Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Simon, Maria Dorothea #


6. 8. 1918, Wien


Psychologin, Psychoanalytikerin


Maria Simon wurde als Maria Dorothea Pollatschek am 6. August 1918 als einziges Kind in einer jüdischen Familie in Wien geboren, wo sie aufwuchs und die Schulen besuchte.

Sie verließ 1934 das Gymnasium und absolvierte bis 1936 eine Kindergärtnerinnenausbildung. 1936 ging sie nach Prag, um dort an der "Masarykschule für Sozial- und Gesundheitsfürsorge", einer Schule für Sozialarbeit, die von der amerikanischen 'Rockefeller Foundation' gegründet worden war, zu studieren.

Aufgrund der politischen Entwicklungen in der Tschechoslowakei 1938 (Münchner Abkommen) wurde die deutschsprachige Abteilung der Schule geschlossen und sie konnte diese Ausbildung nicht beenden. Nach einem Verwandtenbesuch in London blieb "Dorli" Simon die nächsten Jahre in England, wo sie als Erzieherin, Kindermädchen, Stubenmädchen und Putzfrau arbeitete und 1940 den Schulabschluss nachholen konnte.
(Ihre Großmutter, Tante und Mutter wurden nach Theresienstadt deportiert und schließlich ermordet; ihrem Vater gelang die Ausreise nach England.)

Sie begann in Anna Freuds "Hampstead Nursery", einem Heim für Kriegswaisen, zu arbeiten. Ab 1941 setzte sie mit einem Stipendium der tschechischen Exilregierung ihr Studium der Sozialarbeit an der Universität von Oxford fort, das sie 1944 als diplomierte Sozialarbeiterin abschloss.

Sie meldete zur britischen Armee, wo sie als 'Education-Sergeant' Soldaten und Soldatinnen unterrichtete; gleichzeitig begann sie ein Fernstudium an der London University, das sie mit dem akademischen Grad 'Bachelor of Science' in Wirtschaftswissenschaft und Politologie abschloss.

Ebenfalls 1944 heiratete sie Joseph Simon, den sie schon seit ihrer Zeit in der sozialistischen Jugendbewegung in Wien kannte, und der inzwischen amerikanischer Staatsbürger und als Soldat in England stationiert war. 1945 wurde das erste ihrer vier Kinder geboren. Nachdem sie ein Jahr in Dänemark verbracht hatte, ging Maria Dorothea Simon 1946 in die USA, wo sie als Sozialarbeiterin bei einer jüdischen Familien-Wohlfahrtseinrichtung (Jewish Welfare Service) in Seattle arbeiten konnte; 1947 erhielt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Da ihr Mann unbedingt nach Österreich zurückkehren wollte, übersiedelte die Familie nach Wien; wo sie Maria Dorothea Simon zunächst als 'Labour Advisor' bei der amerikanischen Besatzungsmacht tätig war.

Danach studierte sie an der Universität Wien Psychologie und Anthropologie, promovierte 1952 (Dissertation "Untersuchung an Kindern mit dem Children's Apperception Test von Bellak") und machte eine Lehr-Psychoanalyse, zuerst bei Otto Fleischmann, dann bei Alfred Winterstein. 1953 wurde sie Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und erhielt damit die Befähigung, als Psychoanalytikerin zu praktizieren.

Maria Simon war immer bemüht, ihre amerikanische Staatsbürgerschaft zu behalten (ihr Mann hatte wieder die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen), daher nahm sie Lehraufträge in den USA an. Von 1957 bis 1961 war sie Assistenz-Professorin an der University of Arkansas und leitete Lehrveranstaltungen an der University of Chicago sowie an der Hofstra University auf Long Island.

Ihrem Mann zuliebe kehrte sie 1961 wieder nach Wien zurück, wo sie ab 1963 als Assistentin am Institut für Höhere Studien (IHS) arbeitete und sich hier der Sozialforschung widmete. 1970 wurde ihr die Leitung der Lehranstalt für gehobene Sozialberufe (spätere Akademie für Sozialarbeit) übertragen, deren Direktorin sie bis zu ihrer Pensionierung 1983 blieb. In dieser Funktion konnte sie sowohl die Ausbildung als auch das Berufsbild der im Sozialbereich Tätigen reformieren.

Neben ihren Forschungsergebnissen publizierte Maria "Dorli" Simon Lehrbücher und theoretische Werke zur Sozialarbeit.

Auch nach ihrer Pensionierung blieb Dorli Simon weiterhin engagiert – sie gründete eine Beratungsstelle für Angehörige von psychisch Kranken und war als Expertin für Sozialarbeit u.a. bei der United Nation's World Federation of Mental Health (WFMH) tätig; bis ins hohe Alter setzte sie außerdem ihre internationale Vortragstätigkeit fort.

Dr. Maria "Dorli" Simon hat vier längst erwachsene Kinder, lebt in Wien und feierte 2018 ihren 100. Geburtstag.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien, 1998

Werke (Auswahl) #

  • Über den Affektwert von Wortdarstellungen: eine Untersuchung an Kindern, 1966
  • Psychohygiene und Mutterberatung. Eine Bestandsaufnahme als Grundlage für eine Reform. (gem.m. H. Strotzka), 1972
  • Psychologie, gestern und heute. Eine Einführung in die Geschichte und in die modernen Hauptströmungen, 1973

Weiterführendes#

Literatur#

  • I. Korotin et al; Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen, 2018
  • W. Paterno, E. Walisch; Ein Jahrhundert Leben, 2018
  • P. Pantuček-Eisenbacher: Zum 100. Geburtstag von Maria Dorothea Simon, in: Soziales Kapital 20/2018, S. 4–8

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl