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Riccabona, Max#


* 31. 3. 1915, Feldkirch (Vorarlberg)

† 4. 10. 1997, Lochau (Vorarlberg)


Jurist, Schriftsteller, Maler


Max Riccabona wurde am 31. März 1915 als Sohn eines Rechtsanwalts und einer (jüdischen) Kaufmannstochter in Feldkirch geboren, wo er aufwuchs und die Schule besuchte. (Seine Mutter Anna Perlhefter stammte aus einer Prager Familie, sein Vater Gottfried Riccabona stammte aus einer Südtiroler Famile, war Rechtsanwalt und Schriftsteller, und hatte als Autor auch Kontakt mit "Brenner-Kreis" um Ludwig Ficker.)

Max Riccabonas Leben ist vor allem durch seine von ihm selbst mitgeteilten Erinnerungen an die Zeit vor 1938 überliefert, die allerdings nicht immer ganz der Wahrheit entsprechen dürften.

Max Riccabona litt in seiner Jugend an einer Lungenerkrankung und war einige Zeit in Schweizer Sanatorien zur Behandlung. Nach der Matura 1934 begann er ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Graz und wurde hier Mitglied der katholischen Verbindung "Traungau". Ab 1936 machte er eine Ausbildung an der Konsularakademie in Wien, die er 1938 als Diplomkonsul abschloss.

1939 war er kurz in Paris, wo er auch – nach eigenen Angaben - Joseph Roth kennenlernte. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, aber Ende des Jahres wieder entlassen. (Dafür dürften eher Beziehungen und Interventionen seines Vaters eine Rolle gespielt haben als seine "Wehrunwürdigkeit" als sogenannter "Halbjude".)
Mitte 1941 wurde er wegen verbotener monarchistischer Betätigung verhaftet, war eine Zeit lang in Untersuchungshaft in Salzburg und wurde schließlich in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert, wo er bis zu dessen Befreiung inhaftiert blieb. (Dort erkrankte er knapp vor Kriegsende an Flecktyphus, an dessen Folgen er sein Leben lang litt.)

Nach Kriegsende kehrte Max Riccabona nach Vorarlberg zurück, wo er 1946 Vorsitzender der "Österreichisch-demokratischen Freiheitsbewegung" wurde.
1947 setzte er sein Studium in Innsbruck fort und schloss es 1949 mit der Promotion zum Dr. iur. ab. Nach kurzer Gerichtspraxis trat er in die Kanzlei seines Vaters ein, die er 1960 übernahm.

Ab dieser Zeit begann er sich schriftstellerisch zu betätigen, 1961 erschienen Gedichte in der Literaturzeitschrift "Eröffnungen", 1962 erschien ein kleiner Lyrik-Band ("Bogen 5"); darüber hinaus begann er zu malen bzw. Collagen zu gestalten.

Nach dem Tode seines Vaters gab er 1965 – auch auf Grund seiner angeschlagenen Gesundheit – seinen Anwaltsberuf auf. (1967 wurde er teilentmündigt und lebte ab dieser Zeit - bis zu seinem Tod 1997 - in einem Heim in Lochau bei Bregenz.)

Ab 1965 war er als freier Schriftsteller und Bildkünstler tätig. Trotz weniger Veröffentlichungen in Zeitschriften wurde Max Riccabona mit seiner experimenteller Prosa und Lyrik im Lauf der 1970er Jahre zu einem Begriff in der österreichischen Literaturszene. 1980 erschien sein erstes Buch - Josef Schweikhardt und Vintila Ivanceanu gaben einen Teil seines Hauptwerkes "Halbgreyffer“, an dem er seit 1957 gearbeitet hatte, unter dem Titel "Bauelemente zur Tragikomödie des x-fachen Dr. von Halbgreyffer oder Protokolle einer progressivsten Halbbildungsinfektion" heraus.

1980 erschien auch seine Übersetzung des Bühnenstückes "Le cavalier seul" von Jaques Audiberti unter dem Titel "Ritter Mirtus", die er unter dem Namen "Eduard von Hochpruck" publizierte.

1989 widmete ihm das Vorarlberger Landesmuseum eine Personale, anlässlich derer viele seiner Collagen zu sehen waren; 1993 erschien eine Faksimile-Auswahl von seinen Texten unter dem Titel "POETATASTROPHEN"; zu seinem siebzigsten Geburtstag erschienen die (von Ulrike Längle herausgegebenen) KZ-Erinnerungen "Auf dem Nebengeleise".

Während seiner letzten Lebensjahre war Max Riccabona über die Landesgrenzen hinaus bekannt als ungewöhnlicher Schriftsteller und origineller Erzähler. Max Riccabona verstarb am 4. Oktober 1997 in Lochau.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, 1979
  • Ehrenpreis des Vorarlberger Buchhandels, 1991

Werke (Auswahl)#

Publikationen

  • Bauelemente zur Tragikomödie des x-fachen Dr. von Halbgreyffer oder Protokolle einer progressivsten Halbbildungsinfektion, 1980
  • Poetatastrophen (Hg. W. Meusburger, H. Swozilek), 1993
  • Auf dem Nebengeleise. Erinnerungen und Ausflüchte. (Hg. U. Längle), 1995
  • Übersetzungen der Autoren Ezra Pound, Henry de Montherlant, Ives Becker

zahlreiche bildkünstlerische Arbeiten
Ein Teil ist im Forschungsinstitut "Brenner-Archiv" der Universität Innsbruck erhalten, ein Teil im Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek, der größte Teil im Vorarlberger Landesmuseum, wo 1989 in einer großen Personale die Collagen Riccabonas ausgestellt wurden.

Einzelausstellungen#

  • Galerie zur Fischerin, Lindau, 1975
  • Personale Max Riccabona im Vorarlberger Landesmuseum, 1989
  • Franz-Michael-Felder-Archiv, Bregenz, 1991
  • Literaturhaus Wien, 1994

Literatur#

  • Max Riccabona. Vorarlberger Landesmuseum, Ausstellungskatalog Vorarlberger Landesmuseum, 1989
  • H. Swozilek (Hg.) Max Riccabona, 1989
  • P. Melichar, N. Hagen (Hrsg.); Der Fall Riccabona. Eine Familiengeschichte zwischen Akzeptanz und Bedrohung (= Vorarlberg Museum Schriften. 22), 2017

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl