die wegen ihres natürlichen Gefälles (Gravitationsleitung)[9][10][11] für den Wassertransport aus dem Süden Niederösterreichs nach Wien keine Pumpwerke benötigt. Altmannsdorf lag in einem Gebiet, zu dessen Versorgung aus der Hochquellenwasserleitung keine technischen Hilfen notwendig waren. Die erste Hochquellenwasserleitung wurde in den Jahren vor 1873 erbaut. Ihr erster Wasserbehälter wurde entfernt von Altmannsdorf am Ende der Leitung am Rosenhügel errichtet,[12] etwa 50 Meter höher als Altmannsdorf. Zeitgenössische und jüngere Literatur erwähnen eine Reihe von technischen Einrichtungen dieser Wasserleitung, wie (für eine zusätzliche Wassereinspeisung, nicht für die Leitung selbst) das Schöpfwerk in Pottschach[13] und Hebewerke in Breitensee oder am Schafberg und auf dem Wienerberg in Favoriten,[14][10] aber kein Schöpfwerk in Altmannsdorf.[15] Die Einleitung von Grundwasser in das Wiener Wasserleitungsnetz wurde zwar erwogen, allerdings mit Wasser aus dem Donautal, der Mitterndorfer Senke oder der Fischa-Dagnitz-Quelle,[16] nicht aus der Gegend von Altmannsdorf[17] oder sonst wo aus dem Einzugsgebiet der Liesing.[18] Eine andere Wasserleitung der damaligen Zeit in Wien, die Wientalwasserleitung hatte zwar 31 Schöpfwerke, lieferte aber kein Wasser nach Altmannsdorf.[19] Dieser Ort erhielt außerdem erst 1910[20] einen Anschluss an das Wassernetz Wiens. Ein Pump- oder Schöpfwerk, das angeblich um 1870/71[20] oder 1870–73[6] hätte erbaut sein sollen, hätte sein Wasser nicht in das Wiener Leitungsnetz einspeisen können. Das als erstes Pumpwerk im Netz der Wiener Wasserversorgung bezeichnete Pumpwerk Breitensee wurde erst 1892–96 errichtet. Andere Schöpfwerke, wie die 66 Brunnenschöpfwerke Wiens zur Benetzung der Verkehrsflächen,[21] gab es zwar, aber keines in Altmannsdorf. Der Wasserturm in Favoriten wurde noch später, 1899, erbaut und 1910 wieder stillgelegt. Er besaß eine eigene, an ihn anschließende Pumpenanlage mit Dampfmaschinen und Tauchkolbenpumpen. Diese Anlage befand sich nicht in Altmannsdorf.[22] Ein Wasserbehälter liegt im Osten von Altmannsdorf weiter entfernt am Laaerberg und auch bei ihm ist keine Verbindung zum Gebiet von Altmannsdorf erwähnt.[23]

Einzelnachweise

  1. Peter Haldovsky: Altmannsdorf (1138–1983). Das Werden einer Vorstadtgemeinde. 1. Band, unter Mitwirkung des Redaktionsteams der Zeitschrift „Die Brücke“. Pfarre Altmannsdorf, Wien 1983, S. 90.
  2. Peter Haldovsky: Altmannsdorf (1138–1989). Das Werden einer Vorstadtgemeinde. 2. Band, erschienen anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Pfarrkirche Altmannsdorf-St. Oswald am Khleslplatz unter Mitwirkung des Redaktionsteams des Pfarrblattes „Die Brücke“. Pfarre Altmannsdorf. Wien 1989, S. 106.
  3. Eva Blimlinger: Die Entstehung einer attraktiven Stadtrandsiedlung. In: Chris Rejmann, Ferry Rodinger, Franz Eisen u. a.: [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.bassena.at/artimg/article-44-img1.jpg Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.bassena.at[http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.bassena.at/artimg/article-44-img1.jpg Festschrift 25 Jahre Schöpfwerk]. Stadtteilzentrum Bassena, Verein Wiener Jugendzentren, Wien 2005, S. 32.
  4. Beschreibung in www.bassena.at, abgerufen 3. Februar 2011.
  5. Die Begriffe „Schöpfwerk“ und „Pumpwerk“ werden in der älteren Literatur zumindest teilweise synonym verwendet und lassen keine Schlüsse auf technische Methoden zu, beispielsweise bei Paul Kortz: Wasserversorgung. Die Kaiser Franz Josef-Hochquellen-Wasserleitung. In: Theodor Weyl (Hrsg.): Die Assanierung von Wien. Erster Band Zweites Heft der Reihe: Die Assanierung der Städte in Einzeldarstellungen. Engelmann, Leipzig 1902, S. 23.
  6. 1 2 Am Schöpfwerk. In: Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 1: A–Da. Kremayr & Scheriau/Orac, Wien 2004 ff., ISBN 3-218-00742-9, S. 90.
  7. Chris Rejmann, Ferry Rodinger, Franz Eisen u. a.: Die Straßennamen rund ums Schöpfwerk und Umgebung. In: Festschrift 25 Jahre Schöpfwerk. Stadtteilzentrum Bassena, Verein Wiener Jugendzentren, Wien 2005, S. 25.
  8. Haldovsky: Altmannsdorf. 1. Band, 1983, S. 130 und 164.
  9. Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien. Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Hrsg.: Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach. Norka Verlag Dr. Norbert Kastelic, Wien o. J. [1990], ISBN 3-85126-25-2, S. 91.
  10. 1 2 Paul Kortz: Wasserversorgung. Die Kaiser Franz Josef-Hochquellen-Wasserleitung. In: Theodor Weyl (Hrsg.): Die Assanierung von Wien. Erster Band Zweites Heft der Reihe: Die Assanierung der Städte in Einzeldarstellungen. Leipzig, Engelmann 1902, S. 3, 17–25.
  11. Alfred Drennig, Christian Fischer (technische Zeichnungen): Die 1. Wiener Hochquellenwasserleitung. Festschrift. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Wien, Abteilung 31 - Wasserwerke, aus Anlaß der 100-Jahr-Feier am 24. Oktober 1973. Verlag Jugend und Volk, Wien/ München 1973, ISBN 3-7141-6829-X.
  12. Donner: Dich zu erquicken  S. 59.
  13. Donner: Dich zu erquicken  S. 64.
  14. Donner: Dich zu erquicken  S. 67.
  15. Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Herausgegeben vom österreichischen Ingenieur- und Architektenverein. Band 1, Gerlach & Wieding, Wien 1905, S. 225 und 227–228 (Wasserhebewerk Breitensee) bzw. 228–229 (Favoriten, beim Wasserturm).
  16. Rudolph Stadler: Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Selbstverlag des Wiener Gemeinderathes, Wien 1873, S. 73–75.
  17. Drennig: Festschrift. S. 31.
  18. Stadler: Denkschrift. S. 75.
  19. Kortz: Wien am Anfang …. S. 238 und Tafel XV (nach S. 234).
  20. 1 2 Peter Haldovsky: Altmannsdorf. 2. Band, S. 122.
  21. Stadler: Denkschrift. S. 56.
  22. Website zum Wasserturm Favoriten (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive).
  23. Stadler: Denkschrift. S. 278–279.