Model of the Temple of Artemis#
Ephesus war schon eine Weltstadt, als Athen noch tiefste Provinz und Rom noch nicht einmal gegründet war. In ihren besten Zeiten zählte die antike Metropole 250.000 Einwohner, für damalige Verhältnisse eine schier unvorstellbare Zahl. Der legendäre Reichtum der Stadt hatte zwei Ursachen. Einerseits versprach der Handel zwischen Persien, Anatolien und dem Westen große Gewinne. Andererseits verdiente sich Ephesus als Wallfahrtsort eine goldene Nase. Pilger aus der gesamten antiken Welt kamen hierher, um Artemis, der unvergleichlich schönen Göttin der Jagd, des Waldes und des Mondes zu huldigen. Die Wurzeln des Kultes reichen mindestens 5000 Jahre zurück. Damals verehrte man die anatolischen Erdmutter Kybele, die schließlich mit der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Artemis verschmolz. Darstellungen zeigen sie oftmals als pure Lebenskraft, symbolisiert durch unzählige Brüste. Artemis gehörte zu den 12 olympischen Göttern und darf wohl als Vorläuferin der Emanzenbewegung gesehen werden. Sie war frei und kinderlos, eine jungfräuliche Jägerin, niemals verheiratet und keinem Mann untertan. Mit den Adonissen steht sie sogar auf Kriegsfuß, da sie sie für die Geburtswehen der Frauen verantwortlich macht. Sie war eine strenge, wilde und unzähmbare Göttin, Beschützerin der Frauen und Kinder. Ein Tempel ihr zu Ehren musste alle Maße sprengen: 125 m lang, 55 m breit, 25 m hoch, das Dach getragen von 127 Säulen – nicht zu unrecht eines der Sieben Weltwunder der Antike.