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Nöstlinger, Christine#

* 13. 10. 1936, Wien

† 28. 6. 2018, Wien


Schriftstellerin, Kinder- und Jugendbuchautorin


Nöstlinger, Christine
Christine Nöstlinger. Foto, 1990
© Jugend & Volk-Edition Wien-Dachs Verlag (heute Dachs-Verlag, Wien) für AEIOU

Christine Nöstlinger wurde am 13. Oktober 1936 als Tochter eines Uhrmachers und einer Kindergärtnerin in Wien geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie mit den Eltern und ihrer großen Schwester im Wien der Nachkriegszeit.

Nach der Matura studierte sie Gebrauchsgrafik an der Akademie für Angewandte Kunst, dann schrieb sie für Tageszeitungen, Magazine und den ORF.

1961 heiratete sie den Journalisten Ernst Nöstlinger und bekam zwei Töchter. Als Nur-Hausfrau und Mutter begann sie sich zu langweilen und fing an zu schreiben: "Die feuerrote Friederike" (1970), die sie auch selbst illustrierte. Das Buch war so erfolgreich, dass sie sich fortan dem Schreiben widmete.

Mit ihren ersten beiden Büchern, "Die feuerrote Friederike" und "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig", läutete sie gewissermaßen eine neue Zeit in der Kinderliteratur ein. Beide Bücher stehen im Kontext der antiautoritären Bewegung nach 1968. In ihren folgenden Bänden führte Christine Nöstlinger konsequent das Durchbrechen sprachlicher und thematischer Tabus fort. Ihre Erzählungen zeichnen sich durch eine Sprache aus, die nah an der jeweiligen Zielgruppe ist, thematisch verarbeitete sie Alltagsgeschehen. Immer wieder tauchen aber auch das Aufbegehren gegenüber jeglicher Art von Autorität auf, das ungenierte Ansprechen von Sexualität und anderen Tabuthemen.

Christine Nöstlinger setzte sich auf humorvolle Weise mit diesen Problemthemen auseinander. Ihre Bücher sind aber auch realistische Milieuschilderungen und Sozialkritik in einer Sprache mit Dialektanklängen und eigenwilligen Neuschöpfungen. Als eine der ersten deutschsprachigen Autorinnen von Jugendbüchern reflektierte sie in den autobiografischen Romanen "Maikäfer, flieg" (1973) und "Zwei Wochen im Mai" (1981) Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegszeit.

Ihre über 150 Erzählungen, Bilderbuchgeschichten und Romane wurden in 30 Sprachen übersetzt und international prämiert. Bereits in den 1970er Jahren wurden die ersten Geschichten verfilmt; 2016 kam ihr autobiografischer Roman "Maikäfer, flieg" ins Kino.

Die höchst produktive "Buchstabenfabrik" (Nöstlinger über Nöstlinger) verfasste auch selbst Drehbücher, Hörspiele und Theaterstücke und arbeitete - unter anderem als Literaturkritikerin - für den Rundfunk und diverse Zeitungen und Magazine. Für den ORF kreierte sie unter anderem 1979 die Hörfunkserie "Dschi-Dschei-Wischer" und Rudi, den Radiohund.

Häufig wird Nöstlinger als literarische Anwältin der Kinder bezeichnet. Nicht von ungefähr war sie von 1997 bis 1999 Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation "SOS Mitmensch". Aber auch für Erwachsene schrieb sie ab und zu: Bekannt sind ihre Dialektgedichte (u.a. "Iba de gaunz oaman Kinda", "Iba de gaunz oamen Fraun") und ihre Glossen in verschiedenen Zeitschriften.

Sie lebte als freie Schriftstellerin abwechselnd in Wien und im Waldviertel; ihre beide Töchter haben, so wie auch einst die Mutter, Nöstlinger-Bücher illustriert.


Christine Nöstlinger - die mit Abstand bedeutendste Kinderbuchautorin Österreichs - starb am 28. Juni 2018 in Wien. (Ihr Ableben wurde aber erst am 13. Juli nach ihrem Begräbnis im engsten Familienkreis bekannt gegeben.)

Auszeichnungen, Preise (Auswahl)#

  • Friedrich- Bödecker-Preis, 1973
  • Deutscher Jugendliteraturpreis, 1973, 1988
  • Österreichischer Kinder- und Jugendliteraturpreis, 1974, 1979, 1984, 1987, 2014
  • Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien, 1981, 1982, 1987, 1990, 1991, 2007
  • Hans-Christian-Andersen-Medaille, 1984
  • Johann-Nestroy-Ring der Stadt Wien, 1986
  • EA-Generali-Sonderpreis des Hans-Czermak-Preises des Verbands Wiener Volksbildung für gewaltfreie Erziehung, 1994
  • Friedenspreis des österreichischen Buchhandels, 1998
  • Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis ("Nobelpreis" für Kinderliteratur), 2003
  • Buchliebling Lifetime Award, 2011
  • Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten CORINE (für ihr Lebenswerk), 2011
  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2011
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch für ihr Gesamtwerk, 2011
  • Lebenswerk-Preis des österreichischen Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen, 2016

Werke (Auswahl)#

Bücher
  • Die feuerrote Friederike, 1970
  • Die 3 Posträuber, 1971
  • Die Kinder aus dem Kinderkeller, 1971
  • Mr. Bats Meisterstück oder Die total verjüngte Oma, 1971
  • Ein Mann für Mama, 1972
  • Wir pfeifen auf den Gurkenkönig, 1972
  • Pit und Anna entdecken das Jahr, 3 Bde., 1972
  • Der schwarze Mann und der große Hund, 1973
  • Der kleine Herr greift ein, 1973
  • Simsalabim, 1973
  • Maikäfer flieg!, 1973
  • Iba de gaunz oaman Kinda, 1974
  • Achtung! Vranek sieht ganz harmlos aus, 1974
  • Der Spatz in der Hand und die Taube auf dem Dach, 1974
  • Gugerells Hund, 1974
  • Ilse Janda, 14 oder Die Ilse ist weg, 1974
  • Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse,1975
  • Der liebe Herr Teufel, 1975
  • Stundenplan, 1975
  • Rüb-rüb-hurra, 1975
  • Die verliebten Riesen (oder Pelinka und Satlatsch), 1976
  • Das Leben der Tomanis, 1976
  • Das will Jenny haben, 1977
  • Lollipop, 1977
  • Der kleine Jo (zus. mit Bettina Anrich-Wölfel), 1977
  • Andreas oder Die unteren 7 Achtel des Eisbergs, 1978
  • Die Geschichte von der Geschichte vom Pinguin, 1978
  • Luki Live, 1978
  • Der Rosa Schlüpfer, 1979
  • Dschi-Dsche-i-Dschunior, 1979
  • Gestapo ruft Moskau, 1980
  • Einer, 1980
  • Der Denker greift ein, 1981
  • Rosalinde hat Gedanken im Kopf, 1981
  • Pfui Spinne!, 1981
  • Zwei Wochen im Mai, 1981
  • Gretchen Sackmeier, 1981
  • Das Austauschkind, 1982
  • Dicke Didi, fetter Felix, 1982
  • Iba de gaunz oaman Fraun, 1982
  • Ein Kater ist kein Sofakissen, 1982
  • Jokel, Jula und Jericho, 1983
  • Anatol und die Wurschtelfrau, 1983
  • Gretchen hat Hänschen-Kummer, 1983
  • Hugo, das Kind in den besten Jahren, 1983
  • Jokel, Jula und Jericho, 1983
  • Am Montag ist alles ganz anders, 1984
  • Liebe Susi! Lieber Paul!, 1984
  • Olfi Obermeier und der Ödipus, 1984
  • Die grüne Warzenbraut, 1984
  • Prinz Ring, 1984
  • Jakob auf der Bohnenleiter, 1984
  • Vogelscheuchen, 1984
  • Der Wauga, 1985
  • Haushaltsschnecken leben länger, 1985
  • Liebe Oma, Deine Susi, 1985
  • Geschichten für Kinder in den besten Jahren, 1986
  • Man nennt mich Ameisenbär, 1986
  • Der Bohnen-Jim, 1986
  • Der geheime Großvater, 1986
  • Oh, du Hölle, 1986
  • Susis geheimes Tagebuch, 1986
  • Iba den gaunz oaman Mauna, 1987
  • Der Hund kommt!, 1987
  • Wetti & Babs, 1987
  • Werter Nachwuchs! Die nie geschriebenen Briefe der Emma K., 75. 1. Teil, 1988
  • Der neue Pinocchio, 1988
  • Echt Susi, 1988
  • Gretchen, mein Mädchen, 1988
  • Der Zwerg im Kopf, 1989
  • Einen Löffel für den Papa, 1989
  • Sepp und Seppi, 1989
  • Anna und die Wut, 1990
  • Der gefrorene Prinz, 1990
  • Klicketick, 1990
  • Mein Tagebuch, 1990
  • Manchmal möchte ich ein Single sein, 1990

  • Nagle einen Pudding an die Wand!, 1991
  • Eine mächtige Liebe, 1991
  • Sowieso und überhaupt, 1991
  • Wie ein Ei dem anderen, 1991
  • Ein und alles, 1992
  • Spürnase Jakob Nachbarkind, 1992
  • Salut für Mama, 1992
  • Liebe Tochter, werter Sohn. Die nie geschriebenen Briefe der Emma K., 75. 2. Teil, 1992
  • Susis geheimes Tagebuch/Pauls geheimes Tagebuch, 1993
  • Einen Vater hab ich auch, 1993
  • Management by Mama, 1994
  • Der TV-Karl, 1995
  • Mama mia, 1995
  • Von weißen Elefanten und den roten Luftballons, 1995
  • Villa Henriette, 1996
  • Iba de gaunz oaman Leit, 1996
  • Mein Gegenteil (Gedichte für Kinder), 1996
  • Bonsai, 1997
  • Lillis Supercoup, 2004
  • Pudding-Pauli rührt um, 2009
  • Die Sache mit dem Gruselwusel, 2009
  • Pudding-Pauli deckt auf, 2010
  • Lumpenloretta, 2010
  • Pudding-Pauli serviert ab, 2011
  • Guter Drache, Böser Drache, 2012
  • Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte, 2013
  • Glück ist was für Augenblicke, 2013

  • Geschichten vom Franz (Serie)
    • Geschichten vom Franz
    • Neues vom Franz
    • Schulgeschichten vom Franz
    • Feriengeschichten vom Franz
    • Neue Schulgeschichten vom Franz
    • Krankengeschichten vom Franz
    • Liebesgeschichten vom Franz
    • Weihnachtsgeschichten vom Franz
    • Fernsehgeschichten vom Franz
    • Babygeschichten vom Franz
    • Opageschichten vom Franz
    • Hundegeschichten vom Franz
    • Fußballgeschichten vom Franz
    • Pferdegeschichten vom Franz
    • Quatschgeschichten vom Franz
    • Neue Fußballgeschichten vom Franz
    • Allerhand vom Franz (Best of der ersten Bücher)
    • Franz auf Klassenfahrt
    • Detektivgeschichten vom Franz
    • Freundschaftsgeschichten vom Franz
  • Mini (Serie)
    • Mini trifft den Weihnachtsmann
    • Mini fährt ans Meer
    • Mini muss in die Schule
    • Mini und Mauz
    • Mini wird zum Meier
    • Mini ist die Größte
    • Mini als Hausfrau
    • Mini bekommt einen Opa
    • Mini muss Schi fahren
    • Mini erlebt einen Krimi
    • Mini ist kein Angsthase
    • Mini ist verliebt
    • Mini feiert Geburtstag
    • Mini unter Verdacht
  • Dani Dachs (Serie)
    • Dani Dachs will eine rote Kappe
    • Dani Dachs will sich wehren
    • Dani Dachs hat Monster-Angst
    • Dani Dachs holt Blumen für Mama

Verfilmungen

  • Wir pfeifen auf den Gurkenkönig, 1974
  • Die Ilse ist weg, 1976
  • Konrad aus der Konservenbüchse, 1982
  • Der liebe Herr Teufel, 1987
  • Sowieso und überhaupt (TV-Serie, 6 Teile), 1991
  • Vier Frauen sind einfach zuviel (Drehbuch), 1992
  • Eine Dicke mit Taille (Drehbuch), 1994
  • Rosa, das Schutzgespenst, 1994
  • Die 3 Posträuber, 1998
  • Villa Henriette, 2004
  • Maikäfer flieg, 2016

Radio

  • "Dschi Dschei Wischer Dschunior" (tägliche Serie im ORF-Ö3-Wecker), 1979
  • Rudi! Radio für Kinder, 2003–2018

Weiterführendes#

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl