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vom 22.05.2022, aktuelle Version,

Schloss Tribuswinkel

Schloss Tribuswinkel
Eine der Platanen vor dem Schloss, die den Eingang zum Schlosspark bilden

Das Schloss Tribuswinkel ist ein Schloss in Tribuswinkel, einer Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Traiskirchen in Niederösterreich.

Geschichte

Auf dem Platz des heutigen Schlosses dürften schon ältere Anlagen gestanden sein. Die Stiftungsurkunde des Stiftes Heiligenkreuz geht auf das Jahr 1136 zurück. Unter anderem wird ein Zeuge Jubort de Tribuswinchele genannt. Die erste Wehranlage dürfte als Wasserburg um 1120 bis 1230 gebaut worden sein. Das Geschlecht findet man auch im Salbuch des Stiftes Klosterneuburg. Es ist bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisbar. Als Nachfolger findet man die Herren von Mistelbach und kurz darauf Wolfgang von Winden, in dessen Familie verblieb es bis 1527.

Danach wechselten die Besitzer ziemlich rasch. Darunter befanden sich die Starhemberger, die Streun von Schwarzenau und die Hoyos. Im Jahr 1588 erwarb Georg Federl Tribuswinkel. Nach dem Übertritt zum Protestantismus bekämpfte er die Katholiken. Da er die Kirchengüter der katholischen Pfarre einzog, musste sogar Erzherzog Mathias intervenieren. Die Schwiegertochter Federls veräußerte 1637 die Herrschaft an Johann Hector Graf Isolani, einen General der gefürchteten „Kroatischen Reiter“ unter Wallenstein. Seine Tochter trat in ein Kloster ein und verkaufte Tribuswinkel umgehend an Mathias Wägele.

Mit einer Unterbrechung von 1707 bis 1733 war die Familie Wägele von Walsegg zwischen 1666 und 1772 Eigentümer Tribuswinkels. Zur Zeit der Türkenkriege zählte Tribuswinkel zu den gut verteidigten Zufluchtstätten für die Zivilbevölkerung. Nach Maria Anna von Schulenburg-Oyenhausen, geb. Gräfin Kottulinsky, die das Gut Tribuswinkel 1772 kaufte, kam das Gut an die Familie Bartenstein. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss großzügiger umgebaut, kam an die Grafen Spiegel, bevor es von den Freiherren Christoph und Johann von Doblhoff im Jahr 1877[Anm. 1] erworben wurde.

Im Jänner 1900 besichtigte Kronprinzessin Stephanie, Witwe von Kronprinz Rudolf, Gut bzw. Schloss Tribuswinkel.[1] Dieser Besuch gab dem Gerücht für einige Zeit Nahrung, die Kronprinzessin beabsichtige den Kauf der Liegenschaften. Die von den meisten Wiener Zeitungen kolportierte Nachricht eines vollzogenen Kaufs stellte sich in der Folge als unrichtig heraus.[2]

Im Laufe des Ersten Weltkrieges, 1917, kaufte Ludwig Urban (1876–1946), Generaldirektor von Brevillier & Urban, das Schloss und baute es um. Ein um 1800 abgetragener Turm wurde wieder errichtet und ein zweiter Stock aufgesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von den sowjetischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und darin ein lokales Hauptquartier sowie eine Filmzensurstelle eingerichtet. Verbunden mit der Auflage, darauf ein Erholungsheim einzurichten, schenkte Gertrude Urban, Witwe von Ludwig Urban, 1947 das gesamte Anwesen der Gemeinde Wien. (Der ehemalige Obst- und Gemüsegarten das Schlossparkareals kam jedoch an private dritte Hand und wurde mit Reihenhäusern bebaut.)[3]

Nach dem Staatsvertrag wurde das (in der Substanz geschwächte)[4] Schloss im Jahr 1958 in ein Erholungsheim für ca. 160 Wiener Kinder umgebaut und (als achtes städtisches Kinderheim) am 17. August 1959 als Ludwig-Urban-Erholungsheim von Franz Jonas, Bürgermeister der Stadt Wien, eröffnet.[5]

Eingangsportal zur Kapelle

Im Jahr 1988 wurde das Erholungsheim geschlossen und die Liegenschaft drei Jahre später an die Stadtgemeinde Traiskirchen, zu der Tribuswinkel gehört, verkauft. Ab 1995 wurde das Schloss renoviert und ab 1997 darin unter anderem ein Kindergarten geführt.[6]

Die Schlosskapelle im Schloss Tribuswinkel

Die Schlosskapelle befindet sich im 1. Stock direkt über dem Durchgang in den Schlosshof. Im Schloss war schon seit dem Mittelalter eine Kapelle vorhanden. Bevor 1368 Wolfgang von Winden die Pfarre Tribuswinkel gründete, war schon ein Kaplan für die Kapelle im Schloss angestellt.[7][8]

Der Aufgang in die Kapelle führt nach dem Toreingang rechts, über die Wendeltreppe in den Vorraum der Kapelle. Der Wendeltreppenturm und der Vorraum wurden 1614 errichtet, vorher dürfte der Zugang über eine außenliegende Holzkonstruktion entlang des Innenhofes geführt haben.

Beschreibung

Der Grundriss des Schlosses ist trapezförmig. Die ursprüngliche Ringmauer existiert nicht mehr. Auch der Wassergraben ist schon lange zugeschüttet. Das Schloss hat drei Geschoße. Teilweise ist das Schloss auch unterkellert. Im ersten Stock befindet sich eine kleine Kapelle. Am großen Torbogen sieht man noch die Jahreszahl 1614. Durch den Umbau in das gewidmete Kinderheim besteht die ursprüngliche Raumstruktur nicht mehr. Die Nebengebäude, die zum Schloss gehörten, sind heute Privatbesitz.

Zu besichtigen ist das Schloss nur von außen.

Schlosspark

Um 1800 wurde um das Schloss ein englischer Garten angelegt. Die ursprüngliche Anlage sah einen kleinräumigen Wechsel zwischen Wald- und Wiesenflächen vor, wobei die Waldflächen hauptsächlich als Kulisse dienen sollten. Durch Verwilderung im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde diese Konzeption verunklärt, es gibt nunmehr ein großes Wiesenparterre, das ringförmig von Wald umgeben ist.[9] Drei Platanen und eine Esche vor dem Schloss sind als Naturdenkmal ausgewiesen, wie auch der Schlosspark insgesamt.

Literatur

  • Georg Clam Martinic: Österreichisches Burgenlexikon. Burgen und Ruinen, Ansitze, Schlösser und Palais. 2. Auflage. Landesverlag, Linz 1992, ISBN 3-85214-559-7.
  • Dagobert Frey: Die Denkmale des politischen Bezirkes Baden. Österreichische Kunsttopographie, Band 18. Hölzel, Wien 1924, Permalink OBV.
  • Felix Halmer: Burgen und Schlösser zwischen Baden, Gutenstein, Wr. Neustadt. Burgen und Schlösser in Niederösterreich, Band 1, Viertel unter dem Wienerwald, 2. Birken-Verlag, Wien 1968, OBV.
  • Gerhard Stenzel, Lothar Beckel (Fotogr.): Von Schloß zu Schloß in Österreich. Kremayr & Scheriau, Wien 1976, ISBN 3-218-00288-5.
  • Hans Meissner: Die Doblhoffs und Baden-Weikersdorf. (Vom Fürstendiener zum Industriemanager). Neue Badener Blätter, Band 4,4. Gesellschaft der Freunde Badens und Städtische Sammlungen – Archiv, Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden, Baden 1993, OBV.
  • Helmut A. Gansterer: Thermenregion – Weinstraße. Baden, Bad Vöslau, Gumpoldskirchen, Pfaffstätten, Sooß, Traiskirchen. Höller, Ternitz-Pottschach 2000, ISBN 3-85226-086-8.
  • Peter Aichinger-Rosenberger (u. a.): Niederösterreich südlich der Donau. Band 2, M bis Z. Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, topographisches Denkmälerinventar. Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8.
  • Stefan Babler: Schloss Tribuswinkel – von den Anfängen bis in die Gegenwart. 3., überarbeitete Auflage. Pro Tribus Dorferneuerung, Arbeitsgruppe Geschichte, Tribuswinkel 2004, OBV.
  • Alexandra Ebert: Schlosspark Tribuswinkel. Diplomarbeit. Universität für Bodenkultur Wien, Wien 2008, OBV. Volltext online (PDF; 10,6 MB).
Commons: Schloss Tribuswinkel  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hofnachricht. In: Badener Zeitung, 13. Jänner 1900, S. 4, Mitte links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt.
  2. Local-Nachrichten. (…) Zum angeblichen Gutsverkauf in Tribuswinkel. In: Badener Zeitung, 10. Februar 1900, S. 2, Mitte rechts. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt.
  3. Ebert: Schlosspark Tribuswinkel, S. 27.
  4. Vier Wochen gutes Essen, Hetz und Romantik: Ein Schloßgeist namens Freundschaft. Im neuen Kinderheim der Stadt Wien ißt man im Rittersaal zu Mittag. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 19. August 1959, S. 5 ( Digitalisat).
  5. Neues vom Tag. Von der Ritterburg zum Kindererholungsheim. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 18. August 1959, S. 4, oben links ( Digitalisat).
  6. Ebert: Schlosspark Tribuswinkel, S. 20.
  7. Verein Pro Tribus, Broschüre "Kirche und Pfarrleben in Tribuswinkel", 2002
  8. Verein Pro Tribus, Schloss Tribuswinkel - Zur Baugeschichte des Schlosses, Seite 64
  9. Unterschutzstellungsbescheid der BH Baden

Anmerkungen

  1. Laut Meissner: Die Doblhoffs, S. 36, wurde in jenem Jahr Tribuswinkel erworben von Rudolf von Doblhoff (1849–1924), der sich ursprünglich als Großgrundbesitzer in Mähren hatte ansiedeln wollen, dies aber angeblich wegen der in der Bevölkerung herrschenden Deutschfeindlichkeit unterließ. Schloss und Schlosspark wurden unter Rudolf von Doblhoff Zentren gesellschaftlichen Lebens der Familie und deren zahlreichen Freunde, darunter die Baronin Helene Vetsera (1847–1925) sowie die kleine Mary Vetsera (1871–1889), die einen Teil ihrer Kindheit dort verbrachte.