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Die Chorinsky-Klause bei Bad Goisern#

Urgewalt und Faszination stürzenden Wassers

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Stautore
Während des Aufstauens fließt nur das "Überwasser" durch die Stautore
© Hilde und Willi Senft

Im Weißenbachtal bei Bad Goisern Bad Goisern, Steiermark können wir nicht nur das hohe technische Können unserer Altvorderen bewundern, sondern uns auch von der Urgewalt des Wassers beeindrucken lassen.

Hier wurde vor rund zweihundert Jahren eine Stau- und Förderanlage für die Holztrift - den Holztransport - gebaut, zumal das Weißenbachtal ein besonders waldreiches Revier war und ist, in dem früher einmal an die hundert Holzknechte Beschäftigung fanden. Die Salinen waren die größten Holzabnehmer, und der Holzbeschaffung für die Sudpfannen und den Bergbau galt die größte Sorge der Waldmeister des Kammergutes.

Das Wasser bot sich als billigste Transportweise an, doch versiegte es im Kalkgebirge immer so rasch, daß es für die Trift, notwendiger aufgestaut werden mußte. So ließ der technisch besonders versierte Waldmeister Pfifferling (nomen est omen) zwischen 1805 und 1819 die Steinklause im Weißenbachtal von Facharbeitern aus Oberkrain errichten.

Mittels der sechs Meter hohen Steinmauer konnten mehr als 16.000 Kubikmeter Wasser aufgestaut werden. Sie wurde aus behauenen, quaderförmigen Steinen so kunstvoll zusammengefügt, daß sie ohne Beton - nur durch eine leichte bergseitige Wölbung - dem ungeheuren Wasserdruck bis auf den heutigen Tag widersteht.

Eine Woche vor der Trift wurden die Tore geschlossen. Das in ein Meter lange Stücke vorbereitete Holz war bachabwärts so gelagert, daß es möglichst rasch „eingewassert" werden konnte. Zum genau vorbestimmten Zeitpunkt wurde das große Schlaglor „geschlagen" und damit dem nötigen Wasserschwall freier Lauf gegeben.

Das Schlagtor heißt deshalb so, weil eine kunstvolle Verriegelung mit einem „Schlag" geöffnet wird, so daß das einflügelige, in Zapfen drehbare Tor durch den Wasserdruck nach außen aufspringt und das aufgestaute Wasser herausschießt.

Schlagtor
Mit Urgewalt schäumt das Wasser durch das geöffnete Schlagtor.
© Hilde und Willi Senft

Die Holzstücke wurden nun ins Wasser gestoßen und schwammen bachabwärts bis nach Weißenbach, knapp oberhalb der Einmündung des Goiserers Weißenbachs in die Traun, wo ein „Rechen" sie sammelte.

Im Jahr 1819 wurde die Anlage in Anwesenheit des Hofkammerpräsidenten Graf Chorinsky erstmals in Betrieb genommen: sie deckte bis 1850 den vollen Bedarf der Saline Bad Ischl und einen Teil jener von Hallstatt. Erst eine 1899 durch Unwetter bedingte Versandung des Holzrechens führte zur gänzlichen Einstellung des Triftbetriebs. Die Klause erwies sich aber während der nächsten siebzig Jahre als wichtige Geschiebesperre und Hochwasser-Rückhalteanlage.

1968 wurde sie überholt und saniert. Heute ist sie wieder eine großartige Fremdenverkehrsattraktion, denn mehrere Mal im Jahr (die Termine werden vom Tourismusbüro in Bad Goisern festgelegt und verlautbart) wird die Klause „geschlagen" und zu diesem Zweck die Forststraße bis hinein zum romantischen Platz für den jeweiligen Nachmittag freigegeben. Je nach Wasserführung des Goiserer Weißenbachs werden maximal viertausend Kubikmeter Wasser angestaut und entleeren die Klause innerhalb von etwa fünf Minuten.

Das Schauspiel ist absolut sehenswert und der Moment des Austritts des gewaltigen Wasserschwalls nahezu atemberaubend. Wunderschön sind auch die Lichteffekte, wenn durch das geöffnete Schlaglor die smaragdgrüne Wasserwand sichtbar wird.

Aber nicht nur heute, schon im kaiserlichen Ischl war dies eine echte Sensation. Einem Prospekt aus dem Jahre 1830 ist zu entnehmen, daß ein Trommler auf der Ischler Esplanade den Zeitpunkt verkündete, wann wieder „geschlagen" wurde. Landfuhrwerke, Reiter und noble Equipagen setzten sich hierauf in Bewegung, und die Chorinsky-Klause wurde für einige Stunden zum Sammelplatz der Ischler Sommergäste.

Wandervorschlag#

Die fünf Kilometer lange Strecke von Weißenbach bis hinein zur Klause ist gleichzeitig eine nette Wanderung, die zu einer Rundtour über die sogenannte Lahngriesstube ausgedehnt werden kann, wofür gut 3 Std. an Gesamtgehzeit einzuplanen sind. Den Hinweg nimmt nun um besten über die Lahngriesstube und den Rückweg über die Forst-Zufahrtsstraße. Die Pkw haben bald nach dem Klausschlagen, das immer um 17 Uhr stattfindet, die Straße verlassen, so daß keine Staub- und Lärmbelästigung mehr gegeben sind (Kompaß WK Nr. 18 und 20).

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.


Redaktion: Hilde und Willi Senft