Köhler#
Bei der Köhlerei handelt es sich um eine alte Handwerkstechnik, die der Erzeugung von Holzkohle dient. Mittels trockener Destillation wird Holz unter Luftabschluss erhitzt und über eine Zeitspanne von mehreren Wochen durchgekohlt, wobei es in möglichst reinen Kohlenstoff umgewandelt wird.
Das Köhlereigewerbe - meist als Nebengewerbe ausgeübt - ist üblicherweise im bäuerlichen Umfeld angesiedelt; das Wissen wird praktisch erworben und von Generation zu Generation, meist vom Vater an den Sohn, weitergegeben.
Traditionell hat sich das Köhlergewerbe vor allem in jenen Regionen entwickelt, wo durch die Montanindustrie erhöhter Bedarf an Holzkohle bestand (mit Holzkohle konnte man viel höhere Temperaturen erreichen als mit Holz). Erst mit der Gewinnung mineralischer Kohle und dem Sinken der Transportkosten durch die Entwicklung der Eisenbahn nahm die Bedeutung der Köhlerei ab.
Da es heute in Österreich nur noch ungefähr 15 Personen gibt, die diese Kunst verstehen und ausüben, wurde in den 1960er Jahren begonnen, ihre Kenntnisse aufzuzeichnen, sodass die Weitergabe des Handwerks auch an die nächste Generation gewährleistet ist.
Die wenigen österreichischen Köhlereien sind über das ganze Bundesgebiet verstreut, wobei das niederösterreichische Rohr im Gebirge mit derzeit 6 Köhlereibetrieben ein regionales Zentrum der österreichischen Köhlerei bildet.
Anfang 2011 wurde die Köhlerei in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich (der Unesco) aufgenommen.
Heute wird die erzeugte Holzkohle hauptsächlich als Grillholzkohle (zum Grillen im Sommer und Maronibraten im Winter) verwendet.
Die Technik:#
Der Platz, wo der Holzstoß aufgebaut wird, die "Kohlgrubn", muss ein trockener ebenener Platz sein, auch die Windverhältnisse müssen passen.
Getrocknetes Holz - Buche, Eiche, Birke, Fichte, Tanne - in einer Länge von 1 - 2 m wird um einen aus Stangen errichteten Feuerschacht, den so genannten "Quandl", dicht gelagert und mit einer feuerfesten Schichtung aus Reisig, Rasen und Erde ("Lösch") abgedeckt. Im Feuerschacht wird der Meiler angezündet. Um die Luftzufuhr und damit die Verkohlung des Holzes zu regulieren, werden Löcher in den Mantel des Meilers gestoßen.
Der Köhler muss nun den Meiler Tag und Nacht im Auge behalten. In der ersten Woche wird auch nachts nachgeheizt und der Meiler kontrolliert, ob und wie sich der Verkohlungsvorgang richtig von oben nach unten bewegt. Mittels neuer Luftlöcher und Verschließen der alten wird der Verkohlungsvorgang unter Kontrolle gehalten. Mit dem Ansticheisen erfühlt der Köhler bei den Luftlöchern, ob er noch auf Holz, oder bereits auf Kohle stoßt. Je nach Größe brennt ein Meiler 2 - 3 Wochen, dann ist er Meiler "durchgekohlt".
Jetzt beginnt der Zerlegungsprozess, das sogenannte "Ausstören": die "Lösch" wird abgeschaufelt und die noch warme Holzkohle mit wenig Wasser abgespritzt. Sie kommt in die "Kohlhüttn" und kann tags darauf abgefüllt werden.
Die Holzkohle, die man heute in Supermärkten kaufen kann, wird meist industriemäßig produziert, da die chemische Industrie Stoffe aus dem Holz benötigt. Im Schnellverfahren wird mit Fremdenergie das Holz aufgeheizt, damit sich die chemischen Stoffe lösen, das verkohlte Holz bleibt als Abfall übrig.
Literatur#
- H. und W. Ast und E. Katzer, Holzkohle und Eisen, 1971
- H. Ast und L. Waltner, Holzkohlenerzeugung im Langmeiler, 1983
Quellen#
- AEIOU
- Immaterielles Kulturerbe UNESCO
- Rohr im Gebirge
- Köhlerei Hochecker
- Österr. Freilichtmuseum Stübing
- Europäischer Köhlerverein
Siehe auch: