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Milet#

Milet
Milet, May 2012, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

'Alles ist aus Wasser entstanden'. Diese Erkenntnis von Thales aus Milet Milet, Turkey markiert den Beginn der abendländischen Philosophie. In den ionischen Städten an der Westküste Kleinasiens vollzog sich vor 2500 Jahren ein geistiger Wandel im Weltbild der Menschen, der zur Wiege der europäischen Kultur wurde und bis heute nachwirkt. Lange hatte es genügt, das Wirken der Natur den Göttern zuzuschreiben, doch nunmehr begann man, die Dinge zu ergründen und ihre Zusammenhänge logisch zu erfassen. Die Götter wurden erstmals in der Geschichte der Menschheit entmachtet - zugunsten einer natürlichen und vernunftbasierten Beschreibung der Welt. Thales aus Milet war der erste, der es wagte, die Welt rational zu erklären. Er spekulierte, alles Sein sei aus einem Urstoff entstanden. Dieser Gedanke war revolutionär, spricht doch die Alltagserfahrung dagegen. Dass Steine, Pflanzen und Menschen grundsätzlich aus denselben Bausteinen bestehen, ist nicht auf den ersten Blick offensichtlich. Thales vermutete Wasser als Urstoff, wobei er darunter mehr verstand als das feuchte Nass. Es war vielmehr die Essenz aller Dinge, das Eine, aus dem sich die Vielfältigkeit der Welt logisch durch Naturgesetze ableiten lässt. Die Welt funktioniere – so Thales – nach ewigen Gesetzen, völlig unabhängig von menschlichen oder göttlichen Handlungen. Damit schuf er einen radikal neuen Denkansatz, die Naturphilosophie. Neben Thales ebneten auch andere Mileter Naturphilosophen dem wissenschaftlichen Denken den Weg. Hekataios schrieb eine Geographie der damals bekannten Welt und Anaximander, ein Schüler von Thales, entwarf eine Weltkarte - aber nicht nur das. Der geistreiche Denker interessierte sich besonders für die Herkunft des Menschen. Weil Babies in hohem Maße schutzbedürftig sind, so schloss Anaximander messerscharf, hätte der erste Mensch niemals alleine überleben können. Daher müsse er von Tieren abstammen. Die reiche und weltoffene Hafenstadt Milet bildete den idealen Raum für die neu entstandene Denkweise. Zudem gab es handfeste Interessen der seefahrenden Bürgerschaft an umfangreichem Wissen über Astronomie, Meteorologie und Geographie.