Walter Kappacher
Walter Kappacher (* 24. Oktober 1938 in Salzburg) ist ein österreichischer Schriftsteller.
Leben
Aufgewachsen in Salzburg, absolvierte Kappacher nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule Lehr- und Gesellenjahre als Motorradmechaniker. Er war einige Jahre lang begeistert vom Motorrad-Rennsport. Nach dem Militärjahr entwickelte er ein gesteigertes Interesse fürs Theater und begann eine Ausbildung in einer Münchner Schauspielschule, die er wieder abbrach. Als bestimmendes Interesse trat immer mehr das Lesen und Schreiben in den Vordergrund. Als Brotberuf wählte er die Tätigkeit eines Reisebüro-Kaufmanns.
Kappacher schreibt seit 1964. Erstmals veröffentlichte er 1967 einige Kurzgeschichten in der Stuttgarter Zeitung. 1978, nach seinem vierzigsten Geburtstag, entschloss er sich – mit einem Drehbuch-Auftrag in der Hand – zu kündigen und vom Schreiben zu leben. Er verfasste eine Reihe von Erzählungen und Romanen, aber auch Hörspiele und Fernsehdrehbücher. Gero von Wilpert charakterisiert Kappacher in seinem Lexikon der Weltliteratur als „realistischen Erzähler aus dem Berufsalltag der Arbeiter und Angestellten in schlichter Sprache“.[1] Erwin Chargaff würdigt den Stil von Walter Kappacher mit den Worten: „Er schreibt eine Art Hochquellprosa[2]. Unendlich viel Arbeit geht in einen Stil, den man zuerst nicht wahrnimmt.“[3] Innerhalb der weitgehend von Autorengruppierungen geprägten österreichischen Gegenwartsliteratur nimmt Kappacher eine der wenigen Einzelgängerpositionen ein.
Seit 2014 lebt Kappacher in Salzburg. Er ist Mitglied des Österreichischen P.E.N. Clubs, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie Träger hochrangiger Preise und eines Ehrendoktorats.
Werke
- Nur fliegen ist schöner. Salzburg 1973.
- Morgen. Salzburg 1975.
- Die Werkstatt. Salzburg 1975.
- Rosina. Stuttgart 1978, Mit einem Nachwort von Armin Ayren, Deuticke, Wien 2010. ISBN 978-3-552-06147-7.
- Die irdische Liebe. Stuttgart 1979.
- mit Peter Keglevic: Die Jahre vergehen. Drehbuch, Salzburg 1980.
- Der lange Brief. Stuttgart 1982.
- Gipskopf. Graz 1984.
- Cerreto. Aufzeichnungen aus der Toscana. Mit Zeichnungen des Autors, Salzburg 1989.
- Touristomania oder Die Fiktion vom aufrechten Gang. Wien 1990.
- Ein Amateur. Wien 1993.
- Wer zuerst lacht. Wien 1997.
- Silberpfeile. Wien 2000.
- Selina oder Das andere Leben. Wien 2005.
- Hellseher sind oft Schwarzseher. Erinnerungen an Erwin Chargaff. Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn 2007, ISBN 978-3-938743-52-2.
- Der Fliegenpalast. Residenz Verlag, St. Pölten Salzburg 2009, ISBN 9783701715107
- Schönheit des Vergehens. Fotoband, Salzburg 2009.
- Marilyn Monroe liest Ulysses. Notizen, Fundstücke und dreizehn Fotografien. Nachwort von Matthias Bormuth. Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn 2010, ISBN 978-3-938743-86-7.
- Land der roten Steine. Hanser Verlag, München 2012, ISBN 978-3-446-23861-9. März 2012: ORF-Bestenliste
- Die Amseln von Parsch und andere Prosa, Müry Salzmann, Salzburg – Wien 2013, ISBN 978-3-99014-073-4.
- Der 24. Mai, Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn 2013.
- Trakls letzte Tage & Mahlers Heimkehr, Müry Salzmann, Salzburg – Wien 2014, ISBN 978-3-99014-104-5.
- Ich erinnere mich und andere Prosa, Müry Salzmann, Salzburg – Wien 2018, ISBN 978-3-99014-167-0.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1977 Förderpreis zum Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur
- 1985 Rauriser Literaturpreis
- 1986 Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie
- 1997 Calwer Hermann-Hesse-Stipendium
- 2004 Hermann-Lenz-Preis
- 2005 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt
- 2006 Großer Kunstpreis des Landes Salzburg
- 2008 Ehrendoktorat der Universität Salzburg[4]
- 2009 Georg-Büchner-Preis[5]; Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste[6]; internationaler Preis für Kunst und Kultur des Salzburger Kulturfonds
- 2015 Wappenmedaille in Gold der Landeshauptstadt Salzburg[7]
- 2018 Ring der Stadt Salzburg[7]
Literatur
- Christina Höfferer: Ein Seltener. Walter Kappacher. ORF-Radiofeature 2009, 40 Min.[8]
- Manfred Mittermayer und Ulrike Tanzer (Hrsg.): Walter Kappacher. Person und Werk. Müry Salzmann, Salzburg 2013. ISBN 978-3-99014-080-2.
Einzelnachweise
- ↑ Gero von Wilpert (Hrsg.): Lexikon der Weltliteratur. Deutschsprachige Autoren; Kröner 2004, S. 321
- ↑ Der Ausdruck „Hochquellprosa“ bedeutet so viel wie „Prosa vom Feinsten“. Es ist eine Anspielung auf das hervorragend gute Wiener Hochquellwasser, welches in Österreich eine Art Goldstandard für Trinkwasser darstellt.
- ↑ SALZ Zeitschrift für Literatur - Nr. 93, Okt.1998 (Memento des Originals vom 6. August 2007 im Internet Archive)
- ↑ NZZ vom 26. Mai 2009: Walter Kappacher erhält Georg-Büchner-Preis
- ↑ Walter Kappacher erhielt Georg Büchner-Preis bei salzburg.orf.at, 31. Oktober 2009
- ↑ Bayerische Akademie der Schönen Künste - Literatur: Korrespondierende Mitglieder
- 1 2 Ring der Stadt Salzburg für Büchner-Preisträger Walter Kappacher. Artikel vom 27. Oktober 2018, abgerufen am 28. Oktober 2018.
- ↑ Ein Seltener. In: oe1.orf.at. Abgerufen am 1. Dezember 2017.
Weblinks
- Walter Kappachers Homepage
- Walter Kappacher im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Walter Kappacher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Walter Kappacher in der Internet Movie Database (englisch)
- Der weite Weg in die Stille – Walter Kappacher erhält den Georg-Büchner-Preis (2009) – die wichtigste deutsche Literaturauszeichnung – Ein Kommentar in: Der Standard, 26. Mai 2009
- Vom KFZ-Mechaniker zum literarischen Geheimtipp – Deutschlandradio 26. Mai 2009: 2 Audiobeiträge mit Walter Kappacher:
- Austria-lexikon.at
- Liebenswerter Außenseiter – Zum 80. Geburtstag von Walter Kappacher. Ein Porträt in TITEL-Kulturmagazin, 24. Oktober 2018
Personendaten | |
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NAME | Kappacher, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 24. Oktober 1938 |
GEBURTSORT | Salzburg |
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