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Bernardis, Robert#

* 7. 8. 1908, Innsbruck (Tirol)

† 8. 8. 1944, Berlin-Plötzensee (Deutschland; hingerichtet)


Offizier, Widerstandskämpfer


Robert Bernardis
Robert Bernardis
© Dr. Glaubauf

Robert Bernardis, " Österreichs Stauffenberg ", so der Historiker Karl Anton Glaubauf, wurde am 7. August 1908 in Innsbruck in eine typisch altösterreichische Soldatenfamilie geboren.

Schon sein Großvater arbeitete im Kriegshafen Pula Pula als Schiffszimmermann, sein Vater arbeitete sich bis zum Bauingenieur beim Militär empor und war an den Festungsbauten in Südtirol und am Bau der Kadettenanstalt in Wien beteiligt.

Durch eine Versetzung des Vaters übersiedelte die Familie von Innsbruck nach Linz, wo Robert und sein älterer Bruder Friedrich aufwuchsen.


Nach der Volksschule besuchte Robert Bernardis die Militärunterrealschule in Enns und setzte die Ausbildung nach der Schließung der Schule in den Bundeserziehungsanstalten Traiskirchen und Wiener Neustadt fort, wo er 1925 maturierte.

Wenige Monate nach dem Eintritt ins Bundesheer im Herbst 1928 wurde Bernardis an die Offiziersakademie nach Enns versetzt; hier lernte er auch die Geographiestudentin Hermine Feichtinger kennen, die er im Juni 1933 heiratete.


1932 wurde er Leutnant beim Pionierbataillon in Linz und strebte dann die Generalstabslaufbahn an.

Von 1938 an machte Bernardis von der Sudetenkrise über die Besetzung der so genannten "Resttschechei" bis zum Krieg mit Polen, Frankreich und Jugoslawien sämtliche Feldzüge der Jahre 1938 bis 1940 mit.

Der Russlandfeldzug bildete den Wendepunkt im Leben von Robert Bernardis. Hier wurde er zum ersten Mal mit den furchtbaren Auswirkungen der Kriegführung und 1941 im Raum Shitomir Schitomir mit Massenerschießungen von Juden und Kriegsgefangenen konfrontiert, was für ihn zu einer zunehmenden Distanz zum Dritten Reich führte.

Mit Hitler und dessen brutalen Vernichtungskrieg konnte sich Bernardis -nachdem ihm die zahlreichen Verbrechen bekannt geworden waren- in keiner Weise identifizieren . Von seinen ethischen Positionen her war es daher nicht verwunderlich, dass er sich dem Kreis um C. Schenk von Stauffenberg anschloss, als dieser im November 1943 Chef des Stabes im Allgemeinen Heeresamt wurde. Er war spätestens ab Frühjahr 1944 in die Widerstandspläne eingeweiht und organisierte auch den Umsturzversuch in Wien gemeinsam mit seinem Freund, dem Ritterkreuzträger Heinrich Kodré, der Chef des Stabes im Wiener Wehrkreis war.

Die Pläne der Verschwörer sahen vor, mit dem Ersatzheer, dessen Stabschef Stauffenberg war, die politisch bestimmenden nationalsozialistischen Kreise festzusetzen, den Krieg zu beenden und einen Staat auf Grundlage eines gerechten und ethisch verantwortbaren Rechts zu errichten.

Der Befehl "Walküre" auszulösen, wurde von Stauffenberg gegeben, wahrscheinlich war es Bernardis als Pionier-Offizier gewesen, der die Sprengkraft der beiden Ladungen für das Attentat berechnet hatte . Sie verfehlten ihr Ziel, weil Stauffenberg bei deren Scharfmachen durch Stabsfelwebel Vogl (Keitel-Ordonnanz) gestört wurde und nur eine der beiden vorgesehenen Ladungen in seiner Aktentasche plazieren konnte.

Bernardis verfolgte das Ziel des Staatsstreichs auch weiter, als bereits klar war, dass Hitler das Attentat überlebt hatte und löste in den außerhalb des Stadtgebietes von Berlin gelegenen Teilen des Wehrkreises III (Berlin) "Walküre" telefonisch aus, obwohl er dazu keinerlei Kompetenzen hatte. Damit gab er sich auch definitiv und persönlich als Mitglied der Verschwörung zu erkennen.

Der Aufstand brach zusammen als allgemein bekannt wurde, dass das Attentat gescheitert war und Hitler den Reichsführer-SS Heinrich Himmler zum Befehlshaber des Ersatzheeres ernannt hatte.

Da er als Mitglied der Verschwörung bekannt war, wurde er durch das NS-Regime verurteilt und am 8. August 1944 in Berlin - Plötzensee gehängt.

Hermine Bernardis, die Gemahlin von Robert Bernardis kam noch im August 1944 mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager Ravensbrück, Ravensbrück aus dem sie nach etwas mehr als einem Monat aber wieder entlassen wurden. Sie lebte dann bis zu ihrem Tode in Linz, wo sie am 3. November 2009 im Alter von knapp 100 Jahren starb.


--> Karl Glaubauf: Robert Bernardis (1908 - 1944) (Bibliothek)

Literatur#

  • F. Vogl, Widerstand im Waffenrock, Wien 1977
  • K. Glaubauf, Robert Bernardis - Österreichs Stauffenberg, Titel urheberrechtlich geschützt, Statzendorf 1994
  • K. Glaubauf, K. R. Trauner, Robert Bernardis 1908-1944, Österreichs Stauffenberg zum hundersten Geburtsjubiläum, Pressedienst der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich, Wien 2008

Buch über Bernardis - Österreichs Stauffenberg zum ehrenden Gedenken anlässlich seines 100. Geburtsjubiläums,
Texte und Bilder von Dr. Glaubauf und Dr. Trauner, Hrsg. Evangelischer Presseverband.


Redaktion: I. Schinnerl


Die von Dr.Glaubauf verfassten Studien über Bernardis sind in der Bibliothek des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes, 1010 Wien, in der Printausgabe zugänglich und auch erhältlich....;

-- Glaubauf Karl, Mittwoch, 23. Oktober 2013, 11:02


Erfreulich, dass die Benennung einer Kaserne nach Bernardis endlich konkrete Formen annimmt, da der militärhistorischen Denkmalkommission nun ein entsprechender Antrag vorgelegt wurde....

-- Glaubauf Karl, Samstag, 17. Mai 2014, 20:19