Leopold, Hans#
* 15. 3. 1937, Graz
† 21. 12. 2021, Graz
Physiker, Elektrotechniker
Hans Leopold wurde am 15. März 1937 in Graz geboren, wo er auch aufwuchs und die Schulen besuchte.
Nach der Matura studierte er zunächst Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Graz. Nach der Ersten Staatsprüfung wechselte er – als der in Aussicht gestellte Studienzweig "Schwachstrom" noch nicht eingerichtet war - an die Universität Graz, wo er ein Studium der (Experimental-)Physik absolvierte, das er 1962 mit der Promotion abschloss. (Dissertationsthema am Institut für Physikalische Chemie bei O. Kratky war die "Entwicklung einer Röntgenhochleistungsanlage mit offener Drehanodenröhre für die Röntgenstrukturanalyse".)
Von 1962 bis 1971 war er als Assistent bei O. Kratky verantwortlich für die Wende in der Röntgenstrukturanalyse vom fotografischen Film zum impulszählenden Nuklearteilchendetektor und zum computergesteuerten Goniometer. Darüber hinaus war er führend in einer fachübergreifend tätigen Erfindergruppe auf Grund einer Kooperation zwischen dem Institut und der Fa. Anton Paar; die aus dieser Zusammenarbeit hervorgegangenen Arbeiten auf dem Gebiet der Präzisionsmessung der Dichte, der Schallgeschwindigkeit und der Temperatur gipfeln in zahlreichen Patenten von Hans Leopold.
In diese Zeit fielen auch die ersten beiden Publikationen mit H. Stabinger zum Thema "Digitale Messung der Dichte von Flüssigkeiten" - ein Thema, das auch Inhalt der Habilitationsschrift wurde. Er habilitierte sich 1970 und ging 1971/72 als Gastprofessor an die dänische Universität Aarhus.
1974 erfolgte die Ernennung zum außerordentlichen Professor an der Universität Graz und zum Leiter der elektronischen Abteilung des Instituts für Physikalische Chemie. 1984 wurde er als ordentlicher Professor an die Technische Universität Graz berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 2004 Vorstand des Instituts für Elektronik war.
Zwischen 1980 und 2004 leitete er das Institut für Sensorik der Joanneum Research Forschungsgesellschaft und war auch zwölf Jahre lang Mitglied des Aufsichtsrates der AMS (Austria Mikro Systeme), Unterpremstätten. 1993 war er auch Dekan der Faklutät für Elektrotechnik der TU Graz.
Hans Leopolds wissenschaftliches Interesse galt und gilt der elektronischen Schaltungstechnik unter besonderer Berücksichtigung der Schnittstelle zwischen der analogen und digitalen Domäne. Zu seinen Forschungsinteressen zählen besonders genaue Analogschaltung, subnanosekundenschnelle Digitalschaltung sowie Sensoren und Sensorinterfaces.
Daraus resultierten drei Forschungsschwerpunkte, die er von der Erfindung bis zur industriellen Umsetzung vorangetrieben hat. Gemeinsam mit Hans Stabinger entwickelte Leopold die heute international gebräuchliche Methode zur Messung der Dichte von ruhenden und strömenden Flüssigkeiten. (Diese basiert auf dem Prinzip des Stimmgabeloszillators und wird zu der quantitativen Analyse von Milch, Blut oder Getränken genutzt.) Ein zweites gemeinsam mit Stabinger und Hans Heimel entwickeltes Messverfahren basiert auf der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls in Flüssigkeiten und kommt unter anderem als Blutvolumsmonitor während einer Blutwäsche zum Einsatz.
Weiters forschte er über analog-digitale Umsetzer, die zur Entwicklung eines hochpräzisen digitalen Thermometers mit Platinmessfühler führten.
Hans Leopold veröffentlichte mehr als 90 Arbeiten, ist Inhaber zahlreicher Patente, wurde vielfach ausgezeichnet und ist Mitglied zahlreicher Vereinigungen wie Senior Member im IEEE (The Institute of Electrical and Electronical Engineers) und korrespondierendes Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Em. O. Univ.-Prof. Dr. Hans Leopold war verwitwet, hatte 3 Söhne, 9 Enkel und lebte in Graz.
Hans Leopold verstarb im Kreise seiner Familie am 21. 12. 2021.
Quellen#
- Wilhelm Exner Medaille
- Institut für Elektronik, TU Graz
- Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Redaktion: I. Schinnerl