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Oberth, Hermann#

* 25. 6. 1894, Hermannstadt/Siebenbürgen/Ungarn (heute Sibiu Sibiu , Rumänien)

† 28. 12. 1989, Nürnberg (Deutschland)


Pionier der Weltraumfahrt


Hermann Oberth
Hermann Oberth
© Alfred Fritz, Der Weltraumprofessor

Hermann Oberth wurde am 25. Juni 1894 in Hermannstadt (Siebenbürgen) als Sohn eines Chirurgen geboren.


1896 übersiedelte die Familie nach Schäßburg in Siebenbürgen, wo er die Grundschule und das Gymnasium besuchte. Er las die Bücher von Jules Verne "Von der Erde zum Mond" und "Die Reise um den Mond".


Angeregt durch diese Lektüre, begann er bereits als Gymnasialschüler seine ersten Raketenpläne zu erarbeiten. Er fand bald heraus, dass die von Jules Verne vorgegebene Fluggeschwindigkeit und die Flugdauer zwar annähernd stimmten, dass aber das Hauptproblem darin bestand, den gewaltigen Andruck im Augenblick des Abschusses von der Erde zu vermeiden. Es musste also ein Flugkörper gefunden werden, der seine Geschwindigkeit allmählich beschleunigt. Oberth war überzeugt, dass das Rückstoßprinzip auch im luftleeren Raum wirken musste.


Nach der Matura begann Oberth auf Wunsch seines Vaters 1912 zunächst ein Medizinstudium in München und hörte nebenbei auch Vorlesungen an der Technischen Hochschule.


1914 wurde er an die Ostfront eingezogen, wurde in der "Karpatenschlacht" 1915 verwundet und diente von 1915 bis 1918 als Sanitätsfeldwebel im Reservelazarett Schäßburg.


1918 heiratete er Mathilde Hummel (das Paar hatte 4 Kinder) und wechselte vom Studium der Medizin zum Studium der Physik an die Technischen Universität Klausenburg in Rumänien, wo er sich mit Raketentechnik befasste. Danach studierte er Physik, Mathematik in München und Astronomie an der Universität Göttingen.

1920 übersiedelte die Familie nach Göttingen, wo er eine Doktorarbeit einreichte, die jedoch abgelehnt wurde (es wären zu viele Fachrichtungen nötig gewesen, um die Facharbeit in ihrer Gesamtheit auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen). 1923 akzeptierte die Universität Klausenburg diese Arbeit als Diplomarbeit. Er gab sie unter dem Titel "Die Rakete zu den Planetenräumen" auf eigene Kosten in Druck - sie sollte zu einem Standardwerk der Raumfahrttechnik werden.

Von 1923 bis 1938 war Hermann Oberth Gymnasiallehrer für Physik und Mathematik in Siebenbürgen (zuerst in Schäßburg, dann in Mediasch).


1928 erteilte ihm der Filmregisseur Fritz Lang den Auftrag, für die Berliner UFA-Filmgesellschaft eine Rakete zu bauen - sie sollte am Tag der Premiere des ersten Raumfahrtspielfilms "Frau im Mond" starten. Oberth nutzte die Gelegenheit, auf Kosten der UFA in den Filmwerkstätten erstmals raketentechnisch zu experimentieren, wobei er sich bei einer Explosion einer Brennkammer schwere Augen- und Trommelfellverletzungen zuzog.
Oberth wurde zum wissenschaftlicher Berater für den Film ernannt und konnte das Medium Film nutzen, um eine Vielzahl raumfahrttechnischer Lösungen darzustellen. Nicht nur die Flugbahn, das Raumschiff, sondern auch eine Montagehalle mit fahrbarem Starttisch wurden eindrucksvoll umgesetzt.


Obwohl nicht genügend finanzielle Mittel für den Raketenbau vorhanden waren, gelang es ihm, mit der Spalt- und Kegeldüse das erste Raketentriebwerk für flüssige Treibstoffe zu entwickeln. An den Versuchsarbeiten waren auch Studenten der TU Berlin beteiligt, darunter auch Wernher von Braun. Dieser wurde später technischer Direktor des ersten Raketenversuchszentrums in Berlin-Kummersdorf und anschließend in Peenemünde.

Versuchsrakete von Hermann Oberth
Versuchsrakete von Hermann Oberth auf einer Ausstellung im Rotundengelände. Wien, 1931
© Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU
Mit Verbitterung – weil man ihn mitten in seinen Versuchen finanziell im Stich ließ - kehrte er nach Mediasch zurück.

1929 erschien die Zusammenfassung seiner Studien unter dem Titel "Wege zur Raumschiffahrt".


Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Hermann Oberth 1938 für die Dauer eines zweijährigen Forschungsauftrages an die Technische Hochschule in Wien berufen und 1940 an die Technische Hochschule in Dresden versetzt. Er durfte das Deutsche Reich nicht mehr verlassen, wurde deutscher Staatsbürger, erhielt von der deutschen Abwehr den Decknamen "Fritz Hann" und wurde im September 1941 an die Heeresversuchsanstalt Peenemünde dienstverpflichtet.

Dort war unter seinem ehemaligen Schüler, Wernher von Braun, der inzwischen Leiter der Heeresversuchsanstalt war, die erste Großrakete entwickelt worden, die "A4". Diese Raketen erreichten 1943 als erste Langstreckenraketen der Welt die vierfache Schallgeschwindigkeit und erlangten später als "V-2" ("Vergeltungswaffe 2") traurige Berühmtheit.


Im Dezember 1943 wurde Oberth nach Reinsdorf bei Wittenberg zur Westfälisch-Anhaltinischen Sprengstoff AG (WASAG) abkommandiert, um die von ihm empfohlene ferngesteuerte Feststoffrakete zur Flugabwehr zu entwickeln.

Im April 1945, kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee, verließ er Reinsdorf, erreichte Moosburg in Bayern und wurde hier von den Amerikanern verhaftet. Nach kurzer Internierung konnte er nach Feucht bei Nürnberg zu seiner Familie zurückkehren.


In den 1940er und 1950er Jahren folgten weitere Veröffentlichungen, darunter eine Grundlagenarbeit zur Optimierung mehrstufiger Raketen. 1955 ging Oberth nach Huntsville/USA zu seinem ehemaligen Schüler Wernher von Braun, der zum Leiter des amerikanischen Raketenprogramms aufgestiegen war. 1960 ging er in den Ruhestand und kehrte nach Deutschland zurück, wo er sich bis zu seinem Tod philosophischen Fragen widmete und sich mit Parapsychologie beschäftigte.


Hermann Oberth starb am 28. Dezember 1989 in Nürnberg.



Oberth hatte sehr früh die wirtschaftliche Dimension der Raumfahrttechnik erkannt. Anwendungsvorschläge, die er als erster formulierte, reichten von Nachrichten- und Wettersatelliten über geologische, landwirtschaftliche und geographische Erkundung aus dem All bis zur industriellen Produktion in erdnahen Raumstationen und auf dem Mond, sowie extraterrestrischer Nutzung der Sonnenenergie durch Weltraumspiegel.

Er war wohl der bedeutendste Pionier der Raumfahrt-Wissenschaften und der Raketentechnik. Mit seinen Frühwerken "Die Rakete zu den Planetenräumen" (1923) und "Die Wege zur Raumschifffahrt" (1929) schuf er die wissenschaftlichen Grundlagen für die Entwicklung von Raketen und die bemannte Raumfahrt, und beschrieb darin bereits fast jedes Raumfahrtkonzept, das bis heute Wirklichkeit wurde: von den ersten Raketen und Satelliten bis zur Landung auf dem Mond; von interplanetaren Raumsonden und von wieder verwendbaren Raumfähren bis zur international bemannten Raumstation.


Auf der ganzen Welt beschäftigten sich zu seiner Zeit nur zwei weitere Menschen mit den Geheimnissen der Raumfahrt: der russische Gymnasiallehrer Konstantin E. Ziolkowski (1857-1935) fand bereits 1898 jene Grundgleichung und den Raketenkörper als Mittel für den Raumflug heraus; der amerikanische Raketenpionier Robert H. Goddard (1882-1945) las ebenfalls begeistert die Romane von Jules Verne und erarbeitete eine mathematisch-physikalische Theorie des Raketenantriebs.

Bemerkenswert und charakteristisch für die damalige Zeit ist die Tatsache, dass keiner etwas vom anderen wusste. Alle drei großen Raumfahrtpioniere gelangen unabhängig voneinander zu ihren bahnbrechenden Leistungen.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • 1948 Ehrenpräsident der Gesellschaft für Weltraumforschung, Stuttgart, die auch den ersten "Oberth-Preis" verleiht
  • 1959 Hermann Oberth wird Ehrenbürger des Marktes Feucht
  • 1961 Doctor honoris causa des Wesleyan College, Mount Pleasant, lowa, USA
  • 1961 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1963 Dr. Ing. e. h. der Technischen Universität Berlin
  • 1963 die Deutsche Raketengesellschaft wird in Hermann-Oberth-Gesellschaft umbenannt
  • 1963 Ehrenmitglied der Gesellschaft für Interplanetarik in Wien
  • 1971 Eröffnung des Hermann Oberth Museum in Feucht.
  • 1972 Doctor honoris causa der "Babes - Bolyai" - Universität, Klausenburg, Rumänien
  • 1976 Hermann – Oberth - Denkmal im Eichenhainpark von Feucht
  • 1981 Ehrenplakette am Flughafen Berlin - Tegel, zusammen mit Wernher von Braun und Rudolf Nebel
  • 1984 Doctor honoris causa der TH Graz, Österreich
  • 1984 Bayerisches Verdienstkreuz
  • 1985 Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland

Werke (Auswahl)#

  • Die Rakete zu den Planetenräumen, München, 1923
  • Brennkraftturbine mit Hilfsflüssigkeit, Reichspatentamt Berlin, 1925
  • Vorrichtung zum Antrieb von Fahrzeugen durch Rückstoß ausströmender Verbrennungsgase; Verfahren und Vorrichtung zum Verbrennen von Brennstoffen, zum Beispiel für Raketen; Verfahren zur schnellen Verbrennung von Brennstoffen, Reichspatentamt Berlin, 1929
  • Wege zur Raumschiffahrt, München, 1929
  • Verfahren und Vorrichtung zum raschen Verbrennen, Patentamt Bukarest, 1931
  • Rakete oder sonstiges durch Rückstoß angetriebenes Gerät, Reichspatentamt Berlin, 1941
  • Über die beste Teilung von Stufenaggregaten, Projekt einer Fernrakete, Peenemünde, 1942
  • Studien und Versuche am Windkanal Peenemünde, Bern, 1948
  • Kunstmonde und Stationen im Weltraum, Feucht, 1953
  • Menschen im Weltraum, Düsseldorf, 1954
  • Die Entwicklung der Raketentechnik in den nächsten zehn Jahren, Die Möglichkeit des Mondfluges, Huntsville, 1957
  • Das Mondauto", Düsseldorf, 1959
  • Stoff und Leben", Remagen, 1959
  • Vom Zweck der Weltraumstation, Feucht, 1965
  • Katechismus der Uraniden, Wiesbaden, 1966
  • Die Kakokratie - Der Weltfeind Nr. 1, Nürnberg, 1975
  • Parapsychologie - Schlüssel zur Welt von morgen, Nürnberg, 1976
  • Das Drachenkraftwerk, Nürnberg, 1977
  • Der Weltraumspiegel, Bukarest, 1978
  • Wählerfibel für ein Weltparlament, Feucht, 1983

Literatur#

  • Alfred Fritz, Der Weltaumprofessor, Reutlingen, 1969
  • H. Barth, Hermann Oberth, "Vater der Raumfahrt", 1991
  • Volkhard Bode/Gerhard Kaiser, Raketenspuren, Weltbild, 2008

Weiterführendes#

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl