Sänger, Eugen#
* 22. 9. 1905, Preßnitz bei Komotau/Böhmen (Přísečnice, Tschechische Republik)
† 10. 2. 1964, Berlin (Deutschland)
Raketentechniker
Ab 1923 studierte Eugen Sänger in Graz allgemeines Bauingenieurwesen, änderte jedoch nach der Lektüre von Hermann Oberths Buch "Die Rakete zu den Planetenräumen" seinen Studienschwerpunkt und wechselte nach Wien, um Flugzeugbau zu studieren.
Bereits während des Studiums beschäftigte er sich mit Raketentreibstoffen, Düsenantrieben und Konstruktionen für Überschallflugzeuge. Seine Erkenntnisse über die »Raketenflugtechnik« legte er 1929 der TH Wien als Dissertation vor, die Arbeit wurde jedoch abgelehnt. Daher promovierte er 1930 über Flugzeugtechnik und veröffentlichte die »Raketenflugtechnik« 1933 als Buch. Das Werk machte ihn berühmt, lange Zeit war es die bedeutendste Veröffentlichung zu dem Thema, es gilt heute als Klassiker.
Nach dem Studium optimierte er eine treibstoffgekühlte Flüssigkeitsrakete. Daraufhin beauftragte ihn 1936 das Reichsluftfahrtministerium in Deutschland mit dem Aufbau der Raketenversuchsanstalt Trauen.
Ab 1937 entwickelte er Raketen- und Düsentriebwerke, die der berühmten V2 (erstmals 1942 von Wernher von Braun in Peenemünde fertiggestellt) weit überlegen waren. Mit einem Staustrahlrohr (Ramjet) auf ein Propellerflugzeug montiert, erreichte er - persönlich als Flugbegleiter - Geschwindigkeiten von über 700 km/h!
1942 wurde er wegen ungenügender kriegstechnischer Ausrichtung aus dem Projekt entlassen, allerdings kurz darauf in Ainring bei der Deutschen Versuchsanstalt für Segelflug wieder angestellt.
Hier arbeitete er an dem hochgeheimen Projekt "Silbervogel", mit dem er seinem Traum vom Raumgleiter näher kommen wollte. Der "Silbervogel" sollte ein Fernflugzeug werden, auch Antipodengleiter oder Antipodenbomber genannt.
Nach dem Krieg arbeitete er in Frankreich für das Luftfahrtministerium. 1951 wurde er auf dem Gründungskongreß der Internationalen Astronautischen Föderation zum ersten Präsidenten gewählt.
1954 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm den Aufbau und die Leitung des Forschungsinstituts für Physik der Strahlantriebe in Stuttgart. Er entwickelte das bis heute futuristische Prinzip des Photonenstrahlantriebes. 1957 wurde er Honorarprofessor an der TH Stuttgart.
1963 wurde er an die TH Berlin zum ersten Professor für Raumfahrttechnik in Deutschland berufen. Bis zu seinem Tod arbeitete er an Konzepten für mehrstufige Raumgleiter.
Eugen Sänger erlag am 10. Februar 1964 während einer Vorlesung einem Herzinfarkt.
Eugen Sänger war vom aeronautischen Weg zur Raumfahrt überzeugt, also der Weiterentwicklung von Flugzeugen zu Raumflugzeugen. Nicht zuletzt sah er in der Raumfahrt einen Weg aus den Problemen einer ständig wachsenden Rüstung, der auch für die großen Industrie- und Forschungsbetriebe akzeptabel sei. Sänger entwicklete u.a. Hochdruckbrennkammern und Staustrahltriebwerke. Eugen Sänger glaubte an eine friedliche Nutzung des Weltraums.
Werke (Auswahl)#
- Raketenflugtechnik, 1933
- Raumfahrt - technische Überwindung des Krieges. Aktuelle Aspekte der Überschall-Luftfahrt und Raumfahrt, 1958
Quellen#
- AEIOU
- Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG)/Agentur für Luft- und Raumfahrt
- NASA
- Uni online
- Pressnitz
Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl