Bartgeier#
Bartgeier, Lämmergeier / Gypaetus barbatus aureus
Klasse: Vögel/AvesOrdnung: Greife (Greifvögel)/Falconiformes
Familie: Geier/Aegypiidae
Beschreibung:
Größe 102-144cm, Flügelspannweite bis 250cm
an der Oberseite dunkelschwarzbraun, unten weißlich mit rostgelblichem Anflug; der Kopf ist weiß mit schwarzem Augenstreif, der sich in den schwarzen "Bart" fortsetzt; der Schwanz ist lang und keilförmig.
Der Horst wird in Felsen gebaut. Die 1-2 Eier sind rostbraun.
Verbreitung:
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Bartgeiers umfasste sämtliche Bergregionen Mittel-und Südeuropas, West- und Innerasiens sowie Nord-, Ost- und Südafrikas; überall wurde sein Bestand im 19. und 20. Jahrhundert dezimiert.
In Europa waren die stärksten Rückgänge zu vermerken, hier überlebten Bartgeier bis in die Gegenwart nur in den Pyrenäen, auf Korsika und Kreta sowie vereinzelt auf dem griechischen Festland. Der Alpenbartgeier wurde ausgerottet.
Dem Bartgeier wurde zu Unrecht auch das Töten von Gämsen und der Raub von Lämmern zugeschrieben, was auch zu seinem volkstümlichen Namen "Gamsgeier" und "Lämmergeier" führte. Diesen Ruf als Lämmer- oder auch Kinderräuber erhielt er zu Unrecht, denn Bartgeier ernähren sich von Gämsen, Schafen, geschwächten Tieren, Aas und Knochen(mark). Wenn sie auch ein tot geborenes Lamm bestimmt nicht verschmähen, dass die Vögel Tiere reißen, gehört eher in das Reich der Fantasie.
Verletzte oder geschwächte Tiere werden zum Absturz gebracht, und dann verzehrt. Frische Kadaver werden lieber genommen als alte, schon in Verwesung übergegangene. Knochen spielen eine große Rolle bei der Ernährung.
Die Gerüchte und Legenden über die "Bestie" wurden über Generationen überliefert und führten schließlich durch Abschuss, Fallenfang, Vergiftung und Aushorstung zum Aussterben des Alpenbartgeiers.
Zusätzlich erschwerend für das Überleben der Bartgeier in den Alpen wirkte sich der Rückgang der wilden Huftiere wie Gämse oder Steinbock; als Restefresser fanden sie kaum noch Wildtiere als Nahrung und mussten sich an Haustierkadaver halten (was aber durch neue strenge Richtlinien zur Kadaverbeseitigung ebenfalls kaum mehr möglich war).
Die wahrscheinlich letzte Sichtung eines Alpenbartgeiers gelang um 1930 in den Westalpen. Hier endete die Reproduktion um 1910, wohingegen im östlichen Verbreitungsgebiet Bruten bereits nach 1880 nicht mehr beobachtet werden konnten. Zwischen 1950 und 1980 wurden in den Alpen wieder vereinzelt Bartgeier gesehen.
In den 1920er Jahren gab es erste Versuche, den Bartgeier wieder in den Alpen anzusiendeln, die jedoch scheiterten.
1973 begann im Innsbruck die berühmte Bartgeierzucht des Innsbrucker Alpenzoo; 1978 wurde ein internationales Wiedereinbürgerungsprojekt auf Basis von in Gehegen nachgezüchteten Bartgeiern eingeleitet: es gelang, die ersten Bartgeier mit Hilfe eines Ammenvogels in einer Voliere aufzuziehen.
Bis 1986 dauerte der Aufbau eines Zuchtnetzes unter Beteiligung von rund 30 Tiergärten; Planung, Organisation und Durchführung des Projektes sowie die Koordination der Bartgeierzucht hatte die Station Haringsee zusammen mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien übernommen.Zur Freilassung wurden bzw. werden zumindest zwei Jungvögel noch im "Nestlingsalter" von ca. 3 Monaten in künstliche Horste (gut geschützte Felshöhlen) eingesetzt und von Betreuern, die selbst verborgen bleiben, mit Futter versorgt. Im Alter von ungefähr 118 Tagen fliegen die jungen Geier dann aus.
1986 wurden die ersten vier jungen, nachgezüchteten Bartgeier Hans, Fritz, Ellen und Winnie im Nationalpark Hohe Tauern (im Krumltal/Rauris) freigelassen, wobei Winnie wieder eingefangen werden musste.
Dieser Freilassung folgten weitere: seit 1987 in Bargy/Hochsavoyen (F), seit 1991 im Schweizer Nationalpark, seit 1993 im Nationalpark Mercantour (F) und im Naturpark Alpi Marittime (I) sowie seit 2000 im Nationalpark Stilfserjoch (I). Insgesamt wurden bisher 150 Tiere alpenweit ausgewildert, 45 im Nationalpark Hohe Tauern, davon 29 im Krumltal/Rauris.
Weil es aufgrund des ausgeprägten Territorialverhaltens eines Vogels nicht mehr möglich war, im Krumltal weitere Bartgeier freizulassen, erfolgten ab dem Jahr 2000 Freilassungen im Kärntner Seebachtal/Mallnitz, im Innergschlöß/Matrei in Osttirol, im Gasteiner Anlauftal, in Kals und im Bereich Glocknerstraße in der Gemeinde Rauris.
Ein wichtiger Bestandteil des Projektes ist die möglichst genaue Überwachung der freigelassenen Bartgeier auf ihrem weiteren Lebensweg. Das verwendete Markierungsmuster ermöglicht es dabei, die Jungvögel ungefähr drei Jahre lang - bis zur Mauserung - eindeutig zu identifizieren.
Um den weiteren Lebensweg der freigelassenen Bartgeier verfolgen zu können, wurde ein begleitendes wissenschaftliches Monitoring installiert: im ganzen Alpenraum wurde ein Netz freiwilliger Beobachter aufgebaut. Durch Mitarbeit der lokalen Bevölkerung, von Nationalpark-Mitarbeitern, Jägern, Ornithologen, Bauern und Touristen können so die Bartgeier weiter kontrolliert werden.
Seit 1997 gibt es regelmäßig erfolgreiche Freilandbruten von Bartgeiern, die im Rahmen des Projektes freigelassen wurden. Bisher schlüpften 40 Junge, von denen 33 überlebten. Der erste im Freiland geschlüpfte Jungvogel "Phénix Alp Action" hat bereits selbst ein Revier besetzt und eine Partnerin "Gilde" (ebenfalls ein 1998 im Engadin freigelassener Projektvogel) gefunden.
Es ist also gelungen, eine sich selbst erhaltende Bartgeierpopulation im Alpenraum wiederherzustellen. 2008 waren es bereits 10 aktive Brutpaare, sowie 1 zusätzliches Paar, das Nest baut, aber noch kein Gelege produzierte.
Bartgeier (Fauna)
Quellen#