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Spinalonga#

Spinalonga
Spinalonga, September 2013, © Gerhard Huber, under CC BY-NC 4.0 +Edu

Gegenüber vom Hafenort Elounda ragt eine venezianische Inselfestung in den Himmel, gleichsam die Antithese zum Touristenmekka. Ursprünglich als Schutzfort errichtet, trotzte Spinalonga tatsächlich allen Angriffen – bis 1903 die griechische Regierung das Bollwerk in ein Ghetto für Leprakranke verwandelte. 54 Jahre lang lebten hier über 1000 Patienten in einer Dorfgemeinschaft mit kompletter Infrastruktur. Es gab Schulen, Wäschereien, Kirchen, Lebensmittelläden, ein schlichtes Krankenzimmer und vier Tavernen. Die Aussätzigen setzten die Häuser instand, veranstalteten Tanzabende und Filmvorführungen und führten so ein fast normales, aber äußerst ärmliches und isoliertes Dasein. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie aus einer geringen staatlichen Rente. Manche heirateten untereinander und zeugten insgesamt 20 gesunde Kinder, die jedoch aufgrund der Ansteckungsgefahr in einem Athener Waisenhaus aufwuchsen. Später baute man eine Desinfektionskammer, sodass die Erkrankten von ihren Angehörigen besucht werden konnten. Erst 1953 fanden Ärzte ein wirksames Mittel gegen Lepra. Nach und nach wurden die letzten noch lebenden Leprakranken in die Freiheit entlassen, blieben aber in ihren Heimatdörfern weiterhin geächtet. Spinalonga wurde zum Mahnmal für die totale Isolierung unschuldiger Menschen.
Opposite the port of Elounda a Venetian island fortress towers in the sky, as it were the antithesis to the tourist mecca. Originally built as a protective fort, Spinalonga actually defied all attacks - until 1903, when the Greek government turned the bulwark into a ghetto for lepers. For more than 54 years more than 1000 patients lived in a village community with complete infrastructure. There were schools, laundries, churches, grocery stores, a simple hospital room and four taverns. The lepers repaired the houses, organized dance evenings and film screenings, thus leading an almost normal but extremely poor and isolated existence. They made a living from a small state pension. Some of them got married and gave birth to a total of 20 healthy children who, however, grew up in an Athenian orphanage due to the risk of infection. Later they built a disinfection chamber so that the patients could be visited by their relatives. It was not until 1953 that doctors found an effective remedy for leprosy. Gradually, the last living lepers were released to freedom, but remained outlawed in their home villages. Spinalonga became a memorial to the total isolation of innocent people.