Bergsteigerfriedhof Johnsbach#
Inmitten der wildromantischen Bergwelt des Ennstaler Gesäuses liegt die 200- Seelen Gemeinde Johnsbach Johnsbach, Steiermark .
Von hier geht man in ca. zwei Stunden zur Mödlingerhütte, dem Ausgangspunkt einer Wanderung auf die Pfarrmauer, oder einer leichten Klettertour auf den Admonter Reichenstein. Oder, man geht zunächst östlich und biegt dann zur Hesshütte nach Süden ab, die man nach ca. vier Stunden erreicht. Die komfortable Hütte bietet eine Unzahl von leichten und nicht so leichten Wanderungen/ Klettertouren an.
Besonders bekannt ist Johnsbach wegen seines Bergsteigerfriedhofs
„Es besteht wohl eine besondere Beziehung zwischen Himmel und Erde, wenn man vom Friedhof über den Kirchengrat in einer Linie zum Hohen Ödstein blickt. Im Bergsteigerfriedhof sind all jene Menschen begraben, die in den Gesäusebergen verunglückten.
Grabsteine und Grabkreuze erinnern an 83 hier begrabene Bergsteiger. 49 Gräber mit 59 Bergtoten sind noch erhalten, 24 weitere Alpinisten, deren Gräber bereits aufgelassen sind, ruhen auf diesem Friedhof.
Somit ist der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach der größte in Österreich und auch einer der größten der Welt. Ingesamt verzeichnet die Totenliste des Bergsteigerfriedhofes in Johnsbach in ihrer Statistik die Schicksale von 524 (diese Zahl ist seit Erscheinen dieses Artikels noch angewachsen) verunglückten Bergsteigern.
Ab den fünfziger Jahren wurden die Totgeborgenen aber vermehrt in ihre Heimatorte überführt. Der Rückgang der Gräber am Bergsteigerfriedhof hängt aber auch damit zusammen, dass erfreulicherweise immer weniger Bergsteiger in den Gesäusebergen verunglücken.“ (Einzelbroschüre)
„Einer der berühmtesten dort begrabenen Bergsteiger ist Gustav Jahn (1879-1919), akademischer Maler und Alpinist. Er studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste, gewann viele Preise unter anderem ein Malerstipendium für Rom, fuhr aber lieber ins Montblancgebiet, wo ihm eine Erstbegehung gelang.
Seine Bezwingung der Südwand der großen Bischofsmütze im Dachsteingebiet gilt als Meilenstein in der Entwicklung des Felskletterns.
Besonders gerne war er in den Dolomiten unterwegs, wo er unter anderem als erster die dritte Sellaspitze bestieg.
Als Maler wurde er mit seinen Gebirgsdarstellungen berühmt.“ (OBL)
Zu seiner Bergung gibt es umfangreiche Berichte
Hier z.B. die Nachricht aus der Österreichischen Touristenzeitung von 1919: „Sonntag, den 17. August kamen bei einem Versuche, den großen Ödstein über die Nordkante zu erklettern, aus ungeklärter Ursache die beiden bekannten Hochalpinisten Gustav JAHN, akademische Maler, und Michael KOFLER, Beamter der Staatsbahnen, beide Mitglieder unseres Klubs, zum Absturz und wurden tot im oberen Ödsteinkar aufgefunden. Von unserem Mitgliede, Herrn Ernst Aschenbrenner, erhielten wir folgenden Bericht über die Auffindung und Bergung der Abgestürzten: Gustav Jahn und Michael Kofler brachen Sonntag früh von Gstatterboden mit der Absicht auf, den Großen Ödstein über die Nordkante zu ersteigen. Da die beiden Montag abends noch nicht zurückgekehrt waren, machten sich die Herren Hans Richter, Stefansky und Goldschmidt der Sektion Bayerland Dienstag früh auf die Suche, und zwar stiegen die beiden ersteren in das Ödsteinkar auf, während der letztgenannte Herr über den Kirchengrat den Ödstein erreichte. Im oberen Winkel des Ödsteinkares auf dem Schneefeld fanden die Herren Richter und Stafansky die beiden Vermißten tot auf. Die Leiche Jahns war durch die Wucht des Sturzes in Stücke zerissen, die Leiche Koflers lag in der Randkluft und wies nur auf der Schädeldecke arge Verstümmelungen auf. Arme und Beine waren mehrfach gebrochen. Das Seil, welches beide verbunden hatte, war bei Jahn gerissen, der lange Teil lag bei Kofler, der es auch einigemal (vermutlich um den vorauskletternden Gefährten zu sichern) um den rechten Arm geschlungen hatte.“
Viele interessante Bilder mit z.B. Werken von Jahn hier.
Quellen#
- Siehe auch Beitrag "Platz des himmlischen Friedens"
- Beitrag zu Johnsbach im AEIOU
- Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 61.
Weiterführendes#
- Machreich, W.: Spitzer Schrei in Grabesruh’ (Wiener Zeitung)