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Kordesch, Karl#


* 22. 3. 1922, Wien

† 12. 1. 2011, Eugene, Oregon (USA)


Chemiker, Erfinder
Erfinder der Alkaline-Batterie


Karl Kordesch
Karl Kordesch.
Foto: Alkord. Aus: Wikicommons unter CC

Karl Kordesch wurde am 22. März 1922 als Sohn eines aus Siebenbürgen stammenden Vaters und einer Niederösterreicherin in Wien geboren, wo er aufwuchs und die Schule besuchte.

Nach der Matura 1940 begann er an der Universität Wien ein Studium der Chemie sowie Physik, wurde aber 1941 zum Militär eingezogen. Nach zwei Jahren Kriegsdienst wurde an der Ostfront schwer verwundet und durfte in Folge sein Studium und seine wissenschaftliche Tätigkeit in der Heimat fortsetzen. Er promovierte 1948 zum Dr. phil. (mit einer Dissertation über Aminosäuren) und war anschließend von 1948 bis 1953 als Assistent am I. Chemischen Institut der Universität Wien tätig.

In der Nachkriegszeit, als die US Army auch in Österreich nach Know-how bzw. Patenten suchte und Forscher und neue Technologien nach Amerika bringen wollte, wurde man auch auf Karl Kordsch und seine Batterieforschung aufmerksam.

1953 wurde seine Übersiedlung in die USA organisiert: Karl Kordesch reiste gemeinsam mit seiner Frau, den ersten beiden Kindern und rund 60 weiteren Forschern nach New Jersey, wo er von 1953 bis 1955 dem wissenschaftlichen Personal der "U.S. Signal Corporation" - eine Abteilung des Militärs, die unter anderem technische Labors betrieb - angehörte und als Batterietechniker arbeitete. (Nach fünf Jahren erhielt Kordesch die US-Staatsbürgerschaft, weil er sonst nicht an Regierungsprogrammen hätte mitwirken können.)

Mit zwei Mitarbeitern, die ebenfalls aus Österreich kamen, wechselte er 1955 zum Chemiekonzern "Union Carbide Corporation" (UCC) nach Parma (Ohio). Er leitete zwei Forschungsgruppen, wobei sich die eine mit der Entwicklung von Braunsteinbatterien und die andere mit Brennstoffzellen beschäftigte. Bis 1957 erhielt er rund 60 Patente im Bereich Brennstoffzelle und Batterie.

(Union Carbide hatte Verträge mit der NASA, der Army und mit Automobilkonzernen; Forscher wie Kordesch erhielten für jedes Patent einen Dollar, später zwei Dollar.
Damals gab es lediglich Zink-Kohle-Batterien; Kordesch forschte dann an Luft-Sauerstoff-Batterien und entwickelte eine Technologie weiter, deren Prinzip zwar schon seit 1912 bestand, die aber den praktischen Anforderungen nie genügt hatte: die alkalische Batterie. Seine Entwicklung kehrte eigentlich die Konstruktion früherer Batterien um - das Zinkpulver war nun als Anode in der Mitte angebracht. Wichtigste Merkmale der neuen Patente waren eine bisher unerreicht hohe Energiedichte und hoher Dauerstrom - damit ist die Alkali-Batterie bis heute die leistungsfähigste billige Primärbatterie!
)

Für General Motors konstruierte sein Team bei "Union Carbide" 1965 die Brennstoffzellen für das Fahrzeug "GM Electrovan", ab 1965 auch das erste Brennstoffzellen-Motorrad, mit dem er 1967 durch New York fuhr. Ab 1970 bastelte er privat an einem Austin A-40, Baujahr 1961, um auch die US-Fahrzeugindustrie für Brennstoffzellen zu interessieren. Er rüstete sein privates Auto auf das erste Hybrid-Batterie-Brennstoffzellenauto mit einer alkalischen Brennstoffzelle um.
(Im Kofferraum des Autos war eine 6-KW-Brennstoffzelle eingebaut; sie war gekoppelt mit einer Säurebatterie. Der Antrieb erfolgte durch einen Gleichstrommotor mit einer Dauerleistung von 7,5 KW und einer Spitzenleistung von 20 kW über das originale Schaltgetriebe. Die 6 Wasserstoffzellen am Dach des Austin fassten ein Wasserstoffvolumen von 22 Nm3. Die Reichweite des Fahrszeugs lag bei 300 km bei einer Spitzengeschwindigkeit von 45 km/h. Spitzengeschwindigkeit betrug 80 km/h. Kordesch benutzte das Auto 3 Jahre lang und fuhr damit tausende Testkilometer. Auch ein Motorrad stattete er mit einer Hydrazin-Ni-Cd-Hybrid-Zelle aus, mit dem er ca. 100 km mit 1 l Hydrazin zurücklegen konnte.)

1977 kehrte er nach einer Frühpensionierung bei UCC nach Österreich zurück und wurde an der Technischen Universität Graz Professor und Vorstand des Institutes für Chemische Technologie anorganischer Stoffe. Hier setzte er seine Forschungen zu wiederaufladbaren Batterien, Brennstoffzellen und effizientere Methoden für den Antrieb von Fahrzeugen bis zu seiner Emeritierung 1992 fort; 1985/86 war er Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät an der TU Graz.

Von 1981 bis 1985 war Karl Kordesch Generalsekretär der International Society for Electrochemistry (ISE). Neben 120 Patenten, die er im Laufe der Zeit anmelden konnte, verfasste er auch zahlreiche Bücher und mehr als 200 Publikationen, die alle dem Thema "Batterie" gewidmet sind.

1986 gründete Karl Kordesch gemeinsam mit einem kanadischen Geschäftsmann die Firma "Battery Technologies Inc." (BTI), ein Unternehmen, das wiederaufladbare Batterien entwickeln und herstellen sollte, allerdings bald pleite ging.

Zwischen 1988 und 1993 nahm er am Programm der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA teil, um eine Alkaline-Matrix-Brennstoffzelle für das bemannte Raumfahrzeug "Hermes" zu entwickeln. 1997 trat Kordesch der amerikanischen Firma "Apollo Energy Systems" als Vizepräsident bei - beauftragt mit der Entwicklung von Brennstoffzellen.

Karl Kordesch zog mit seiner Familie (Frau und 4 Kinder) wieder in die USA, nach Eugene (Oregon), wo er am 12. Jänner 2011 verstarb.

Dr.phil.Dr.techn.h.c. Karl Kordesch gilt als Mit-Erfinder der Alkaline-Batterie und ist einer der Pioniere der Brennstoffzellentechnik.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Wilhelm-Exner-Medaille, 1967
  • Technology Award (Vittorio De Nora Goldmedaille) der U.S. Electrochemical Society, 1986
  • Erwin Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1990
  • Österreichischer Staatspreis für Energieforschung, 1990
  • Ehrendoktorat der Technischen Universität Wien, 1990
  • Frank M. Booth Prize der Royal Society
  • Auer von Welsbach Medaille (Gesellschaft Österreichischer Chemiker), 1991
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, 1992

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl