Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 26.05.2020, aktuelle Version,

Türkendenkmal (Wien)

Das ursprüngliche „Türkendenkmal“ (vor 1908)

Das so genannte Türkendenkmal, auch Türkenbefreiungsdenkmal genannt, wurde 1894 im Wiener Stephansdom in Erinnerung an die zweihundert Jahre zuvor abgewehrte Zweite Wiener Türkenbelagerung (1683) enthüllt. Es wurde nach den Entwürfen von Edmund Hellmer angefertigt.

Beschreibung und Geschichte

Reste des Türkendenkmals (2009)

Das Denkmal wurde unter dem Südturm auf der Westseite in der Nähe vom Primtor aufgestellt. Es war aus Adneter Marmor hergestellt. Die einzelnen Teile waren aus dem Lienbach- und Rot-Scheck-Marmor aus den Steinbrüchen von Adnet angefertigt. Im Historismus mit barocken Stilelementen errichtet, glich es einem Altar der einen Triumphbogen enthielt. Über eine Predella standen vier korinthische Säulen die einen Bogen einrahmten. Im Bogen stand eine von Soldaten umgebene Reiterstatue und über deren Häuptern war ein Siegesengel angebracht. Über dem Bogen waren weitere Generäle dargestellt, über ihnen der Papst und der Kaiser, die auf die Statue der Muttergottes blickten, die das Denkmal krönte. In großen Lettern war Gloria Victoribus in das Gesims des Bogens eingemeißelt.

Das Denkmal wurde im Jahre 1945 beim Brand des Stephansdoms durch das Herabstürzen der alten Pummerin (Schlacht um Wien) zerstört. Nach dem Krieg wurden die Statuen der Muttergottes, des Papstes und des Kaisers restauriert und im Dom wieder am ursprünglichen Platz aufgestellt. Einige zerstörte Figuren des Denkmals sind noch im Lapidarium in der Unterkirche zu sehen. Unter der mittleren Statue wurde eine neue Gedenktafel mit Text von Paula Preradović, der Verfasserin der österreichischen Bundeshymne, angebracht. Die lateinische Übertragung wurde von Koadjutor Franz Jachym verfasst.[1]

Detail: Tafel mit Inschrift

Die Inschrift lautet:

„Einst in der türkischen Not zu Hilfe kam rettend Maria. Stolze Gestalten in Stein zeugten vom Dank ihrer Stadt. Nun da der furchtbarste Krieg zerstörte den Dom und das Denkmal Jungfrau, Kaiser und Papst einzig verschonte der Brand. Innozenz sehet den Elften und Leopoldus den Ersten, knieend mahnen sie euch: lasset zu hoffen nicht ab! Nie wird in künftigem Sturm ihr betendes Wien sie verlassen. Österreichs Mutter, sie hilft, seid ihr nur stark und getreu.“

Paula Preradović

„DEI GENITRICIS ROSARIO INVOCATA SVFFRAGIA IN HVIVS FORTIS CIVITATIS FOSSIS IRRVENTES TVRCOS STITISSE IN PRAESENTI SOLI PONTIFEX INNOCENTIVS XI ATQVE AVGVSTVS LEOPOLDVS I PRIORE SIGNO NVPER EXEVNTIS BELLI IGNE RVPTO TESTATI HORTANTVR VOS VT PARIBVS ANGVSTIIS PRESSI PARI QVOQVE FERVORE SPERETIS IN ISTA POTENTI AVSTRIAE REGINA.“

Übertragung: Franz Jachym

Einzelnachweise

  1. Die Presse: Protestanten und andere Türken, 12. Oktober 2010

Literatur

  • Marmorindustrie Kiefer (Hrsg.): Denkschrift über die Entwicklung der Aktiengesellschaft für Marmorindustrie Kiefer in Kiefersfelden in den ersten fünfundzwanzig Jahren ihres Bestehens, 1883-1908, Bruckmann, München o. J. (1908)
  • Albert Ilg. In: Österreichisches Biographisches Lexikon (ÖBL) 1815–1950. Bd. 3 (Lfg. 11, 1961), S. 27, 15. Februar 2011.
  • Bösel, Richard/ Krasa, Selma (1994): Monumente. Wiener Denkmäler vom Klassizismus zur Secession. Eine Ausstellung des Kulturkreises Looshaus und der Graphischen Sammlung Albertina. Looshaus, 5. Mai bis 3. Juli 1994. Wien.
  • Das Vaterland. Zeitung für die österreichische Monarchie (13. September 1884): Die Rettung Wiens aus der höchsten und letzten Türkennoth,1–2, 14. September 2009.
  • Das Vaterland. Zeitung für die österreichische Monarchie (13. September 1884): Das Denkmal zur Erinnerung an die Befreiung Wiens im Jahre 1683 im St. Stephansdome,1–2, 14. September 2009.
  • Eitelberger, Rudolf von (4. März 1884): Wiener Bildhauer. Aus Anlaß der Ausführung des Starhemberg-Denkmals in der St. Stephans-Kirche. In: Wiener Zeitung, 3–4.
  • Feichtinger, Johannes (2010): „Auf dem Zauberhaufen“. Der Burgravelin und die Funktionalisierung des Gedächtnisses an den Entsatz Wiens von den Türken 1683, in: ÖZKD. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Jg. 64, Heft 1–2 (Sonderheft: Wiener Stadt- und Burgbefestigung, konzipiert und koordiniert von Markus Jeitler, Richard Kurdiovsky, Anna Mader-Kratky), 108–115.
  • Flieder, Viktor/ Loidl, Franz (1967): Stephansdom – Zerstörung und Wiederaufbau. Chronik und Dokumentation. Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Wien.
  • Heiss, Johann; Feichtinger, Johannes (2009): Wiener “Türkengedächtnis” im Wandel. Historische und anthropologische Perspektiven. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft (ÖZP) 2, 249–263.
  • Kassal-Mikula, Renata (Red.) (1997): 850 Jahre St. Stephan. Symbol und Mitte in Wien 1147–1997. 226. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. 24. April bis 31. August 1997. Wien.
  • Krasa, Selma (1982): Das historische Ereignis und seine Rezeption. In: Historisches Museum der Stadt Wien (Hg.): Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. Salzburg/Wien, 304–318.
  • Kristan, Markus (1998): Denkmäler der Gründerzeit in Wien. In: Stephan Riesenfellner (Hg.) Steinernes Bewusstsein I. Die öffentliche Repräsentation staatlicher und nationaler Identität Österreichs in seinen Denkmälern. Wien/Köln/Weimar, 77–165.
  • Neue Freie Presse (13. September 1894): Das Befreiungsdenkmal im Stephansdom, 2, 30. Juni 2009.
  • Neue Freie Presse (13. September 1894): Das Denkmal der Befreiung Wiens 1683, 6, 30. Juni 2009.
  • Neue Freie Presse (13. September 1894): Die Enthüllung des Türkenbefreiungsdenkmals, 2, 1. Juli 2009.
  • Ranzoni, Emmerich (12. Mai 1883): Denkmal der Befreiung Wiens 1683. In: Neue Freie Presse, 1–2, 28. Juni 1883.
  • Telesko, Werner (2008), Kulturraum Österreich. Die Identität der Regionen in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts. Wien/Köln/Weimar.
  • Truxa, Hans Maria (1891): Das für den St. Stephansdom zu Wien bestimmte Denkmal. In: Erinnerungsdenkmäler der Befreiung Wiens aus der Türkennoth des Jahres 1683. Wien, 9–17.
  • Truxa, Hans Maria (1891): Das für den St. Stephansdom zu Wien bestimmte Denkmal. In: Oesterreichisches Jahrbuch. Für den österreichischen Volksschriften-Verein, hg. und geleitet von Frhr. v. Helfert. 15. Jg. Wien, 255–262.
  • Weißenhofer, Anselm (1956): Zur Geschichte des Türkenbefreiungsdenkmales im Stephansdom in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter, Jg. 11, Nr. 4, 73–80.
  • Wienerisches Ehrenkränzlein von 1683 (1883): Unparteiische Prüfung der Anschuldigungen des Herrn Onno Klopp durch eine Vereinigung von Wiener Bürgern. Herausgegeben als erste Vereinsgabe der ‚Bürgervereinigung Liebenberg‘. Wien.
  • Wiener Zeitung (22. Juni 1882): Nichtamtlicher Theil. Oesterreich. Wien, 21. Juni, 1, 30. Juni 2009.
  • Wiener Abendpost (13. September 1894): Zeitungsstimmen, 1f, 15. Februar 2011.
  • Zeissberg, Heinrich, Ritter von (1894): Denkschrift zur Erinnerung an die zweite Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683 anlässlich der am 13. September 1894 erfolgten Enthüllung des Denkmales im St. Stephansdome zu Wien. Im Auftrag des Denkmal-Executiv-Comités. Wien.