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Lavant, Christine #

eigentlich Ch. Habernig , geborene Thonhauser


* 4. 7. 1915, Groß-Edling, St. Stefan im Lavanttal, Kärnten

† 7. 6. 1973, Wolfsberg, Kärnten


Lyrikerin und Erzählerin


Portrait Christine Lavant, © IMAGNO/Franz Hubman
Portrait Christine Lavant. Photographie. 1959
© IMAGNO//Franz Hubman

Christine Lavant wurde am 4. Juli 1915 als Christine Thonhauser in Groß-Edling bei St. Stefan im Lavanttal, Kärnten, als neuntes Kind des Bergarbeiters Georg und seiner Frau Anna geboren und wuchs in Armut auf.

Durch ihre Krankheiten (Skrofulose, Lungentuberkulose) behindert, konnte sie keine über die Bürgerschule hinausreichende Bildung erwerben, sie konnte auch keine schwere körperliche Arbeit verrichten und verdiente ihren Lebensunterhalt - bis zu ihrer späteren Anerkennung als Schriftstellerin - mit Strick- und Webarbeiten.


Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie in größter Zurückgezogenheit in ihrer Wohnung in St. Stefan im Lavanttal.

Nach einer Phase schwerer Depressionen beschäftigte sich Lavant mit religiöser, mystischer und philosophischer Literatur und schließlich mit der Lyrik von Rainer Maria Rilke, die sie veranlasste, selbst zu schreiben. Nach Ablehnung eines unter ihrem bürgerlichen Namen Thonhauser an den Grazer Leykam Verlag geschickten Romanmanuskriptes vernichtete sie 1932 ihre bis dahin entstandenen literarischen Arbeiten.

1939 heiratete sie den um 30 Jahre älteren Josef Habernig. Ihre literarische Tätigkeit nahm sie erst 1945 unter dem Schriftstellernamen Lavant wieder auf, als erstes Buch erschien die Erzählung "Das Kind" mit stark autobiographischem Bezug. Es folgten die Erzählung "Das Krüglein" und der Gedichtband "Die unvollendete Liebe" (1949).

Ab Mitte der fünfziger Jahre verkehrte Christine Lavant auf dem "Tonhof" des Komponisten Gerhard Lampersberg und seine Frau Maja, einem geistigen und kulturellen Zentrum im Kärnten der fünfziger Jahre. Dort traf die Dichterin unter anderem auch auf den jungen Thomas Bernhard. Mit dem Gedichtband "Die Bettlerschale" (1956) gelang Christine Lavant der Durchbruch in der literarischen Öffentlichkeit, es wurden ihr die ersten Preise zuerkannt.

Ab 1967 war sie korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz und Mitglied des PEN-Clubs.

Christine Lavant verstarb am 7. Juni 1973 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Sie erhielt ein Ehrengrab in St. Stefan. Anläßlich ihres 25. Todestags erschien 1998 eine Sonderpostmarke. Auch ein "Christine Lavant Lyrik-Preis", vom Land Kärnten gespendet, wird seit 1995 in unregelmäßigen Abständen vergeben (1995, 1997, 1999, 2001, 2003, 2008, 2012, 2013).

Im Robert Musil Literatur-Museum der Landeshauptstadt Klagenfurt wird eine Rekonstruktion des Wohn- und Arbeitszimmers von Lyrikerin Christine Lavant gezeigt. Es handelt sich dabei um eine Zusammenstellung originaler Möbelstücke aus ihrer legendären Mansardenwohnung in St. Stefan im Lavanttal in einem Raum, der in etwa die gleiche Dimension aufweist wie das Originalzimmer.

Weiterführendes#

Auszeichnungen, Preise (Auswahl)#

  • 1954 und 1964 Georg-Trakl-Preis für Lyrik des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
  • 1956 und 1961 Österreichischer Staatspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Lyrik
  • 1956 Zweiter Preis des Lyrikpreises der "Neuen deutschen Hefte" Berlin
  • 1961 Meersburger Droste-Preis für Dichterinnen der Stadt Meersburg
  • 1963 Ehrenurkunde der Bayrischen Akademie der schönen Künste
  • 1964 Anton-Wildgans-Preis der österreichischen Industrie für Literatur
  • 1965 Ehrenring der Marktgemeinde St. Stefan
  • 1970 Großer Österreichischer Staatspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur


Werke (Auswahl):

  • Das Kind. Erzählung. Stuttgart: Brentano, 1948
  • Die Nacht an den Tag. Lyrik. Stuttgart: Brentano, 1948
  • Das Krüglein. Erzählung. Stuttgart: Brentano, 1949
  • Die unvollendete Liebe. Gedichte. Stuttgart: Brentano, 1949
  • Baruscha. Graz: Leykam, 1952
  • Die Bettlerschale. Gedichte. Salzburg: Otto Müller, 1956
  • Die Rosenkugel. Erzählung. Ill.: Ernst von Dombrowski. Stuttgart: Brentano, 1956
  • Spindel im Mond. Gedichte. Salzburg: Otto Müller, 1959
  • Sonnenvogel. Gedichte. Ill.: Erika Bartholmai. Wülfrath: Heiderhoff, 1960
  • Wirf ab den Lehm. Einl., Ausw.: Wieland Schmied. Einbandill.: Werner Berg. Graz: Stiasny, 1961
  • Der Pfauenschrei. Gedichte. Salzburg: Otto Müller, 1962
  • Hälfte des Herzens. Hrsg.: Horst Heiderhoff, Dieter Leisegang. Ill.: Werner Berg. Darmstadt: Bläschke, 1967
  • Nell. Vier Geschichten. Salzburg: Otto Müller, 1969
  • Kunst wie meine ist nur verstümmeltes Leben. Nachgelassene und verstreut veröffentlichte Gedichte - Prosa - Briefe. Hrsg., Ausw.: Armin Wigotschnig, Johann Strutz. Nachw.: Johann Strutz. Ill.: Egon Wucherer. Salzburg: Otto Müller, 1978
  • Sonnenvogel. Gedichte. Ausw., Hrsg.: Roswitha Th. Hlawatsch, Horst G. Heiderhoff. Ill.: Erika Bartholomai. Waldbrunn: Heiderhoff, 1982
  • Versuchung der Sterne. Erzählungen und Briefe. Ausw., Nachw.: F. Israel. Leipzig: St. Benno, 1984
  • Gedichte. Ausw.: F. Israel. Leipzig: St. Benno, 1984
  • Gedichte. Hrsg.: Thomas Bernhard. Frankfurt / M.: Suhrkamp, 1988
  • Und jeder Himmel schaut verschlossen zu. Fünfundzwanzig Gedichte für O. S.. Hrsg.: Hans Weigel. Einl., Nachw.: Hans Haider. Wien, München: Jungbrunnen, 1991
  • Kreuzzertretung. Gedichte, Prosa, Briefe. Hrsg., Nachw.: Kerstin Hensel. Ill.: Faksimile einer Bleistiftzeichnung von Christine Lavant. Leipzig: Reclam Leipzig, 1995
  • Die Schöne im Mohnkleid. Erzählung. Hrsg., Nachw.: Annette Steinsiek. Salzburg, Wien: Otto Müller, 1996
  • Herz auf dem Sprung. Die Briefe an Ingeborg Teuffenbach. Hrsg., Erläuterungen, Nachw.: Annette Steinsiek. Salzburg, Wien: Otto Müller, 1997
  • Das Wechselbälgchen. Hrsg., Nachw.: Annette Steinsiek, Ursula A. Schneider. Salzburg, Wien: Otto Müller, 1998
  • Bilder und Worte. Ein Postkartenbuch. Hrsg.: Annette Steinsiek. Salzburg, Wien: Müller, 1999
  • Das Kind. Hrsg. n. d. Handschrift im Robert-Musil-Institut und mit einem editorischen Bericht versehen von Annette Steinsiek und Ursula A. Schneider. Nachw.: Christine Wigotschnig. Salzburg, Wien: Otto Müller, 2000
  • Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus. Hrsg.,Nachw.: Annette Steinsiek, Ursula A. Schneider. Salzburg u. Wien: Otto Müller, 2001
  • Briefe an Maja und Gerhard Lampersberg. Herausgegeben von Fabjan Hafner und Arno Rußegger. Salzburg, Wien: Otto Müller, 2003


Leseprobe#

aus Christine Lavant - "Briefe an Maja und Gerhard Lampersberg"

(16.1.1958)
Weißt wohl, was ich Dir alle Tag hab schreiben wollen? Daß das ganze letzte Jahr ohne Euch, ohne daß ich Euch kennengelernt hätt - für die Katz gewesen wär. Ihr seid der Herausreißer, und zwar ein ganz gewaltiger. Natürlich hab ich Dir das viel schöner beibringen wollen, aber jetzt, wo's soweit ist, rutscht es so blöd heraus. Ich hab Euch viel mehr gern, als man es zeigen kann, und wahrscheinlich wohl für Lebzeiten. Nur eines muß ich Euch noch sagen, damit es keine Enttäuschung gibt. Ihr dürft, Ihr sollt mich bitte nicht als Christine Lavant mögen, denn mit der dürfte es aus sein. Gelt, Du weißt schon, wie ich das mein? Hoffentlich könnt Ihr Euch ganz auf die Christl umstellen, auf das schäbige Weible mit dem eisernen Schädl?-.

(S. 21)

© 2003, Otto Müller, Salzburg, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
LITERATURHAUS

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl


Sehr informativ, gehört sicher zum Besten, was in diesem Umfang über L. geschrieben wurde. Auch im Unterricht sehr gut anzuwenden.

HG

--Glaubauf Karl, Freitag, 16. April 2010, 13:36